Moto 360 Testbericht: Großartige Hardware wartet auf Android Wear 2.0 (Update)

Als Metallarmband empfehle

Die Erwartungen an Smartwatches und Wearables sind gigantisch. Im stagnierenden Tablet- und immer heftiger umkämpften Smartphone-Markt erscheint diese neue Produktkategorie als unerschlossenes Profitland, in dem die Reviere noch nicht abgesteckt sind. Die mit Abstand am heißesten erwartete Smartwatch war dieses Jahr sicherlich die Moto 360 von Motorola. Nach einigen Startschwierigkeiten ist die runde Edeluhr von Motorola auch an meinem Handgelenk gelandet und ich kläre die Frage, ob Hard- und Software die hohen Erwartungen erfüllen können.

1. Startschwierigkeiten und böse Überaschungen

Die Motorola Moto 360 wurde bereits im März 2014 auf einer Keynote von Google samt des damals neuen Betriebssystems „Android Wear“ vorgestellt. Ernüchternd war damals allerdings, dass die runde Uhr erst „im Sommer“ zu kaufen sein würde. Aus dem angekündigten Start im Sommer wurde dann sogar September und obwohl zunächst nur der US-amerikanische Markt bedient wurde, war es um die Verfügbarkeit schlecht bestellt.

Weitere Dämpfer erhielt die Vorfreude, als kurz nach dem Marktstart Berichte über katastrophale Akkulaufzeit und einen Steinzeit-Prozessor die Runde machten. Dementsprechend zurückhaltend war auch ich, als es darum ging, die Moto 360 vorzubestellen. Trotzdem siegte bei mir die Faszination über das tolle Design und so recht konnte ich den extrem negativen frühen Reviews auch nicht glauben.

Am 12. September habe ich – auch mit Blick auf die enttäuschende Apple Watch – fast zeitgleich bei Amazon, Saturn und Media Markt eine silberne Moto 360 vorbestellt und war guter Dinge, dass ich zu den ersten gehören würde, die zum Verkaufsstart das Schmückstück in Händen halten würde. Was dann folgte, war allerdings ein Paradebeispiel eines intransparenten und chaotischen Verkaufsstarts, wie man ihn bisher nur von Microsofts vergeigter Lumia 930 Markteinführung kannte. Nicht nur rückte Amazon bis zuletzt keinen voraussichtlichen Versandtermin heraus und Media Markt sowie Saturn verschoben kurzerhand den Start um fast 3 Wochen. Nein, stattdessen tauchten völlig ohne Vorankündigung fast eine Woche zu früh erste Geräte im Einzelhandel bei Cyberport und MediMax auf. Das Ende vom Lied war glücklicherweise, dass nach einer überraschenden Versandbenachrichtigung meine Amazon-Vorbestellung doch noch bei mir eintrudelte.

2. Die Hardware: Fast perfekt

Seit über einer Woche habe ich die Moto 360 nun an meinem Arm und sie zusammen mit meinem Nexus 5 genutzt. Vorab kann ich eines  ganz eindeutig sagen, dass der Hype in einer Hinsicht völlig berechtigt war: Die Hardware ist ein Genuss.

Das runde, wasserdichte Metallgehäuse, das beinahe randlose Display, die subtile Kante, die zum Rand hin abflacht und der kleine kupfern eingefasste Schalter machen die Moto 360 zur derzeit mit Abstand hübschesten Smartwatch. Mich persönlich stört der kleine schwarze Balken am unteren Rand überhaupt nicht und ich denke, dass die Vorteile des dort verbauten Helligkeitssensors diesen kleinen optischen Kompromiss wert sind. Etwas unsicher bin lediglich bei der kupfernen Einfassung des Knopfes, der als Akzent irgendwie unpassend wirkt.

Das Display ist zwar nicht so hochauflösend, wie ich es mir wünschen würde, aber anders als bei Smartphones, wo mehr als 400 PPI längst Standard sind, fordern die notwendigen Einschränkungen bei Smartwatches immer noch Kompromisse. Die Auflösung von 320 x 290 Pixeln führen auf dem 1,56 Zoll Display zu einer Pixeldichte von ca. 205 PPI. Das ist weniger als bei der LG G Watch oder der Samsung Gear Live, reicht aber, um auch filigrane Ziffernblätter nicht völlig unansehnlich wirken zu lassen. Wenn ich urteile, dass auch das Display „überzeugt“, dann ist das natürlich kein wirkliches Lob, sondern eher Kapitulation vor den Grenzen des derzeit technisch Machbaren. Immerhin ist das Display angenehm hell, heller jedenfalls als das der LG G Watch.

