Auf der Suche nach dem Sweet Spot: Moto G gegen Lumia 520

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Oberklasse-Geräte wie das LG G2, das Lumia 1020 oder das HTC One dominieren die Presse, aber für die Marktdurchdringung der Betriebssysteme sorgt vor allem die Geräteklasse unterhalb 200 €. Hier treten seit Kurzem zwei echte Preis-Leistungskracher gegeneinander an. Wer trifft  den Sweet Spot eher? Das Moto G oder das Lumia 520?

Nokia hat  im Oktober 2013 eindrucksvoll mit den Statistiken zu seinen Lumia Geräte bewiesen, dass günstige Geräte keine schlechten Geräte sein müssen. Das seit Mai 2013 im Handel befindliche, mittlerweile für unter 100 € erhältliche Windows Phone 8 Einsteigergerät „Lumia 520“ führte die Statistik der WP8 Geräte im Oktober 2013 von Nokia klar an. Nokia hat mit dem Lumia 520 aber noch etwas anderes geschafft: Nämlich ein vollwertiges Smartphone für jedermann zu bauen. Das Lumia 520 schlägt sich im unmittelbaren Vergleich zu Geräten weit oberhalb der Preisklasse von 200 € hervorragend und kann sich (je nach Anforderungen) sogar gegen das iPhone 5 behaupten. Kurz und knapp: Das Lumia 520 ist ein Erfolgsprodukt von Nokia.

Vorgespult zum 13. November 2013: Motorola stellt das Moto G vor und verspricht ein Android Gerät, das für seinen unfassbar niedrigen Preis von nur 169 € alle wesentlichen Elemente eines High-End Geräts bieten soll.

Es erfordert also nicht viel Phantasie, um sich die Frage zu stellen, wie sich diese Einstiegsgeräte der beiden Betriebssystem im Vergleich schlagen. Ein Blick in die Kaufberatungen oder Online Reviews zeigt, dass beide Gerät für preisbewusste Käufer eng beieinandern liegen. Welches Gerät bietet mehr fürs kleine Geld? Hat das mittlerweile etwas ältere aber auch günstigere Lumia 520 gegen den Preisbrecher Moto G noch eine Chance?

Diese Fragen beantwortet dieses Review!

Inhaltsübersicht

1. Die Kontrahenten

2. Vergleich der Hardware
2.1 Das Display
2.2 Das Gehäuse
2.3 Die sonstigen Leistungsdaten
2.4 Der Akku
2.5 Die Kamera
2.6 Der Lieferumfang
2.7 Fazit zur Hardware

3. Vergleich der Software
3.1 Grundsätzliches zu Windows Phone 8 und Android 4.3
3.2 Das Ökosystem
3.3 Die wichtigsten Nutzungsgebiete
3.4 Fazit zur Software

4. Fazit und Ergebnis

1. Die Kontrahenten

Die Kontrahenten trennt in Bezug auf ihren Verkaufsstart ein halbes Jahr. Das ist im mobilen Bereich immens und das macht sich auch in den Daten der Geräte bemerkbar. Das Moto G bietet im Grunde überall mehr: größeres Display, höhere Auflösung, mehr Prozessorkerne und höhere Prozessortakt sowie doppelt so viel Arbeitsspeicher. Zur Übersicht habe ich einmal die wesentlichen Details in der Tabelle unten zusammengetragen. Auch im Bezug auf den Preis hat sich die ursprünglich nicht sehr große Distanz aufgrund der langen Verfügbarkeit des Lumia 520 auf dem Markt mittlerweile stark vergrößert. Während das taufrische Moto G mit knapp 170 € zu Buche schlägt, trifft man das Lumia 520 allgemein für um die 120 € an (Stand jeweils Dezember 2013, Amazonpreise)

Moto G Lumia 520
Displaygröße 4,5 Zoll 4 Zoll
Auflösung 1280 x 720 Pixel (329 DPI) 800×480 (233 DPI)
Prozessor Qualcom Snapdragon 400 Quad Core 1,2 GHz Qualcomm S4 Dual Core 1 GHz
Grafik Adreno 305 Adreno 305
Arbeitsspeicher 1 GB 512 MB
verbauter Speicher 8 GB oder 16 GB, nicht erweiterbar 8 GB, erweiterbar mit microSD
Kamera 5 MP Rück- und 2 MP Vorderseite, LED-Blitz 5 MP Rückseite ohne Blitz
Akku 2070 mAh (fest verbaut) 1430 mAh (wechselbar)
Farben schwarz, weiss, rot, gelb, blau, türkis, violett (Rückschalte wechselbar) schwarz, weiss, rot, gelb, blau (Rückschale wechselbar)
Datennetz maximal 21,1 Mbps: HSDPA, HSUPA (kein LTE) maximal 21,1 Mbps: HSDPA, HSUPA (kein LTE)
WLan 802.11 a/b/g/n 802.11 a/b/g/n
Bluetooth 4.0 mit A2DP und LE 4.0 mit A2DP und LE
GPS A-GPS und GLONASS A-GPS und GLONASS
Sensoren Beschleunigung, Drehbewegung, Annäherung, Kompass Beschleunigung, Annäherung
gratis Cloudspeicher 65 GB (gratis 50 GB Google Drive für 2 Jahre) 7 GB (SkyDrive)
Betriebssystem (Stand: 16.12.2013) Android 4,3 (Kitkat 4.4 garantiert) Windows Phone 8 GDR2/Amber (GDR3/Blck höchstwahrscheinlich)

Die Kontrahenten im Detailvergleich

2. Vergleich der Hardware

Die auffälligsten Unterschiede ergeben sich selbstverständlich zuerst bei der Hardware. Egal ob Displaygröße, Verarbeitung oder Gefühl in der Hand. Hier entscheidet sich eine mögliche Kaufentscheidung zuerst.

