HTC One (M7) im Rückblick: 5 Gründe, warum es immer noch zur Spitze gehört



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Kaum eine Branche erlebt einen derart schnellen Produktzyklus wie die Smartphone-Welt. Während der ständige Ausstoß neuer Technik natürlich seinen Reiz hat, wird dadurch doch oft der Blick zurück versperrt. So auch bei HTC: Das neue 2014er HTC One (M8) ist in aller Munde. Der Vorgänger, das HTC One (M7), hingegen scheint schon fast vergessen. Zu Unrecht, wie ich meine. Daher lest ihr in dieser Rückblick-Review meine fünf Gründe, warum das alte Flagschiff auch heute noch viel zu sagen hat.

1. Hardware: Es sieht einfach klasse aus

Als HTC im Frühjahr 2013 das HTC One (M7) veröffentlichte, sah es nicht unbedingt rosig um den taiwanesischen Smartphone-Bauer aus. Der Vorgänger, das 2012er HTC One X, war wegen der miesen Akkulaufzeit und der schlechten Kamera abgeurteilt worden. In einem Bereich glänzte HTC aber schon damals, und der sollte ab dem HTC One (M7) zum Erkennungszeichen der Smartphones von HTC werden: Verarbeitung und Design.

Wer meinen Blog verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, dass ich zwar hin und wieder auf iOS schimpfe, das Design der Apple Hardware aber trotzdem immer wieder lobe. Was liegt da näher, als sich eine Art Android-iPhone herbeizusehnen? Das HTC One (M7) ist davon tatsächlich nicht weit entfernt. Genau wie Apple bei den iPhones, zeigt HTC seit dem One (M7), wie hochwertiges Smartphone-Design aussehen kann. Mein M7 dient mir seit einigen Monaten als primäres Android-Smartphone und wenn ich dabei eines zu schätzen gelernt habe, dann ist es die herausragende Verarbeitung. Ich bin bei Leibe kein Plastik-Hasser, dafür ist die Verarbeitung des Lumia 920 und teilweise auch des Galaxy S5 zu gut gelungen, aber was das One (M7) mit seiner geschwungenen Aluminiumform bietet, ist für mich unerreicht und setzt auch noch heute Maßsstäbe.

Das matt-raue Aluminum macht die Rückseite praktisch immun gegen Fingerabdrücke, fühlt sich gleichzeitig aber stark und stabil an. Die geschwungene Form passt sich der Handfläche an, die geraden Kanten bieten aber trotzdem noch genug Griff, um das Gerät nicht zu rutschig werden zu lassen. Die Lautsprecherblenden an der Front rahmen das Display passend ein und sorgen damit – in meinen Augen – für eine gleichzeitig schlichte wie elegante Optik. Dank dem „nur“ 4,7 Zoll großen Display ist das Gerät zudem das vorerst einzige Flagschiff, das dem Größenwahn des „5 Zoll und aufwärts“-Trends der späten 2013er und 2014er Flagschiffe widerstand. Es bietet also neben toller Optik auch noch eine gute Ein-Hand-Bedienbarkeit.

Die Spaltmaße sind leider teilweise mau...

Die Spaltmaße sind leider teilweise mau…

... und das Alu verzeiht kein Ungeschick.

… und das Alu verzeiht kein Ungeschick.

Freilich ist das One (M7) nicht perfekt: Der Kunststoffrahmen neigt zu wahrnehmbaren Spaltmaßen und das Aluminium bestraft Unachtsamkeiten gnadenlos mit Kratzern und Dellen. Trotzden ist das HTC One (M7) für mich der Wegbereiter für hochwertige Android-Hardware und gehört zu den ganz Großen, was erstklassig designte Smartphones angeht.

2. Display: Maßstab für das iPhone 6

Das Display des HTC One (M7) halte ich aktuell aus zwei Gründen für bemerkenswert. Zum Einen ist es eines der wenigen 4,7 Zoll Displays mit Full HD Auflösung und zum anderen ist es einfach ein außerordentlich gutes Display.

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Das Display: Mit 4,7 Zoll und Full HD beinahe einzigartig (hier mit Google Now Launcher)

