Pebble Steel Review: (Noch) keine Angst vor Android Wear

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Endlich ist sie da, meine Pebble Steel. Ja, ganz recht: Ich habe noch eine Pebble Steel gekauft, während Android Wear längst am Horizont sichtbar war und mittlerweile sogar leibhaftig unter uns wandelt. Warum ich Pebbles Edel-Smartwatch nach wie vor für konkurrenzfähig halte und denke, dass sie (noch) keine Angst vor Android Wear haben muss, lest ihr in diesem Review.

Die ursprüngliche Pebble habe ich mir bereits ausführlich angesehen. Wer sich für die grundlegenden Funktionen und die Unterschiede im Zusammenspiel mit iOS, Android und Windows Phone 8 (ja, durchaus) interessiert, dem empfehle ich den Artikel „Pebble 2.0 Review und Vergleich: iOS, Android und WP8„. Seitdem die Pebble Steel auf der CES 2014 vorgestellt wurde, war mir allerdings klar, dass die ursprüngliche Pebble auf Dauer zu klobig sein würde. Deshalb habe ich mir im Mai die Pebble Steel bestellt, zu einem Freund in die USA schicken lassen und dort im vergangenen Urlaub abgeholt. Derartige Umwege sind mittlerweile aber glücklicherweise nicht mehr nötig, denn Pebble versendet seit ein paar Wochen über ein europäisches Zwischenlager endlich auch nach Deutschland. Jedem Kaufwilligen steht also endlich nichts mehr im Weg und ich stelle euch die Uhr noch einmal vor.

Pebble Steel: Smartwatch erster Klasse

Die Pebble Steel – das dürfte den meisten bekannt sein – gleicht der klassischen Pebble in vielen Bereichen. Nach wie vor ist das Display zweifarbig, ohne Touch-Sensor und nur 1,26 Zoll groß. Intern arbeitet der gleiche kleine Chip und der gleiche Akku. Lediglich der Ladekonnektor ist minimal anders und der interne Speicher ist verdoppelt worden. Das erste ärgert alle, die darauf gehofft haben, den alten Konnektor weiter nutzen zu können und das zweite macht in der Benutzung bisher keinen Unterschied.

Die Verbesserungen liegen also – ganz uncharmant – einzig und allein im Äußeren: dort allerdings gewaltig. Das ehemals pummelige Kunststoffgehäuse ist einem schlichten, edlen Stahlgehäuse gewichen, das zudem deutlich in der Höhe geschrumpft ist. Statt durchsichtigem Plastik wird das Display nun durch Gorilla Glas 3 geschützt und die verwaschenen Tasten haben einen klar definierten saftigen Druckpunkt erhalten. Abgerundet wird dieses Redesign durch eine Lade-LED in der Front und wahlweise einem Stahl- oder Lederarmband (beides im Lieferumfang). Das Resultat ist eine ungleich schickere und erwachsenere Optik. Aber urteilt selbst:

Unverändert ist auch das E-Paper (nicht E-Ink) Display, das in praller Sonne nicht nur großartig ablesbar ist, sondern dank Gorilla Glas 3 auch noch brillianter als die ursprüngliche Pebble wirkt. Die gute Ablesbarkeit liegt vor allem daran, dass das E-Paper Display das Sonnenlicht aktiv reflektiert und daher draußen sogar noch an Sichtbarkeit gewinnt, anstatt mit Reflexionen zu kämpfen. Egal, ob mit Stahl- oder Lederarmband: Die Pebble Steel tarnt sich fast als veritable Armbanduhr und mit dem richtigen Watchface (Ziffernblatt) muss so mancher zweimal hinsehen, bis die Pebble sich als Smartwatch zu erkennen gibt.

An der tollen Akkulaufzeit mit iOS hat sich ebenfalls nichts geändert. Ich komme nach wie vor auf solide 5 – 7 Tage Nutzung mit einer Ladung. Unter aktuellem Android (Version 4.4, KitKat) hat sich seit einiger Zeit jedoch eine gewisse Unzuverlässigkeit eingeschlichen. Dort sinkt die Akkuleistung derzeit teilweise auf unter 2 Tage und steigt dann mal wieder auf normale 5 Tage an. Die Ursache dafür ist mir bisher nicht bekannt, entsprechende Berichte sind aber verbreitet. Ich persönlich hatte mit diversen Android 4.4 Smartphones bisher aber glücklicherweise kein solches Problem (Hinweis: Mittlerweile gab es ein Update der Pebble App, das dieses Problem ausdrücklich angesprochen und scheinbar gefixt hat).

