Xperia Z1 Compact Review: Der verspätete iPhone Killer?

Die Klappen schützen die Ports vor Wasser

Was waren das für Zeiten, als Steve Jobs bei der Präsentation des ersten iPhones das damalige 3,5 Zoll Display mit einem „giant screen“ anpreisen konnte. Seitdem geht es steil bergauf und 5 Zoll Displays sind das aktuelle „normal“. Seit ein paar Jahren flankieren aber die großen Hersteller ihre Flagschiffe stets mit einer „mini“ Version, so auch Sony, dass auf der CES 2014 seine Variante des geschrumpften Flagschiffes vorstellte: Das Xperia Z1 Compact. Ich hatte dank einer edlen Spende die Gelegenheit, mir das Gerät eine Woche lang im Alltag anzusehen.

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Compact, nicht Mini

2. Die Hardware
2.1 Die Handhabung im Alltag
2.2 Das Display
2.3 Die Akkulaufzeit
2.4 Die Kamera
2.5 Endlich ein Android iPhone?

3. Mein Eindruck von der Software
3.1 Android auf dem Z1 Compact
3.2 Sonys Skin und Modifikationen
3.3 Bedienung im Alltag

4. Mein Fazit

1. Einleitung: Compact, nicht Mini

Bevor ich die üblichen Daten zusammenfasse (liest diese Tabellen eigentlich irgend jemand? :D), muss ich doch ein paar Worte zu dem Konzept der Mini-Ableger verlieren. Im Grunde kann man sie alle nämlich unter dem Sammelbegriff „Mogelpackung“ zusammenfassen. Egal ob Samsung, HTC oder LG: Bisher waren alle Mini Ableger nicht nur mini im Äußeren, sondern auch mini im Inneren. Abgespeckte CPUs, lausige Kameras, wenig Speicher und meist grässliche Displays, wobei das HTC One Mini immerhin in Sachen Display eine rühmliche Ausnahme war. Mit den High-End-Namensvettern hatten diese Minis trotz allem bis auf den Namen wenig gemeinsam. Doch Rettung naht: Das Sony Xperia Z1 Compact ist das erste Gerät, dass das Mini Konzept konsequent durchzieht. Sinnvollerweise nennt Sony es dann zur Abgrenzung auch nicht nicht „Mini“, sondern „Compact“. Es ist das erste Gerät, dass gegenüber dem großen Bruder, dem Xperia Z1, keine Abstriche macht, außer die Displaygröße (und -auflösung) zu verringern. Dementsprechend lesen sich die Spezifikationen dann auch wirklich beeindruckend.

Die Technik im Xperia Z1 Compact
Displaygröße 4,3 Zoll
Auflösung 1280 x 720 Pixel (342 PPI)
Gehäuse 127 x 64.9 x 9.5 Millimeter, wasserdicht
Prozessor Qualcomm Snapdragon 800 Quad Core 2,2 GHz
Grafik Adreno 330
Arbeitsspeicher 2 GB
verbauter Speicher 16 GB, erweiterbar mit SD-Karte
Kamera 20,7 MP optisch stabilisierte Rück- und 2 MP Vorderseite, LED-Blitz
Akku 2300 mAh (fest verbaut)
Farben schwarz, weiss, rosa und gelb
Datennetz LTE und HSDPA mit max. 42,2 Mbit/s
WLan 802.11 ac/b/g/n
Bluetooth 4.0 mit A2DP und LE
GPS A-GPS und GLONASS
NFC Ja
Sensoren Annäherungssensor, Digitaler Kompass (Gyroskop), Lagesensor, Lichtsensor
Betriebssystem (Stand: 27.02.2014) Android 4.3
Preis 499 € UVP

2. Die Hardware

Das kleine Gerät hat also viel zu bieten und vereint als ersters Android Gerät aktuellste Hardware mit einer geringen Gerätegröße. Nach einer Woche Nutzung stellen sich die Stärken und (leider auch) Schwächen des Geräts schnell heraus. Wie sich Display, Akku und Kamera im Alltag geschlagen haben, lest ihr jetzt.

