5 Dinge, die Android noch verbessern muss

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Als Fortsetzung meiner Lobesreihe schaue ich mir jetzt die weniger schmeichelhaften Aspekte der großen mobilen Betriebssysteme an. Ich habe Windows Phone 8, iOS und Android bereits für ihre Stärken gelobt, aber natürlich hat jedes Betriebs- und Ökosystem auch seine ganz speziellen Schwächen. Oft sind diese das Spiegelbild ihrer Stärken, teilweise aber auch unnachvollziehbare Vernachlässigungen wichtiger Aspekte. Anfangen möchte ich diesmal mit Android: Hier also 5 Dinge, die sich meiner Meinung nach bei Android noch verbessern müssen.

1. Die alte Leier von den Tablet Apps

Neu: Eigene Tablet-App Rubrik

Leider noch immer viel zu leer: Die Tablet Kategorie im App-Store

Räumen wir einen der größten Knackpunkte gleich aus dem Weg. Android ist nach wie vor extrem unterversorgt mit gut angepassten Tablet Apps. Ich habe es bereits in meiner Review zum Google Nexus 7 (2013) beleuchtet: Die Hardware ist im Bereich der Android Tablets in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. Allen voran hat Sony mit der Tablet Z Serie gezeigt, wie hervorragend verarbeitete und ausgestattete Android Tablets aussehen können. Auch Samsung hat sich bei der letzten TabPro Reihe mit großartigen hochauflösenden Displays hervorgetan. In Sachen Geräteniveau sehe ich den Abstand zum Tabletprimus iPad Air daher deutlich kleiner an also noch vor wenigen Monaten.

All die tolle Hardware hat aber entgegen vieler und auch meiner eigenen Hoffnung leider nicht dazu geführt, dass Entwickler verstärkt auch ihre Apps auf die großen Displays anpassen. Zwar gibt es mittlerweile eine eigene Tablet Sektion im Google Play Store, aber die dortige Auswahl ist begrenzt. Stattdessen werden die meisten Apps nach wie vor einfach in ihrer Telefon-Optik aufgeblasen und machen den größeren Displayplatz der Tablets damit in gewisser Weise nutzlos.

Deshalb bleibt auch 2014 viel zu oft nur der alte Rat: Wer nicht bloß schön verarbeitete Tablets will, sondern das größere Display auch produktiv und sinnvoll nutzen möchte, der hat noch immer wenige Alternativen zu Apples Ökosystem, in dem der größte Teil aller Apps hervoragend an das große Display angepasst ist.

2. Der Dauerbrenner: Transparenz und Datenschutz

App Ops: Das unbeendete Experiment für mehr Datenschutz

App Ops: Das unbeendete Experiment für mehr Datenschutz

Auch der zweite Punkt ist für mich ein Dauerbrenner. Android gilt gemeinhin als das Betriebssystem, dass am stärksten mit intransparenten Regeln für Datenschutz und Privatsphäre ausgestattet ist. Wo iOS eine klare Anlaufstelle dafür bietet, welche App etwa meine Kontakte sehen darf und welche auf meine Fotos oder meinen Kalender zugreifen darf, gibt es für Android nur das „Alles oder Nichts“ Prinzip. Entweder man akzeptiert die teilweise komplett schwachsinnigen Rechte, die eine App verlangt, oder man installiert die App nicht. Natürlich haben viele Apps eigene Einstellungen für Standortzugriff oder fragen vor Zugriff auf das Kontaktbuch nach, ob dies erlaubt werden soll. Das ändert aber nichts daran, dass dies die Ausnahme, nicht die Regel ist. Stattdessen ist eine derartige Intransparenz dem Betriebssystem von Google schlicht in die Wiege gelegt. Datenschutz kann keine Frage der Apps sein, sondern muss bereits durch dementsprechende Funktionen und Einstellungen im zugrundeliegenden Betriebssystem vordefiniert werden. Ohne einen klaren Gesinnungswandel ist hier keine Veränderung zu erwarten. Bis dahin werden wir uns weiter damit abfinden müssen, dass regelmäßig Apps durch die Medien gehen, die dieses Funktionsprinzip schamlos für unkontrollierte Datensammlungen ausnutzen.

