Windows Phone 8 vs iOS 7 oder: Lumia 520 vs iPhone 5

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Ein Wechsel von Apples Powerhouse zum billigsten Lumia Gerät? Von einem der hochwertigsten Geräte zu einem Plastikphone mit Wechselschale? Vom vermutlich entwickeltsten Ökosystem der Gegenwart zu einem Appstore, der noch immer auf eine offizielle Instagramm App wartet? Ja, tatsächlich, genau dieses Experiment habe ich gewagt. Und um das Ergebnis vorweg zu nehmen, das Experiment ist gescheitert, aber aus ganz anderen Gründen als ich es erwartet habe.

Gründe für den Umstieg gab es viele, aber im Grunde war es die alte Geschichte vom Reiz des Unbekannten. Hinzu kommt, dass ich seit Längerem eine XBox 360 nutze und den aktuellen Kachel-Designansatz von Microsoft sehr interessant finde. Nach fast zwei Jahren Android und eineinhalb Jahren iOS habe ich mich deshalb entschieden, Windows Phone 8 eine Chance zu geben – for better or for worse.

Inhaltsübersicht

1. Die Kontrahenten

2. Vergleich der Hardware
2.1 Das Display
2.2 Das Gehäuse
2.3 Die sonstigen Leistungsdaten
2.4 Die Kamera
2.5 Fazit zur Hardware

3. Vergleich der Software
3.1 Grundsätzliche Unterschiede
3.2 Der Lockscreen
3.3 Die Bedienoberfläche
3.4 Die Einstellungen
3.5 Der Store und das Ökosystem
3.6 Die wichtigsten Nutzungsgebiete
3.7 Fazit zur Software

4. Interaktion, Updates und Backup

5. Fazit und Ergebnis

1.  Die Kontrahenten

Der Kontrast zwischen dem iPhone 5 und dem Lumina 520 könnte auf den ersten Blick nicht deutlicher sein. Vergleichbar ist lediglich das 4 Zoll große Display. Ich bin ein absoluter Freund der Einhand-Nutzung und aktuelle 5 Zoll Riesengeräte treffen meinen Geschmack deshalb nicht wirklich. Ansonsten trifft hochwertig gefertigtes Aluminium auf schnöden Kunststoff. Auch gegen die 326 DPI des iPhones sieht das Lumia mit 233 DPI wenig Land. Zur Übersicht habe ich einmal die wesentlichen Details in der Tabelle unten zusammengetragen. Vorher aber noch der deutlichste Unterschied: der Preis. Zwar hat das iPhone 5 dank dem jüngsten Refresh (iPhone 5C und 5S) mittlerweile ganz spürbar an Wert verloren. Das trifft auf mein Gerät umso deutlicher zu, weil es das 64 GB Modell ist. Trotz allem trifft ein solches iPhone 5 mit einem durchschnittlichen Gebrauchtwert von 500 € bis 600 € auf ein Gerät, dessen Neupreis zwischen 100 € und 140 € liegt. Ein ungleicher Kampf auf jeder Ebene?

iPhone 5 Lumia 520
Displaygröße 4 Zoll 4 Zoll
Auflösung 1136×640 Pixel (326 DPI) 800×480 (233 DPI)
Prozessor Apple A6 Dual Core 1,3 GHz Qualcomm S4 Dual Core 1 GHz
Grafik PowerVR SGX 543MP3 Adreno 305
Arbeitsspeicher 1 GB 512 MB
verbauter Speicher 16 GB, 32 GB, 64 GB 8 GB, erweiterbar mit microSD
Kamera 8 MP Rück- und 1,2 MP Vorderseite, LED-Blitz 5 MP Rückseite ohne Blitz
Akku 1440 mAh (fest verbaut) 1430 mAh (wechselbar)
Farben silber-weiss, schwarz schwarz, weiss, rot, gelb, blau (Rückschale wechselbar)
Datennetz maximal 100 Mbps: DC-HSDPA, HSDPA, HSUPA, LTE (nur T-Mobile) maximal 21,1 Mbps: HSDPA, HSUPA
WLan 802.11 a/b/g/n 802.11 a/b/g/n
Bluetooth 4.0 mit A2DP und LE 4.0 mit A2DP und LE
GPS A-GPS und GLONASS A-GPS und GLONASS
Sensoren Beschleunigung, Drehbewegung, Annäherung, Kompass Beschleunigung, Annäherung
gratis Cloudspeicher 5 GB (iCloud) 7 GB (SkyDrive)
Betriebssystem iOS 7.0.2 Windows Phone 8 GDR2/Amber

2. Vergleich der Hardware

Nach längerer Nutzung ist das Ergebnis des Hardwarevergleich lange nicht so eindeutig, wie die Daten es suggerieren. Zwar dürfte insgesamt kaum zu bestreiten sein, dass in Apples ehemaligem Flaggschiff mehr und bessere Technik steckt. Am Ende ist aber viel entscheidender, wie viel von dieser Technik im Alltag spürbar ist und vor allem: zu welchem Preis. Bei all den kommenden Vergleichen muss man sich eben immer klar machen, dass das iPhone etwa viermal so teuer wie das Lumia ist.

2.1 Das Display

Am deutlichsten fällt das Urteil beim Display aus. Sowohl was die Schärfe, die Helligkeit, die Blickwinkelstabilität und die Kontraste angeht, liegt das iPhone 5 deutlich vorne. Ich bin kein Displayprofi, deshalb belasse ich es bei diesen höchst subjektiven Ausführungen. Das Interessante ist auch nicht, wie viel cd/m2 oder Dots/Inch das Display hat. Die Frage ist, ob es für den täglichen Gebrauch ausreicht.

Und die Antwort ist deutlich. Das Display des Lumia 520 ist letztlich durchaus in Ordnung. Auf automatische Helligkeit eingestellt, hatte ich nie Ableseprobleme, weder in Räumen noch unter freiem Himmel. Auch und insbesondere die geringere Pixeldichte ist seltener ein Manko als ich vermutet hatte. Das liegt vor allem an der Kachel-Oberfläche von Windows Phone 8. Das gesamte User Interface ist auf gerade Schnitte, rechte Winkel und abstrakte Formen ausgelegt. Wo die Darstellung zum Beispiel von Touchwiz auf aktuellen Samsung Geräten dank der verspielten Details bei gleich geringer Pixeldichte spürbar leidet, merkt man von den „nur“ 233 DPI bei Windows Phone 8 nur etwas, wenn viel kleiner Text angezeigt wird. Im Browser zum Beispiel wird der Nachteil spürbar, aber nicht über alle Maßen unerträglich. Ansonsten ist auch die Schriftart in WP8 so klug gewählt, dass das gesamte Schriftbild schärfer wirkt, als es die Pixeldichte vermuten lässt.

In Sachen Display zeigen sich also keine großen Überraschungen. Mithalten kann das Lumia 520 nicht, aber es schlägt sich dank der spartanischen Oberfläche besser als erwartet. Als tatsächlichen Vorteil möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, dass Nokia im Lumia 520 ein hochsensitives Display verbaut. Die Bedienung mit Handschuhen ist, anders als beim iPhone, also möglich. Ich habe die Sensitivität allerdings reduziert, weil auf hochsensitiver Stufe das Display teilweise derart (über-) reagiert, dass ich durchaus hin und wieder unfreiwillige Eingaben festgestellt habe.

Was ich auch nach einigen Recherchen nicht einwandfrei klären konnte, ist, ob – und welches – Gorilla Glas beim Lumia 520 eingesetzt wird. Da ich vor dem Kauf einiges über Kratzeranfälligkeit gelesen habe, habe ich ab dem ersten Tag eine Schutzfolie verwendet. Das ist bei mir aber auch bei meinen iPhones und Androiden ohnehin immer Standard.

Während das iPhone schließlich den klassischen Homebutton bietet, hat WP8 seit eh und je eine Zurück-Taste, den Windows(-Home)-Button und eine Such-Taste. Anders als bei höherpreisigen Lumias sind die Tasten aber beim Lumia 520 leider nicht beleuchtet.