2.1. Die Handhabung im Alltag

Bevor es zu den einzelnen Komponenten geht, ein paar Worte zu der Handhabung im Alltag. Mein vorheriges Alltagsgerät war das Nexus 5, das mich nach langer Zeit als Ein-Hand-Bedienung-Freund von den Vorteilen großer Displays überzeugt hat. Die Gründe könnt ihr in meinem Review zum Nexus 5 nachlesen. Das Xperia Z1 Compact ist dagegen wieder ein echter Winzling. Nicht nur der Diplay ist aber eine Umgewöhnung, auch die Bauform ist doch spürbar anders. Erwähnen muss man hier besonders die Glas-Sandwich-Bauart, die dank dem iPhone 4/4S oder auch dem Nexus 4 von 2010 bis 2012 eine kurze Ruhmeszeit hatte. Aber Achtung: Nach einiger Recherche habe ich festgestellt, dass die Rückseite nicht aus Glas, sondern aus durchsichtigem Kunststoff besteht.

Vorne Glas und ...

Vorne Glas und …

... und hinten Kunststoff

… und hinten Kunststoff

Die Seiten sind hingegen aus hochwertigem Aluminium. Was bedeutet das nun für das Handling im Alltag? Ehrlicherweise muss ich hier ein kritisches Fazit ziehen. Die Rückseite fühlt sich doch eher dumpf und schwach an. Die Kunststoffplatte wirkt sehr flexibel und gibt auf leichten Druck minimal nach. Also kein Vergleich zu einer vollwertigen Doppel-Glas-Bauweise. Die Seiten sind rund und mit allerlei Klappen übersäht.

XperiaRechts

Die rechte Gehäuseseite mit Kamera-Button, Lautstärke-Wippe und Power-Button

XperiaLinks

Die linke Seite mit Kappen für microUSB, microSIM und microSD und einem proprietären Dockinganschluss

XperiaBoden

Die Unterseite mit Lautsprecher

XperiaOben

Die Oberseite mit 3,5 mm Klinke

Diese Rundung sorgt dafür, dass das Gerät sich etwas dem Griff des Nutzers entzieht. Die sehr glatte Rückseite tut dann ihr übriges. Das ganze Gerät neigt aus meiner Sicht deshalb dazu, etwas rutschig zu werden. Natürlich habe ich seit dem ersten Tag vorne wie hinten Displayschutzfolien verklebt. Man könnte also anmerken, dass diese Folien vielleicht ihren Teil zu meinem Gefühl beisteuern. Das kann ich mir allerdings weniger vorstellen: Ich habe lange das iPhone 4S mit exakt der gleichen Folienmarke genutzt und weiß, dass es besser geht. Auch das Nexus 4 macht es mit seinen zwei Glasplatten und den Softtouch-Seiten für meinen Geschmack etwas besser. Nach ausgiebiger Nutzung im Alltag muss ich daher leider sagen: In der Hand fühlt sich das Gerät auf Dauer nicht so gut an, wie es die Materialwahl hoffen ließ. Das liegt meiner Ansicht nach primär an der ungünstigen Rundung der Seiten.

Auch der Power-Button reiht sich leider in dieses ernüchternde Bild ein. Optisch finde ich diesen kleinen „Nippel“ schon nicht unbedingt überzeugend, aber das ist Geschmackssache. Vor allem erstaunte mich der eher verwaschene Druckpunkt. Statt einem klickigen, definierten Druckpunkt fühlt er sich eher ungenau und verwaschen an. Vor allem löst der Knopf auch sehr spät aus. Hier macht es meiner Meinung nach z.B. Apple mit den Laut-Leise Schaltern in seinen iPhones besser.

Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, denn die Verarbeitung ist ansonsten traumhaft. Alle Spaltmaße sind perfekt, und die Portklappen sind so unscheinbar, dass ich während der Ersteinrichtung sogar ins Handbuch gucken musste, um die Klappe für den microUSB-Port zu finden. Hinter einer der Klappen versteckt sich auch ein SD-Karten-Einschub, was viele freuen wird, für mich aber eher nicht wichtig ist. A propros Klappen. Das Gerät ist wasserdicht, was ich aber nicht weiter einem Härtetest unterzogen habe.

Die Klappen schützen die Ports vor Wasser

Die Klappen schützen die Ports vor Wassereinbruch

Diese Klappen sind natürlich im Alltag auch mal im Weg. Hier muss jeder selber wissen, ob ein wasserdichtes oder ein zugängliches Gehäuse bevorzugt wird ist. Der SIM-Slot ist übrigens einer der merkwürdigsten, den ich je gesehen habe. Es gibt ein kleine Papierfahne und einen winzigen SIM-Karten-Schlitten, den man mit den Fingernägeln rauspult. Das Ganze geht für mein Gefühl deutlich zu umständlich und vor allem würde ich mir auf Dauer Sorgen wegen der filigranen Bauweise machen.

Der SIM-Einschub ist selten umständlich

Der SIM-Einschub ist eher umständlich

Bevor ich mich den anderen Highlights des Gerätes widme, gibt es schonmal ein Minifazit zur Handhabung. Und das fällt leider eher zwiespältig aus. Ja, das Gerät ist tadellos verarbeitet und liest sich auf dem Papier extrem hochwertig was die Materialwahl angeht, aber im Alltag fand ich die Kombination aus Kunststoff und rundem Alu doch eher unhandlich. Schade, denn das hätte ich so nicht erwartet.

2.2 Das Display

Kommen wir nach diesem eher nüchternen Einstieg zum Display. Hier herrscht nämlich wieder eitel Sonnenschein. Mit 4,3 Zoll und 720p Auflösung kommt das Display auf sehr gute 342 PPI. Ich bin durch Full HD Displays zwar mittlerweile durchaus etwas sensibler geworden und „sehe“ auch bei 3XX PPI mittlerweile leichte Nachteile in Richtung Unschärfe, aber im Vergleich zu all den anderen Mini-Varianten von Samsung, LG und Co ist das Display hervorragend. Das Display ist auch ansonsten sehr gut. Blickwinkel, Helligkeit und Kontrast überzeugen mich. Höchstens die Helligkeit könnte minimal besser sein. Auf die Werbebegriffe von Sony alá „Trilumios“-Display werde ich aber nicht eingehen. Dafür verstehe ich von Displaytechnik zu wenig und ich vermute auch, dass hier wie üblich mehr Marketing als Innovation drin steckt. Von den „Kinder-„krankheiten der ersten Z-Generationen habe ich hier jedenfalls nichts bemerkt.

Dank kompakten Maßen ist Ein-Hand-Bedienung kein Problem

Dank kompakten Maßen ist Ein-Hand-Bedienung kein Problem

Dank den 4,3 Zoll ist das Gerät auch wieder wunderbar mit einer Hand bedienbar. Es hält daher das, was alle anderen nur versprechen: Ein Android-Flagschiff, das nicht automatisch eine Riesenflunder ist.

Das Verhältnis von Display zur Gesamtgröße ist nicht optimal

Das Verhältnis von nutzbarer Displayfläche zur Gesamtgröße ist nicht optimal

Eine kleine Meckerei muss ich aber auch hier loswerden. Das Verhältnis von Display zu Gehäusegröße finde ich nicht vorbildlich. Der Rand an den Seiten und Oben und Unten verschenkt viel Platz. Hier hätte man entweder ein größeres Display einbauen können oder noch besser: Das Gehäuse weiter schrumpfen. Dank den On-Screen-Tasten kommt das Xperia Z1 Compact am Ende nämlich kaum auf mehr Displayfläche als das iPhone 5/5s/5C, ist aber trotzdem größer. Ingesamt wirkt das Z1 Compact daher fast wie ein geschrumpftes Nexus 7.