2.1 Das Display

Die Unterschiede in den Displays sind gravierend. Neben der Größe (4,5 vs. 4 Zoll) liegt das vor allem an der verbauten Technik und der Auflösung. Das Urteil ist hier ganz klar: Das Moto G bietet eindeutig das Display mit der deutlich besseren Schärfe, besserem Kontrast und Blickwinkelstabilität. Das Moto G liefert ein Display das problemlos auch in einem High End Gerät verbaut werden kann und es ist mit Abstand das Bauteil, das angesichts des Preises von nur 170 € am Meisten für Begeisterung sorgt. Das Display ist schlicht großartig und liegt nach meinem Geschmack beispielsweise mindestens gleichauf mit dem iPhone 5.

Dagegen wirkt das Display des Lumia 520 unscharf, blass und vor allem sehr blickwinkelabhängig. Hier lässt sich das Lumia seinen günstigen Preis deutlich anmerken und trotz gleicher Technik (IPS-LCD-Displays) ist der Unterschied spürbar. Ist das Display schlecht? Nein: Das Display des Lumia 520 geht definitiv in Ordnung. Mit automatischer Helligkeit hatte ich weder In- noch Outdoor Ableseprobleme. Auch die geringere Pixeldichte ist nicht so gravierend, was vor allem an der „Kachel Oberfläche“ von Windows Phone 8 liegt. Das gesamte User Interface ist auf gerade Schnitte, rechte Winkel und abstrakte Formen ausgelegt. Man merkt von den „nur“ 233 DPI bei Windows Phone 8 nur etwas, wenn viel kleiner Text angezeigt wird. Im Browser zum Beispiel wird der Nachteil spürbar.

Während ich im Vergleich zum iPhone 5 angesichts dessen gut vierfachen Preises dem Lumia noch einen Achtungserfolg zugestehen konnte, ist das Ergebnis im Vergleich zum Moto G nicht mehr so schmeichelhaft. Ein derartig gutes Display im Bereich unter 200 € lässt einfach kein Raum mehr für Nachsicht. Für nur 50 € mehr bekommt man hier das gefühlt 500 € bessere Display.

Hinweisen muss man hier allerdings darauf, dass das Nokia im Lumia 520 ein hochsensitives Display verbaut. Die Bedienung mit Handschuhen ist anders als beim Moto G also möglich. Bei mir hat auf höchster Sensitivität das Lumia aber hin und wieder „überreagiert“, was diesen „Vorteil“ irgendwie auffrisst.

Ich habe auf beiden Geräten seit dem ersten Tag Displayschutzfolien verwendet (wie man sieht). Während ich beim Lumia aber nach wie vor nicht eindeutig sagen kann, ob Gorilla Glas verbaut wird, ist dies beim Moto G eindeutig der Fall. Dort wird sogar Gorilla Glas 3 verbaut.

Abschließend noch ein Hinweis: Das Moto G setzt auf reines Android und hat daher keine Hardwaretasten. Bei der derzeitigen Androidversion sind also meist die Onscreen Tasten angezeigt und fressen etwas Displayplatz. Beim Lumia sind jedoch die (bis zum Release von Windows Phone 8.1 jedenfalls) standardmäßigen Tasten unterhalb des Displays verbaut und nehmen ihm deshalb keinen Platz weg

2.2 Das Gehäuse

Das Gehäuse des Lumia 520 gefällt mir sehr. Das Gerät wirkt substantiell, griffig und angenehm rund. Aufgrund der geringeren Gesamtgröße und der mattierten, rutschresistenteren Rückseite eignet es sich hervorragend für Ein-Hand-Bedienung. Das Moto G ist in seiner schwarzen Grundausstattung etwas rutschiger und vor allem größer und für die Ein-Hand-Bedienung damit dezent schlechter geeignet. Auch sieht man Fingerabdrücke auf dem schwarzen Moto G besser als auf dem schwarzen Deckel des Lumias (den ich ebenfalls habe). Die Tasten und Stecker sind ansonsten nahezu identisch. Beide haben die Standard 3,5 mm Klinke am oberen Ende und den micro USB Stecker am unteren Ende.




Oben: Moto G und Lumia 520 Oberseite, unten: Moto G und Lumia 520 Unterseite

Die linke Seite (nicht abgebildet) ist jeweils völlig blank und auf der rechten Seite finden sich Powertaste und die Lautstärkewippe. Das Lumia hat zudem noch den bei Nokia üblichen Kameraknopf. Diesen extra Knopf nur für die Kamera finde ich extrem sinnvoll … seine ganze Pracht kann er aber nur mit einer brauchbaren Kamera entfalten. Ohne dem Abschnitt über die Kamera vorweg greifen zu willen, lässt sich die bei beiden Geräten nicht wirklich als „gut“ bezeichnen. Der Kamera Knopf ist beim Lumia also mehr Schein als Sein. Der Druckpunkt der Tasten gefällt mir beim Moto G ansonsten deutlich besser, dafür sind die Tasten dort allerdings auch etwas klapperiger.


