Pebble Smartwatches – Ein wehmütiger Rückblick

Seit dem Start dieses Blogs vor über vier Jahren hatten Smartwatches immer einen festen Platz in unserem Artikel-Sortiment. Von den ersten Android Wear Uhren im Jahr 2014 über die Apple Watch bis hin zur Erkenntnis, dass Smartwatches wohl doch nicht das „Next Big Thing“ werden, gab es hier im Blog über 20 Artikel zu Wearables von Gastautoren und mir selbst.

Einen ganz besonderen Platz nahmen dabei immer die Pebble Smartwatches ein. Von der ersten spielzeughaften Original Pebble bis zur hochwertigsten jemals offiziell vertriebenen Version, der Pebble Time Steel, haben wir die kleinen charmanten Kickstarter-Uhren begleitet. Dass die Pebble Erfolgsstory leider ein trauriges Ende nahm, ist natürlich jedem bekannt: Ende 2016 kaufte Fitbit das hinter den Pebble Uhren stehende Unternehmen für die erstaunlich niedrige Summe von nur 23 Mio. US-Dollar, übernahm weniger als die Hälfte der Belegschaft und verkündete unverzüglich, dass es keine weiteren Pebble Uhren mehr geben wird. Der (offizielle) Software-Support für die bisher verkauften Pebble Uhren läuft nach Verlängerung nun dieses Jahr im Juni aus. Zwar werden die zugehörigen Apps für iOS und Android dann (voraussichtlich) nicht aus den Appstores verschwinden und auch die Uhren werden voraussichtlich erst einmal so weiterlaufen wie zuvor. Es dürfte trotzdem nur eine Frage der Zeit sein, bis irgendein iOS- oder Android-Update Inkompatibilitäten erzeugt oder bisher unbekannte Bugs zu Problemen führen. Es hilft alles nichts: Die Zeit der Pebble Smartwatches läuft ab.

Für mich ist das ein durchaus spürbarer Verlust, denn nicht nur verbinde ich mit den einzelnen Modellen ganz persönliche Erfahrungen, sondern ich halte die Pebble Smartwatches nach wie vor für die wohl sinnvollste Kombination von Armband-Uhr und Smart-Device. Dafür gebührt dem ehemaligen Unternehmen um Gründer Eric Migicovsky, der mittlerweile Start Ups berät, Anerkennung und darum widme ich den Pebble-Smartwatches diesen kleinen wehmütigen Rückblick.

Meine persönliche Pebble-Geschichte

Für mich begann die Geschichte mit der ersten, damals noch sehr verspielten, Pebble Uhr Ende 2013. Wie lange das mittlerweile her ist, sieht man daran, dass ich im damaligen Testbericht sogar noch hoffnungsvoll über einen offiziellen Support für Windows Phone 8 spekulierte. Daraus und aus Windows Phone 8 im Allgemeinen wurde – wie wir heute wissen – nichts. Die bekannten Stärken der Pebble Uhren waren damals aber schon allesamt vorhanden: Die preisgekrönte taktile Bedienung per Tasten, tagelange Akkulaufzeit und ein e-Paper-Display (nicht e-Ink), das bei allen Lichtverhältnissen wunderbar ablesbar war.

Die Original Pebble, die Pebble Steel und die Pebble Time (v.l.n.r.)

Nach der Original Pebble, die ich wegen ihres kindlichen Looks nicht sehr lange benutzt habe, stellte Pebble dann im April 2014 für mich das Highlight der Produktreihe vor, die Pebble Steel. Die legte vor allem eine ordentliche Schippe bei Design und Optik drauf, schrumpfte spürbar in der Größe und konzentrierte sich ansonsten auf die bekannten Stärken (ausführlich im dazugehörigen Testbericht). Die Pebble Steel habe ich mir damals zu einem Freund in den USA liefern lasssen, dort nach langer Wartezeit und Vorfreude abgeholt und danach sehr lange täglich getragen.