2.3 Die Akkulaufzeit

Beim Akku kann ich hingegen nur Lob loswerden. Zwar kommt die Laufzeit nicht an die des Moto G heran, aber ein voller Tag mit Restladung um 20 % war bei mir immer möglich. Mit Musikstreaming, Surfen, Forenbesuchen, Instant-Messsaging und Getwitter kam ich meist auf über 3 Stunden Display-On-Time. Das ist für meine doch starke Nutzung überdurchnittlich. Der „kleine“ Display und der angemessen große Akku wirken hier gut zusammen. Dass das Z1 Compact nicht noch besser ist, schiebe ich auf den Prozessor, der eben doch hungriger ist als die kleineren CPUs etwa im Moto G.

Die Akkulaufzeit ist überdurchschnittlich

Die Akkulaufzeit ist überdurchschnittlich,

Akku2

kommt aber nicht ganz an die Spitzenreiter heran.

Sony hat mit dem sogenannten Stamina-Modus zudem ein Features an Board, das besonders bei Geräten, die viel im Standby sind, die Laufzeit noch weiter verlängen soll. Dazu schaltet der Modus zum Beispiel ungenutzte Apps ab, warnt vor besondes energiehungrigen Apps oder begrenzt die Hintergrunddatenaktivität. Dieses Feature habe ich aber nicht weiter getestet, weil sie die Vergleichbarkeit mit anderen Geräten trüben. Positiv anmerken will ich derartige Extras aber natürlich schon.

Etwas traurig bin ich darüber, dass Sony kein drahtloses Laden eingebaut hat. Meine Qi-Ladematte ist beim Z1 Compact leider nutzlos.

2.4 Die Kamera

Die Kamera ist ebenfalls viel Lob wert. Nicht nur ist die Auflösung von knapp 21 MP extrem hoch, sondern die gesamte Kamera ist optisch stabilisiert. Dadurch sind längere Belichtungszeiten und hellere Bilder in schlechten Lichtverhältnissen möglich. Gleichzeitig wird das Bild bei unruhigen Händen auch schärfer. Im Vergleich zum Nexus 5 zeigt sich im Zoom beispielsweise eine größere Schärfe. Standardmäßig speichert das Z1 Compact aber nicht die vollen 21 MP, sondern verwendet die große Auflösung für etwas, das auch Nokia beim Lumia 1020, 1520 und Icon macht: Downsampling. Dabei wird das Bild zwar in 21 MP geschossen, aber dann auf 8 MP runtergerechnet wobei aus der höheren Auflösung ein besseres niedriger auflösendes Bild herausgerechnet wird.

Beispielfoto vom Nexus5

Beispielfoto vom Nexus 5 (4×3)

Beispielbild vom XperiaZ1Compact

Beispielbild vom Xperia Z1 Compact (Downsampling, 16 x 9)

Während die Kameraqualität also absolut überzeugt, fand ich die Kamera-Software eher umständlich. Da muss ich aber auch einfach sagen, dass außer Nokias Kamera-App in Windows Phone 8 die wenigsten Hersteller es wirklich gut hinkriegen, Funkionsumfang und einfach Bedienung sinnvoll zu vereinen. Die Kamera-Software bietet zwar einen Fortgeschrittenen-Bereich, kommt aber auch mit so Features wie Evernote-Fotos oder Direct-To-Facebook-Fotos. Naja. Das ist für mich eher Gimmick als ernstzunehmender Mehrwert.