2.2 Das Gehäuse

Wo der Vergleich der Displays noch relativ deutlich das iPhone zum Sieger kürt, fällt mir das Urteil bei dem Gehäuse nicht mehr ganz so leicht. Natürlich ist das iPhone mit seiner feinen Aluminiumkonstruktion scheinbar das hochwertigere Gerät. Ich persönlich bin auch kein großer Fan von Kunststoffgehäusen. Das liegt vor allem an den Jungs von Samsung, die bei mir mit ihren Galaxy Geräten – bei allen Stärken von Android – leider eine starke Assoziation von Android mit billig verarbeiteten Plastikflundern erschaffen hat. Nun ist aber auch bekannt, dass Nokia mit seiner Lumia Reihe bewiesen hat, dass Kunststoff und hochwertige Verarbeitung kein Widerspruch sein müssen und genau das erlebe ich auch am Lumia 520. Das Gerät wirkt deutlich hochwertiger als andere Kunststoffgeräte. Das liegt vor allem an drei Eigenschaften: Erstens ist die Rückschale mattiert und damit zumindest optisch sehr widerstandsfähig gegen Fingerabdrücke und Kratzer. Zweitens ist das Gehäuse gefühlt deutlich steifer und dicker als etwa der „Flatterlappen“, den die Galaxy S Geräte ihre Rückseite nennen. Drittens ist die Rückseite eine Art „Unibody“, das alle Tasten mitbringt und das gesamte Gerät bis zum Display umschließt. Damit sorgt Nokia in dieser Preisklasse für ein einmalig kompaktes und bündiges Gesamtgefühl. Da der Sleep/Wake Button allerdings an der rechten Seite ist und das Gehäuse leicht abflacht zu den Seiten, hatte ich direkt nach dem Wechsel vom iPhone durchaus hin und wieder Angst, ich könnte mir das Lumia „aus der Hand schieben“. Nach kurzer Umgewöhnung, was das Sperren und Entsperren angeht, war das aber kein Problem mehr.

Oberseite 1

Oberseite 2
oben: iPhone 5 und Lumia 520 Oberseite, unten: iPhone 5 und Lumia 520 Unterseite

links

rechts
oben: Die linke Seite von iPhone 5 und Lumia 520, unten: Die rechte Seite von iPhone 5 und Lumia 520

Wenn also Kunststoff, dann ist derzeit Nokia wohl das beste Beispiel für gute Verarbeitung. Dass auch Apple solche Erwägungen nicht fremd sind, zeigt letztlich auch das aktuelle iPhone 5C, das ich persönlich aber noch nicht in Händen hatte. Letztendlich ist es wohl aber eine Geschmacksfrage, ob man lieber das kühle Aluminium des iPhones oder den schmeichelnde Kunststoff des Lumias bevorzugt. Letztlich kann ich bei allen Vorteilen der Fertigung von Nokia nicht leugnen, dass das iPhone auf dem Tisch um einiges wertvoller aussieht, als es das Lumia 520 tut. In der Hand halte ich beide aber gleich gern.

Neben der Verarbeitung, bei der wohl immer noch knapp das iPhone siegt, bietet das Lumia aber ein paar Vorteile, die definitiv erwähnt werden sollen. Zum Einen war ich wirklich froh, mal wieder ein Gerät zu nutzen, bei dem Kratzer auf dem Gehäuse kein Drama sind. Kratzer auf dem iPhone sind für die Ewigkeit. Gerade das iPhone 5, das zu Anfang geradezu mit Skandalen zu kämpfen hatte, was seine Kratzerempfindlichkeit angeht, verzeiht kleine Unachtsamkeiten nur schwer. Dank des Unibody Gehäuses muss man mit den Kratzern für immer leben (oder jedenfalls bis zum Gerätewechsel). Das Lumia hingegen erlaubt durch seine wechselbare Rückseite nicht nur einen Neuanfang, was Kratzer angeht, sondern bietet je nach Lust und Laune auch verschiedene Farben. So habe ich zum Beispiel auch (gleich nach der Displayfolie) eine zweite Rückschale in matt-gelb geordert. Für wenig Geld bekommt man so das gute Gefühl, Optik und Qualität des Gerätes jederzeit günstig erneuern zu können.

Rückseite 1

Rückseite 1
oben: iPhone 5 und Lumia 520 Rückseite, unten: Zugang zu Akku, micro SD und micro SIM

Desweiteren erlaubt das Lumia auch den Wechsel des Akkus und den Einbau einer microSD Speicherkarte. Wo ich beim iPhone 5 noch bitter tief in meine Tasche greifen musste, um meine extensive Musikbibliothek unterbringen zu können, kann ich nun beim Lumia bis zu 64 GB Speicherplatz nachrüsten, wechseln und per Drag-and-Drop im Windows Explorer beschreiben. Ich habe zwar keinerlei Probleme mit iTunes und weiß den Vorteil der einfachen Synchronisation mit Apples Musiksoftware sehr zu schätzen, aber die Flexibilität der guten alten Speicherkarte ist doch etwas Erfrischendes.

Schließlich ist da auch noch der dedizierte Kamera-Button. Zwar nutze ich beim iPhone seit Release von iOS 5 die Möglichkeit, die Lautstärke-Tasten als Auslöser zu nutzen. Die Möglichkeit, bei den Lumias von jedem Ort aus mit Druck auf den Kamera-Button die Kamera zu starten, ist aber wirklich komfortabel. Wäre die Kamera beim Lumia 520 etwas besser, wäre der Vorteil noch größer, aber dazu später mehr.

2.3 Die sonstigen Leistungsdaten

Allein die Überschrift „sonstige Daten“ zeigt, dass iOS und WP8 in der Rubrik „Leistungsdaten“ sehr viel gemeinsam haben. Damit ist natürlich nicht die tatsächlich verbaute Hardware gemeint, sondern die Tatsache, dass es fast unnötig ist, konkrete Werte zu nennen. Beide System sind ausgesprochen genügsam und laufen geradezu gleichgültig flüssig und weich – egal, was für Hardware sie befeuert. Natürlich hat auch die Effizienz von iOS 7 und WP8 ihre Grenzen. So scheinen einige iPhone 4 Nutzer dank iOS 7 nicht mehr so recht von „flüssiger Bedienung“ reden wollen und auch Microsoft schreibt für Windows Phone 8 sicher nicht umsonst einen Dual Core Prozessor vor. Trotzdem sollte man sich klarmachen, dass die beiden flüssigsten mobilen Betriebssysteme noch immer kein einziges Quad Core Gerät vorweisen können, während auf der anderen Seite selbst ein aktuellstes Doppel-Quadcore Android Flagschiff kein Garant für ruckelfreie Bedienung ist.

Beide Geräte bieten also „nur“ einen Dual Core Prozessor: Das iPhone 5 den A6 Chip mit 2x 1,3 GHz und das Lumia 520 einen Qualcomm Snapdragon S4 mit 2x 1GHz. Während das Lumina 520 nur 512 MB bietet, war das iPhone 5 das erste Apple Smartphone mit 1 GB RAM. Von den unterschiedlichen CPU-Leistungswerten spürt man wenig, von dem halbierten RAM schon eher etwas. Das Lumia braucht öfter eine Gedenksekunde, um zu benutzten Apps zurückzukehren. Auch verlangen einige (wenige) Hochglanz Games aus dem Windows Phone Store im Minimum 1 GB RAM und verweigern ansonsten den Start.

Auf der Anschluss- und Verbindungsseite bieten beide die üblichen WLan-Empfangsvarianten, Bluetooth 4.0 und GPS. Hervorzuheben ist hier zum einen das Lumina 520, das im Gegensatz zum iPhone ein FM-Radio sowie einen microSD Steckplatz bis zu 64 GB bietet, und auf der anderen Seite das iPhone 5, das statt microUSB auf den proprietären Lightning Adapter setzt. Alles in allem aber Standardkost. Ich hatte mit keinem der Geräte Probleme in irgendeinem WLan Netz oder mit irgendeinem meiner Bluetooth Geräten. Die (meiner Ansicht nach) sehr brauchbaren Apple Earpods laufen problemlos auf dem Lumia und sogar die Pausetaste funktioniert. Die dem Lumia (immerhin) beiliegenden Kopfhörer habe ich zugegebener Maßen aber nicht getestet.

