Pebble Steel: Meine Meinung
|Die erste Version war schon sehr interessant für mich und auch von der neuen edleren Ausführung halte ich viel. So ganz ohne Bedenken bin ich aber nicht. Und überhaupt: Ist die Pebble eigentlich wirklich „smart“?
Die erste Pebble gilt als Paradebeispiel einer gelungenen Kickstarter Kampagne, gelang es doch bis Mai 2012 über 10 Millionen Dollar zu beschaffen. In Deutschland hat die erste Version leider seit dem Start mit Einfuhrproblemen zu kämpfen und kann nach wie vor nur über europäische Reimporte beschafft werden. Darüber, ob nun der deutsche Zoll zu engstirnig sei oder Pebble nachlässig mit ihrer Nachbesserung bei den nötigen Zollunterlagen war, will ich hier nicht urteilen. Fakt ist, dass mir persönlich all das die Freude an der ersten Generation der Pebble keinen Abbruch tut. Um so begeisterter war ich, als die neue Pebble Steel angekündigt wurde.
1. Was ist bei der Pebble Steel optisch neu?
Die Pebble Steel ist letztlich kein echter Nachfolger der ersten Pebble. Wenn die erste Pebble Version 1.0 war, dann ist die Steel vermutlich 1.1. Die Veränderungen sind nämlich minimal. Display, Rechenleistung, Empfang und Bedienung sind absolut identisch. Die Unterschiede sind vor allem 1. der Preis 2. das metallene Äußere und 3. der verdoppelte Speicher.
Das augenscheinlichste Merkmal ist dabei klar die Optik. Statt Plastik setzt Pebble jetzt rostfreien Stahl ein und bringt die Uhr in blanker
und schwarz-matter Stahloptik. Dazu kommt ein passendes Armband aus Stahlgliedern sowie ein alternative Lederarmband. Zusätzlich ist die Uhr deutlich kleiner geworden, was ich ebenfalls nur begrüße. Alles in allem ist die Uhr edler, moderner und erwachsener. Zur Optik kann ich nur Bravo sagen und denke, dass sich das neue Material auch in der Hand hervorragend anfühlen wird. Ebenfalls begrüße ich, dass die Pebble Steel jetzt Gorilla Glas statt Kunststoff nutzt. Ablösende Displayfolien sind damit hoffentlich Geschichte.
Die anderen Änderungen hängen mit der neuen Materialwahl eng zusammen. Der höhere Preis ist schlicht der deutlich gestiegenen Fertigungsqualität zuzuschreiben. Ob die extra 100 Dollar einem die Aufwertung wert sind, ist Geschmackssache. Angesichts dessen was „edle“ Uhren ansonsten kosten dürfen und das zwei verschieden Armbänder mitgeliefert werden, verleiten mich zu dem bisherigen Schluss, dass der Aufpreis nicht unverschämt ist. Klar, günstiger würde ich sie auch nehmen 😉
Schließlich ist da noch der verdoppelte Speicher. Hier kommt gelegentlich etwas Verwirrung auf. Nicht der Ram hat sich verdoppelt, sondern der reine Speicherplatz für Apps. Die letzte halbe Neuerung ist die Position der Bluetooth Antenne. Die ist nun nicht mehr im Gerät verbaut, sondern ähnlich der Lösung bei Apple iPhones als kleines Antennenband im Metalgehäuse eingearbeitet. Ansonsten käme das Signal aus dem faradayschen Käfig auch nicht raus. Das ist meiner Meinung nach gut gelöst und verträgt sich hervorragend mit der Optik der Steel. Die Empfangsleistung soll angeblich sogar minimal besser sein als bei der alten Pebble. Schließlich will ich auch die neue LED in der Frontseite der Pebble Steel nicht vergessen. Die erste Pebble hatte gelegentlich die Angewohnheit mit ihrer Warnung über den Akkustand recht spät dran zu sein und ohne Reichweite des Ladekabels den Geist aufzugeben. Das soll mit der LED, die nun frühzeitig warnend rot leuchtet verhindert werden. Apropros Ladekabel: Das ist leider nicht identisch mit dem alten, schade.
