Das iPhone 6 Display Dilemma (Update)
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Das iPhone 5S ist kein halbes Jahr alt, da ist die Technikwelt schon wieder bunt am Spekulieren. Quellen aus Fernost oder Nahwest prophezeien zum zweiten mal in der iPhone Zeitrechnung eine Veränderung der Displaygröße. Nachdem das iPhone 2007 bis 2011 eine Displaygröße von 3,5 Zoll bot und erst seit 2012 auf 4 Zoll anwuchs, soll es diesen Herbst abermals Veränderungen geben. Apple hat dabei aber mehr als nur das Problem der Ein-Hand-Bedienung zu überwinden.
Der Wall Street Journal berichtete zuletzt, dass Apple aktuell 4,7 Zoll und 5 Zoll Prototypen teste. Solche Gerüchte gibt es seit Langem, aber je länger es sie gibt, um so klarer wird, dass sich die Welt um Apple herum weiterentwickelt. Man kann von Displays jenseits der 4 Zoll halten was man will. Der Einsicht, dass Android und Windows Phone 8 in all ihren High End Flagschiffen Displays über 4,7 Zoll verbauen, lässt sich nicht leugnen. Ob Apple nun will oder nicht, je länger abgewartet wird, umso mehr muss sich Apple der Gefahr stellen, in der schnelllebigen Smartphone Welt als Schnarchnase abgestempelt zu werden.
Ob 4,7 Zoll, 5 Zoll oder sogar mehr: Es gilt als sicher, dass Apple aufschließen wird. Dabei zeigt sich, anders als bei Android und Windows Phone 8 aber ein großes Dilemma: Apples Ökosystem ist seit Jahren auf ganz bestimmte Rahmenbedingungen festgelegt was Displayauflösung und -größe angeht. Eine Vergrößerung des Display ist für Apple nicht ganz so einfach, wie es klingt. Apple hat dabei meiner Meinung nach vier Möglichkeiten:
1. Apple behält die bisherige Auflösung
Die erste Variante wäre die einfachste, aber auch die hässlichste und wohl auch die unwahrscheinlichste. Apple könnte schlicht die derzeitige iPhone Auflösung auf 4,7 Zoll und größer aufblasen und dabei Seitenverhältnis und Auflösung beibehalten. Die Entwickler dürfte es freuen. Alle Apps die exakt auf die Auflösung des iPhone 5, 5S und 5C angepasst sind, laufen problemlos ohne Anpassungen. Das Problem: Bei gleicher Auflösung und größerem Display sinkt die Pixeldichte unter die von Apple marketingtechnisch so klug etablierte „Retinagrenze“. Die aktuelle Auflösung von 1136×640 Pixel entspricht auf den aktuellen 4 Zoll zwar brauchbaren 326 Pixel/Zoll. Auf 4,7 Zoll käme das iPhone 6 aber nurnoch auf mittelmäßige 277 Pixel/Zoll. Zwar hat das iPad mini der ersten Generation gezeigt, dass Apple nicht davor zurückschreckt, auch Geräte ohne „Retina“-Auflösung herauszubringen. Beim kommenden iPhone Flagschiff dürfte Apple aber Technik der Referenzklasse bieten wollen.
2. Apple behält die Pixeldichte bei
Als zweite Variante wäre vorstellbar, dass Apple schlicht die Auflösung so anpasst, dass am Ende wieder die gleiche Pixeldichte von 326 Pixel/Zoll dabei herauskommt. Bei 4,7 Zoll wäre dazu eine Auflösung von krummen 1375×773 Pixeln nötig. Das hätte für die Apple Welt zwei große Nachteile: Alle Entwickler müsste einerseits die Optik ihrer Apps, also die enthaltenen Symbole, Schaltflächen, Menüs etc. neu anpassen und andererseits würde die erreichte Pixeldichte noch immer nicht auf dem aktuellen Niveau von 440-460 Pixeln/Zoll liegen, wie sie Android (Nexus 5, HTC One, Galaxy S5) aktuell bietet. Auch das aktuell höchstauflösendste Windows Phone 8 Gerät, das Lumia 930, wäre mit 441 Pixeln/Zoll schärfer.
3. Apple passt sich der gängigen Full-HD Auflösung an
Die dritte Variante ist meiner Ansicht nach eine der wahrscheinlichsten Lösungen. Statt weiter eigene proprietäre Auflösungen zu nutzen, könnte Apple schlicht den gängigen Standard von 1920×1080 Pixeln adaptieren und käme weder mit 4,7 Zoll noch mit mehr als 5 Zoll in irgendwelche „unter Retina“ Probleme. Allerdings würde auch diese Lösung erfordern, dass die Entwickler ihre Apps anpassen. Zudem käme das der Erklärung einer Niederlage gleich, denn Apple würde schlicht nachmachen, was Android und WP8 vorgemacht haben. So ein Image wird Apple sicher unter allen Umstände zu vermeiden versuchen.