Die rechte Seite von Moto G und Lumia 520

Beide Geräte erlauben es, die Rückseiten abzunehmen, aber nur beim Lumia ist der Akku wechselbar und es findet sich ein Steckplatz für SD-Karten. Beide Geräte nutzen eine micro-SIM. Beim Moto G ist die abnehmbare Rückseite also vor allem dafür da, den Wechsel der Rückseite aus optischen Gründen zu ermöglichen. Die Rückseiten des Lumia sind seit langem erhältlich und kosten schmales Geld. Die „Back Door Shells“ des Moto G trudeln derzeit nur langsam und zu hohen Preisen bei den Händlern ein. Sobald mein weisses Back Door eintrifft, werde ich meinen Eindruck nachtragen, aber bisher lassen die ersten Reaktionen anderer Nutzer darauf schließen, dass die Extra Rückseiten etwas griffer als die standardmäßig verbauten sind. Die Rückseite des Moto G hat außerdem eine kleine Delle unterhalb des LED-Blitz, in die auch das Motorola „M“ eingelassen ist. Diese Mulde zieht den Zeigefinger beim Halten magisch an und fühlt sich wirklich einzigartig an.


 
Abnehmbare Rückseite: Oben: Moto G, unten: Lumia 520

Das Moto G bietet schließlich noch drei Upgrades gegenüber dem Lumia. Zum Ersten hat die Kamera einen LED-Blitz, zum Zweiten gibt es eine 2 MP Frontkamera für Videogespräche und drittens hat das Moto G eine Benachrichtungs-LED. All das zeigt, wie sehr sich der Einstiegspreisbereich gewandelt hat. Die Benachrichtigungs-LED blinkt stets weiss. Mangels Root oder Custom Roms fürs Moto G habe ich bisher nicht testen können, ob über Modifikationen auch andere Farben erreicht werden können. Bis auf Weiteres muss man also davon ausgehen, dass die LED tatsächlich einfarbig (weiss) ist. Nichtsdestrotz funktioniert sie tadellos und stellt für mich gegenüber dem Lumia einen kleinen Mehrwert dar.

2.3 Die sonstigen Leistungsdaten

Die internen Daten werden durch zwei Faktoren bestimmt: Erstens den Vergleich Quadcore gegen Dualcore und zweitens den doppelten RAM beim Moto G.

Während Windows Phone 8 zu Recht den Ruf hat, auch aus mikrigster Hardware ein flüssiges Bediengefühl herausgequetschen zu können, sagt man Android ebenfalls nicht zu Unrecht nach, dass selbst Hochleistungsprozessoren wie Samsungs Doppell-Quadcore im Galaxy S4 keine stotter- und ruckelfreie Bedienung garantieren. Im Bezug auf die beiden Kontrahenten hier, bewahrheiten sich beide Vorurteile zum Teil.

Das Lumia 520 bietet absolut flüssige Bedienung. Nichts ruckelt oder stottert. Egal, ob durch den Homescreen oder durch die Apps gewischt wird: Der Dualcore Prozessor S4 kommt mit Windows Phone 8 locker klar. Etwas deutlicher wird die schwächere Rechenkraft beim Starten von Apps und bei hardwarehungrigen Spiele (dazu aber später noch). Während die CPU im Lumia also keinen Anlass zur Kritik bietet, sind die nur 512 MB Ram mittlerweile doch spürbar. Das liegt nicht so sehr an einigen Apps im Windows Phone Store, die mindestens 1 GB verlangen, sondern an den immer deutlichen Nachladezeiten, wenn zwischen mehreren Apps gewechselt werden soll. Nokia hat diesbezüglich das Lumia 525 angekündigt, dass den Ram verdoppeln soll.

Das Moto G hingegen setzt auf den Snapdragon 400, eine Weiterentwicklung des S4 mit 4 Kernen und leicht höheren Maximaltakt. Dank purem unmodifizierten Android reicht die Power auch deutlich aus, um die grundsätzlichen Elemente wie Homescreen, Appdrawer usw. flüssig zu animieren. Das seit Android 4.1 eingesetzte V-Sync in Project Butter sorgte für eine klare Verbesserung im Bediengefühl bei Android. Der doppelte RAM ist zwar ein Mehr gegenüber dem Lumia 520, für Android aber auch nötig. Das Appwechseln geht soweit sehr gut, bei sechs offenen Apps und aufwärts merkt man aber, dass Android den Inhalt einiger älterer Apps vergisst. Hier wird sich zeigen, wie sich das versprochene Update auf Android 4.4. („garantiert“ für Januar 2014) auswirkt.

Ansonsten bieten beide Geräte alle üblichen Verbindungsmöglichkeiten wie WLan, Bluetooth 4.0 und GPS. Beide Geräte haben ein FM-Radio integriert und verfügen über kein NFC. Das Lumia bietet darüber hinaus den bereits angesprochenen Steckplatz für eine bis zu 64 GB Speicher fassende SD-Karte. Alles in allem aber Standardkost. Ich hatte mit keinem der Geräte Probleme in irgendeinem WLan Netz oder mit irgendeinem meiner Bluetooth Geräten.

Ich nutze von dem Moto G die 8 GB Variante, so dass sich die Daten auch insoweit gleichen. Im Auslieferungszustand bietet das Moto G etwas 5,5 GB freien Speicher während das Lumia mir damals 5,8 bot. Auf beiden Geräten hatte ich nach Installation aller meiner wichtigen Apps, Download einiger Podcasts und Spotify Playlists noch ca. 2 GB Speicher frei. Wer aber ausladende Musik- und Filmsammlungen hat, ist mit dem erweiterbaren Speicher des Lumia 520 natürlich besser dran. Auf diesem Extra Speicher können unter Windows Phone 8 allerdings keine Apps installiert werden, so dass der Speicher wirklich nur Video- und Musikjunkies zu gute kommt (das Update auf Windows Phone 8.1 ändert das aber teilweise).