Die Pebble Steel wurde erst im darauffolgenden US-Urlaub durch die Pebble Time abgelöst, die zusammen mit der Pebble Time Steel im Frühjahr 2015 vorgestellt wurde. Zwar war ich mehr an der Pebble Time Steel interessiert, deren Lieferung ließ aber leider lange auf sich warten. So griff ich im Sommer 2015 während eines weiteren US-Urlaubs bei Best Buy aus Ungeduld zum kleinen Bruder, der Pebble Time (hier der Testbericht). Gegenüber der ersten Generation der Pebble Uhren brachte die „Time-Generation“ primär eine Spracheingabe sowie ein Farbdisplay mit. Die Pebble Time selber glich mit ihrem weitgehend wieder aus Plastik gefertigten Gehäuse aber eher der nerdigen Original-Pebble, war als leichte und schlichte Smartwatch aber trotzdem für die Sommermonate 2015 meine Uhr der Wahl.

Keine (Pebble) Uhr habe ich länger getragen: Die Pebble Time Steel

Im Herbst 2015 kam dann doch endlich die von mir bei Kickstarter unterstützte Pebble Time Steel (hier im Test) an. Gegenüber der Kunststoff Pebble Time änderte sich zwar in Bedienung und Technik nichts, aber wie schon bei der Vorgänger-Generation aktualisierte die Steel Version vor allem den Look und das Design der Time-Reihe. Allerdings empfand ich das Upgrade anders als bei der ersten Generation nicht als ganz so gelungen. Wo die erste Steel-Version optisch einen großer Sprung nach vorn machte, war die Verbesserung beim Upgrade von der Time zur Time Steel weniger umwerfend. Das primäre Problem der Time-Generation ist das zwar bunte, aber weniger kontrasreiche und reflektierende Display. Außerdem betonte die Pebble Time Steel dank des schmalen Metallrahmens das im Verhältnis sehr kleine Display auf unelegante Art und Weise. Die Time (ohne Steel) konnte das dank des breiten Rahmens noch besser kaschieren. Die erstmals auf 10 Tage gesteigerte Akkulaufzeit erkaufte sich die Time Steel zudem mit einem etwas dickeren und schwereren Gehäuse. Trotzdem trug ich die Pebble Time Steel ab Herbt 2015 gute zwei Jahre lang im Alltag. Die weiteren Pebble Modelle (die Pebble Time Round und die Pebble 2) habe ich mir danach nur am Rande angesehen. Besonders der auf Fitness verlagerte Fokus der neuen Modelle interessierte mich nicht mehr.

Warum ich sie (noch immer) täglich nutze

Warum habe ich die Pebble Time Steel seit mittlerweile über zwei Jahren täglich in Benutzung und ziehe sie allen Konkurrenten vor? Die Antwort kennt jeder, der dieses Blog verfolgt oder die verlinkten Artikel gelesen hat: Die Pebble Uhren gieren nicht jeden Abend nach dem Ladekabel, sondern kommen problemlos auch über längere Reisen ohne Ladekabel aus. Zwar hat Apple bei der Apple Watch zuletzt auch Einiges verbessert und unter anderem die Akkulaufzeit auf realistisch 2 Tage erhöht, aber wenn ich übers Wochenende wegfahre oder gar eine noch längere Dienstreise antrete, ist bei allen Smartwatches außer den Pebble Uhren stets an ein weiteres Ladekabel zu denken. Gegenüber allen anderen Konkurrenten erkaufen sich die meisten Smartwatches mit Android Wear sowie die Apple Watch diese knappen 2 Tage zudem stets damit, dass das Display die meiste Zeit aus. Will ich in einer Besprechung unauffällig auf die Uhr schauen, erfordern alle anderen Smartwatches stets eine verrätersche Arm- und Handgelenkbewegung, die (hoffentlich) das Display aktiviert. Bei den Pebble Uhren ist das Display hingegen aus allen Blickwinkeln und auch bei praller Sonne gut ablesbar, einfach weil das Display Licht aktiv reflektiert. Den pixeligen Look vieler Pebble-Ziffernblätter nehme ich dafür gern in Kauf.

Vor allem habe ich jedes Mal, wenn ich Smartwatches mit Touchscreen getestet habe, gemerkt, dass es mir viel besser gefällt, die Uhr per Tasten (blind) zu bedienen: Musik pausieren oder Titel skippen? Nachrichten ausblenden? Den Ruhemodus aktivieren? All das geht bei der Pebble blind und nebenbei, während alle Konkurreten dafür eine mehr oder weniger bewusste Koordination des Fingers für die Touchscreenbedienung einfordern. Die Pebble Uhren sind einfach praktisch und drängen sich nicht unnötig in den Vordergrund. Sie sind die meiste Zeit vor allem eins: Uhren. Sie ergänzen diese Basisfunktion aber gut bedienbar mit allem, was ich von einer Smartwatch erwarte: Benachrichtigungen auf dem Handgelenk und Apps steuern.