Moto360Pixel

Die Displayschärfe könnte besser sein

Die Akkulaufzeit ist kurz gesagt in keiner Hinsicht ein Problem. Ich kam auf vollkommen zufriedenstellende Laufzeiten und hatte abends regelmäßig zwischen 30 % und 50 % Ladung übrig. Das zwischenzeitlich veröffentliche Update hat der Moto 360 extrem gut getan. Hinzu kommt, dass das Moto 360 als bisher einzige Smartwatch drahtlos via Qi-Standard geladen wird. Für mich, der schon seit dem Lumia 920 und Nexus 5 auf drahtloses Laden setzt, ist das ein riesen Vorteil, da ich alle vorhandenen Ladekissen, -matten und -schalen auch für die Uhr nutzen kann. Zudem ist der Akku auch in unter einer Stunde aufgeladen. Alles in allem ist der Akku deshalb für mich in keiner Hinsicht ein Schwachpunkt (wenn man das grundsätzlich nötige Übel des „täglich Laden“ akzeptiert).

Die einzige Enttäuschung der Hardware war für mich das mitgelieferte Armband. An dieser Stelle muss ich eine deutliche Warnung an alle aussprechen, die viele der frühen US-Reviews der Moto 360 gesehen haben. Das dort mit der silbernen Moto 360 gezeigte dunkle Armband war Bestandteil einer frühen limitierten Ausgabe. Die jetzt im Handel befindliche silberne Version hat stattdessen ein helles stein-graues Armband. Dieses Armband hat nach meiner Einschätzung deutlich weniger Textur und ist extrem steif. Das erwartete Leder-Feeling blieb derart aus, dass ich mich vergewissern musste, ob es sich wirklich um Leder handelt.

Erfreulicherweise lässt sich das Armband sehr leicht gegen praktisch jedes Armband mit maximal 22mm Breite wechseln. Einzige Einschränkung: In der Mitte hat die Moto 360 je einen kleinen Steg ähnlich der Pebble Steel. Dessen Armbänder passen deshalb besonders gut. Allen anderen muss man mit einem kleinen Schnipp-Schnapp zu Leibe rücken. Da das Armband aber ohnehin weit in der Uhr verschwindet, ist das verschmerzbar. Zwischenzeitlich konnte ich auch endlich ein passendes Metallarmband ergattern, genauer: Das Metallarmband der Pebble Steel passt sowohl mechanisch als auch optisch tadellos zur silbernen Moto 360. Seht selbst:

Insgesamt ist die Moto 360 damit für mich tatsächlich das erwarte „Design-Wunder“. Weder die Pebble Steel noch andere erhältliche Android Wear Uhren bieten eine so ästethische, makellose Erscheinung. Die Moto 360 zeigt damit für mich, was die Zukunft bringen wird: Nahtlose Integration von High-Tech in Gegenstände des Alltags. Das „Internet Of Things“ war für mich selten greifbarer und vor allem optisch ansprechender als bei der Moto 360.

3. Die Moto 360 als klassische Uhr

Die Moto 360 ist aber natürlich kein Edelstein, den man sich in die Vitrine stellt, sondern vor allem ein Gebrauchsgegenstand. Bei aller smarter Technik muss eine Smartwatch sich zu allererst auch als normale Uhr beweisen. Kann sie das nicht, ist sie nichts weiter als ein Display am Handgelenk.