Die Möglichkeit, den Speicher des Lumias zu erweitern, habe ich bereits erwähnt. Allerdings bietet das Nokia Gerät nur 8 GB internen Speicher (nutzbar nach Ersteinrichtung ca. 5,8 GB). Und auch nur dort können unter Windows 8 Apps installiert werden. Die Erweiterung über die micro-SD hilft also nur für Musik, Videos, Bilder und Dokumente. Mit meinen knapp 30 Apps von Games bis Standards wie Twitter und Tapatalk bin ich aber noch immer nicht am Ende und habe noch ca. 2 GB frei. Trotzdem: das iPhone 5 bietet mit mindestens 16 GB (nutzbar nach Ersteinrichtung ca. 13 GB) hier etwas mehr Spielraum für App-Junkies.

Die Akkus unterscheiden sich in ihrer Kapazität kaum mit 1440 mAh beim iPhone 5 und 1430 mAh beim Lumia 520 und bieten meinem Empfinden nach vergleichbare Laufzeit. Nach einem ganzen Tag Nutzung mussten bei mir beide Geräte mit ähnlicher Restkapazität an die Steckdose. Insgesamt sehe ich aber eine gewisse Tendenz zum iPhone 5, das insbesondere längeres Spotify-Streamen über WLan an einen Bluetooth Empfänger etwas sparsamer wegsteckte.

2.4 Die Kamera

Der Kameravergleich bietet den deutlichsten Sieger. Ohne Frage bietet das iPhone 5 nicht nur gegenüber dem Lumia 520, sondern auch im generellen Vergleich, hervorragende Bilderqualität und Kameratechnik. Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen großen Sensoren (8 MP gegenüber 5 MP beim Nokia), sondern auch an der Software. Das iPhone löst beispielsweise schneller aus und bietet Tap-To-Focus.


Bilderqualität: oben iPhone 5, unten Lumia 520

Die Beispielbilder wurden beide im Automatikmodus ohne HDR (beim iPhone) aufgenommen. Man erkennt gut, dass das iPhone hellere, farbigere Bilder mit weniger Bildrauschen macht. Dafür hat das Lumia 520 in diesem Beispiel den besseren Focus gewählt. Insgesamt hat das Lumia 520 keineswegs eine unbrauchbare Kamera. Die Standard Kamera App bietet zwar wenig Einstellungsmöglichkeiten, macht aus der Kamera aber eine brauchbare Point-And-Shoot Kamera. Über die Smart Cam App bietet das Lumia sogar ein Feature, das Apple erst mit dem 5S einführte: „Burst Shot“, also die Möglichkeit, mehrere Bilder in Folge aufzunehmen und davon das beste zu speichern oder auch als Serie zu speichern. Während Apple diese Funktion also (vermutlich künstlich) auf das 5S beschränkt, bietet Nokia das sogar in seinem günstigsten Modell. Hinzu kommt, dass über einen Trick auch die Pro Cam installiert werden kann, die von ISO Werten bis zur Belichtungszeit alles einstellbar macht. Statt Tap-To-Focus bietet das Lumia einen zweistufigen Kamera-Button, der zuerst fokussiert und dann auslöst.

Eine Frontkamera bietet das Lumina 520 nicht. Skype oder andere Videochats dürften optisch also etwas langweiliger werden.

2.5 Fazit zur Hardware

Der Hardwarevergleich war für mich insgesamt doch überraschend. Nicht, weil ich das iPhone 5 schon von vornherein als Sieger erwartet hätte, sondern weil sich das Lumina 520 hervorragend geschlagen hat. Das Gerät ist (nicht nur) für seine Preisklasse außergewöhnlich gut verarbeitet, fühlt sich ausgesprochen gut an und bietet trotzdem Zugang zu Akku und SD-Speicherkarte. Dazu kommen echte Extras wie der dedizierte Kamerabutton, das hochsensitive Display (im Winter) und die konkurrenzfähige Akkulaufzeit und schon ergibt das in der Summe ein wirklich gutes Gerät zu einem beeindruckend niedrigen Preis. Lediglich die fehlende Front-Kamera, die geringe Qualität der Hauptkamera und teilweise auch die Displayauflösung würde ich als echte Defizite festhalten.

3. Vergleich der Software

Die eigentliche Frage war vor dem Umstieg nicht, ob mir das Gerät an sich gefallen würde, sondern natürlich, ob Windows Phone 8 als Betriebssystem mir alles bieten kann, was ich brauche. Neben der Bedienoberfläche von WP8 spielt dabei natürlich insbesondere das Ökosystem und der Appstore von Microsoft die entscheidende Rolle.

3.1 Grundsätzliche Unterschiede

Zuerst zu den grundsätzlichen Unterschieden der Nutzeroberflächen: Hier wurde es für mich wirklich spannend. Während Android und iOS sich in den letzten Jahren spürbar gegenseitig inspiriert haben und den Ansatz verfolgen, die Apps als Raster von Vierecken anzuzeigen, ist WP8 das einzige OS (mit relevantem Marktanteil), das einen völlig anderen Designansatz verfolgt.

Ich habe iOS 7 seit der ersten Beta genutzt und nach anfänglicher Euphorie schnell realisiert, dass sich unter der Haube wenig geändert hat. Ich würde auf keinen Fall so weit gehen zu behaupten, es wäre lediglich neuer Lippenstift auf ein altes Schwein. Dafür ist die optische Frischzellenkur in meinen Augen zu gelungen und die neuen Features sind absolut nötig und haben Mehrwert. Ich könnte mir kein iDevice ohne iOS 7 mehr vorstellen. Und trotzdem ist Apples Betriebssystem langweilig geworden. Dabei rede ich nicht einmal von fehlenden Widgets. Die habe ich schon bei Android kaum genossen. Zwar ist der Informationsmehrwert auf dem Homescreen nicht zu leugnen, aber insgesamt litt bei mir zu oft die Optik. Das Gefühl, dass einzelne Widgets mit ihren völlig verschiedenen Designansätzen meinen aufgeräumten Homescreen durcheinanderbringen, bin ich nie losgeworden. Nein, iOS hat sich für mich schlicht zu einem Arbeitsumfeld entwickelt. Twitter, Feeds, Mails, Kurznachrichten und einzelne Newsportale werden mit 5 routinierten Fingertipps durchgecheckt und das wars. Rein in die App, raus aus der App, nächste App, Display aus. Business as usual, dezentes Gähnen, Schluss der Szene.

Dagegen bietet Windows Phone 8 ein völlig anderes Bedienkonzept. Statt App Icons gibt es abstrahierte Kacheln, die zum einen Zugang zu den Apps gewähren und zum anderen dank der Vorschaufunktion schnellen Zugang zu den Infos gewähren, die hinter der App stehen. Nach der statischen Erfahrung mit iOS wirkt der Homescreen jetzt wie ein Bienenschwarm voller huschender und wechselnder Kacheln voller Infos. Der erste Eindruck ist also erstmal genau so wie man es erwartet: Ein kompletter Paradigmenwechsel. Die Unterschiede zwischen iOS und WP8 sind aber natürlich deutlich tiefergehend als der bloße optische Unterschied.