Wie bereits erwähnt, war das HTC One (M7) letztes Jahr das einzige Flagschiff, das in Zeiten des LG G2, Galaxy S4 oder Nexus 5 noch auf ein kleineres 4,7 Zoll Format setzte. Das macht sich noch heute in der angenehm einfachen, einhändigen Handhabung bemerkbar. Der große Unterschied zu anderen 4,7 Zoll Geräten ist aber die Auflösung, die mit 1920 x 1080 Pixeln ungewöhnlich hoch für so „kleine“ Displays ist. Damit hält das HTC One (M7) für mich die ideale Balance aus Displaygröße und -auflösung. Das Resultat ist ein gut bedienbares, aber trotzdem knackscharfes Display. Besondere Relevanz hat das M7 aktuell auch dadurch erhalten, dass das iPhone 6 im Herbst ebenfalls ein 4,7 Zoll Display erhalten soll. Wie in meinem Artikel „Das iPhone 6 Display Dilemma“ ausgeführt, steht Apple vor dem Problem, die Auflösung seiner iOS Geräte nicht beliebig anpassen zu können, sondern im Idealfall nur in ganzzahligen Vielfachen der ursprünglichen Auflösung vergrößern zu können. Damit wird das iPhone 6 vermutlich auf der gleichen Displaygröße wie das HTC One (M7) eine geringere Auflösung bieten. Vergleiche zum 2013er HTC Flagschiff dürften damit unvermeidlich werden.

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Displaytechnik im Vergleich (2014 vs 2013)

Das Display ist aber nicht nur angenehm handlich und scharf, sondern auch schlicht wirklich gut. Für mich ist es die Referenz in Sachen IPS-Displaytechnik. Nirgends habe ich davor und danach ein so ausgeglichenes, farbtreues und schwarzechtes IPS-Display erlebt. Auch der Nachfolger, das aktuelle HTC One (M8), bietet hier nicht wirklich mehr. Stattdessen ist das Display des M8 vor allem größer und damit weniger scharf (Den Zusammenhang zwischen Displaygröße, Auflösung und Pixeldichte habe bereits in einem eigenen Artikel diskutiert). Zum Display des HTC One (M7) kann ich daher auch heute nur sagen: Perfekt!

3. Die Kamera: Mutig, aber mit Macken

Die Kamera des HTC One (M7) ist zweifelsohne der umstrittenste Teil des Ganzen. Einserseits gilt der Schritt, dem Megapixel-Overkill zu widerstehen und primär in die Bildqualität zu investieren, als sehr mutig. Trotzdem ist das marketingtechnisch unter dem Motto „Ultrapixel“ laufende Experiment für viele eher ein Fehlschlag. So sehr die Qualität der Kamera in schlechten Lichtverhältnissen glänzt, so sehr merkt man doch die geringe Auflösung von nur 4 Megapixeln an jeder Ecke. Ich persönlich sehe das ähnlich. Die Kamera schießt ohne Zweifel gute bis sehr gute Bilder, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Auch die Auslöse- und Fokuszeit ist gelungen kurz. Damit liefert HTC vieles von dem, was ich bei Smartphone-Kameras für wichtig halte. Zudem hat HTC im M7 auch noch nicht an der optischen Bildstabilisation gespart. Die Resultate sind deshalb grundsätzlich wirklich sehenswert:

Die geringe Auflösung ist für mich jedoch ein großes Manko, da ich meine Bilder in der Regel ausgiebig nachbearbeite und den Bildausschnitt verändere. Jede Art von Zoomen oder Vergrößern ist bei den 4 Megapixel-Bildern aber vergebene Liebesmühe. Umso enttäuschter war ich deshalb auch, als HTC beim Nachfolger, dem M8, die Ultrapixel-Technik nicht auf eine höhere Auflösung portiert hat. So sehr mich die Bildqualität daher im Grunde überzeugt, als einzige Kamera – etwa im Urlaub – möchte ich mich nicht auf das HTC One (M7) verlassen.

Trotzdem kann ich den Mut, den HTC mit der Kamera des HTC One (M7) gezeigt hat, nicht ignorieren. In einer Welt, in der der Großteil der Bilder nur zum Teilen per Twitter, Facebook und Instagram geschossen wird, ist es schließlich völlig egal, wie groß die Bilder sind, solange die Qualität stimmt. Damit hat HTC sich zu Recht auf einen Aspekt der Smartphone-Fotografie konzentriert, der für viele der einzige relevante ist. Ich wünschte mir rückblickend nur, dass HTC sich nicht so radikal auf diesen Aspekt beschränkt hätte.

4. HTC Sense: Das einzige wahre Android Skin?

Viel Lob hat HTC seit dem One (M7) auch für sein Android-Skin erhalten. Wie bei den meisten großen Herstellern üblich, liefert HTC seine Smartphones nicht mit purem Android aus, sondern ergänzt Googles Grundversion um eigene Anpassungen in Design und Funktionalität. Wo aber Sony – etwa beim Xperia Z1 Compact – oft unnötig an der Optik rumspielt und Samsung es zuletzt beim Galaxy S5 doch etwas übertrieben hat, ist HTCs Sense für mich das einzige Hersteller-Skin, das ich (fast) uneingeschränkt empfehlen kann.