Wie fast alle aktuell erhältlichen Smartwatches schlägt sich die Moto 360 hier nur recht passabel. Das liegt vor allem an den Kompromissen, die ein voll ausgereiftes Touchscreen in so kleiner Bauform fordert. Das Display ist nicht immer aktiv, auch nicht, wenn man den „Active Display“ aktiviert. Anders als bei der LG G Watch verfügt die Moto 360 über keine Funktion, die stets ein gedimmtes Ziffernblatt anzeigt (das muss bei den obigen Angaben zur Akkulaufzeit stets berücksichtigt werden). Das ist allerdings kein großer Verlust, weil das so gedimmte Display ohnehin kaum ablesbar wäre. Stattdessen verlässt sich die Moto 360 wie alle Android Wear Uhren auf andere Möglichkeiten, das Display zu aktivieren. Man kann entweder das Display berühren, den kleinen Schalter betätigen oder das Armgelenk in einer typischen Handbewegung drehen.

Letzteres funktioniert so gut, dass jedenfalls meine Frustgrenze bisher nicht erreicht wurde. Nur sehr selten hatte ich das Problem, dass diese natürliche Geste das Ziffernblatt nicht aktivierte. Ärgerlicher finde ich eher, dass jedes mal, wenn sich das Ziffernblatt aktiviert, der Sekundezeige sprunghaft ein paar Sekunden aufholt. Scheinbar aktualisiert der Prozessor die Sekundenangabe nicht in Echtzeit im Hintergrund, sondern nur alle 10 – 15 Sekunden. Erst, wenn das Display aktiviert ist, läuft der Zeiger kontinuierlich.

Moto360Watchface

Die Ziffernblätter sind noch etwas rar

Als reine Uhr betrachtet leidet die Moto 360 derzeit auch darunter, dass mit der derzeitigen Android Wear Software noch keine API für Watchfaces zur Verfügung steht. Es bleibt also nur die Auswahl zwischen den mitgelieferten Ziffernblättern. Die sehen zwar sehr ordentlich aus, sind aber doch noch recht schlicht. Gerade das runde Display böte grenzenlose Möglichkeiten für Ziffernblätter in Hülle und Fülle. Bis dahin kann man zwar diverse „Watchface Apps“ im Google Play Store laden, diese laufen dann aber als vollwertige Apps im Hintergrund und können sich mal mehr, mal weniger, aber immer messbar auf die Laufzeit der Uhr auswirken.

Moto360App

Datenschutz-GAU: Zwangs-Cloud, um die Ziffernblätter anzupassen

Immerhin bietet Motorola über die „Motorola Connect“ App die Möglichkeit, die Farbe und andere Details der Ziffernblätter manuell anzupassen. Ich habe derzeit das „Classic“ Watchface mit schwarzem Hintergrund und blauer Akzentfarbe modifiziert. Bei der Connect-App muss ich allerdings ganz deutliche Kritik an Motorola üben. Warum und wozu um alles in der Welt braucht Motorola für derart schnöde Funktionen wie das Anpassen der Ziffernblätter Zugriff auf mein Google Konto inkl. persönlicher Details? Welche „Verbesserung des Nutzungserlebnis“ soll diesen unnötigen Eingriff in meiner Privatsphäre rechtfertigen? Zu meinen ohnehin bereits geäußerten Bedenken aus Datenschutzsicht gesellt sich bei der Moto 360 damit leider ein ganz großes Ärgernis: Unnötig und besorgniserregend, was Motorola da treibt!

Insgesamt macht die Moto 360 als reine Uhr aber ein passable Figur, was vor allem an der gelungenen Bauform und den bereits jetzt guten Ziffernblättern liegt. Mir wäre ein gut umgesetzter „Always On“ Modus allerdings sehr recht gewesen. An das jederzeit hervorragend ablesbare Displays der Pebble Steel kommt die Moto 360 in keiner Hinsicht heran, aber dazu gleich mehr.

4. Die Moto 360 als Smartwatch

Die eigentlich Stärke der Moto 360 liegt natürlich in den smarten Zusatzfunktionen. Ich habe in meiner Review zur LG G Watch bereits ausführlich zu Android Wear Stellung bezogen. Da auf der Moto 360 die gleiche Software läuft (Google hat den Herstellern diesmal nur minimale Freiheit gewährt, das Betriebssystem zu modifizieren), sind meine Ausführungen im Grunde eins zu eins übertragbar.