Software: Vielfalt und Konzentration

Bei der Software und den Funktionen der Pebble ergeben sich keine Unterschiede zur ursprünglichen Version. Unter iOS wird alles aufs Handgelenk gebeamt, was in den Einstellungen für die Benachrichtigungszentrale freigegeben wird und unter Android wird alles angezeigt, was in der Statusleiste angezeigt wird. Der Komfort, mit einem schnellen Blick aufs Handgelenk zu erkennen, ob Wichtiges oder Unwichtiges auf einen wartet, ist also ungeschmälert. Sehr bedauerlich ist allerdings, dass sich seit meiner Review zur ersten Pebble nichts bei Microsoft getan hat: Auch unter Windows Phone 8.1 ist bisher nicht erkennbar, dass Windows Phone den Zugriff auf die Benachrichtigungen freigibt. Das ist umso ärgerlicher, als dass mit dem Action Center doch nun eigentlich eine zentrale Benachrichtungszentrale vorhanden wäre. Eine offizielle Pebble App ist daher für Windows Phone nach wie vor ungewiss. Da das aktuelle „Update 1“ für Windows Phone 8.1 aber ein API für Smartwatches mitbringen soll, bleibe ich erstmal hoffnungsvoll.

Die Pebble Steel konzentriert sich insgesamt weiterhin auf das Wesentliche: Es werden weder Telefonate über die Uhr geführt, noch Fotos vom Handgelenk geschossen oder der Puls gemessen. Die Pebble ist auch in der Steel-Version ein reiner „Second Screen“, der dank dem Blick aufs Handgelenk den Griff zum Smartphone spart.

Keine Angst vor Android Wear

All das bisher Gesagte wäre für ein kurzes Review eigentlich ausreichend, wenn wir noch im Frühjahr 2014 leben würden. Aber dem ist nicht so. Stattdessen leben wir in einer Post-Android-Wear Ära. Das bedeutet: Googles Angriff auf den Wearables Markt ist im vollen Gange. Seit der Vorstellung von Android Wear im März 2014 ruft es von allen Dächern „Pebble, dein Ende naht“. Auch ich habe relativ früh Skepsis geäußert, ob Pebble noch lange wird mithalten können. Aber spätestens seit der offiziellen Vorstellung der Android Wear Software und Hardware auf der Google I/O 2014 und den ersten Erfahrungen mit Android Wear, sind diese Stimmen wieder leiser geworden.

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Die Konkurrenz schläft nicht: Android Wear

Meine Review zur LG G Watch ist zwar noch in Arbeit (Update: Das Review ist fertig und hier verfügbar: LG G Watch und Android Wear im Test), aber soviel zeichnet sich bereits ab: In Sachen Akkulaufzeit, Outdoor-Lesbarkeit und Design können die bisherigen Vertreter von Android Wear noch nicht mithalten. Auch die Software von Google scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken. Ich persöhnlich bin mir zudem auch noch nicht sicher, ob ich lieber mit Wischgesten oder mit festen Tasten arbeite. Die Pebble ist ohne Blick auf die Uhr dank der ertastbaren Knöpfe jedenfalls gut bedienbar, während ich die Android Wear Uhren nicht nur stets „anschauen muss“, sondern auch halbwegs stabil stehen muss, um mit kontrollierten Wischgesten arbeiten zu können.

Pebble, was bringt die Zukunft?

Die Pebble ist dank des toll ablesbaren Displays und der langen Akkulaufzeit aktuell eher noch eine „Watch“, während Android Wear stärker in den Bereich „Smart“ vordringt. Solange die Sprachsteuerung der Android Wear Uhren nicht aus dem Gimmick-Stadium herauswächst und die Akkulaufzeit sowie die Displaytechnik nicht deutlich besser werden, sehe ich aktuell keinen Grund dafür, dass Pebble Angst vor Android Wear haben müsste. Aber: Jedenfalls im Bereich „Design“ kommt mit der Moto 360 schon bald ein echter Gegner und auch Android Wear selbst wird wachsen und reifen. Es kann und darf daher nur eine Frage der Zeit bleiben, bis Pebble mit einer „Pebble Steel 2.0“ kontern wird. Ein schärferes Display würde ich mir in jedem Fall wünschen. Bis dahin ist die Pebble für mich aber trotzdem vorerst die Smartwatch der Wahl, sowohl optisch als auch funktionell.

Was meint ihr? Wie geht es euch mit eurer Pebble, jetzt wo Android Wear da ist? Wie empfindet ihr das derzeitige Kräfteverhältnis auf dem Wearables-Markt?

See you in the comments!

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