Android L Preview: Mehr als Material Design!

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Ich bin ein Design-Fan, ich gebe es zu. Natürlich schaue ich bei Software-Updates auch genau auf die Verbesserungen im Hintergrund, aber ganz ehrlich: Richtig Freude kommt doch erst auf, wenn es auch optisch was Neues gibt. Da kam mir die Google I/O 2014 gerade Recht, die man mit Fug und Recht wohl als die Android-L-Veranstaltung bezeichnen kann. So ausgiebig hat Google das Design einer neuer Android Version noch nie präsentiert. Fünf Tage ist die Entwickler Preview von Android L nun auf meinem Nexus 5 und ich frage mich: Was bleibt von dem Design im Alltag und ist das wirklich schon ein verlässlicher Blick auf die kommende Android Version?

Material Design: Ein neuer Name für alte Ideen?

Material Design – das habe ich bereits zur Google I/O 2014 gesagt – bringt optisch vor allem zwei Neuigkeiten: Animationen und Räumlichkeit. Bedienelemente sollen „natürlich“ in den Bildschirm hineinwachsen, nicht künstlich aufpoppen. Der Nutzer soll das Gefühl haben, dass er weiß, was woher kommt und wohin es geht. Außerdem sollen Schatten eine Hirarchie der Elemente generieren. So soll dem Nutzer stes klar sein, wo die wichtigen Funktionen zugänglich sind. Schließlich will Android L auch vermehrt optische Reaktionen auf Berührungen zeigen, insbesondere wellenartige Schatten, die vom Tip-Punkt ausgehen. Das alles ist mit Blick auf iOS 7 nicht neu. Auch dort sind Animationen und Transparenz bewusst eingesetzte Mittel, um Bedienebenen abzugrenzen und den Nutzer optisch zu führen. Was also ist so neu an Android L? Im Grunde wenig. Interessanter ist eigentlich in optischer Hinsicht nur, dass Google diese Vorgaben auch im Wechsel zwischen Apps etablieren will. Selbst beim Wechsel zwischen Apps soll der Übergang also natürlich animiert werden. Das Material beider Apps soll ineinanderfließen und so natürlich von einer App zur nächsten führen.

Wirklich viel zu sehen ist davon bisher nicht. Auffällig sind auf den ersten Blick nur ein paar Veränderungen: Die Benachrichtigungsleiste ist nun – stark an Google Now angelehnt – in weissen Karten sortiert. Diese Karten sind zudem auch auf dem Sperrbildschirm einsehbar und poppen im Homescreen kurz am oberen Bildschirmrand auf. Beides ist uns von iOS seit Langem bekannt. Der Multitasker ist ebenfalls geändert worden und zeigt die Apps nun als Stapel von Karten (merkt ihr was?) an. Die Navigationstasten sind abstrakter als Dreieck (zurück), Kreis (Home) und Quadrat (Multitasker) designt und das Einstellungen-Menü ist neu gestaltet (aber nicht wesentlich neu sortiert) worden.

Von den Standardapps sind in der Preview bisher nur die Telefon-App und die Rechner-App neu designt. In der Telefon-App sieht man am „schwebenden Tastenfeld“ aber bereits das Konzept der Räumlichkeit und in der Rechner-App die fließenden Animationen, wenn Additionsergebnisse sanft hineinschweben. Ansonsten wurde die Google+ App bereits vor einiger Zeit neu designt und zeigt mit den bekannten Karten bereits das Design, das nun in Android L generell gelten soll. Die gesamte Oberfläche soll zudem jetzt mit 60 Bildern pro Sekunde animiert werden, was abermals die gefühlte Geschmeidigkeit erhöht.

Was bei mir nach 5 Tagen mit diesem Design bleibt, sind vor allem zwei Fragen: Ist das wirklich schon ein finaler Eindruck der Android L Optik? Und wer soll all diese Animationen berechnen? Google hat mit Version 4.4. KitKat schließlich hart daran gearbeitet, die Anforderungen von Android an die Hardware zu senken. Sind mehr Animationen und eine höhere Bildwiederholrate da nicht kontraproduktiv? Muss Google bei Android L später vielleicht wie Apple bei iOS 7.1 Performancelöcher stopfen? Das werden wohl erst die Zeit und vor allem Low-End-Geräte mit Android L zeigen. Zur ersten Frage: Ich persönlich habe das Gefühl, dass Android L im jetzigen Zustand vor allem eine Design-Demo ist. Die hellen Karten passen noch so gar nicht zu dem weiterhin sehr dunklen Grundton von Android. Das doppelt ausklappbare Schnellzugriffmenü in der Benachrichtungsleiste ist optisch noch sehr grob. Alles in allem gehe ich fast davon aus, dass wir hier zwar die grundsätzlichen Designkonzepte kennenlernen, aber die finale Version doch deutlich abweichen könnte.