Der Kamera-Button ist leider nur mit höchster Mühe zum Auslösen zu bewegen

Der Kamera-Button ist leider nur mit höchster Mühe zum Auslösen zu bewegen

Auch ein weiteres Feature der Kamera, der dedizierte Kamera-Button hinterlässt eher ein gemischtes Gefühle. Zwar bin ich ein großer Freund dieses Konzepts und kann auch hier nur lobend auf die Lumia Serie von Nokia verweisen, aber der Kamera-Knopf des Z1 Compact ist leider noch unpräziser als der bereits etwas ungenaue Power-Knopf. Ich dachte zuerst, er wäre kaputt, aber habe dann festgestellt, dass man ihn nur extrem weit eindrücken muss, um auszulösen. Und zwar derart tief, dass ich persönlich nur mit Hilfe des Fingernagels zum Auslösen kam.

In dieser Form ist ein extra Kamera-Knopf leider eher nutzlos. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich hier ein Montagsmodell erwischt habe. Das trübt den Eindruck der ansonsten technisch hervorragenden Kamera leider etwas.

2.5 Endlich ein Android iPhone?

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Ist das Z1 Compact der lang erwartete iPhone Killer?

Mit dieser ketzerischen Frage möchte ich meinen Eindruck von der Hardware abschließen. Seitdem Apple mit dem iPhone 4 ein Gerät vorstellte, dass ein hochwertiges handliches Alu-Gehäuse mit einem hochauflösenden Display verband, hörte man allerorts den Ruf nach einem Android-Gerät, das ebenfalls diese beiden Eigenschaft bietet. In den kommenden Jahren kamen zwar Geräte mit ähnlich guten Displays. Das Galaxy Nexus knackte die 300 PPI Marke z.B. als eines der ersten Android Phones, bot aber nur ein Kunststoff-Gehäuse von zweifelhafter Wertigkeit. HTC hingegen bot immer schon hochwertig verarbeitete Geräte, konnte aber nie die Displayqualität des iPhones erreichen. Man könnte behaupten, erst das HTC One vereinte zum ersten mal diese beiden Qualitäten in einem Gerät. Allerdings war das mit 4,7 Zoll wahrlich kein Winzling. Wozu diese Geschichtsstunde? Ganz einfach: Knapp 4 Jahre nach dem iPhone 4 gibt es nun endlich ein Android Gerät, dass in kleinem Formfaktor und mit sehr guter Verarbeitung dem iPhone Paroli bieten kann. Alugehäuse? Check! Toller Display? Check! Tolle Kamera? Check? Kleiner Formfaktor? Check!

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Das iPhone 5/5C/5S ist immernoch ein Stück kleiner

Also in dieser Hinsicht ein Erfolg auf ganzer Linie? Eigentlich ja, aber das Z1 Compact kommt als echter iPhone Konkurrent meiner Ansicht nach schlicht zu spät. Vor 1 oder 2 Jahren wäre es ein wahrer iPhone Killer geworden, aber mittlerweile ist sogar das iPhone auf dem Weg zu größeren Displays. Das Z1 Compact mag für das letzte halbe Jahr, dass das iPhone bei 4 Zoll liegt, als „iPhone Killer“ gelten, aber dieser Zug dürfte im September abfahren. Das macht das Gerät nicht schlechter, keineswegs, aber es ist doch interessant, wie sich die Verhältnisse ändern.

Trotzdem: Solange die Displays des iPhone 5/5C und 5S noch bei 4 Zoll liegen, ist der Vergleich passend. Vergleicht man die Geräte tatsächlich einmal im Detail, dann sieht man aber, dass trotz seiner Kompaktheit das Z1 Compact immernoch größer als das iPhone 5 ist. Ich habe das bereits beim Display angemerkt: das Z1 Compact geht etwas verschwenderisch mit seinem Seitenrand um.

3. Mein Eindruck von der Software

Die Hardware hat also viele Licht- und einige Schattenseite. Für den täglichen Gebrauch ist gute Hardware aber lange nicht die ganze Miete. Wie also schlägt sich die Software des Xperia Z1 Compact nach einer Woche?

