3 Fragen an das Microsoft Band Wearable
|Windows Phone 8 hat endlich ein eigenes Wearable. Das ist die unbestreitbar gute Nachricht des Microsoft Band. Nachdem Windows Phone 8 Nutzer bisher nur neidvoll auf Pebble und Android Wear schielen konnten, gibt es nun endlich ein Wearable, das offiziell mit Windows Phone 8 zusammenarbeitet. Als Langzeit-Smartwatch-Nutzer und bekennender Windows Phone 8 Fan habe ich die eintröpfelnden News natürlich interessiert verfolgt und trotz aller Euphorie gibt mir das Microsoft Band 3 Fragen auf:
1. Was genau ist das Microsoft Band?
Die erste Frage ist nicht weiter aufregend, aber im Grunde doch die Hauptfrage: Was genau ist das Microsoft Band eigentlich? In meinem Artikel „Das Smartwatch Jahr 2014: Rückblick und Ausblick“ habe ich bereits gesagt, dass meiner Meinung nach bisher noch kein Hersteller so richtig definieren konnte, was die aktuellen Kategorien Wearables und Smartwatches eigentlich ausmacht.
In dieser Situation blicke ich natürlich jedes Mal gespannt darauf, was etwaige Neuzugänge mit ins Spiel bringen. Apple hat zuletzt mit der Apple Watch eher gezeigt, dass man in Cupertino keine konkrete Vision davon hat, sondern erstmal „alles, was geht“ in seine Uhr baut. Von dort scheint also keine Klärung der Frage „Was ist eine Smartwatch oder Wearable eigentlich“ zu kommen.
Auftritt Microsoft Band: Kurz vor Ende des Jahres 2014 steigt auch Redmond in den Ring und zeigt seine Vorstellung von smarter tragbarer Technik. Liest man Microsofts begleitende Veröffentlichungen, dann scheint die Frage nach dem „Was bist du“ relativ klar mit „Fitness“ zu beantworten zu sein. Darauf deuten jedenfalls die Pläne um die gesamte Microsoft Health Plattform hin und auch die Optik geht klar in Richtung Fitbit oder Fuelband.
Andererseits zeigt das Band Benachrichtigungen an, bezahlt meinen Kaffee bei Starbucks oder beantwortet meine Anrufe mit Standard-SMS. Es gibt zudem auch einen gedimmten Uhren-Modus, der das Gerät erneut deutlich näher an die Kategorie Smartwatch rückt. Microsoft will also, dass das Band auch im Alltag getragen und als smarte Uhr genutzt wird. Schaut man sich die Einstellungen der Uhr genauer an, kann man die Apps für die Fitness-Anwendungen sogar ganz verbannen. Letztlich zeigt auch der Preis für knapp 200 US-Dollar, dass Microsoft sich eher als Konkurrent zu Uhren wie der Pebble und der LG G Watch sieht.
Insgesamt werde ich noch nicht so ganz schlau aus dem Gesamtpaket. Die Optik spricht ganz klar für einen Fitnesstracker, während die Funktionen eher in Richtung Smartwatch zeigen. Für eine Smartwatch ist das Design allerdings deutlich zu klobig und beispielsweise lang nicht so elegant wie Samsungs ähnlich konzipiertes Gear Fit mit seinem gebogenen Display. Aktuell wirkt das Band auf mich deshalb eher wie ein Beta-Produkt, das von allem ein bisschen bietet und als Testballoon für Microsoft das Potential dieser Produktkategorie ausforschen soll.
2. Was bedeutet das Band für andere Wearables auf Windows Phone?
Seitdem ich im Frühjahr die allererste Pebble Uhr getestet habe, warte ich darauf, dass eine offizielle App für Windows Phone 8 erscheint. Zwar habe ich in meiner Review damals auch einen kurzen Blick auf die inoffizielle „Pebble Watch Pro“ App geworfen, aber deren Funktionsumfang ist schlicht kein Ersatz für das, was die Pebble App unter iOS und Android eigentlich bietet.
Vor diesem Hintergrund ist die Vorstellung eines eigenen Microsoft Wearable natürlich hochinteressant, weckt es doch die Hoffnung, dass die Software, die Microsofts eigene Produkte antreibt, auch für andere Wearables und Smartwatches genutzt werden kann. Wenn das Microsoft Band Benachrichtigungen anzeigen kann, dann muss das doch auch bei anderen Geräten wie der Pebble Smartwatch möglich sein, richtig? Bisher scheint diese Hoffnung vergebens. Es gibt zwar immer wieder Gerüchte um eine offizielle Pebble Smartwatch App und auch das Vorhandensein einer eigenen Smartwatch API innerhalb von Windows Phone 8.1 GDR 1 wird immer wieder diskutiert.