2.4 Der Akku

Die Akkus unterscheiden sich in ihrer Kapazität deutlich mit 1430 mAh beim Lumia 520 und 2070 mAh beim Moto G. Natürlich muss der Akku im Moto G auch deutlich stärkere Hardware sowie mehr Pixel und einen größeren Bildschirm versorgen. Trotzdem kann man die Laufzeit des Moto G nicht anders als deutlich überdurchschnittlich beschreiben. Egal ob Lumia 520, Samsung S2, iPhone 5 … alle Geräte sind bei mir am Ende des Tages bei mittlerer Nutzung fast leer. Ich synchronisiere mehrere e-Mail Konten per Push, lade im Hintergrund Twitter und andere Instant Messanger, habe Ortungsdienste immer an und streame viel Spotify über WLan an einen Bluetooth Empfänger. Das Display ist dabei immer auf automatischer Helligkeit. Es wundert also nicht, wenn das übliche Smartphone bei mir am Ende des Tages am einstelligen Bereich der Batterieladung kratzt. Das Moto G hingegen kommt selten mit unter 40 % nach Hause. Gefühlt empfinde ich das Moto G tatsächlich fast doppelt so ausdauernd wie meine aktuellen Vergleichsgeräte. Das ist wirklich beeindruckend.

2.5 Die Kamera

Kommen wir zur unrühmlichen Kameradisziplin: unrühmlich für beide Kandidaten. Die Wahl zwischen beiden Kameras ist leider – und daran führt kein Weg vorbei – eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Unter sehr guten Lichtverhältnissen liefern beide recht passable Bilder. Dank jeweils nur 5 Megapixel sollte man diese Bilder aber nicht auf zu hochauflösenden Displays oder gar gezoomt betrachten.

Sobald die Lichtverhältnisse aber auch nur etwas ungünstiger werden, liefern beide Kameras mehr Pixelbrei als Bilder. Allerdings schlägt sich das Lumia hier nokiatypisch etwas wackerer, wie die Beispielsbilder zeigen.

Im Endeffekt werden beide Geräte aber auch nicht als Kameraersatz beworben und wer ein Gerät in dieser Preisklasse kauft, plant sicherlich nicht, damit seinen Urlaubserinnerungen festzuhalten. Für Schnappschüsse oder Fotoscans von Dokumenten reicht die Kamera sicherlich aus.

 
Bilderqualität: Oben Moto G, unten Lumia 520

Die Beispielbilder wurden beide im Automatikmodus ohne HDR aufgenommen. Beide Kameras haben noch einige Extras. Das Moto G hat beispielsweise einen Slo-Mo Modus ähnlich dem des iPhone 5S und erlaubt die Aufnahme von Serienaufnahmen, indem der Auslöser gedrückt gehalten wird. Das Lumia bietet ähnliche Extras, jedoch sind diese Features dort in verschiedenen Kamera Apps verstreut.

Eine Frontkamera bietet das Lumia 520 nicht. Skype oder andere Videochats dürften optisch also etwas langweiliger werden. Das Moto G hingegen verfügt über eine 2 MP (Full HD) Frontkamera.

2.6 Der Lieferumfang

Dieser Abschnitt wäre im Grunde keiner besonderen Erwähnung wert. Allerdings stellt das Moto G hier eine Art „Negativrekord“ auf. Es ist eines der weniger Geräte, dass ohne Netzteil ausgeliefert wird. Im Lieferumfang findet sich einzig das Moto G selbst und ein micro-USB-Kabel zum Laden und Datenübertragen. Das Lumia hingegen kommt mit separatem Ladegerät, extra micro-USB Kabel und Kopfhörern.

 
Der Lieferumfang: Links das Moto G und rechts das Lumia 520

Diese Netzteillosigkeit ist allerdings nur halbe Realität. Bei nahezu allen Händler wird nämlich ein Ladegerät beigelegt: so etwa bei Saturn, Media Markt und Amazon. Ob das wirklich sinnvoll ist, ist allerdings fraglich. Die EU hat schließlich nicht umsonst durchgesetzt, dass (jedenfalls in Europa) ein einheitlicher Steckerstandard bei Smartphones einzuhalten ist und unnötiger Elektroschrott durch tausendfach mitgeliefertes identisches Zubehör vermieden wird. Auch ich habe mehrere Ladegerät zuhause und hätte das weitere Teil nicht gebraucht. Wie auch immer: meine Amazon Lieferung sah jedenfalls so aus:


Keine Ausnahme: Viele Händler legen dem Moto G ein Ladegerät bei

2.7 Fazit zur Hardware

Der Hardwarevergleich liefert insgesamt ein klares Ergebnis. Das Moto G fährt hier weitesgehend einen haushohen Sieg ein, was ganz vorrangig am Display liegt. Das Moto G liefert im Vergleich zu vielen 300 € Geräten absolut konkurrenzfähige Displaytechnik und ist im Vergleich zu seinem Preis schlicht phenomenal. Aber auch die restliche Ausstattung von den Interna bis zur besseren äußeren Ausstattung ist dem Lumia 520 überlegen.

Das Lumia kann hier nur wenig punkten. Zu betonen ist aber die ebenfalls sehr gut Verarbeitung, die Speichererweiterbarkeit und der noch niedrigere Preis.

Ob das Gesamtpaket des Lumias für ca. 120 € oder das des Moto G für ca. 170 € der Sieger ist, ist letztlich aber nicht ganz so einfach zu beantworten. In diesem niedrigen Preisbereich ist jeder gesparte Cent für den Hersteller ein guter Cent und schon wenig Einsparung kann einen großen Unterschied in den verbauten Komponenten bedeuten. Mein persönlicher Sieger ist allerdings das Moto G.