3.2 Der Lockscreen

Anders als bei iOS wird der Lockscreen von unten nach oben entsperrt. Auf den ersten Blick nix Besonders. Und … auch auf den zweiten nicht. Wie bei iOS kann man hier ein beliebiges Hintergrundbild verwenden. So weit so gut. Die Unterschiede beginnen bei den Benachrichtigungen. Diese erscheinen auf dem Lockscreen als kleine Appsymbole samt Anzahl der Neuigkeiten. Anders als bei iOS sieht man auf dem Lockscreen grundsätzlich aber keinen Inhalt. Wenn also zB eine neue SMS eingeht, sieht man bei iOS eine Benachrichtigung samt Vorschau des Textes. Bei WP8 bleibt es bei einem kleinen SMS-Appsymbol und einer kleinen Zahl, die die Anzahl der neuen SMS anzeigt. In den Einstellungen kann man nämlich nur einer einzigen App erlauben, weitere detaillierte Infos anzuzeigen. Standardmäßig ist das der Kalender, man kann aber auch Whatsapp Nachrichten oder RSS-Feeds anzeigen lassen. Diese Funktion ist aber wie gesagt, anders als bei iOS, auf eine einzige App beschränkt. Auch kann man bei iOS bekanntermaßen direkt von dem Homescreen in die App springen. Streicht man hingegen über den Lockscreen von WP8, kommt man nur auf den Homescreen und muss manuell die SMS App aufrufen. Zudem ist die Anzahl der Benachrichtigungen bei WP8 auf 5 Apps begrenzt. Man kann einmalig in den Einstellungen 5 Apps wählen, dessen Benachrichtigungen auswählen. Ich zB nutze aktuelle von links nach rechts: Anrufe, SMS, Whatsapp, EMail und IM+. Wer daneben noch Benachrichtigungen von Twitter, Appupdates vom Store oder neue Feeds aus seinem RSS-Reader sehen will, guckt ins Leere. Entweder man schmeißt eines der 5 Apps raus oder man verzichtet auf Benachrichtigungen auf dem Lockscreen. Hier wirkt WP8 noch sehr eingestaubt und umflexibel.

Der Lockscreen: oben iOS 7, unten WP8

   

Gleich ist hingegen die Möglichkeit, vom Lockscreen aus die Musikwiedergabe zu steuern, also zu pausieren und Tracks zu überspringen. Anders als bei iOS sieht man während der Wiedergabe aber nicht das Albumcover der aktuellen Wiedergabe, sondern ein Bild des Künstlers. Zudem verschwinden die Steuerelemente bei WP8 nach kurzer Zeit, können aber durch die Betätigung der Lautstärkewippe wieder angezeigt werden.

Musiksteuerung vom Lockscreen: oben iOS 7, unten WP8

  

3.3 Die Benutzeroberfläche

Der Homescreen mit seiner Anordnung von Kacheln (die in 3 verschiedenen Größen frei angeordnet werden können) ist auf den ersten Blick die größte Umstellung. Das gesamte OS wirkt steril, spartanisch und flach. Im positiven Sinne: Es wirkt modern und effizient. Apps zeigen über Live Tiles (sofern unterstützt) Infos an, ohne dass man die Apps öffnen muss. So spart man in gewisser Weise die Widgets von Android. Die Wetter App zeigt beispielsweise die Temperatur, Regen oder Sonne usw. an, meine Youtube App zeigt mir Screenshots der abonnierten Kanäle, Spotify das Cover des aktuell oder zuletzt wiedergegebenen Songs, Wikipedia einen Screenshot der aktuellen Artikel des Tages und mehr-tanken die Dieselpreise meiner Lieblingstankstelle usw. Der Homescreen wirkt voller Leben, Information und Neuigkeiten. Gleichzeitig fungiert die Kachel aber auch als Appzugang. Angetippt öffnet sich die App wie auch bei iOS. Bemerkenswert: Der absolute Großteil der Apps hält sich auch innerhalb der App auffallend stark an Microsofts Designvorgaben. Man hat fast nicht das Gefühl, eine App zu öffnen, sondern einen anderen Teil des OS zu betreten, so nahtlos und optisch fließend sind die Übergänge.

Der Homescreen: oben iOS, unte WP8

Anders als bei iOS kann man aber kein Hintergrundbild für den Homescreen wählen. Das macht Sinn, da anders als bei iOS die Kacheln extrem nah beieinander stehen und von dem Hintergrundbild ohnehin nichts zu sehen wäre. Stattdessen kann man die für die Appkacheln Akzentfarben wählen. Stellt man diese auf zB rot, werden alle Standard System Apps in rot dargestellt, die gleiche Farben nehmen auch andere Systemelemente ein, wie zum Beispiel die eingeblendeten Benachrichtigungen oder die Schalterfarbe in den Einstellungen Die Thirdparty Kacheln behalten aber ihre einmalige Optik.

Eine Art Kontrollzentrum mit Schnellzugriff auf WLan oder Bluetooth oder eine Benachrichtigungszentrale, die alle Benachrichtigungen und den Kalender zusammenfasst, bietet WP8 nicht. Das einzige, was ein kleiner Wisch von oben bewirkt, ist die Anzeige des Akkuladestand, ein WLan Symbol und die Empfangsstärke. Kurz gesagt: das, was die Statusleiste von iOS dauerhaft anzeigt. Diese wird in WP8 standardmäßig nämlich ausgeblendet. Der Batterieladestand wird zu meiner ganz persönlichen Enttäuschung zudem nicht in Prozent dargestellt. Wie iOS blendet WP8 bei laufendem Betrieb kleine Vorschauen eingehender Nachrichten an (sogenannte Toastnachrichten). Anders als bei iOS, wo man diese Nachrichten wegdrücken oder komplett aufziehen kann, kann man bei WP8 nur durch ein Tipp auf die Benachrichtigungen in die meldende App springen.

Anders als bei iOS müssen auch nicht alle Apps auf dem Homescreen angezeigt werden, die installiert sind. Stattdessen kann man über einen Wisch nach rechts eine vertikale Liste aller installierten Apps aufrufen, die ab 20 installierten Apps durch Buchstaben zur besseren Orientierung sortiert wird. Von dort kann man dann einzelne Apps auf den Homescreen pinnen oder eben nicht. Hier gleicht WP8 also Android mit seinem Appdrawer.

Die Apps lassen sich auf dem Homescreen wiederum aber anders als bei iOS nicht in Ordner zusammenfassen. Das macht den Homescreen schnell zu einer sehr langen scrollbaren Fläche voller Kacheln. Ich persönlich vermisse die Ordnerbildung durchaus. Teilweise wird das aber dadurch ausgeglichen, dass man die Kacheln in ihrer kleinsten Größe ordnerähnlich gruppieren kann (und so zumindest optisch gewisse Themenschwerpunkt generiert) und eben auch nicht alle Apps auf dem Homescreen anzeigen muss.

Wie bereits angesprochen, bietet WP8 insgesamt eine äußerst flüssige und stabile Bedienung. Es ruckelt nicht, es laggt nicht. Sowohl das Scrollen durch viele Kontakte, durch lange App-Listen oder auch große Fotogalerien geschieht ohne Stottern. Der Touchscreen reagiert extrem verlässlich und zügig. Das liegt unter anderem auch daran, dass WP8 ähnlich wie iOS Berührungen prozessseitig priorisiert. Es werden gewissermaßen alle anderen Prozesse beendet, um Prozessorpower darauf zu verwenden, die Eingaben vorrangig zu bearbeiten. Mit diesem Trick erreichen iOS sowie WP8 das Gefühl, dass Eingaben schneller erkannt und umgesetzt werden und suggerieren damit insgesamt ein extrem flüssiges und reaktionsschnelles Bediengefühl.

3.4 Die Einstellungen

Genauso wie bei iOS oder Android erreicht man die Einstellungen über eine Einstellungen-App. Einen zusätzlichen Schnellzugriff auf alle Einstellungen, wie ihn Android mit 4.2.2 einführte, gibt es nicht. Hier gleichen sich iOS und WP8 also. In den Einstellungen findet man exakt wie bei Android oder iOS ein lange vertikale Liste von Rubriken (Touchwiz nehme ich mit seiner Seitwärtskategorisierung mal aus). Hier merkt man dann aber auch am deutlichsten, dass WP8 in Teilbereichen noch (immer?) in den Kinderschuhen steckt. Die Rubriken sind weitgehend ohne Sinn und Verstand sortiert. Displayeinstellungen sind in den Rubriken „Design“, „Helligkeit“, „Berührung“ und „Anzeige“ verstreut. Auch finden sich etwa mit „Info“ und „Extras & Info“ mehrfach Rubriken, die ohne Grund zum Verwechseln ähnliche Inhalte aufspalten. Viele Rubriken bieten dann auch nur eine einzelne Einstellung. So findet sich in „Berührung“ nur eine einzige Einstellung, mit der man den Touchscreen von normale auf sensible (Handschuh-)Bedienung umstellen kann.