All das hat sich zwar nicht geändert, aber das Microsoft Band scheint mit all dem nichts zu tun zu haben. Einerseits funktioniert das Band auch mit Windows Phone 8.1 Geräten ohne GDR 1 und zum anderen scheint das Mirosoft Band nicht alle Benachrichtungen weiterzuleiten. Die ersten Eindrücke der Software auf der Uhr legen den Schluss nahe, dass das Band nur Anrufe, SMS und Facebook Messages weiterleitet. Das Microsoft Band scheint also irgendeine proprietäre Form der Kommunikation mit dem Windows Phone 8 Smartphone zu nutzen.
Das Warten und Hoffen auf eine offizelle Möglichkeit, andere Smartwatches an sein Windows Phone 8 zu koppeln, geht also vorerst weiter.
3. Welche Botschaft sendet die iOS und Android-Kompatibilität?
Abermals startet der Verkauf neuer Winows Phone 8 Hardware zunächst in den USA, einem Markt, in dem zuletzt 4 % Marktanteil erreicht wurden. In Europa hingegen hat Windows Phone in einigen Ländern bereits iOS hinsichtlich der Verbreitung überholt und im indischen und asiatischen Raum werden gar Marktanteile von 25 % erreicht.
Die Besonderheit beim Microsoft Band ist aber, dass Microsoft sein Wearable ausdrücklich auch mit iOS und Android kompatibel gemacht hat. Damit ist der Markt für Microsoft im Grunde nicht auf Windows Phone beschränkt und unabhängig von dessen Verbreitung. Es wäre allerdings einmal schön gewesen, wenn Microsoft dieses neue Produkt zum Anlass genommen hätte, ein klarer Zeichen für Windows Phone 8 zu setzen. Microsoft hätte den anhaltenden Zweifeln daran, welchen Stellenwert Windows Phone 8 im eigenen Konzern eigentlich noch hat, dadurch entgegentreten können, das Band primär an Windows Phone 8 Nutzer zu richten.
Auch als Fan des Blicks über den Tellerrand hätte ich doch jedenfalls gern gesehen, dass Microsoft zumindest eine Verlautbarung der Art „iOS und Android Support in Kürze“ von sich gegeben hätte. Einfach, weil es beruhigend gewesen wäre, als Windows Phone 8 Nutzer mal wieder im Fokus der Aufmerksamkeit von Microsoft zu stehen. Stattdessen fürchte ich den derzeitigen Trend, dass man in Redmond die Funktionen und die Qualität der Microsoft Band Software vorrangig für iOS und Android pflegen wird. Besonders interessant wird in diesem Zusammenhang werden, welche Benachrichtigungen das Microsoft Band unter iOS und Android anzeigen kann.
Ingesamt überwiegt natürlich ganz klar die Freude darüber, dass auch Windows Phone 8 Nutzer endlich die Vorteile tragbarer Smartphone-Kameraden nutzen können. Ich hoffe, dass das Microsoft Band nur der Anfang sein wird und wir insbesondere auf der Software-Seite demnächst Fortschritte sehen werden, die es ganz allgemein ermöglichen, Smartwatches in Windows Phone 8 zu integrieren. Zusammen mit der bald erwarteten Threema-App wäre das für alle Windows Phone 8 Nutzer doch ein willkommenes Weihnachtsgeschenk, oder?
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Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.
Verzögerter Release für iOS und Android ist marktwirtschaftlich keine gute Idee und widerspricht der neuen Ideologie. Die meisten WP Nutzer sind doch schon glücklich, wenn sie überhaupt supportet werden und in gleichem Maße wie die anderen Plattformen. Es ergibt doch auch nur Sinn, dass Ms WP hier als erste Plattform sieht, aufgrund der technischen Möglichkeiten. Man hätte ja auch eine Apple Healthkit kompatible Watch machen können oder ein Android Wear Gerät oder sonstige Vergewaltigungen. Die Strategie von Band sehe ich als logische Konsequenz aus eigener Ideologie und Marktlage und ist deshalb ein gutes Gerät finde ich. Zudem haben sie aus der ersten Surface Reihe gelernt und haben das Ding so „leise“ angekündigt und nur geringe Stückmengen produziert. Joe sagte auch auf Twitter, dass es halt ein Testlauf ist und das Health Team genau wie das Windows Team auf Feedback, Nutzungsstatistiken usw schaut und so die Zukunft der Branche aufstellt. Da kommt wiederum die Microsoft Cloud und „Data and Insights“ ins Spiel. Das Microsoft Netz spannt sich immer weiter und ergibt mit jedem weiteren Tag weiteren Sinn.