3. Vergleich der Software

Die Entscheidung zwischen Moto G und Lumia 520 ist aber nicht nur die Wahl zwischen zwei Geräten, sondern vor allem auch eine Wahl zwischen zwei völlig verschiedenen Betriebssystemen. Die Frage, welches System hier das richtige ist, ist noch viel mehr von den eigenen Vorlieben abhängig, als bei der reinen Gerätewahl.

3.1 Grundsätzliches zu WP8 und Android 4.3

Zuerst zu den grundsätzlichen Unterschieden der Nutzeroberflächen: Android und iOS bieten einen seitwärts scrollbaren „Homescreen“, auf dem sich statische Rechtecke (mit mehr oder weniger runden Ecken  ) anlegen lassen, die als Zugang zu den einzelnen Anwendungen dienen. Zusätzlich bietet Android Widgets, also Anwendungen die direkt auf dem Homescreen laufen und direkt Informationen wie Kalender oder den Twitterfeed anzeigen. Der Hintergrund wird dabei von einem frei wählbaren Bild belegt. Android selber darf mit Recht als das offenste und vielseitigste mobile System bezeichnet werden. Jeder Aspekt lässt sich modifizieren. Je nach Lust und Laune und vor allem je nach der Bereitschaft, sich in die Tiefen des Systems einzugraben, kann jeder Aspekt des System optisch und funktional verändert werden. Wer will, kann das gesamte System optisch auf den Kopf stellen, die Standardapps austauschen oder ganz andere Firmwares aufspielen. Der Modifizierbarkeit sind hier keine Grenzen gesetzt. Diese Flexibilität erkauft sich Android allerdings mit einer gewissen Ineffizienz. Tendenziell kann Android alles, braucht aber mehr Ressourcen. Auf gleicher Hardware ist Android meist langsamer als WP8 und neigt öfter zu Stottern oder Rucklern in der Bedienung. Im unmodifizerten puren Zustand, so wie ihn Motorola auf dem Moto G ausliefert, ist das System aber sauber und flüssig bedienbar.

Windows Phone 8 hingegen nutzt einen vertikal scrollbaren Homescreen, der vollkommen von bunten Kacheln, den sogenannten Live-Tiles bedeckt ist. Diese Kacheln dienen gleichzeitig als Zugang zu den Programmen und bieten zeitgleich auch direkte Informationen. Die Kalender Kachel zeigt beispielsweise direkt auch die kommenden Ereignisse an oder die Musikkachel zeigt das Album Cover der aktuellen Wiedergabe. Modifizierbarkeit gibt es bei WP8 allerdings nicht. Das System gleicht mit dieser Abschottung sehr iOS und lässt dem Nutzer so gut wie keine Flexibilität. Links werden beispielsweise immer mit dem Internet Explorer geöffnet, egal ob andere Browser installiert sind. Die einzigen Modifikationen sind die Anordnung und Größe der Kacheln sowie das Hintergrundbild des Sperrbildschirm (Update: Lest dazu meinen Erfahrungsbericht zur Windows Phone 8.1 Developer Preview). Mit dieser sehr reduzierten Flexibilität erreicht Microsoft aber ein sehr effizientes System. Da die Software so strikt vorgegeben ist, kann Microsoft das Betriebssystem sehr viel genauer auf die Hardware ausrichten und zaubert auch auf mittelmäßigsten Hardware ein flüssiges Bediengefühl. So auch beim Lumia 520.


 
Der Homescreen: Links Android (Action Launcher, Stark Icons), rechts WP8

Neben diesen auffälligen Unterschieden finden sich aber noch eine Vielzahl an kleinen Details:

So ist der Sperrbildschirm bei Windows Phone 8 leider sehr begrenzt. Man kann lediglich 5 Apps fest mit Benachrichtigungen dort hinterlegen. Wer also stets über die aktuellen Updates seiner Apps aus dem Store informiert werden will, der muss der Store-App auf dem Lockscreen einen der 5 Plätze überlassen. Solange diese App aber keine Updates anzeigt, bleibt der Platz leer und kann auch von keiner anderen App genutzt werden. Android hingegen bietet schier unendliche Möglichkeiten. Der Lockscreen kann mit jeder Art von Informationen aufgeladen werden.

Einen Schnellzugriff auf WLan oder Bluetooth oder eine Benachrichtigungszentrale, die alle Benachrichtigungen und den Kalender zusammenfasst, bietet WP8 nicht, Das einzige, was ein kleiner Wisch von oben bewirkt, ist die Anzeige des Akkuladestand, ein WLan Symbol und die Empfangsstärke. Kurz gesagt: das was die Statusleiste von Android dauerhaft anzeigt. Diese wird in WP8 standardmäßig nämlich ausgeblendet. Bei Android zieht ein Wisch von oben hingegen die Benachrichtigungszentrale herunter, in der sich alle verpassten Ereignisse finden, egal ob abgelaufene eBay Angebote, Kalendererinnerungen oder neue Alben der Lieblingskünstler bei Spotify. Bei WP8 kommt es leider nicht selten vor, dass irgendeine App einen Hinweiston abspielt, man aber mangels zentraler Anlaufstelle nicht zuordnen kann, welche App sich da nun gemeldet hat. Es bleibt dann nichts übrig, außer durch alle Apps durchzuklicken bis man die Eine gefunden hat, die neue Nachrichten hat. Der Batterieladestand wird übrigens weder beim puren Android noch bei WP8 in Prozent dargestellt.