Primär ist die Moto 360 ein zweites Display für die Benachrichtigungen, die am Smartphone eingehen. Egal ob Twitter, Anrufe, Threema oder E-Mails. Anstatt jedes Mal das Smartphone aus der Hosentasche zu fummeln, genügt ein Blick auf das Handgelenk, um zu entscheiden, ob jetzt oder später reagiert werden soll. Für mich als altgedienten Smartwatch-Nutzer ist das nach wie vor der entscheidende Vorteil und ein Komfort, den ich nicht mehr missen möchte. Auch dass direkt ein Kontaktbild des Anrufers erscheint oder die Navigation über Google Maps parallel auf der Uhr dargestellt wird, ist immer wieder komfortabel.

Allerdings: Viele Nutzer bemängeln, dass der eigentliche Vorteil einer Smartwatch, nämlich weniger zum Handy greifen zu müssen, verfehlt würde. Statt sich den Griff zum Smartphone zu sparen, hole man das Smartphone dann doch jedes Mal heraus, um zu antworten. Das stimmt nur zum Teil. Wer eine Smartwatch als Aufforderung versteht, stets erreichtbar zu sein, der sollte sich zur Moto 360 gleich eine Burn-Out-Beratung dazubestellen, denn mit Android Wear am Arm gibt es schlicht überhaupt kein Entkommen mehr vor dem hektischen Treiben der sozialen Vernetzungen. Ich denke aber, dass Smartwatches und die dort eingehenden Benachrichtigungen erst recht dazu führen (müssen), dass man sortiert. Für mich sind die eingehenden Informationen nur Vorschläge. Der Druck der Anfangszeit ist bei mir lange verflogen. Wer diese Selbstbeherrschung nicht aufbringen kann oder will, sollte unter Umtänden von Smartwatches ganz Abstand nehmen.

Aber auch diejenigen, die stets antworten wollen und müssen, können Android Wear Uhren vielleicht doch etwas abgewinnen. Anders als etwa die Pebble bieten alle Android Wear Uhren schließlich eine Spracheingabe. Die funktioniert zwar auch bei der Moto 360 noch immer nicht perfekt (sie schneidet einem schlicht oft das Wort ab, wenn man zu langsam diktiert), aber ein kurzes „Alles klar, danke“ oder „Ja, ich komme“ ist immer drin; jedenfalls sofern die App das Antworten per Sprachbefehl unterstützt. Threema tut dies beispielsweise noch nicht.

Auf die Signal-Phrase „OK, Google“ reagiert die Moto 360 recht zuverlässig und spuckt Informationen aller Art auf dem Display aus. Anweisungen wie „Erinnere mich an …“ oder „Stelle einen Timer auf …“ sind leider nach wie vor recht zickig und erfordern die Verwendung der exakten Signalwörter. Nur zu oft antwortet Google Now noch mit einer Websuche. Das machen Siri und Cortana aktuell immer noch deutlich besser. Wenn die Moto 360 einen aber versteht, kann man in kürzester Zeit erstaunlich schnell Informationen aller Art erfragen.

Das integrierte Google Now ist auch so eine Sache. Wer ein Android Smartphone nutzt, der kennt Googles zentrale Anlaufstelle, in der intelligent zusammengestellte News, Wetterinfos und Kalendereintragungen zusammengefasst werden. Dieses Konzept will Google auch auf die Uhren übertragen und zeigt „intelligent“ Kalendereinträge oder die errechnete Fahrtzeit an. Das Wort „intelligent“ ist dabei die große Schwachstelle. Anders als am Smartphone kann ich auf Android Wear Uhren nach wie vor nicht kontrollieren, wann welche Karten anzeigt werden. Google meint selber zu wissen, wann ich welche Informationen brauche. Das klappt bei Fahrzeiten und Kalendereinträgen recht gut, oft aber auch nicht. So habe ich es schon erlebt, dass mich meine Moto 360 vormittags mit der errechneten Fahrtzeit zum Nachhausefahren aufforderte. Sicherlich verlockend, aber auf Dauer eher jobgefährdend. Das gleiche Problem trifft auf die oben dargestellten Benachrichtigungen zu. Einmal gelesen oder weggewischt, sind sie unwiederbringlich verloren. Mir fehlt hier ganz klar eine zentrale Sammelstelle für alle vergangenen Benachrichtigungen.