Dabei macht beispielsweise Cyanogenmod oder auch Android selbst vor, dass es besser geht. So hat Cyanogenmod schlicht das zentrale Datenschutzkonzept von iOS übernommen und in der Version 4.3 von Android war sogar ein derartiges System halboffiziell implementiert. Das damals angeblich nur zufällig in die finale Version durchgesickerte „App Ops Center“ hat gezeigt, dass auch Android eine solche zentrale Verwaltungsstelle haben könnte, die jedem Nutzer die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, welche App auf welche Daten zugreifen darf. Zusätzlich zeigte es sogar an, wann der letzte Zugriff erfolgte. So wären unlautere Datenkraken schnell zu identifizieren und deren Verbreitung sicherlich besser durch warnende Reaktionen aus der Nutzerschaft zu verhindern. Stattdessen hat Android diese „App Opp“ Schnittstelle mit Android 4.4.2 wieder entfernt und nur über Root-Rechte ist noch der volle Zugriff möglich.

3. Immer noch unzureichend: Das Nutzungserfahrung

Allzu oft verwirrt Android noch mit verwirrenden Doppelfunktionen wie zB konkurrierende Foto-Apps

Allzu oft verwirrt Android noch mit verwirrenden Doppelfunktionen wie zB konkurrierende Foto-Apps

Die nur schlecht aus dem Englischen übersetzbare „User Experience“ (etwa: Nutzungserfahrung) ist ein Sammelbegriff für all die kleinen Macken und Aufreger in der täglichen Bedienung. Egal, ob die oft verwirrende Verwaltung von Fotos (warum gibt es in Android 4.4.2 eigentlich immer noch 2 Foto Apps: „Galerie“ und „Fotos“?) oder die Fragmentierung im Design der Apps. Android hat zwar seit den Anfangstagen von Frodo (Version 2.2) und Gingerbread (2.3) sehr viel dazu gelernt. Insbesondere die mit Jelly Bean eingeführten Tricks zu Minimierung von Rucklern (Project Butter ab Android 4.1) oder zu Verbesserung der Speicheroptimierung (Trim ab Android 4.3) haben auch auf schwacher Hardware dafür gesorgt, dass sich Android deutlich angenehmer bedienen lässt als zu seinen Anfangszeiten. Diese Entwicklung hat aber auch dazu geführt, dass das Bediengefühl auf ähnlicher Hardware dank unterschiedlicher Software völlig unterschiedlich sein kann. Neuere Android-Geräte sind damit lange kein Garant für angenehme und flüssige Bedienung. Das verwirrt und sorgt für Frust. Von der unterschiedlich schnellen Updatepolitik der großen Gerätehersteller will ich da gar nicht erst anfangen.

Auch das Design der Apps hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Das seit kurzem dominierende Element der seitlich von links reinwischbaren Menüs ist nur bei moderneren Apps vorhanden. Ältere Apps haben mal ein Zahnrad oben links, mal die bekannten drei Punkte oben rechts. Hinzu gesellen sich oft dutzende Wege zum gleichen Ziel. Wer einmal einem unerfahrenen Nutzer erklären wollte, wie man von wo in die Kontakte kommt und welche Einstellungen sich worauf auswirken, der kann sicher gut nachvollziehen, was ich meine.

Android hat viel gelernt, aber von der klaren und einheitlichen Designsprache und Bedienung wie sie iOS und auch auch Windows Phone 8 bieten, ist es auch in der aktuellsten Version noch weit entfernt.

4. BackUp und Gerätewechsel

Die Möglichkeit für ein lokales Voll-Backup fehlt nach wie vor

Die Möglichkeit für ein lokales Voll-Backup fehlt nach wie vor

Auch dieser Punkt ist vielen wohl kein Unbekannter. Wer schon einmal sein Android Gerät gewechselt hat, der wird sich mit der Frage herumgeschlagen haben, wie die Apps und deren Daten zuverlässig übertragen werden können. Das Thema Kontakte- und Kalendereinträge hat sich dank der tiefgreifenden Integration von Cloud Diensten zwar etwas verbessert, aber dort fehlt es stattdessen an einer Option, die ohne irgendwelche fremden Server in irgendwelchen fremden Länder mit irgendwelchen Fremden Zugriffsberechtigten auskommt.

Auch hier macht es iOS mit iTunes wieder einmal vor: Einfach das iOS-Gerät an den Rechner stecken, klicken, fertig. Das neue Gerät muss lediglich angeschlossen werden und per ebenso simplen Klick ist das neue Gerät exakt so eingerichtet wie das alte Gerät. Inklusive Hintergrund, Klingeltönen und Speicherständen in den Spielen. Wer seine Kontakte und Kalendereinträge nur auf dem iPhone sichert, der kann so sogar völlig ohne iCloud seine Daten sichern.