Die Apps lassen sich auf dem Homescreen von WP8 nicht in Ordner zusammenfassen. Das macht den Homescreen schnell zu einer sehr langen scrollbaren Fläche voller Kacheln. Zwar lassen sich verschiedene Kacheln in verschiedenen Größen (klein, mittel, groß) gruppieren, aber die Ordner in Android sorgen da doch für mehr Übersicht.

Die Einstellungen erreicht man in beiden System über eine Einstellungen-App. Seit Android 4.2.2 erreicht man die Settings aber auch über die Benachrichtungszentrale. Während Android aber die Einstellung sinnvoll sortiert, sind die Rubriken bei WP8 weitgehend ohne Sinn und Verstand angeordnet. Displayeinstellungen sind in den Rubriken „Design“, „Helligkeit“, „Berührung“ und „Anzeige“ verstreut. Auch finden sich etwa mit „Info“ und „Extras & Info“ mehrfach Rubriken die sich ohne Grund zum Verwechseln ähnliche Inhalte teilen. Viele Rubriken bieten dann auch nur eine einzelne Einstellung. So findet sich in „Berührung“ nur eine einzige Einstellung, mit der man den Touchscreen von normale auf sensible (Handschuh-) Bedienung umstellen kann.

Die Einstellungen von WP8 sind auch nicht bloß äußert verwirrend sortiert, sie sind in vielen Bereichen auch sehr inhaltsleer. Beispielsweise fehlen aus Datenschutzsicht so wichtige Punkte, wie VPN oder die Integration von CalDAV und CardDAV. Wer also – was nur anzuraten ist – beim Sport, bei Starbucks oder im Hotel seine Kennwörter und Logins nicht ungesichert in den WLan-Äther schicken will, ist gut beraten, sich beispielsweise über die heimische Fritzbox als VPN einzuwählen. Die dafür nötigen Protokolle bringen Android und iOS selbstverständlich mit, in WP8 fehlen sie. Auch gibt es in WP8 keine Möglichkeit, Kontakte lokal zu speichern, sondern jeder Kontakt muss eine „Quelle“ haben, sei es Skype, Outlook oder Sync mit Google. Android erlaubt stattdessen die lokale Speicherung oder auch die Nutzung von sichereren Clouddiensten wie Owncloud (über CardDAV). Hier hat Microsoft noch viel nach zu holen und das Fehlen dieser Features erstaunt. Das angekündigte Enterprise-Update im kommenden Jahr soll es richten.

Abschließend noch ein Wort zur allgemeinen Nutzerfreundlichkeit. Wer Geräte in dieser Preisklasse kauft, wird regelmäßig kein Technikgenie oder Smartphoneprofi sein, sondern ein mehr oder weniger stabiles System für typische Alltagsarbeiten suchen. In dieser Hinsicht kann ich WP8 insgesamt klar attestieren, dass es im Vergleich zu Android geringere Hürden für den Einsteiger bietet. Einsteiger erhalten eine sehr kosistente und klar designte Bedienung. Einstellungen befinden sich stets an der gleichen Stelle, Apps halten sich sehr eng an Microsofts Designvorgaben und insgesamt ist Windows Phone 8 einfach, zuverlässig und leicht zu nutzen.

Android ist zwar nicht die Endnutzerwüste, als die es so mancher gern darstellt, aber völlig verschweigen kann man nicht, dass Android auch in Version 4.3 noch seine Macken hat. Das liegt im Grunde an zwei Dingen: Zum Einen sind viele der Apps in Android nicht auf so aktuelle Androidversion optimiert, sondern müssen auf Geräten von Version 2.3 bis 4.4 laufen. Da Google im Laufe der Zeit seine Designsprache und Bedienkonzepte durchaus umgestellt hat, kommt es hier nur zu oft dazu, dass eine App nach dem alten Standard bedient werden will und die andere nach dem neuen. Schaltflächen sehen unterschiedlich aus, Menü verstecken sich hinter ungeahnten Flächen und die gesamte Bedienung wirkt uneinheitlich, ja: verwirrend. Zum Zweiten bietet Android aber auch viel mehr Einstellungsmöglichkeiten als WP8. Das ist gut und schlecht zugleich. Einsteiger mögen etwa von den Möglichkeiten eines K9-Mail-Programms völlig erschlagen werden und ziehen den minimalistischen Ansatz von WP8 vor. Wie immer muss hier jeder selber wissen, was er braucht: Einfachheit oder Vielfalt?

3.2 Der Appstore und das Ökosystem

Ein ganz wesentlicher Punkt bei der Entscheidung zwischen zwei Ökosystemen ist natürlich die Auswahl an Apps bzw. das gesamte Ökosystem um die Geräte herum.

Ganz grundsätzlich kann ich hier nur festhalten, dass ich fast alle Apps, die ich brauche, auch unter WP8 finde. Die großen Apps sind mittlerweile auf allen drei Systemen (iOS, Android und WP8) vertreten, auch Instagram hat es mittlerweile (zumindest in einer Beta) zu WP8 herübergeschafft. Viele Apps folgen täglich und der Appstore von WP8 ist lange nicht mehr die inhaltsleere Landschaft wie noch vor nur einem halben Jahr. Das vorweg gibt es aber durchaus einige Apps, die ich bisher in WP8 vermisse. Mir persönlich fehlt zB ein Client für die Comixology Dienste oder eine myDealz App. Ob man hier aber Sachen vermisst, hängt ganz stark von den eigenen Bedürfnisse ab.