Selbst, wenn man mehrere Einstellungen vorfindet, dann fehlt doch oft genug das, was man sucht. So gibt es keine Einstellung für VPN und keine Einstellung, um konkreten Apps den Zugriff auf den Ortungsdienst zu verbieten. Aus Datenschutzsicht besteht hier also deutlich Nachholbedarf. Gerade das Fehlen von VPN macht die Nutzung von öffentlichen Hotspots zum riskanten Striptease. Es fehlt schließlich auch die Möglichkeit CardDAV und CalDAV Konten zu synchronisieren. Hier wurde zwar mit GDR2 Googles CardDAV Dienst eingebunden, was allerdings zwangsweise das Hosten auf Servern von Google voraussetzt. Wer bisher auf Dienste wie owncube setzt oder eigene owncloud Server unterhält, schaut hingegen in die inhaltliche Leere. Jedenfalls bezüglich VPN hat Microsoft aber ein Enterprise-Update für Windows Phone 8 angekündigt, das neben anderen IT-Sicherheitsfeatures auch VPN bieten soll. Hier bleibt es also abzuwarten, was 2014 bringt.

3.5 Der Appstore und das Ökosystem

Ein ganz wesentlicher Punkt beim Umstieg von einem Ökosystem auf ein anderes ist die Verfügbarkeit und Qualität von Apps.

Ganz allgemein kann hier festhalten, dass ich bis auf wenige Ausnahmen alles gefunden habe, was ich wollte. Die großen Namen wie Twitter, Spotify oder Whatsapp sind ohnehin mittlerweile alle vertreten. Auch eher kleinere Programme wie Aviary Photoeditor, IM+ Messenger oder mehr-tanken finden sich direkt wieder. Natürlich gibt es nicht alle Apps in identischer Form. So habe ich etwa die Reeder App für meine Feedly-Abos durch Nextgen Reader ersetzt und synchronisiere meine Podcasts nun statt über die Standard iOS App über den exzellenten Podcast Lounge. Als einziges Negativbeispiel muss ich leider Tapatalk nennen, das regelmäßig und reproduzierbar mit Funktionsmängeln auffällt. Etwas enttäuscht war ich auch, dass Spotifiy bisher die Funktion „Radio“ vermissen lässt. Mein Gesamteindruck ist aber zunächst sehr positiv. Allein in den letzten Monaten hat sich viel getan und monatlich kommen wichtige Updates. Wer keinen allzu exotischen Appgeschmack hat, ist bei WP8 spätestens seit 2013 in sicheren Gefilden. Und ja, ich weisß dass es noch keine Instagram App gibt. Dafür gibt es erstens eine große Zahl an Alternativen und zweitens nutze ich den Dienst (genauso wie Facebook) nicht. Auch ich habe aber ein paar Apps, die ich vermisse. Das wären zur Zeit vier an der Zahl. Als kleines Zwischenergebnis habe ich hier einmal meine derzeit wichtigsten Apps auf iOS samt ihren (fehlenden) WP8 Konterparts in eine Liste zusammengefasst:

iOS 7 Windows Phone 8 iOS 7 Windows Phone 8
Spotify Spotify YouTube MetroTube
IM+ IM+ IMDb IMDb
Tapatalk Tapatalk Aviary Aviary
Whatsapp Whatsapp Speedtest Speedtest
Amazon Amazon eBay eBay
mehr-tanken mehr-Tanken DB Navigator DB Navigator
iTranslator Bing Übersetzer Google Maps Here Maps
Tweetbot Twitter Wetter! (Yahoo) Bing Wetter
Podcasts Podcast Lounge One Track Package Tracker
Geizhals ./. myDealz ./.
SKY Go ./. DC Comics ./.

Meine Apps: alternative oder fehlende Apps sind gefettet

Die Qualität und die Anzahl der Apps ist natürlich nicht alles, was über die Güte eines Ökosystems entscheidet. Zusätzlich ist mir äußerst positiv aufgefallen, dass es, anders als bei iOS, für fast alle Apps die Option „Testen“ gibt. Meistens kann man den vollen Funktionsumfang für 15 Tage testen. Dieses Reinschnuppern vermisse ich bei iOS ganz deutlich. Blind eine Reihe von zB Feedly-Clienten zu kaufen, kann man sich so sparen. Das ist für mich ein klarer Pluspunkt. Als nächstes muss ich allerdings auch direkt einen Negativpunkt nennen. Genauso wie sehr lange in Googles Play Store gibt es im WP8-Store nur die Option mit Kreditkarte oder (sofern verfügbar) über die Handyrechnung zu zahlen. Zwar ist auch Zahlung per Paypal möglich, diese war aber (bei mir) nur möglich, wenn beim PP Konto eine Kreditkarte hinterlegt ist. Erstaunlicherweise sieht WP8 derzeit aber bereits die Zahlungsmethode „Microsoft Gutscheinkarte“ vor. Diese gibt es allerdings nirgends in Deutschland zu kaufen und sind schon gar nicht mit den XBox Live Gutscheinkarten/Points identisch. Das Problem ist dabei schlicht, dass bei vielen (mich eingeschlossen) die Bereitschaft, eine Kreditkartennummer zu hinterlassen deutlich geringer, als sich anonym einen Code freizurubbeln und einzulösen. Wie Android es tat, leidet WP8 daher aktuell unter dem Problem, dass weniger Nutzer Apps kaufen (können oder wollen) und damit weniger Geld im WP8 Store verdient werden kann. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Bereitschaft von Entwicklern aus, viel Arbeit in gute WP8-Apps zu stecken, was wiederum die Bereitschaft der Käufer senkt, ihr Geld in (nicht vorhandene) WP8 Apps zu stecken. Diesen Teufelskreis scheint Microsoft allerdings bereits erkannt zu haben. Zwar lassen sich bisher die XBox Live Karten nicht im WP8 Store einlösen, aber seit August sind jedenfalls die alten Microsoft-Points auf der XBox Geschichte und während der Ankündigung von Windows 8.1 hieß es sogar, die Microsoft Gutscheinkarten seien „ab sofort“ verfügbar. Wir werden sehen, wie schnell Microsoft diese Lücke in ihrem Ökosystem tatsächlich auch in Deutschland schließt. Derzeitige Gerüchte spekulieren sogar auf einenVerkaufsstart der Gutscheinkarten ab. Update: Nach einigen Tipps aus der Community habe an diesem Thema noch etwas gesessen und musste das nachtragen: Es ist (mittlerweile?) möglich, die XBox 360 Points auch im WP8 Store auszugeben. Dazu muss aber – und da lag mein Problem – der XBox 360 Account die gleiche Microsoft ID haben wie die ID für das WP8-Phone. Außerdem muss dieselbe Region eingestellt werden, da ansonsten die aktuelle Umrechnung der Points in Landeswährung nicht funktioniert. Genau das gleiche gilt übrigens für Paypal: Sobald die Accounts bei mir wieder synchronisiert waren, konnte ich auch ohne KK mit Paypal zahlen. Meine neues Fazit hier also: Es wirkt alles noch nicht so einheitlich, wie MS es anpeilt, aber man kann derzeit auf jeden Fall sehr komfortabel Apps kaufen, nämlich über ein mit Points aufgeladenens XBox Live Konto oder Paypal.