Hinter den Kulissen: Kann Project Volta an Project Butter anknüpfen?

Natürlich ist Android L nicht nur eine neue Optik. Hinter den Kulissen hat sich eine Menge getan: Die Runtime ART löst Dalvik als Standard ab, die Garbage Collection wurde zum Jubel aller Entwickler verbessert, an der Grafikperformance wurde mit beachtlichem (Demo-)Erfolg geschraubt, der 64-Bit Support wurde ausgeweitet und Chromecast ist noch tiefer in Android integriert.

Besonders hervorzuheben ist meinere Meinung nach aber das, was Google als „Project Volta“ bezeichnet. Mit einer Reihe von Anpassungen will Google die Akkulaufzeit von Android L Geräten deutlich erhöhen. Derartige Versprechen hört man im Grunde jedes Jahr von allen Software-Herstellern, aber es gibt einen Grund warum ich diesmal hellhörig wurde: Der Name!

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Projekt Volta gibt Anlass zur Hoffnung für Akkuverschwender

Wir erinnern uns zurück an Android 4.1, der ersten „Jelly Bean“ Version. Mit Jelly Bean wurde ein anderes Projekt, das sogenannte „Project Butter“ eingeführt. Durch Project Butter heilte Google damals mit einem Schlag eine der dominierenden Krankheiten, die Android bis dato quälten: Ruckler und Lags. Unter Project Butter fasste Google eine Reihe von Tricks zusammen, die für ein deutlich angenehmeres Bediengefühl sorgten. So wurde z.B. das Zwischenpuffern von berechneten Bilder und eine feste Bildwiederholrate eingeführt (Wir Konsolen- und PC-Spieler kennen das als V-Sync). Auf diese Weise berechnete die Hardware Bilder im Voraus und lieferte eine konstante Anzahl von Bildern pro Sekunde. Die Bedeutung von Project Butter kann man meiner Ansicht nach nicht genug betonen. Mit dem Update auf Version 4.1 wurde das Bediengefühl auf vielen Geräten derart verbessert, dass vielerorts zu hören war: „Es fühlt sich an, wie ein neues Gerät“. Die Frage: Kann Google mit Project Volta an diese Erfolgsstory anknüpfen? Die Namensgebung suggeriert hier Großes!

Wie läuft Android L bisher auf dem Nexus 5?

Android L ist nach wie vor offiziell nur in einer Entwickler-Preview Version verfügbar, und das auch nur für das Nexus 5 und das Nexus 7. Wer also keines dieses Geräte besitzt, guckt weiterhin in die Röhre. Allerdings sind die Quellcodes von Android L mittlerweile öffentlich (auch für das Nexus 4, das ältere Nexus 7 und das Nexus 10) und die Custom Rom Szene wird sich sicher bald eifrig an eigene Android-L-Firmwares machen. Cyanogenmod kündigte aber an, wegen des unfertigen Zustands von Android L noch nicht mit den Arbeiten an CM 12 zu beginnen.. Es gibt jedoch bereits Dritt-Anbieter, die die Optik von Android L mit eigenen Launchern kopieren. Wer hingegen über ein Nexus 5 oder Nexus 7 verfügt, der kann sich die Android L Preview direkt per fastboot flashen (entsperrter Bootloader vorausgesetzt!) oder diverse selbstextrahierende .zip Dateien bei XDA-Developers nutzen.

Wie läuft Android L nun bisher? Stabilitätsprobleme hatte ich keine. Einige Apps kommen noch nicht mit der neuen ART-Runtime klar. So stürzte Twitter direkt beim Einrichten ab, wurde aber bereits durch ein Update angepasst und läuft jetzt wie alle anderen Apps bei mir problemlos. Von den neuen Animationen sieht man – wie gesagt – wenig und auch die Akkulaufzeit ist „Beta-Software“-typisch eher mau. Sehr gut gefällt mir aber bereits, wie die konstanten 60 Bilder pro Sekunde das Bediengefühl noch weiter verbessern. Auch finde ich die Benachrichtigungskarten auf dem Sperrbildschirm sehr nützlich. Als „Daily Driver“ kann ich Android L nur bedingt empfehlen. Zu unsicher ist man bei jeder neuen App, ob sie bereits auf ART läuft und zu schwach ist die Akkulaufzeit. Wer mit beidem klarkommt, der kriegt aber im Grunde ein verlässliches System. Die Frage ist eher, ob es sich lohnt, denn nach 5 Minuten hat man alles gesehen und die wirklichen Änderungen sind schlicht von der Umsetzung durch die App-Entwickler abhängig.

Was sind eure Erfahrungen mit Android L? Denkt ihr, der Eindruck repräsentiert bereits die finale Version? Welche Features vermisst ihr noch?

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