Die Qualität und die Anzahl der Apps ist natürlich nicht alles. Entscheidend ist auch die Qualität der Apps und die Güte des gesamten Ökosystems. Bei der Qualität der Apps sehe ich Android derzeit noch vorne. Spotify unter WP8 bietet bisher etwa nicht die Möglichkeit, aus Künstlern eine Radio-Playlist zu erstellen und mit dem Funktionsumfang der Androidversion kann Tapatalk für WP8 bisher auch noch nicht mithalten. Viele Apps wirken noch nicht so gepflegt und detailpoliert wie ihre Entsprechungen in iOS und Android. Auch hier ist aber die Frage, was einem mehr wert ist: Optionen-Overkill oder simple Handhabung. Positiv möchte ich erwähnen, dass unter WP8 die „Testen“ Funktion noch sehr verbreitet ist. Apps können in aller Regel kostenlos in vollem Umfang für 14 Tage genutzt werden.

Die schönsten Apps nützen natürlich nichts, wenn man sie nicht kaufen kann. So wie zunächst Apple mit den iTunes Gutscheinkarten, dann auch Google mit den Google Play Karten hat nun auch Microsoft Gutscheinkarten eingeführt. Allerdings ist von diesen Gutscheinkarten im Einzelhandel bisher wenig zu sehen. Derzeit ist es aber noch möglich, die XBox 360 Points auch im WP8 Store auszugeben. Dazu muss aber der XBox 360 Account die gleiche Microsoft ID haben wie die ID, die für das WP8-Phone genutzt wird. Außerdem muss die selbe Region eingestellt werden, da ansonsten die aktuelle Umrechnung der Points in Landeswährung nicht funktioniert. Die XBox Points werden allerdings wohl 2014 eingestampft.

Zum Ökosystem noch ein letzter Aspekt: Was WP8 bisher und wohl auch in Zukunft fehlt, ist etwas, was Android im Übermaß hat: Google. Die Integration aller Google Dienste ist selbstverständlich in Android. In WP8 gibt es nicht einmal eine offizielle Youtube App (jedenfalls nicht, wenn man die miserable Web-App im Store ignoriert, was ich jedem rate). Google Drive, Google Music oder auch nur Sachen wie Google+ und Hangouts sind in WP8 nur über Umwege durch inoffizielle Drittanbieterapps zu erreichen. Diese Apps sind teilweise brauchbar, oft aber nur mäßig gut und halten in aller Regel nicht mit der ständigen Weiterentwicklung dieser Dienste durch Google Schritt. Natürlich bietet Microsoft mit Skydrive, XBox Music oder den Bing Diensten hier oft eine brauchbare Alternative. Wer aber stark in Googles Welt integriert ist, der hat es bei WP8 eher schwer. Immerhin lassen sich die bei Google gepflegten Kontakte und Kalender mit WP8 synchonisieren … falls man diese sensiblen Daten dort speichern möchte. Verengt man den Blick von WP8 allgemein auf Nokia dürfen natürlich auch die sehr guten Spezialapps von Nokia nicht fehlen, allen voran das tolle Here Maps und Nokia MixMusic. Ersteres bietet Offline Navigation auf hohem Niveau und zweiteres einen gratis Spotify Konkurrenten mit etwas abgespeckten Funktionsumfang, aber guter Musikauswahl.

3.3 Die wichtigsten Nutzungsgebiete

Um einen besseren Überblick über die Unterschiede in der Nutzung des Moto G und des Lumia 520 im täglichen Gebrauch zu ermöglichen, werde ich hier einmal einzeln die (meiner Meinung nach) wichtigsten Nutzungsgebiete aktueller Smartphone vergleichen.

Für mich persönlich sehr wichtig ist die Nutzung meines Smartphones als Musikplayer. Im Lumia 520 habe ich große Teile meiner mp3-Bibliothek auf einer eingesetzten 32GB SD Karten. Diese Option fällt beim Moto G mangels SD Kartenslot natürlich flach und auch die 16 GB Variante würde mir da wenig bringen. Ich habe mich daher entschieden, Google Music zu testen. Damit meine ich nicht die Spotify-Komponente, sondern die kostenlos Möglichkeit alle mp3s auf einen Google Server zu laden und dann als eine Art privates Spotify zu streamen. Das ganze klappt ganz gut, aber so recht vertrauenserweckend sind die Nutzungsbedingungen meiner Ansicht nach nicht. Funktionieren tut es natürlich sehr gut … über eventuelle Haken werde ich noch berichten. Zudem ist man stets auf eine Datenverbindung angewiesen. Ansonsten bieten beide System natürlich alles was man zum mobilen Hörgenuss braucht: Eine Musikapp, einen Kopfhöreranschluss und vernünftigen Ton. Insgesamt finde ich den Ton beim Moto G aber deutlich basslastiger, was auf schlechteren Ausgabegeräten zu etwas dumpfem Klang führt. Das Lumia 520 gibt hier meiner Meinung nach den klareren und natürlicheren Klang. Die verbauten Lautsprecher der Geräte gehen in Ordnung, allerdings wirkt der des Lumia tatsächlich etwas kräftiger.

Sehr wichtig ist dann natürlich der Browser. Vorinstalliert (und von mir ausschließlich genutzt) ist auf WP8 der Internetexplorer und auf Android die mobile Version des Chrome Browser. Beide funktionieren natürlich wunderbar. Was ich persönlich sehr vermisse, ist allerdings auf beiden Systemen eine „Reeder“ Funktion, also die Möglichkeit, lange Artikel (wie diesen *hust*) mit einem Klick in ein pures, gut lesbares Leseformat zu bringen. Das bietet von Haus aus bisher nur Safari in iOS. Flash gibt es übrigens mittlerweile weder für WP8 noch für Android. Beim Browser merkt man die Defizite des Lumia 520 allerdings deutlich. Die geringere Auflösung lässt nicht nur den Text deutlich unschärfer wirken, sondern das Moto G zeigt auch mehr Inhalt an dank der deutlich höheren Auflösung:

 
Der Browser: Links Moto G, rechts Lumia 520

Bei Telefonie und SMS bieten beide Geräte ordentlich Sprachqualität und zuverlässigen Empfang und Versand.