Themawechsel (ein wenig): Wer die obige App Liste gesehen hat, wird sehen, dass ich Google Maps durch Here Maps ersetzt habe. Google Maps halte ich unter iOS nach wie vor für die bessere Karten App. Genauso wie alle anderen Google Dienste gibt es aber auch Google Maps nicht für WP8. Das ist einerseits positiv, andererseits negativ. Zum einen fehlt nicht nur Google Maps, sondern das gesamte Google Ökosystem wie Google Hangouts, Google+, Google Music oder Google Now findet sich nicht in WP8. Zwar gibt es für viele der Dienste inoffizielle Alternativen, wer aber stark in das Google Ökosystem eingebunden ist, wird es schwer mit WP8 haben. Eine Ausnahme davon bildet aber das bereits angesprochene Google Maps. Der Grund ist einfach. Nokia liefert bei allen Lumia Geräte seine Here Suite mit, bestehend aus Here Drive, und Here Maps. Here Maps bietet nicht nur exzellentes Kartenmaterial, sondern erlaubt auch das Herunterladen der Karten für die Offlinenutzung. Die Karte für Deutschland ist dabei knapp 630 MB groß und kann über Umwege auch auf der SD-Karte gespeichert werden. Beachten sollte man bei Here Drive, Nokias Navigationssoftware, hingegen, dass auf dem Lumia 520 (wie auch bei 720) nur die Regionen Deutschland, Österreich und Schweiz genutzt werden können. Das Lumia 620 und 820 aufwärts haben stattdessen Here Drive+, das Navigieren weltweit ermöglicht.

3.6 Die wichtigsten Nutzungsgebiete

Um einen besseren Überblick über die Unterschiede in der Nutzung des iPhone 5 und des Lumia 520 im täglichen Gebrauch zu ermöglichen, werde ich hier einmal einzeln die (meiner Meinung nach) wichtigsten Nutzungsgebiete aktueller Smartphone vergleichen.

Für mich persönlich sehr wichtig ist die Nutzung meines Smartphones als Musikplayer. Beim iPhone 5 habe ich dafür immer die Standard Musik App genutzt. Diese bietet in der aktuellste Version in iOS 7 eine klare nüchterne Optik, erlaubt die Sortierung nach diversen Kategorien und wird über den iTunes Store oder iTunes auf dem PC mit Material gefüttert. Da die Musik entweder direkt aus dem Store kommt oder am heimischen Rechner importiert wird, bringt die Musik meistens alle Album und Coverinfos samt Künstlernamen und Bildern mit. Die iOS Musik App ist deshalb insgesamt optisch sehr ansprechend und übersichtlich. WP8 nutzt wie Android die Möglichkeit, Musik als mp3 auf den Speicher zu kopieren und so die Musikbibliothek zu füttern. Das hat in beiden Fällen zur Folge, dass bei einer schlecht verwalteten mp3-Bibliothek die Musikapp wenig mit den Titel anfangen kann und erst recht keine optischen Aufhübschungen wie Cover oder Artistbilder liefert. Darin liegt auch einer der Gründe, weshalb iOS nur den Umweg über iTunes erlaubt. Wer aber (wie ich) eine gut sortierte und betitelte Bibliothek hat, merkt wenig Unterschiede. Die XBox Musik App lädt automatisch Cover- und Artistbilder herunter. Wenn es doch mal hakt, dann hilft das MPATool.

Das Musikhören erfolgt in beiden Fällen bei mir über die Apple Earbuds. Wo Apple aber eine ganze Reihe von Zusatzfunktionen bietet (Pause, Vorspulen, lauter, leiser), bieten die beim Lumia 520 mitgelieferten Kopfhörer nichts derartiges. Die Apple Earbuds Extrafunktionen sind bis auf die Pausefunktion nicht nutzbar – zudem lässt sich auch mit ihnen die Wiedergabe nur pausieren, nicht wieder fortsetzen.

Die mitgelieferten Kopfhörer: oben iPhone 5, unten Lumia 520

Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass das Lumia 520 den 3,5 Klinkenanschluss am oberen Ende des Gerätes verbaut hat. Ich war nie ein Fan davon, dass Apple den Anschluss mit dem iPhone 5 ans untere Ende des Geräts verbannt hat. Wer auf Kopfhörer ganz verzichten will, bekommt beim Lumia 520 meiner Ansicht nach übrigens erstaunlich guten Klang. Der rückseitige Lautsprecher scheint hier von dem insgesamt recht bauchigen Gehäuse zu profitieren.

Die Musik App von WP8 bietet über das bloße Verwalten und Anhören der Musikbibliothek aber noch einige Besonderheiten. So bietet das Lumia 520 ein UKW Radio und der Musikstreamingdienst „XBox Music“ ist direkt in der Musik App integriert, soll bis zu 30 Mio. Songs bieten und ist 30 Tage kostenlos. Anders als beim neuen iTunes Radio, das es bisher nicht in Deutschland gibt, ist XBox Music aber nicht werbefinanziert, sondern es kostet 9,99 € im Monat. Blöderweise lassen sich die 30 Tage nicht aus der App selbst buchen, sondern man ist auf den Umweg über einen Browser festgelegt, um einen „XBox Music Pass“ zu buchen.

Sehr gut gefällt mir auch die übrige Integration aller Musik-Apps. Ob Spotify, Youtube, Podcasts: alle Wiedergaben dieser Apps sind im Verlauf der Musik App vorhanden und sogar die zuvor benutzten UKW-Frequenzen findet man wieder. Die Musik-App ist damit insgesamt eher ein Musik-Hub, also eine zentrale Verwaltungsstelle für alle Musikdienste.

In den Musik Apps finden sich dann auch die Videos. Ich habe testweise einen HD-Film (5,5 GB, h.264 Datei im mp4-Container mit 2 AAC-Tonspuren) auf die SD-Karte geschoben. Das Lumia 520 spielte das Video ohne Murren ab und spulte ohne die kleinste Verzögerung. Leider habe ich aber keine Option gefunden, die Tonspur zu wechseln. Dank des etwas anderen Formfaktors muss man beim Lumia 520 zudem mit schwarzen Balken leben, während das iPhone 5 dank dem fast 16:9 Seitenverhältnis mittlerweile Breitbild im Vollbild zeigen kann.

Den gleichen Ansatz wie im Musik-Hub nutzt WP8 auch in der Foto-App. Alle Programme, die Bildbearbeitung machen, tauchen hier auf und sind auswählbar. Zudem werden unter „Neuigkeiten“ beispielsweise alle Tweets mit Bildinhalt zusammengefasst, sofern man in den Dienst eingeloggt ist. Die Organisation der Fotos erfolgt ähnlich wie bei iOS 7 nach Datum und kann zudem in Favoriten sortiert werden. Sehr schön gefällt mir die Möglichkeit, auf der Homescreen-Kachel eine Zufallswiedergabe aus meinen Favoriten abzuspielen. So hat man ständig eine kleine Erinnerung an den letzten Urlaub oder ähnliches.

Sehr wichtig ist natürlich der Browser. Vorinstalliert (und von mir ausschließlich genutzt) ist der Internet Explorer. Hier gab das Lumia 520 ebenfalls eine gute Figur ab. Seitenaufbau, Scrollen und Seitenwechsel ging stets flüssig und zuverlässig. Hier fehlt mir nur eins: eine Funktion, die Reeder-ähnlich die Seiten automatisch in ein leicht lesbares Format bringt. Bei iOS ist das meine Standard Leseansicht und die vermisse ich im WP8-Browser durchaus. Genauso wie Safari in iOS fehlt der Flashsupport im Internet Explorer. Für mich kein Verlust. Auch kann, wie bei iOS, der Standardbrowser nicht verändert werden. Auch wenn man also alternative Browser nutzt, öffnet WP8 alle Links immer im Internet Explorer. So wie iOS seit Version 7 die Bedienelemente ausblendet, versucht WP8 ebenfalls möglichst viel von der Seite und möglichst wenig von den Browserelementen zu zeigen. Das gelingt bei WP8 durchaus etwas besser, weil hier keine Elemente verschwinden und durch Scrollen zurückgeholt werden müssen (viele iOS 7 Umsteiger aus meinem Umkreis waren zunächst sehr irritiert über diese Änderung von Apple). Stattdessen sind alle Bedienelemente hinter den 3 Punkten versteckt und die Browsersuchleiste stets sichtbar. Statt Googe, Bing und Yahoo bietet WP8 hingegen nur Google und Bing.