2. Ist die Pebble Steel smarter?
Optik hin oder her. Kann die Pebble auch mehr? Im Grunde Nein, denn Pebble baut weder neue Gimmicks in die Uhr noch ändert sich etwas an dem Konzept als reine „Nachrichtenanzeige“. Das ist auch ganz richtig so. Die Pebble findet für mich die richtige Balanace zwischen Erweiterung von Smartphone Funktionen und Unaufdringlichkeit. Mir gefällt die Pebble, weil sie kein weiteres Gadget ist, sondern weil sie mein Smartphone sinnvoll erweitert. Nach wie vor tut die Pebble vor allem zwei Sachen. Sie zeigt mir erstens am Handgelenk alle Benachrichtigungen an, die mein Smartphone empfängt. Egal ob SMS, Anrufe, Twitter oder Whatsapp. Nach einem sanften Vibrieren schaue ich kurz auf die Uhr und weiss sofort, ob es sich lohnt, das Handy aus der Hose zu fischen oder nicht. Daneben dient sie als Steuerung für Musik. Vor, Zurück, Pause, Stop … alles mit einem schneller Tastendruck am Handgelenk: herrlich. Besonders beim Sport großartig.
Das alles führt aber dazu, dass man mit gewisser Berechtigung behaupten kann, die Pebble (Steel oder Plastik) sei gar keine richtige Smartwatch. Das stimmt auch. Sie ist eher ein Fernbedienungsuhr oder eine Nachrichtenanzeigeuhr. Aber wie gesagt: Ich habe bereits genug smartes Zeug um mich herum (inklusive spionierenden Fernsehern) und bin froh, dass die Pebble außer Bluetooth keine Verbindungen ermöglicht.
Gleichzeitig mit der Pebble Steel veröffentlicht Pebble aber auch ihre Software in der Version 2.0 und startet parallel den zugehörigen Appstore. Hierfür dürfte der verdoppelte Speicherplatz vor allem sinnvoll sein. Die bisherigen Präsentationen zeigen sinnvolle Apps wie ESPN, Pandora oder Yelp. Alles für den deutschen Markt eher uninteressant, aber hier setzt sich der philosophische Ansatz von Pebble fort. Um über Yelp Restaurantempfehlungen zu bekommen, nutzt die Yelp App auf der Pebble das GPS meines Smartphones. Für ESPN greift die App auf die Datenverbindung meines Smartphones zu usw. Schrittzähler, Bewegungssensoren usw. usf. braucht die Pebble nicht, sondern sie nutzt das was das Smartphone bietet. Ich persönlich störe mich bereits an den digitalen Spuren, die meine Smartphones im Internet hinterlassen und bin froh, dass die Pebble nicht eine zusätzliche Datenquelle ist.
3. Meine Meinung
Die Pebble Steel macht für mich alles richtig. Die Optik überzeugt, die kleinen Verbesserungen in der Leistung und der kommende Appstore bieten alles was ich mir von einer Smartwatch derzeit wünsche. Um so größer war meine Enttäuschung, als ich meine Steel vorbestellen wollte: Abermals ist Deutschland das einzige Land, in das die Steel nicht eingeführt werden darf.
Die Macher hinter Pebble haben es also nicht geschafft, den Forderungen des Zolls zu entsprechen und alle notwendigen Einfuhrunterlagen zu beschaffen. Das ist sehr traurig und einem Newcomer beim ersten mal verzeihlich. Beim zweiten mal ist es aber nur ärgerlich.
Was meint ihr? Steht die Pebble auf eurer Wunschliste? Sind Smartwatches wirklich der nächste Trend? Ist die Pebble euch smart genug oder muss es so ein Funktionsmonster wie die Galaxy Gear sein?
See you in the comments!
Update 2 (04.07.2014): Endlich, endlich, endlich sind die Scherereien mit dem deutschen Zoll beigelegt und die Pebble kann offiziell in Deutschland bestellt werden. Großartige News!
UPDATE (31.07.2014): Nach einigem Hin und Her hatte ich mir selbst eine Pebble Steel bestellt. Lest hier, warum und hier meine ausführliche Review (auch mit Blick auf Android Wear).
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.