3.1. Android auf dem Z1 Compact

Eine schlechte und eine gute Nachricht vorweg. Aktuell läuft auf dem Z1 Compact nur Android 4.3, aber das Update auf 4.4 „KitKat“ ist bereits angekündigt, wobei kein genauer Termin bekannt ist. Während viele nicht einmal wissen, weshalb das Update auf KitKat überhaupt lohnenswert ist, weisen andere darauf hin, dass unter 4.3 zumindest USB OTG tadellos funktioniert und solche kleinen Helfer wie der Meenova USB Card Reader einwandfrei ihren Dienst tun. Ich persönlich habe aber durchaus ein paar Features, die mich sehr von KitKat überzeugen. Wie im Nexus 5 Review ausgeführt, sind vor allem der Immersive Mode und der bessere Zugriff auf den Launcher für mich lohnenswert. Warum Sony Anfang 2014 aber immernoch ein Gerät mit Software von Anfang 2013 rausbringt, darf man durchaus kritisch hinterfragen.

Es bleibt also abzuwarten, wie schnell Sony seine Z-Serie aktualisiert und die fehlenden Features nachliefert.

3.2. Sonys Skin und Modifikationen

Viel wichtiger als die reine Android Version ist bei Drittherstellern aber natürlich immer deren Anpassung von Android. HTC hat Sense, Samsung hat Touchwiz und Sony hat eben seine „Xperia UI“.

Vorweg sage ich ganz deutlich: Ich bin ein Freund von reinem Android. Das früher sehr stotterige und tendenziell instabile Betriebssystem hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr ausgereiften System entwickelt und lässt für mich als alten iOS Nutzer spätestens seit Jelly Bean wenig Wünsche offen. Ich halte von künstlichen Aufhübschungen daher wenig. Sinnvolle Anpassungen wie sie Motorola bei der Software des Moto G und Moto X eingebaut hat, sind in Ordnung, aber wenn es nurnoch darum geht, anders zu sein um des „Anderssein“ willens, bin ich eher kritisch.

Sony schlägt hier nun für meinen Geschmack einen recht guten Mittelweg ein. Die Optik von Android wurde zwar deutlich angepasst, aber nicht völlig umgebaut. Die Symbole sind etwas weniger abstrakt und verspielter, der Lockscreen zeigt ein lustiges Muster beim Entsperren und im App Drawer gibt es eine extra Kontrollfläche für diverse Sortier- und Anzeigeeinstellungen. Dazu kommen sinnvolle Details wie die Akku-Prozentanzeige (wie ich sie liebe) und eine aufgebohrte Shortcut-Leiste in der Benachrichtigungszentrale.

Was ich bereits beim Nexus 5 kritisiert habe, gilt allerdings auch hier. Warum bei 720p nur 4 x 4 Apps auf dem Homescreen angezeigt werden, ist mir ein Rätsel. Diese Platzverschwendung wirkt umso drastischer, weil die App-Symbole sehr klein geraten. Hier scheint Sony in der Tat einfach die Nutzeroberfläche seiner 5 Zoll Flagschiffe geschrumpft zu haben. Sehr positiv wiederum: Das Google Suche Widget ist entfernbar!

Warum sind die Apps so klein und werden maximal in 4 x 4 angezeigt?

Warum sind die Apps so klein und werden maximal in 4 x 4 angezeigt?

Bei jedem guten Herstelleraufsatz dürfen natürlich auch nicht die dutzenden Apps fehlen, die den Nutzer in das Ökosystem des jeweiligen Herstellers ziehen. Für diesen Zweck gibt es bei Sony so herrliche Apps wie Xperia with Facebook, Xperia with Twitter, Xperia Share, Sociallife oder SenseMe Slideshow. Der Sinn der meisten dieser Apps erschließt sich mir kaum. Die andere Häflte bietet Features für die man meist ohnehin andere Apps hat.  Gerade Sony hat mit etablierten Marken wie Walkman oder Playstation natürlich allen Grund, sein gesamtes Unternehmensangebot auf dem Handy zu präsentieren. So richtig ist das aber nicht gelungen. Stattdessen wirkt das Handy etwas überladen mit nerviger Bloatware.

