Warum mich das neue HTC One (M8) enttäuscht (Update)

Trotz On-Screen Tasten behält das neue One den nun nutzlosen schwarzen HTC-Balken

Trotz On-Screen Tasten behält das neue One den nun nutzlosen schwarzen HTC-Balken

Eines der großen 2014er Android Flagschiffe ist endlich offiziell vorgestellt worden. Das HTC One galt 2013 neben dem Galaxy S4 als einer der beiden Anwärter auf den (Android-) Smartphone Thron. Gerade aber weil das ursprüngliche HTC One doch einige allgemein anerkannte Nachteile hatte, waren die Erwartungen an das neue 2014er HTC One sehr groß. Die Frage ist also: Hat HTC 2014 alle Baustellen beseitigt und stellt endlich das erwarte Rundum-Super-Duper-Paket vor?

Keine Überraschungen

Anders als etwa beim Samsung Galaxy S5, das auf der MWC 2014 vorgestellt wurde und so einige unerwartete Features und eine überraschende Optik bot, ist über das neue HTC One M8 bereits seit Wochen alles bekannt, weil mehrere frühe Vögel alle möglichen Daten, Videos und Infos durchsickern ließen. Das hat bei mir leider die Spannung deutlich rausgenommen und führte sogar dazu, dass man mich bei Twitter erst daran erinnern musste, dass das neue HTC One nun offiziell vorgestellt wurde. Es fühlte sich einfach bereits offiziell an. Ich denke, dass die Anzahl der Leaks teilweise auch durch HTC marketingtechnisch beeinflusst wurde und frage mich, ob die massiven Infos im Vorfeld nicht eher das Gegenteil von Spannung erzeugt haben. Aber gut … mit dem eigentlich Gerät hat das natürlich wenig zu tun 😉

Wunderschöne Platzverschwendung

Bei der Hardware darf man wie beim 2013er Modell erst einmal HTC gratulieren. Wieder einmal zeigt HTC was der Maßstab an Verarbeitungsqualität in Sachen Aluminium ist. Sanfte runde Formen und ein nahtloses Metallgehäuse: HTC befindet sich in Sachen Wertigkeit und Verarbeitung mindestens auf dem Niveau von Apple. Das auf 5 Zoll angewachsene Display mit dem gleichen Full HD Panel und die gewählten Interna aus CPU, GPU und RAM dürften wieder einmal für ein herrlich scharfes Bild und reaktionsschnelles Gerät sorgen. Zusätzlich behebt HTC einen großen Kritikpunkt, den das 2013er Model vorzuweisen hatte: Der gegenüber dem Galaxy S4 vermisste SD-Kartenslot ist nun beim 2014er Modell vorhanden. Für mich ist das willkommen, aber für mein Nutzungsverhalten nicht wirklich relevant.

Also alles richtig gemacht? Nein: Für mich gibt es zwei große Rückschritte. Der erste ist die Farbe des dunklen Geräts und die zweite die Platzverschwendung um das Display. Die Farbwahl finde ich jedenfalls in der blanken Stahl-Optik äußert misslungen. Während das schwarze 2013er Modell an einen eleganten, stilvollen Anzug erinnerte, wirkt das dunkle 2014er Model wie ein Stück poliertes Blech. Viel schlimmer finde ich aber, dass das Gerät so unnötig groß geworden ist. Mit 146,36 x 70,6 mm ist das Gerät einen ganzen cm höher als z.B. das Nexus 5, obwohl das Display gleich groß ist. Während die gestreckte Optik beim 2013er Modell noch mit den extra Knöpfen unter dem Display gerechtfertigt werden konnte, ist das beim 2014er ausgeschlossen: es hat schließlich On-Screen-Buttons.

Trotz On-Screen Tasten behält das neue One den nun nutzlosen schwarzen HTC-Balken

Trotz On-Screen Tasten behält das neue One den nun nutzlosen schwarzen HTC-Balken

Trotzdem behielt HTC die jetzt unnötige schwarze HTC-Leiste und streckt das Gerät um zehn unnötige Millimeter. Natürlich sind die BoomSound-Lautsprecher auch ein Aspekt, aber wer sich zB ansieht, wieviel Platz auch das Nexus 5 noch bietet, darf sich fragen, ob diese Platzverschwendung wirklich nötig war.