Bei den Screenshots sieht man aber sehr gut, dass das Lumia 520 dank seiner geringeren Auflösung auf der gleichen Fläche weniger Infos darstellen kann und der dargestellte Text doch spürbar weniger scharf aufgelöst ist. Das qualitativ minderwertigere Display wirkt sich hier, wie bereits oben angekündigt, eben doch etwas aus. Zudem baut das Lumia 520 die Seiten auch nicht ganz so schnell wie das iPhone 5 auf.

Der Browser: oben iOS 7, unten WP8

 

Zu Telefonie und SMS kann ich nicht viel sagen. Wie bei vielen anderen, treten diese Funktionen bei mir immer mehr in den Hintergrund. Gut hat mir gefallen, dass wie bei iOS 7 die Möglichkeit besteht, Anrufer über die Nummer zu blockieren. Gesprächsqualität des Lumia 520 gefiel mir aber gut. Ich konnte jedenfalls keinen relevanten Unterschied zum iPhone 5 feststellen.

Für mich relevant ist übrigens auch der Sprachassistent. Ich nutze Siri durchaus häufig für Alltägliches wie Wecker und Timer stellen, Erinnerungen programmieren oder schnell eine SMS diktieren. Einen Sprachassistenten bietet WP8 bisher nur in sehr rudimentärer Funktion, mit der durchaus Nachrichten und EMails diktiert, Anrufe oder Apps gestartet werden können. Alles, was aber in die Richtung inhaltlicher Fragen geht, ist nichts weiter als die Umsetzung von Sprache in Text, der dann im Internet Explorer benutzt wird („Dresden Pizza“). Hier soll mit Cortana ab WP8.1 aufgeholt werden, um einen echten digitalen Assistenten ala Siri und Google Now zu bieten. Blöd: Ich musste erst ein Sprachpaket nachinstallieren, was auch erst nach Fehlermeldung und Reboot funktionierte. Das erinnert mich noch zu sehr an den Aufwand, den man betreiben musste, um in den ersten Stunden von Google Now das Sprachfeedback zu aktivieren. Zudem dauert die Installation bis zu 10 min., während der das Gerät nicht benutzt werden kann. Gut gefällt hingegen, dass bei WP8 der Sprachassistent auch in Drittapps integriert werden kann, wie zB die (sehr gute) Wikipedia App

Ich bin kein großer Spieler auf dem Handy, habe mir aber zum Test die Standards wie Angry Birds, Wo ist mein Wasser oder Temple Run geladen und probiert. Alles lief tadellos flüssig und stabil.

Für die alltägliche Nutzung aktueller Smartphones hat sich nicht zuletzt auch ein brauchbares Multitasking als wichtig erwiesen. Während iOS 7 hier über das übliche doppelte Homebutton Drücken die neue eingeführte Kartenansicht bietet aus der die Apps mit einem Wisch nach oben beendet werden können, hinkt WP8 hier etwas hinterher. Zwar bietet es optisch fast die gleiche Kartenansicht benutzter Apps, wenn man den Zurück-Button gedrückt hält (nicht zu Unrecht behaupten viele, dass iOS 7 sich optisch hier deutlich bei WP8 bedient hat). Die Apps lassen sich in WP8 hier aber nicht beenden. Weder durch Wischen noch anders. Hier soll aber das kommende GDR3 Update Abhilfe schaffen und wird wohl kleine Kreuze in den Ecken der Vorschaukacheln einführen, deren Berührung die App schließt. Bis dahin bleibt nur das Beenden der Apps durch Betätigung der Zurücktaste, bis man zurück auf dem Homescreen ist. Bisher also nicht ideal und mir ein Rätsel, wieso Microsoft für derartige Selbstverständlichkeiten 3 Updates braucht (brauchen wird).

Multitasking: links iOS 7, rechts WP8

 

Von ganz erheblicher Bedeutung ist natürlich auch die Tastatur des Lumias. Grundsätzlich tippe ich auf beiden gern und effektiv. Die Unterschiede liegen im Detail. Während iOS 7 Umlaute direkt in der Tastatur bietet (sofern aktiviert) und das iPhone 5 beim Seitwärtskippen die gesamte 4 Zoll Breite ausnutzt, bietet die WP8 Tastatur die Umlaute nur über ein Gedrückhalten der Vokale. Zudem nimmt die Tastatur im Horizontalmodus nicht die gesamte Breite des Displays des Lumia 520 ein. Die WP8 Community wundert sich hier schon länger, weshalb Microsoft diesen Platz an den Seiten verschwendet. Auf beiden Geräten lassen sich keine anderen Tastaturen installieren (wie zB Swiftkey etc.). Das Markieren, Ausschneiden und ein Einsetzen von Worten geht problemlos. Der versetzbare Cursor ist sogar etwas besser gelöst, da man weniger schwer den Cursor durch seinen Finger verdeckt (wie es mir bei iOS regelmäßiger passiert).

Die Tastatur: oben WP8, unten iOS 7

Als letzten Aspekt will ich das Gebiet von Sharing, also das Teilen von Inhalten ansprechen. Anders als iOS verfolgt WP8 hier nämlich einen erfreulicherweise offeneren Ansatz. Apple lässt seit eh und je das Teilen oder Verschicken von Bilder etc. in iOS nur über die vorinstallierten Wege zu, also eMail, Nachrichten und später Twitter und Facebook. Wer allerdings ein Bild auf Tumblr oder Instagram posten will, kann dies nicht von überall aus dem System tun, sondern muss immer die entsprechende App öffnen, dort die zu teilenden Daten suchen und aus der App teilen. Windows Phone 8 hingegen erlaubt (wie Android) den Appherstellern, sich in das System einzubinden. Installiert man etwa WhatsApp, lässt sich direkt aus der Fotogalerie das Bild per Whatsapp verschicken. Der Nachteil, den man auch schnell bei Android sieht, ist natürlich, dass einige Apps davon zu exzessiv Gebrauch machen oder unbekümmerte Nutzer ihre Teilen-Option unnütz aufblähen. So brauche ich beispielsweise nicht für jeden Instantmessenger eine eigene Teilen-Option. Hier würde ich mir wünschen, dass WP8 in den Einstellungen der Apps oder in den Einstellungen von WP8 selbst eine Rubrik einführt, die für jede App regelbar macht, welche Apps in den Teilen-Dialog Einzig halten sollen und welche nicht.

Die Sharing-Optionen. oben WP8, unten iOS

 

3.7 Fazit zur Software

Ohne das Gesamtergebnis vorweg zu nehmen, hat mir die Software und das System auf dem Lumia 520 sehr gefallen. Allen voran die extrem stabile und flüssige Bedienung, die erfreulich brauchbare App Auswahl und der Ansatz, die Apps zu so etwas wie Hubs zusammenzufassen (siehe Fotos und Musik). Die teilweise noch sehr spärlichen Einstellungsmöglichkeiten und Softwarefeatures stören hingegen doch recht häufig.

4. Interaktion, Updates und Backup

Unter Sonstiges möchte ich noch drei Punkte ansprechen, die weder in Hard- noch so recht in Software passen.

Und zwar zum einen die Interaktion des Lumias mit dem heimischen PC/Mac. Ich nutze privat ein Macbook samt Bootcamp Partition und konnte daher beides testen. Schwerpunktmäßig geht es hier natürlich darum, wie ich Inhalten (Musik, Bilder, Videos) auf mein Gerät kriege. Problemlos klappt natürlich sowohl unter Mac OS X als auch Windows 7 das Beschreiben der SD-Karte direkt, also über einen SD-Kartenlesen im PC selbst. Nachdem die Karte so bestückt wieder in das Lumia gesteckt wurde, indiziert WP8 kurz die neuen Inhalte, lädt bei Bedarf Künstler und Albumbilder runter und schon kann es losgehen.

