Ein paar Gedanken zur neuen Pebble Time Round
|Nichts lässt brandheiße Technik so alt wirken, wie das Erscheinen ihres Nachfolgers. Normalerweise lassen sich die Hersteller (mal abgesehen von Sony) ausgiebig Zeit, ihre jeweiligen Topmodelle zu vermarkten. So jedenfalls die Theorie. In der Praxis geraten die bekannten Produktzyklen dann aber doch mal ungeplant durcheinander. So geschehen bei Pebble, den Smartwatch-Pionieren aus Palo Alto. Während die Pebble Time erst seit gut 2 Monaten frei verfügbar ist und meine brandneue Pebble Time Steel noch nicht einmal ihre erste Akkuladung durchlebt hat, taucht bereits eine neue Smartwatch aus dem Hause Pebble auf. Und nicht nur das, die gerade vorgestellte Pebble Time Round ist die erste Pebble mit rundem Display, ein Upgrade das sich viele bereits von der Time und Time Steel erhofft hatten: Drama? Betrug? Unfair? Hier ein paar Gedanken von einem erklärten Pebble Fan zur neuen runden Pebble Time Round.
Kommt die Pebble Time Round zu früh?
Als erste Gerüchte die Runde machten, dass der ominöse Countdown auf der Pebble Homepage eine runde Pebble Uhr enthüllen würde, habe ich mich zunächst auch recht zickig geäußert. Aber im Grunde kann ich Pebble keinen Vorwurf machen. Nein, die Pebble Time Round kommt nicht zu früh. Das Problem ist schlicht, dass die eigentlich für Juli angekündigte Pebble Time Steel – das eigentliche Pebble Flagschiff – hoffnungslos verspätet kam. Ich bin ziemlich sicher, dass die Planung einige Monate Zeit zwischen dem Verkaufsstart der Pebble Time Steel und der jetzt angekündigten Pebble Time Round vorsah. Zudem geht die runde neue Uhr auch erst Mitte November in den Verkauf.
Natürlich ist es etwas ernüchternd, dass die vermeintlich heißeste und neueste Smartwatch, die man nach Monate langer Wartezeit (und viel später als erwartet) endlich auspackt, ein paar Tage später schon Konkurrenz bekommt. Aber das macht die Pebble Time Steel weder schlechter, noch kann man Pebble den Vorwurf machen, dass man im Smartwatch-Markt weiter mitmischen will. Ingesamt finde ich es sogar eher ermutigend, dass Pebble bereits neue Ideen hat.
Für wen ist die Pebble Time Round?
Etwas schwerer fällt mir die Antwort auf die Frage, für wen die neue Pebble Time Round eigentlich gedacht ist. Mit 2 Tagen Laufzeit und 250 € passt sie weder in das klassische Pebble Portfolio noch in eine Art Einsteigersparte. Stattdessen hat Pebble sich entschieden bei seiner ersten runden Uhr auf ein erstaunlich langweiliges Gehäuse und einen abermals üppig breiten Rahmen zu setzen. Immerhin ist aber das bunte e-Paper Display wieder dabei.
Wen hat Pebble also nun als Publikum im Blick? Die Antwort darauf ist für mich ehrlich gesagt das eigentlich Interessante an der Pebble Time Round. Denn mit einer runden Uhr, die kaum länger durchhält als die aktuelle Generation an Android Wear Uhren, zeigt Pebble vor allem zweierlei: Wer vom Smartwatch-Kuchen etwas abhaben möchte, der muss was Rundes im Angebot haben und zweitens scheint ein lange Laufzeit nicht das ultimate Verkaufsargument zu sein. Der vergleichsweise riesige Absatzerfolg der Apple Watch dürfte auch bei Pebble zu Diskussionen geführt haben. Ist der Fokus auf „week-long-battery-life“ wirklich der Weg, den man weiterverfolgen sollte? Die nun vorgestellte runde Pebble Time Round ist für mich ein klares Statement dahingehend, das man sich bei Pebble nicht scheut, alte Konzepte zu überdenken. Sie ist ein Experiment und Pebble wird sicher genau beobachten wie das Feedback der Käufer ausfällt. Tatsächlich scheinen die meisten Nutzer nämlich kein Problem damit zu haben, ihre Smartwatch (wie auch das Smartphone) jeden Abend aufzuladen.
Da macht es also nur Sinn, wenn Pebble die Vorteile des sparsamen e-Paper Displays statt für eine tagelange Laufzeit nun für extrem flache Hardware (7,5 mm Bauhöhe) ausnutzt. Die Pebble Time Round dürfte damit diejenigen ansprechen, den die bisherigen Smartwatches (egal welcher Art) zu klobig sind. Vor allem wendet sich Pebble mit der Time Round endlich an ein Publikum außerhalb des bisherigen Stammklientels der Nerds und Gadgetfreaks. Man kann nunmal nicht leugnen, dass die erste Pebble, die Pebble Time und in gewisser Weise auch die erste und zweite Generation der Steel Ableger den Geek-Appeal nie ganz losgeworden sind. Die runde Pebble Time Round wendet sich mit seinem geradezu winzigen Display erstmal ausdrücklich auch an weibliche Käufer und diese Smartwatch-Kundschaft ist bisher kaum erschlossen.
Werde ich eine Pebble Time Round kaufen?
Mein Drang, mir nach der Time und der Time Steel auch die runde Time Round anzuschauen, hält sich in Grenzen. Mit 250 $ kostet sie exakt so viel wie die Pebble Time und nur 50 $ weniger als die edle Pebble Time Steel. Dafür muss ich gefühlt auf zu viele Stärken des Pebble Lineups verzichten. Aber wer weiß, aktuell habe ich mit der Time und Time Steel ohnehin eine Uhr zu viel. Möglicherweise wird eine zu Geld gemacht und ich schaue mir die runde Uhr dann doch im November mal an. Aktuell reicht mir das Versprechen, die wohl dünnste erhältliche Smartwatch zu bekommen jedenfalls nicht. Das weiß wohl auch Pebble und hat für Pebble Time Steel Kickstarter (wie mich) eine recht verlockende Lösung parat: Time Steel Kickstarter können die Round vorbestellen, bekommen 50 $ Rabatt und dürfen dann beide Uhren parallel testen und gegen Gelderstattung eine von beiden zurückschicken. Vielleicht mache ich von diesem Angebot ja doch gebrauch (sofern es auch in Deutschland gilt). Update: Wie es aussieht, kommt die Pebble Time Round erst 2016 zu uns.
Bis dahin widme ich mich aber erst einmal meinem Review zur Pebble Time Steel, das in den kommenden Wochen ansteht. Dafür will ich der Time Steel aber noch ein paar Akkuzyklen geben, um das Versprechen der 10 Tage Laufzeit zu testen. Es wird also zwangsweise noch etwas dauern, bis ich mir da ein endgültiges Urteil erlaube.
Bis dahin:
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Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.