Achso: Kabelloses Laden gibt es nach wie vor nicht: SAD 🙁

Die Kamera: Erst die Pflicht, dann die Kür

Das wahrscheinlich meist diskutierteste Bauteil des HTC One 2014 ist sicher die Kamera. Nicht nur, dass HTC erneut nur 4 Megapixel in der Hauptkamera verbaut. HTC wagt sich zudem an ein Experiment mit einer zweiten Rückseitenkamera. Ich will HTC wirklich nicht zu sehr für seinen Mut bestrafen, aber bei aller Freude an Innovation: Wer Extras bieten will, muss immer auch erst die Basics abliefern. Egal wie innovativ die neue Kamera ist oder wie lichtempfindlich der neue Sensor ist: Bilder im Dunkeln oder Bilder, die ständig refokussiert werden, sind nunmal nicht der Hauptanwendungsbereich für die meisten Nutzer. Der Sinn hinter der zweiten Kamera ist das spätere Refokussieren der Bilder. Nach den bisherigen Reviews und Meinungen klappt das aber nur sehr unspektakulär und nicht wesentlich besser als die Re-Fokus App, die Nokia kürzlich für alle Lumia Geräte zur Verfügung gestellt hat: Das Ergebnis fühlt sich immernoch an wie das Umschalten zwischen verschiedenen, gleichzeitig aufgenommenen Bildern.

Während die Duo-Kamera also in der Kür noch nicht so recht überzeugt, bietet sie beim Pflichtprogramm nach allen Berichten wieder nur unterdurchschnittliche Standardkost. Während das 2013 als Experiment noch akzeptabel war, hätte ich mir 2014 wirklich mehr gewünscht. Vor allem, weil dieses mal sogar die optische Bildstabilissation eingespart wurde (angeblich mit der Duo-Kamera-Technik „inkompatibel“).  Für mich gehört optische Stabilisation aber klar zu den Must-Have-Kamera-Features, spätestens seitdem ich dieses Extra in all seiner Pracht im Lumia 920 bewundern durfte.

Mein Fazit

Im direkten Vergleich zwischen dem 2013er HTC One und dem 2014er HTC One gefällt mir das 2013er Modell im Ergebnis aktuell deutlich besser. Die Kamera ist nach allen bisher vorliegenden Informationen kaum schlechter, das Gerät ist kompakter, das Display schärfer und das schwarze Modell ist deutlich eleganter. Meine Empfehlung ist daher ganz klar: Warten bis die Preise noch weiter fallen und dann beim Vorgänger zuschlagen. Wer nicht unbedingt ein 5 Zoll Gerät braucht, bekommt beim 2014er meiner Ansicht nichts, was zwingend für das neuere Modell spricht.

Was meint ihr? Überzeugt euch das neue M8 oder seid auch ihr eher enttäuscht? See you in the comments!

Update 1 (08.06.2014): Nachdem ich nun sehr viel über die Kamera gelesen und erfahren habe und vor allem seitdem mein Artikel „Smartphone-Kameras: Mythen und Vorurteilen auf der Spur“ doch einiges an Umdenken bei mir verursacht hat, möchte ich meine harsche Einstellung zur Kamera des HTC One M8 relativieren. Bis zu meiner geplanten Review sage ich es mal so: Pixel sind nicht alles und wenn die Kamera des M8 stattdessen zum Beispiel eine gute Autofokus-Zeit bietet, sehe ich durchaus Lob am Horizont.

Update 2 (23.02.2015): Fast ein Jahr nach meinem Ersteindruck hatte ich nun endlich die Möglichkeit, das M8 ausführlich im Alltag zu testen. Meine Eindrücke schildere ich der „Rückblick-Review zum HTC One M8„. Das Fazit: Im Vergleich zum Vorgänger, dem M7, haben sich doch einige entscheidende Stärken offenbart, was mich darin bestärkt, meine Ersteindrücke auch weiterhin durch volle Reviews zu überprüfen. Das M8 jedenfalls hat rückblickend meine harsche Kritik nur teilweise verdient.

4 Kommentare

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