Für mich die beste Pebble ever: Die Pebble Steel in Silber

Die Pebble Uhren gefallen mir so gut, dass ich mir kürzlich sogar noch einen kleinen Wunsch erfüllt habe und bei eBay eine gut erhaltene Pebble Steel in Silber gekauft habe. Mittlerweile gehen auch gut erhaltene Modelle für um die 30 € über die Gebrauchtwaren-Theke und die silberne Version der Pebble Steel ist für mich – wie gesagt – die gelungeste Pebble. Das Display ist zwar nur Schwarz-Weiß und es fehlt das Mikrofon der Time-Modelle, aber dafür ist es das Modell mit dem kontrastreichsten Display und die Sprachsteuerung wird mit Abschaltung der Pebble-Server ohnehin (wohl) nicht mehr lange verfügbar sein. Dafür ist die Pebble Steel auch einen Hauch kleiner als die Time Steel. Lediglich die damals noch proprietären Armband-Anstöße sind etwas nervig. Die Auswahl an Dritt-Armbändern ist deshalb deutlich beschränkt. Ein schickes Milanese- oder Leder-Loop-Armband habe ich bisher jedenfalls nicht finden können. Die nachfolgenden Modelle der Time-Generation sind in dieser Hinsicht mit ihren Standard 22mm Anstößen einfacher.

Das Beste haben wir leider nie gesehen

Das frühzeitige Aus für Pebble ist auch deshalb so traurig, weil wir das Beste nie gesehen haben. Von der Nachfolge-Generation zu den Time-Modellen hat es nur die Fitness orientierte Pebble 2 noch in den Handel geschafft und wurde als optisch eher krudes Gadget eher geschmäht. Der displaylose Pebble Core Fitnesstracker ist hingegen genauso wie die Pebble Time 2 nie im Handel erschienen. Gerade die Pebble Time 2 wäre aber wohl ein echtes Highlight gewesen, denn es hätte das kleine Display der Time-Modelle bis fast an den optisch unveränderten Metallrahmen ausgedehnt. Hinzu kam erstmals ein rückseitiger Herzfrequenz-Sensor. Vor allem der dank des gewachsenen Displays moderne Look hätte die Pebble Time 2 für mich zu einem Sofortkauf gemacht. Leider kam es so weit nicht mehr. Nach dem Kauf durch Fitbit ist die Pebble Time 2 gestrichen worden und Kickstarter-Unterstützer erhielten ihr Geld zurück. Schade!

Nie erschienen: Die Pebble Time 2

So bleibt nur der nostalgische Rückblick auf eine Modellreihe, die den großen Herstellern teilweise nicht nur um Jahre voraus war, sondern auch immer ein sehr postives, verspieltes Marketing und Feeling verbreitete. Noch immer gibt es genug Technikfans und Youtube-Größen, die ihnen ein herzliches Goodbye widmen oder an ihren Pebble Uhren – wie ich – festhalten, bis es zuende geht. Wann das sein wird, ist wie gesagt, unklar. Ich hoffe, meine Pebble Steel jedenfalls noch übers Jahr 2018 hinaus nutzen zu können, schaue allerdings sorgenvoll auf die kommenden Betriebssystemupdates bei iOS und Android im Herbst. Aber wer weiß, vielleicht bleiben die (zum Betrieb erforderlichen) Pebble Apps uns ja noch Jahre erhalten und die Pebble Uhren damit noch länger funktionstüchtig. Wer sich noch von der Qualität der Pebble Uhren überzeugen möchte, sollte trotzdem nicht mehr zu lange warten. Gebrauchte Modelle sind meiner Meinung nach aber das Risiko wert, in Zukunft mit dem eingestellten Support Probleme zu bekommen. Einen letzten Sommer mit den Pebble Uhren haben wir jedenfalls noch. Nutzen wir ihn!

See you in the comments!

 

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