Insgesamt ist Android Wear auch auf der Moto 360 noch eine gefühlte Beta-Software. Viele Stimmen in der Fachszene spekulieren sogar, dass Google Android Wear nie mit Android „KitKat“ (Version 4.4) veröffentlichen wollte und sich lediglich aus Angst vor Apple zu einem frühen Start hinreißen ließ. Dementsprechend schauen alle Android Wear Nutzer voller Erwartung auf Android Wear 2.0, das irgendwann im Zusammenhang mit Android Lollipop (Version 5.0) erwartet wird. Einen Vorteil hat die Moto 360 dann aber doch noch: Über das „Gedrückt-Halten“ des Knopfes am Gehäuse kann man direkt in die Einstellungen springen und spart sich damit den fummeligen Umweg über Spracheingabe und Scrollen.

5. Moto 360: Besser als die Konkurrenz?

Was bleibt, ist die Frage, ob die Moto 360 tatsächlich die derzeit beste Smartwatch ist. Mit Blick auf die vorhandene Android Wear Konkurrenz würde ich diese Frage klar mit „Ja!“ beantworten. Gegenüber den derzeit erhältlichen Uhren von LG und Samsung trumpft die Moto 360 ganz klar mit ihrem überragenden Design auf. Die Akkulaufzeit muss sich zudem in keiner Weise verstecken und liegt gleichauf.

Auch der oft kritisierte ältere Prozessor macht sich meiner Meinung nach nicht entscheidend bemerkbar. Während in der Moto 360 nämlich nur ein alter OMAP 3 von Texas Instruments arbeitet, rechnet in den anderen Uhren derzeit ein (um 3 Kerne kastrierter) Ein-Kern-Snapdragon 400 von Qualcomm. Der TI OMAP 3 lief bereits im Motorola MotoActV Fitnesstracker von 2012 und wird von vielen Experten als Schwachstelle der Moto 360 gegeißelt. Ich kann, wie alle anderen, nur spekulieren, welche Gründe Motorola zum Einsatz dieser alten Technik bewegt haben und ob ein Snapdragon 400 tatsächlich zu mehr Akkulaufzeit geführt hätte. Tatsache ist leider: Hin und wieder merkt man, dass die Moto 360 nicht das tadellos flüssige Bedienerlebnis der anderen Android Wear Uhren bietet (Das wurde durch das Update 4.4 W2 massiv verbessert, siehe Update unten). Das stört allerdings derart wenig, dass ich nicht so recht in die allgemeine Kritik einsteigen kann. Nein, insgesamt gibt es meiner Ansicht nach an der Moto 360 nichts zu kritisieren, was man nicht gegen alle aktuellen Android Wear Uhren ins Feld führen müsste: Jeden Tag laden, schlechte Outdoor-Lesbarkeit und Software mit viel Aufholbedarf.

Moto360vsPebble

Im Vergleich schlägt sich die Pebble immer noch extrem gut

Die Konkurrenz außerhalb von Android Wear ist für mich immer noch der interessantere Gegenspieler. Pebble hat mit der Pebble Steel (hier die Review) nach wie vor ein extrem ausgereiftes und auch optisch ansprechendes Paket im Angebot. Zwar zieht die Steel für mich optisch mittlerweile doch den Kürzeren, aber in Sachen Software, Akku und Display-Technik ist sie nach wie vor unerreicht. Vor allem die mittlerweile sehr gute Software macht die Pebble zu einer sehr guten Wahl. Jeden Monat kommen Details hinzu, die die Pebble noch besser machen. So hat jüngst ein Software-Update ermöglicht, Benachrichtigungen auf der Uhr als gelesen zu markieren und Shortcuts zu zwei Apps einzurichten. Die Bedienung über die Tasten der Pebble und Pebble Steel ermöglicht im Vergleich zur Touch-Bedienung der Android Wear Uhren weiterhin die intuitivere taktile Bedienung. Nirgends sonst bin ich derart schnell in der Musikkontrolle oder kann mir das Wetter anzeigen lassen. Zu allem Überfluss hat Pebble jüngst auch den Preis seiner Uhren um $ 50  gesenkt, so dass die Pebble für 129 € und die Steel für 229 € zu haben sind. Dabei kommt die Steel mit einem Lederarmband, welches um Längen besser als das der Moto 360 ist.