4. Apple macht den Retina-Trick noch einmal
Die vierte Möglichkeit wäre die verrückteste und vielleicht wahrscheinlichste von allen. Wie beim iPhone 4 könnte Apple einfach die Auflösung abermals vervierfachen und statt den aktuellen 1136×640 Pixeln die kommenden Geräte mit 2272×1280 Pixeln ausstatten. Der Vorteil: Wie damals beim Schritt vom iPhone 3GS zum iPhone 4 müsste kein Entwickler seine Apps anpassen, weil jede Apps exakt skaliert werden könnte. Stattdessen hätte jeder Entwickler die Option, seine App mit vierfach höher auflösenden Grafiken zu schmücken. Der große Nachteil: Eine solche Auflösung entspräche einer extrem hohen Pixeldichte von 554 Pixeln/Zoll. Allerdings hat Apple bereits beim iPhone 4 für damalige Verhältnisse ein übertrieben und unerwartet scharfes Display herausgebracht und diese Schritte beim iPad und iPad mini sowie den Retina Macbooks wiederholt. Die erneute Vervierfachung wäre also nicht ohne Präzedenzfall. Die Konkurrenz schiesst sich zudem aktuell auf 2K Displays ein. Ein solches mit 2560×1440 auflösendes Display wird für das Galaxy S5 und das Oppo Find 7 prognostiziert bietet aktuell bereits das LG G3. Zusammen mit den dort erwarteten Displyagrößen von vermutlich 5,2 oder 5,5 Zoll kämen diese Geräte in Bereiche um 530 Pixel/Zoll, so dass das iPhone 6 gar nicht mehr so übertrieben wirkt.
Fazit
Insgesamt steht Apple also vor einem echten Display-Dilemma. Egal was das iPhone 6 an Displaytechnik bringt, es wird in jedem Fall für Aufregung sorgen. Ob wir Nutzer derart hohe Auflösungen brauchen ist dabei eine völlig andere Frage. Apple hat bisher zumindest dafür gesorgt, dass die hohen Auflösungen auch genutzt werden, während so manche Android App auf einem Full HD Gerät aussieht als würde man sie durch einen Wasserfall anschauen.
Was meint ihr? Was wird Apple tun und was macht am meisten Sinn? Kann sich Apple überhaupt noch eine Pixeldichte von unter 400 Pixeln/Zoll leisten oder tun sie gut daran auf derartige Markttrends zu pfeifen? See you in the comments!
UPDATE (31.05.2014)
Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass Apple scheinbar einen sehr ungewöhnlichen Mittelweg gehen möchte. Anstatt wie in Möglichkeit 2 einfach die Pixeldichte zu halten oder wie in Möglichkeit 4 die aktuelle Auflösung noch einmal zu verdoppeln, soll es eine Erhöhung um den Faktor 1,5 werden. Das ganze läuft unter dem Schlagwort „Pixel-Tripeling„, weil es die Auflösung der ursprünglichen Nicht-Retina-iPhones verdreifacht. Das Resultat wäre auf dem iPhone 6 eine Auflösung von 1704 x 960 und eine Pixeldichte knapp über 400 PPI. Berichten zufolge soll diese Verdreifachung für Entwickler noch relativ leicht umzusetzen sein. Das klingt definitv besser als alles, was unter 400 PPI läge, aber angesichts des kürzlich vorgestellten LG G3 mit 536 PPI frage ich mich doch, warum Apple nicht einmal mehr Vorreiter sein will und uns mit einem „Retina 2.0“ nach Möglichkeit 4 aus den Socken haut.
Es bleibt also spannend beim iPhone 6 Display Dilemma.
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.
Variante 2 scheint mir am wahrscheinlichsten. Auch wenn es auf Tech-Seiten sicher kritisiert wird und auf Tech-Seiten, die klickgeil sind (*****), wird es sicher ne Headline bei der Vorstellung.
Ich will nicht nur noch die halbe GPU Performance und ein EInbruch der Akkulaufzeit nur für ein paar PPI mehr. Ich empfinde das 5s Display als extrem scharf, genauso wie das Nexus 5. Ein Unterschied kann ich wenn dann nur minimal wahrnehmen.
Wenn die Konkurrenz eine Pixeldichte von weit über 500 ppi hinbekommt sollte Apple das mit Verzögerung ja auch schaffen können. Aber die iPhone-Hardware ist generell komisch zusammengesetzt und priorisiert – gekauft wird es eh nur wegen den Namen und der Kundenbindung ans Ökosystem – von daher ist die eigentliche Frage irrelevant.