Sinnvolle Zusatzfunktionen oder Bloatware?

Sinnvolle Zusatzfunktionen oder Bloatware?

Insgesamt hält sich Sony zwar mit aufdringlichen Zusatz-Gimmicks zurück. Tendenziell empfinde ich Sonys Modifikationen aber auch als unnötig. Details wie das erweiterte Shortcut-Menü oder die Prozentanzeige sind da die Ausnahme, aber die generelle „Schönheitskur“, die Sony hier Android verschrieben hat, war eigentlich überflüssig. Gerade in Zeiten, in denen alle Welt zu abstraktem Flat-Design wechselt, wirken viele der Anlehnungen an echte Objekte in Sonys UI „von gestern“ (siehe Schraubendreher und -schlüssel als Symbol für die Einstellungen-App) . Hier scheint es Sony ebenfalls primär um Abgrenzung und sekundär um die Verbesserung des Nutzererlebnis zu gehen. Aber gut, ich bin wie gesagt ein Freund des puren Androids und sage daher ganz klar: Das ist meine persönliche Meinung.

3.3. Bedienung im Alltag

Dank der weitgehend nur oberflächlichen Veränderungen von Android habe ich mich grundsätzlich aber immer „zuhause“ gefühlt. Alle gewohnten Arbeitsabläufe konnte ich wie gewohnt durchführen. Dank der brachialen Rechenpower habe ich auch nirgends ein Ruckeln oder Stottern festgestellt. Der Snapdragon 800 und die 2 GB Arbeitsspeicher leisten hier ganze Arbeit und Sony verdient Lob dafür, dass flüssige Android mit schlechter Software nicht in die Knie zu zwingen. Alles rennt und läuft flüssig.

Mein Fazit bezüglich der Software ist daher weitgehend positiv. Klar, auf viele der Extra-Gimmicks kann ich verzichten und die Hälfte der Apps sind für mich unnötig, aber streng nach dem Motto „Lieber haben als Brauchen“ dulde ich sie gern, solange sie mir nicht in die Quere kommen.

Vor allem aber kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass Neueinsteiger oder Käufer, die nicht unbedingt genauso pingelig oder technisch vorgeprägt sind, wie ich, mit der Software auf dem Xperia Z1 Compact keine Probleme haben werden.

4. Mein Fazit

Mein Gesamtfazit fällt insgesamt trotzdem weniger euphorisch aus, als ich es erwartet habe. Die Verarbeitung ist klasse, aber die Handhabung konnte mit meinen Erwartungen nicht ganz mithalten. Die Kamera ist beeindruckend gut und die verbauten Innereien eine Freude, aber Details wie der vermurkste Kamera-Button fallen störend auf. Die Software ist mir persönlich etwas zu verspielt, hält sich aber mit sinnlosen Aufdringlichkeiten angenehm zurück.

Was also habe ich mehr erwartet? Vor allem das Gehäuse hat mich etwas enttäuscht. Auf dem Papier klang das Gerät wie ein Paradabeispiel für hervorragende Materialwahl, aber in der Hand fühlt es sich dann doch nicht so überzeugend an. Auf Dauer würde ich damit wohl nicht glücklich werden. Auch der verschenkte Displayplatz würde mich auf lange Sicht stören. Hier habe ich das Gefühl, es wäre insgesamt ein deutlich kompakteres Gerät möglich gewesen.

Was bleibt: Das Z1 Compact ist in sehr vielen Bereich vorbildlich und wird hoffentlich dazu führen, dass die anderen Hersteller ihre „Minis“ nicht als billige Ausrede nutze, alte Teil unter schön klingenden Namen zu recyclen. Für alle, die High-End-Hardware wollen und keine Lust auf Riesengeräte haben, ist das Z1 Compact goldrichtig und vor allem bislang auch ohne Alternative. Nur…

… tut euch den Gefallen und nehmt es vorher einmal testweise 10 Minuten in die Hand 😉 See you in the comments!

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