Lässt man die SD-Karte jedoch im Gerät oder will auf den internen Speicher zugreifen, sieht die Geschichte anders aus. In einer Windows 7 Umgebung erkennt das System das angeschlossene Gerät als Wechselspeicher und man kann direkt im Explorer auf den internen wie auch den externen (sofern mit SD-Karte bestückt) Speicher zugreifen. Unter Mac OS X habe ich hingegen keine Möglichkeit gefunden, direkt auf den Speicher zuzugreifen. Stattdessen gibt es aber von Microsoft eine offizielle Windows Phone Sync App, die sehr ähnlich zu iTunes die Synchronisation von Musik und Bildern aus der iTunes und iPhoto Bibliothek erlaubt. Das gefällt mir als iTunes Nutzer durchaus. So ganz einwandfrei funktioniert das allerdings noch nicht. So bin ich zum Beispiel bisher stets an dem Versuch gescheitert, Podcasts aus meiner iTunes Bibliothek über dieses Programm zu syncen.

Die offizielle WP8-Synchronisation-Software für Mac

Zum anderen möchte ich kurz den Bereich BackUp und Updates ansprechen. Was die Updates angeht, geht WP8 leider immer noch den Umweg über die Provider, was gebrandete Geräte angeht. Allerdings konnte ich mich bei meinem Vodafone Gerät nicht beschweren. Das Update kam innerhalb des von Nokia angekündigten Zeitraum und Vodafone war in Deutschland sogar einer der ersten Provider, die GDR2 ausrollten. Das Lumia 520 als Einstiegsgerät hat dabei natürlich nicht alle Features bekommen. Das liegt aber größtenteils an technischen Limitierungen und auch iOS kennt die Feature-Fragmentierung natürlich auch. So intuitiv wie unter iOS lief der Updateprozess bei mir leider nicht. Zwar gibt es in den Einstellungen eine Rubrik „Handyupdate“, aber selbst nachdem ich das dort angezeigte Update installiert hatte, waren viele der angekündigten neuen Funktionen nicht verfügbar. So konnte ich zwar sofort das FM-Radio nutzen, konnte aber nirgends Spuren von der neuen Smart Cam oder dem Storage Check finden. Das Problem saß dabei aber wie so oft vor dem Bildschirm, denn diese Features kommen nicht von Microsoft über das GDR2 Update, sondern gehören zum zugehörigen Amber-Update von Nokia. Schnell habe ich dann entdeckt, dass der MS-Store mir für diverse Systemapps Updates anbot, die allesamt die neuen Features enthielten. Ganz allgemein hat Microsoft für Windows Phone 8 den Supportzeitraum erst kürzlich bis 2016 verlängert. Hier wird man natürlich sehen müssen, was dieser Support beinhalten wird. Ich gehe mit Blick auf die bisher sehr ermutigende Updatepolitik von WP8 aber davon aus, dass das Lumia 520 jedenfalls noch das 8.1 Update Anfang 2014 mitkriegen wird.

Das Thema BackUps als Schlusslicht meines Vergleichs ist leider auch ein Schlusslicht hinsichtlich seiner Funktionalität. Zwar gibt es in den Einstellungen die Option „Sicherung“, wodurch Browser-Favoriten, eine Liste aller installierten Apps und viele Einstellungen, gesichert werden sollen. Nach einem Zurücksetzen habe ich von all dem aber nichts gemerkt, obwohl ich mich wie von Microsoft vorgesehen mit den Konto anmeldete, das ich bei der Sicherung genutzt habe. Nach einiger Recherche kam dann auch zutage, dass – selbst, wenn es funktioniert – das Backup nur über mobile Daten funktioniert, weil man das WLan erst nach der Wiederherstellung des Geräts aktivieren kann. Da kann ich nur den Kopfschütteln. In Zeiten, wo Apple mit iTunes das Komplettbackup gut vormacht und auch Android die Sicherung über WLan zulässt, erscheint mir WP8 hier wieder unnötig antiquiert. Auch hier scheint Microsoft mit dem GDR3 Update aber aufholen zu wollen.

5. Fazit und Ergebnis

Das war nun mein Experiment, der Umstieg von iOS zu WP8 und vom iPhone 5 zum Lumia 520. Das Ergebnis ist leider negativ ausgefallen. Ich werde das iPhone weiternutzen (müssen). Die Gründe liegen allerdings wie angekündigt nicht dort, wo ich sie erwartet hätte.

So hätte ich mich beispielsweise vorstellen können, dass der Hardwareunterschied ernüchternder ausfällt. Aber das Lumia 520 ist ein tolles Gerät. So lächerlich wie es klingt, aber trotz des immensen Preisunterschieds kann ich nicht behaupten, dass ich das Lumia 520 weniger gern als Hardware nutze. Idealerweise hätte es einen hochauflösenderen Bildschirm und eine bessere Kamera, aber trotzdem … daran ist das Experiment nicht gescheitert. Oder anders formuliert: selbst mit besserem Display und besserer Kamera wäre ich beim iPhone 5 geblieben.

Auf der Softwareseite hatte ich das Haupthinderniss auch bei dem Ökosystem oder der Appqualität vermutet, aber auch gab es nichts zu meckern: Die App Auswahl und Qualität ist super. Das System läuft so stabil und flüssig, wie ich es von iOS kenne und der Ansatz mit den Live-Tiles ist für mich ein extremer Pluspunkt und würde für sich allein schon fast für den Wechsel reichen. Was also hat mich vom Wechsel abgehalten? Im Endeffekt waren es Kleinigkeiten, die aber in meiner speziellen alltäglichen Nutzung bisher den Wechsel ausschließen.

Zunächst stört mich extrem, dass ich keinerlei Möglichkeit habe, ein VPN zu nutzen. Ich bin immer wieder in öffentlichen Netzen unterwegs und weigere mich schlichtweg, hier über völlig ungesicherte Netze zu kommunizieren. Gerade von Microsoft als großem Businessprovider hätte ich hier mehr erwartet. Gleich danach vermisse ich extrem die Möglichkeit, Kontakte und Kalender über CardDav und CalDav zu synchronisieren. Auch das hätte ich gerade bei Microsoft als Standard vorausgesetzt. Zu diesen beiden großen Kritikpunkten kommen viele kleine. So hat mir im Alltag ein vernünftiges Multitasking doch erstaunlich oft gefehlt und auch die Tatsache, dass die Bezahlmöglichkeiten im Store noch nicht auf dem Niveau von iOS sind, fällt mir noch auf.

Was ist also meine Aussicht? Ganz ehrlich: Ich bin angesteckt. Nur zu gern würde ich etwa ein Lumia 920 als Hauptgerät nutzen (oder idealerweise ein 4,3 Zoll / 720p Gerät). Und vielleicht werde ich das sogar bald. Das GDR3 Update dürfte noch dieses Jahr jedenfalls das von mir vermisste Multitasking ausbessern und die fehlenden einheitlichen Microsoft Gutcheinkarten sind auch am Horizont sichtbar. Wie es mit VPN und CardDAV werden wird, muss man beim erwarteten Enterprise Update Anfang 2014 sehen. Aber ich sehe nach wie vor durchaus eine realistische Chance, dass ich früher oder später komplett auf WP8 umsteige. Das Experiment scheint insgesamt also am Zeitpunkt des Versuchs gescheitert zu sein, denn in 6 Monaten mögen der Großteil meiner Kritikpunkte Geschichte sein. Bis dahin bleibt mir aber keine Wahl, als WP8 als HauptOS eine Absage zu erteilen. Aber: das Nokia 520 bleibt definitiv hier und wird von mir derzeit auch deutlich öfter zum Home-Surfen genutzt als das iPhone 5.

Was würde ich nun all denen raten, die derzeit vor der Wahl stehen? Wer nicht auf VPN und CardDAV angewiesen ist und bereit ist, entweder über Paypal oder die Microsoft Points im Store einzukaufen, der ist bei WP8 nicht nur sehr gut, sondern auch sehr preiswert aufgehoben.

Habt ihr Gedanken zum Vergleich zwischen iOS 7 und Windows Phone 8? Wenn ja, lasst hören:

See you in the comments!

Hinweis: Teil 2 dieses Artikel, der auch das WP8 Update auf GDR3 enthält, findet ihr hier. Dieses Review erschien zunächst als User-Review im HardwareLuxx.

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