Das M7 war das erste Gerät, das mit HTC Sense 5 verkauft wurde und eines der ersten, das dieses Jahr Sense 6 erhalten hat. Bereits in Version 5 hat HTC gezeigt, wie eine optisch eigenständige, aber nicht sinnlose ausufernde Anpassung von Android aussehen kann. Die Oberfläche wirkt aufgeräumt, schlicht und dezent. Die Farbpalette ist unaufdringlich und fügt sich ins Gesamtdesign der Hardware ein. Mit Blinkfeed und Zoe bietet HTC zudem Softwareanpassungen, die wirklichen Mehrwert bieten. Gerade die Zoe-Funktion, die Fotos in einem bestimmten zeitlichen Kontext zu gelungenen Kurzfilmen zusammenschneidet, macht mir immer wieder Spaß. Insgesamt ist Sense zwar nicht so unaufdringlich wie Cyanogenmod und ich wünschte, HTC würde beim Standard-Launcher die App-Symble nicht derart klein gestalten, aber die Kombination aus schlichtem Design und sinnvollen Funktionen ist weitgehend unerreicht.

Zusätzlich ist HTC seit dem One (M7) auch eine alte Krankheit der Dritt-Hersteller-Anpassung angegangen: Die Verzögerung in der Auslieferung neuer Android Versionen. Da neue Android-Versionen nicht direkt übernommen werden können, sondern erst der eigenen Optik und Funktionsweise angepasst werden müssen, verzögert sich die Aktualisierung der Geräte oft um Monate. HTC hatte beim One (M7) versprochen, die neue Version KitKat (Version 4.4) binnen 90 Tagen auszuliefern und dieses Versprechen auch gehalten. Genauso verspricht man die kommende Version, Android L, ebenfalls binnn 90 Tagen nach der finalen Version von Google anzubieten. Nach meiner bisherigen Erfahrung mit HTC wirkt das glaubhaft.

Mit dem One (M7) hat HTC also eine der wenigen gelungenen Android-Oberflächen geschaffen, die aber trotzdem nicht unnötig lange die Auslieferung neuer Android-Updates verzögert. Das darf auch heute noch gelobt werden.

5. Boomsound: Warum hat das vorher niemand gemacht?

Ein wahrer Trendsetter war HTC damals mit Boomsound. Egal ob Moto E oder Sony Xperia Z2: Frontlautsprecher sind Trend. Allerdings klingen diese nirgends so gut wie bei HTC. Mit dem M7 führte HTC sie zum ersten Mal ein und verbesserte sie mit dem M8 noch weiter. Der Stereoton macht Videos zu einem deutlich einnehmenderen Erlebnis und Musik klingt dank dem satteren, voluminöseren Sound um Längen besser als auf anderen Smartphones. In kleineren Räumen kann es beinahe durchschnittliche Bluetooth-Lautsprecher ersetzen. Die Lautsprecher sind derart laut, dass Klingeltöne (insbesondere der härteren Gangart) einen regelrecht aufschrecken lassen.

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Mit Boomsound klingt einfach alles besser

Die Vorteile dieser Technik sind derart bestechend, dass ich mich frage, warum erst HTC auf die Idee kam, es so deutlich umzusetzen. Egal, warum und wieso es so lange gedauert hat: Dank dem HTC One (M7) ist das Fehlen von brauchbaren Stereolautsprechern mittlweile fast zu einem Manko vieler Geräte geworden. Richtig so!

Fazit: Noch immer erstklassig

Mein Rückblick-Review zum HTC One (M7) bringt noch immer sehr viel Licht und wenig Schatten zum Vorschein. Die Verarbeitung, das Design und die Handhabung sind auch 2014 noch weitgehend konkurrenzlos. Das Display ist immer noch Referenz und die angenehm handhabbare Displaygröße von nur 4,7 Zoll ist 2014 leider eine Ausnahmeerscheinung geworden. Dazu gesellt sich eine (leider sehr einseitig) begabte Kamera und eine Software, die gleichermaßen aktuell wie bedienbar ist. Was bleibt da für ein Fazit übrig als zu sagen, dass das HTC One (M7) für mich eines der besten Android Smartphones des Jahres 2013 war und es eine schiere Unverständlichkeit ist, weshalb sich diese Qualität nicht auch in entsprechenden Absatzzahlen für HTC wiedergespiegelt hat.

Wer aktuell nicht zu einem der diesjährigen Flagschiffe greifen will, aber trotzdem mehr als das Moto G oder ähnliche Preisbrecher sucht, der ist mit dem letztjährigen Flagschiff von HTC nach wie vor gut beraten. Gerade als Gebrauchtgerät gibt es aktuell keine bessere Kombination aus High-End-Smartphone und angemessenem Preis. Oder seht ihr das anders?

See you in the comments!

 

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