Bei Android hingegen ist man nach wie vor auf Googles Clouddienste angewiesen. So sind zwar bezahlte Apps, Kontakte, Kalender und sogar WLan Kennworte drahtlos sicherbar, aber das ändert nichts daran, dass man bei jedem Gerätewechsel alle Apps neu herunterladen muss, sein Gerät völlig neu einrichten muss, alle Apps neu sortieren, alle Klingeltöne oder Hintergründe neu einstellen muss und bei alledem regelmäßig auch noch alle Daten in den Apps wie zB Spielstände in Spielen verliert. Nicht umsonst hat Samsung die leider extrem verbuggte KIES Software im Angebot, die jedenfalls Teile der BackUp-Funktion von iTunes anbietet. Ansonsten bleibt nur der Weg über App wie Titanium BackUp und Helium, die  aber unzuverlässiges Stückwerk bleiben. Spätestens wenn man nicht nur zwischen identischem Alt- und Neugerät wechselt (zB weil man ein Austauschgerät auf Garantie erhalten hat), sondern einen vollen Gerätewechsel (zB von Motorola zu Sony) vollzieht, kommen diese BackUp Apps gern an ihre Grenzen.

5. Google ID und Google+

Der letzte Punkt ist etwas exotischer, aber nicht minder nervig. Genauso wie iOS eine Apple ID und Windows Phone 8 eine Microsoft Live ID voraussetzen, geht bei Google nichts ohne ein Google Konto. Im Grunde ist das völlig nachvollziehbar, denn irgendeine Form der Zuordnung zB der gekauften Apps, Videos und Musik muss es ja geben. Wo sich Apple aber darauf beschränkt, nach Einrichtung der Apple ID nicht weiter zu nerven und auch Microsoft mit der notwendigen E-Mail-Adresse erstmal wenig anfängt, geht der Spaß bei Google dann erst richtig los.

Kaum hat man sein Google Konto angelegt, folgen schon die weiteren „Angebote“ von Google. Das automatische E-Mail Konto bei Google Mail ist da noch das geringste Problem. Auch Microsoft richtet ja gleichzeitig auch ein E-Mail Konto ein. Bei Google gesellen sich allerdings sofort ein dutzend andere Dienste von Google Drive, Youtube bis hin zu Google+ hinzu. Insbesondere das automatische Anlegen eines eigenen Google+ Profils empfinde ich als äußerst störend. Nicht, weil ich gezwungen wäre es zu nutzen, sondern weil notgedrungen die Mitgliedschaft in einem sozialen Netzwerk entsteht, die gepflegt werden will. Mindestens die Verknüpfung von Youtube-Kommentaren mit dem Google+ Profil muss manuell aufgehoben werden und auch um die regelmäßgen Freundesvorschläge oder Handlungsempfehlung zum Aufpeppen des Profils kommt man nicht umhin. Seit Kurzem ist sogar die Kontaktaufnahme mit jedem Google+ Profil über Hangouts möglich, sofern der Nutzer dies nicht deaktiviert.

Die Lösung von Apple finde ich auch hier am besten. Die Apple ID ist nichs weiter als das, was der Name suggeriert: Ein Identität zur Verwaltung der Dienste von Apple: Keine Accounts in irgendwelchen Videoportalen oder sozialen Netzwerken. Ich hoffe aktuell, dass sich die Gerüchte um eine abgespecktere Google ID bewahrheiten werden.

Mich als versierten Nutzer stört das alles zwar nicht über alle Maßen, weil ich mich weitgehend in der Lage sehe, mit der Verantwortung für alle diese neuen Google Dienste umzugehen. Neue, unerfahrene Nutzer werden aber ohne Chance auf Gegenwehr ins kalte Wasser der Möglichkeiten geworfen. Verwirrung, Frustration und schließlich Kapitulation vor den einbrechenden Anforderungen sind nicht selten die Folge von diesem Funktionenoverkill.

Das alles soll nicht darüber hinweg täuschen, dass ich mit dem Nexus 5, dem Lumia 920 und dem iPhone 4S alle großen System aktuell sehr gern nutze, aber trotzdem: Kritik muss ihren Platz haben. Was aber ist eure Meinung dazu? Was nervt euch an Android? Welche Macken stören euch im Alltag? Oder ist all das halb so schlimm für euch? See you in the comments.

 

 

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