Ich habe auch immer „Warum immer in den USA bei dem geringen Marktanteil“ gedacht. Allerdings hat Martin Geuss alias Dr. Windows irgendwann mal darauf aufmerksam gemacht, dass sie absolut, also nach Anzahl der Käufer, einen ziemlich hohen Anteil besitzen und sich in den USA natürlich mehr Stück absetzen lassen als in einem kleinen Land wie Deutschland.
Schön, dass du das Microsoft Band willkommen heißt. 🙂 Und das sind ein paar interessante Fragen. Wenn ich versuchen darf, eine (Teil-)Antwort zu geben:
1) Du hast mit beidem Recht. Ja, das Microsoft Band ist hauptsächlich für Fitness gedacht. Und ja, das vorgestellte Gerät ist praktisch noch eine Beta. Deshalb wurde es auch nur in begrenzter Stückzahl und nur in den USA released. MS will erstmal schauen, wie die Leute das Gerät nutzen, welche Anwendungen Sinn machen, usw. Bis der „große“ Rollout kommt, wird sicherlich noch viel an dem Konzept (und vll sogar an dem Design?) geschliffen werden. Und dann wird die Plattform auch für externe Entwickler geöffnet.
2) Welche Schnittstellen das Microsoft Band nutzen soll, würde mich auch interessieren… Vom Konzept her, hat MS aber gesagt, dass das Band weniger penetrant sein soll als eine Smartwatch. Also nicht ein weiteres Gerät, das dauern piepst oder vibriert, sondern ein etwas stillerer Begleiter.
3) Mit Windows Phone bekommt man immerhin die Integration von Cortana, was schon ein großes Plus ist. Aber was Microsoft gestern vorgestellt hat, war eben kein Gadget für eine bestimmte Plattform, sonder in erster Linie ein Cloud-Service und ein mögliches Endgerät, mit dem man diesen Service (plattformunabhängig) nutzen kann. Diese Plattformunabhängigkeit ist gerade das große Plus von Microsoft Health gegenüber der Konkurrenz wie Apple’s Health Kit. Also das Motto lautet nicht „WP-first“, aber auch nicht „Anroid first“, sondern „cloud first“. Und die Vision finde ich, auch als WP-Fan, völlig richtig.
@Flo: Du hast schon Recht, Flo. Ich habe es nicht nachgerechnet, aber gehe auch davon aus, das in absoluten Zahlen der US-Markt immer noch wichtiger ist als der restliche Markt ist, der nur relativ einen hohen Marktanteil hat. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich im Vergleich zu ganz Europa und meinetwegen noch zusätzlich zu den anderen Ländern mit hohem Marktanteil gilt…
@Königstein: In einer Welt, in der Google 80 % des Marktes beherrscht und iOS jedenfalls wirtschaftlich immer noch unglaublich dominant ist, ist diese „cloud first, mobile first“ Strategie aber doch nur eine getarnte „iOS first, Android first“-Strategie. Wenn 80 % der Endgeräte Android nutzen, dann ist doch klar, dass sich der Anbieter eines globalen Dienstes nicht davon unabhängig machen, wer wo mit was den Dienst nutzt. Aber das wäre Thema für einen eigenen Artikel …
@FLO Auch in den USA ging das Microsoft Band nur in sehr geringen Stückzahlen in den Handel. Es ist jetzt schon praktisch ausverkauft. Reichweite hat hier also noch gar keine Rolle gespielt. Microsoft will das Gerät und die „Microsoft Health“ Plattform erstmal in einem begrenzten Markt testen und Feedback sammeln. Der große, internationale Rollout kommt dann noch.
@DMM Das Microsoft Band funktioniert mit allen Plattformen und am BESTEN mit Windows Phone (dank Cortana). Das ist für mich der Idealzustand. Ich glaube Dienste wie Apple’s Health Kit, die versuchen dich an eine Plattform und eine handvoll möglicher Endgeräte zu fesseln, werden in einigen Jahren rückständig wirken.
Hoffe du schaust bald mal wieder bei unserem Podcast vorbei, damit wir darüber diskutieren können. 😉
@DMM @Flo Vollkommen richtig; der Marktanteil von WP in den USA mag mit ~4% gering ausfallen, absolut handelt es sich aber trotzdem um den größten Markt für WP. Die US WP-Nutzer sind zudem sehr rege und eingeschworen.
Hinsichtlich der Downloadzahlen von Apps gehen nicht selten 80-90% auf das Konto von USA + GB zusammen.