Immer relevanter ist natürlich auch der Sprachassistent. Ich nutze Google Now zwar nicht sehr häufig. Bei Sachfragen beeindruckt mich die Genauigkeit und Geschwindigkeit der Antworten aber immer wieder. Einen Sprachassistenten bietet WP8 bisher nur in sehr rudimentärer Funktion, mit der zwar durchaus Nachrichten und e-Mails diktiert, Anrufe oder Apps gestartet werden können. Alles was aber in die Richtung inhaltlicher Fragen geht, ist nichts weiter als die Umsetzung von Sprache in Text, der dann im Internet Explorer benutzt wird („Dresden Pizza“). Hier soll mit Cortana ab WP8.1 aufgeholt werden. In beiden System muss man für Sprachfeedback übrigens erst Sprachpakete nachinstallieren, was mich in Zeiten von out-of-the-box Nutzung doch verwundert. Das macht Apple bisher besser.

Wer sein Smartphone auch zum Spielen nutzt, bekommt bei beiden Geräten genug geboten. Natürlich ist die Auswahl an Spielen bei Android immernoch deutlich größer. So musste ich beim Testen beispielsweise feststellen, dass etwa Temple Run 2 bisher nicht auf WP8 verfügbar ist. Gelegenheitsspiele dieser Kategorie laufen natürlich auf beiden Geräten gut. Allerdings empfand ich im direkten Vergleich den Touchscreen des Lumia etwas reaktionsschneller. Das Moto G scheint mit extrem schnellen Bewegungen eher Probleme zu haben, was mich in Temple Run öfter als nötig in den Abgrund geschickt hat.

Das wichtige Multitasking hat Microsoft durch das GDR3 Update (bisher für das Lumia 520 nur als Developer Preview verfügbar und aber Januar offiziell erwartet) endlich brauchbar gestaltet. Ein Druck auf das kleine X schließt die Anwendung. Android vertraut seit Langem auf seine vertikale „Recent-Apps“ Ansicht und erlaubt das Schließen per Wischgeste.


 
Multitasking: links Android, rechts WP8 (GDR3)

Schließlich: Was wäre ein Smartphone ohne Tastatur? Das Lumia hat hier wie jedes WP8 Gerät leider das Problem, dass nicht die gesamte Breite des Displays für die Tatstatur genutzt wird. Zusammen mit dem ohnehin kleineren Display ergibt das insgesamt eine deutlich kleine Fläche zum Tippen.

 
Die Tastatur: Oben Moto G, unten Lumia 520

3.4 Fazit zur Software

Vergleicht man Windows Phone 8 mit den anderen beiden Betriebssystemen (Android und iOS), so bleibt nach wie vor der Eindruck, dass Microsoft hinsichtlich vieler Features noch nicht auf der Höhe der Zeit ist. Das System von WP8 läuft stabil und flüssig und bietet mit seiner Kacheloptik eine willkommene Abwechslung zur doch recht ähnlichen Optik von iOS und Android. Die Schwächen von WP8 liegen unter der Haube und sind auch im Vergleich zwischen dem Lumia 520 und dem Moto G nicht zu leugnen. Viele grundlegende Features fehlen noch bei WP8 oder sind erst kürzlich (Multitasking, Rotationssperre) nachgeschoben bzw. vorläufig geflickt worden. Diese Nachteile von WP8 werden allerdings erst ab einem gewissen Grad der Nutzung spürbar. Wer ohnehin nur Facebook, Whatsapp und E-Mail nutzt, wird die fehlende Benachrichtigungszentrale nicht vermissen und wer auf Feinheiten wie VPN oder CardDAV verzichten kann, wird sich an dessen Fehlen nicht stören.

4. Fazit und Ergebnis

Das Fazit fällt mir persönlich sehr leicht: Das Moto G gewinnt.

Das liegt aber weniger daran, dass das Gerät so viel besser ist, als das es einfach meinem Nutzungsverhalten mehr entspricht. Mich stören ganz klar die angesprochenen Funktionslücken von Windows Phone 8 im Alltag. Zudem erhält man beim Moto G für 170 € auch das deutlich hochwertiger ausgestattete Gerät, was vor allem dem phantastischen Display geschuldet ist. Allein die fehlende SD-Speicherkarte trübt das Bild etwas. Für meinen Geschmack bietet das Moto G das insgesamt rundere Gesamtbild zu einem „geringen“ aber mehr als angemessenen Aufpreis.

Betrachtet man den Preis aber nicht absolut, sondern relativ, erkennt man, dass eine Preissteigerung von 50 % nicht ohne ist. Für viele Käufer können die 50 € mehr über Kauf oder Nicht-kauf entscheiden. Wer auf jeden Euro achten muss und vor allem keine komplexeren Anforderungen an sein Smartphone stellt, der kann nach wie vor bedenkenlos zum Lumia 520 greifen. Es bietet alles, was ein Einsteiger braucht zu einem immer noch sehr guten Preis. Einzig das angekündigte Lumia 525, das die Leistungsdaten des 520 etwas updatet, könnte hier etwas Bewegung ins Spiel bringen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst als User-Review auf Hardwareluxx.de.