6. Fazit: Neues Glück mit besserer Software

Nach ausgiebiger Nutzung im Alltag ist mein Fazit zur Moto 360 zweigeteilt. Die Hardware ist derart gelungen, dass ich der Software viel verzeihe. Für alle Android Nutzer ist die Moto 360 ganz klar die attraktivste Wahl. Keine Uhr kommt ihr äußerlich gleich und vor allem der Komfort des drahtlosen Ladens ist schwer zu toppen. Das Design und die runde Gestalt sind so hinreißend, dass ich auch die etwas ältere CPU vergebe. Wer auch nur im Entferntesten ein Auge für Verarbeitung und Design, wird mit der Moto 360 sehr viel Freude haben.

Der eigentliche Feind der Moto 360 ist deren Software. Wer die Uhr vor allem als nerdiges Design-Accessoire sieht, der bekommt mit Android Wear zwar bereits jetzt viele Zusatzfunktionen. Das Farbdisplay macht die Interaktion mit dem Android Smartphone sehr dynamisch und futuristisch. All das sind bereits heute gute Gründe für eine Android Wear Uhr und insbesondere die Moto 360. Wer aber ein ausgereiftes und fehlerloses Betriebssystem erwartet, das bis ins Detail ausgereift ist, der wird enttäuscht. Das gilt derzeit leider für die Moto 360 wie für alle Android Wear Uhren.

Wer aktuell eine Moto 360 kauft, der investiert vor allem in die Hoffnung auf Android Wear 2.0. Auch ich habe mich entschieden, die Moto 360 vorerst nicht wieder abzustoßen, sondern auf das Gesamtpaket aus Android Lollipop und Android Wear 2.o zu warten. Davon verspreche ich mir insbesondere eine ausgereifte Watchface API samt ordentlichem Support für tolle Ziffernblätter und eine nachvollziehbare Kontrolle der Benachrichtigungen. Wird beides geliefert, sehe ich keinen Grund mehr, von der Moto 360 abzuraten. Vielleicht wird Motorola dann aber auch schon Version 2 seiner runden Smartwatch angekündigt haben und alle, die wie ich jetzt schon zur Moto 360 gegriffen haben, genießen wieder einmal die berüchtigte Early-Adopter-Reue.

Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, und bin gespannt auf eure Meinung zur Moto 360.

See you in the comments!

UPDATE (25.10.2014):

Gestern erreichte mich das Firmware Update (Version 4.4 W2) für die Moto 360 sowie das zugehörige Update der Android Wear App auf Version 1.0.2. Die damit einhergehenden Verbesserungen möchte ich euch nicht vorenthalten:

Erstens ist die Animation auf der Uhr deutlich und beeindruckend flüssiger geworden. Die in der ursprünglichen Review angemerkten Ruckler oder Lags sind schlicht völlig verschwunden. Auch wenn meine Erinnerung an die LG G Watch etwas verblasst ist, würde ich sagen, dass die Moto 360 jetzt mindestens so butterweich läuft wie jede andere Android Wear Uhr. Zusammen mit der nach wie vor guten Akkulaufzeit sehe ich derzeit deshalb keinerlei Grund, den OMAP 3 Prozessor zu kritisieren.

Zweitens wurden ein paar Softwarefeatures nachgeliefert. Zu denen gehört leider nicht die erhoffte Watchfaces API und auch die Kontrolle der Benachrichtigungen und zufälligen Google Now Infos hat sich nicht verbessert. Immerhin ist aber nun Offline-Musik auf der Moto 360 möglich. Dazu lädt man in der (ebenfalls aktualisierten) Google Play App synchronisierte Musik auf das Gerät und die Moto 360 lädt diese dann auf den internen Speicher. Ich hoffe sehr, dass auch andere Apps wie zum Beispiel Spotify oder Pocketcasts dieses Features bald unterstützten, denn so könnte ich mir gut vorstellen, bald nur noch die Uhr zum Sport etc. mitzunehmen. Vorausgesetzt, ich finde gute Bluetooth Kopfhörer. Einen Klinkenanschluss hat die Moto 360 durch das Update nämlich selbstverständlich nicht bekommen.

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