Pebble Time Review: Die einzige Smartwatch, die Sinn macht

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Die Historie der Smartwatches ist zwar älter als es der aktuelle Hype vermuten lässt, aber die zukünftigen Geschichtsbücher dürften den Beginn der Smartwatch-Ära trotzdem wohl mit der Veröffentlichung der ersten Pebble gleichsetzen. Ihre Vorgänger haben es schlicht nie zu nennenswerter Verbreitung gebracht und die Nachfolger konnten dem Konzept um Benachrichtigungen und Apps bisher nichts wesentlich Neues hinzufügen. Nun schickt sich Pebble selbst an, seiner ersten Pebble-Smartwatch mit der Pebble Time einen würdigen Nachfolger zu spendieren. Nach anfänglichem Zögern habe ich Ende Juli spontan zugegriffen und bin froh, es getan zu haben. Die neue Pebble Time ist für mich die einzige Smartwatch, die im Alltag Sinn macht. Warum, erkläre ich in diesem Testbericht.

Mein Weg zur Pebble Time

Die erste Pebble habe ich Anfang 2014 mit einem ausführlichen Review unter iOS, Android und Windows Phone gewürdigt. Ihr Quasi-Nachfolger, die technisch identische, aber äußerlich aufgewertete Pebble Steel, ist seit Juli 2014 mein täglicher Begleiter. Im Wettstreit um den Platz an meinem Handgelenk konnte sie sich seitdem gegen Konkurrenten wie die Moto 360, die LG G Watch R und auch die Sony Smartwatch 3 durchsetzen.

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Die Pebble Ahnengalerie: Pebble (Links), Pebble Steel (Mitte) und Pebble Time (Rechts)

Man kann mich also durchaus als Pebble-Fan bezeichnen. Die Konzentration auf das Wesentliche, die lange Akkulaufzeit, das jederzeit aktive und ablesbare Display und die komfortable Zusammenarbeit mit iOS und Android gleichermaßen sind die für mich die entscheidenden Stärken. Weder die derzeit verfügbaren Android Wear Uhren noch die Apple Watch haben mich bisher restlos zufrieden gestellt. Besonders die Apple Uhr, die ich lange Zeit als Wendepunkt im Blick hatte, enttäuschte mich als lauwarmes First-Generation-Produkt mit viel Me-Too-Faktor. Nein, meine Hoffnungen lagen auf der kommenden Generation von Pebble Uhren.

Als Pebble dann Ende Februar 2015 den Nachfolger offiziell vorstellte, wollte sich in mir jedoch nicht die erhoffte Begeisterung einstellen. Die Pebble Time schien nicht das erhoffte Upgrade zu sein: Unverändert niedrige Pixeldichte, eckiges Display und ein streitbares Design enttäuschten mich zunächst. Dazu kam der erneut per Kickstarter finanzierte Verkauf, den ich angesichts von einer Million verkauften Exemplaren der Vorgänger als unpassend empfand. Als überzeugter Pebble-Nutzer habe ich mich trotzdem früh als Unterstützer der Kickstarter-Kampagne eingetragen. Bekanntermaßen hat Pebble dann aber während der laufenden Kickstarter-Kampagne der Pebble Time auch die Pebble Time Steel angekündigt. Deren Design gefiel mir sofort deutlich besser, so dass ich meine Förderung der Pebble Time schnell auf die Pebble Time Steel umstellte.

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Eigentlich wollte ich ja auch die Pebble Time Steel warten, aber …

Wäre es nach mir gegangen, hätte ich also die Pebble Time ausgelassen und würde noch immer auf meine Pebble Time Steel warten. Dass ich nun doch eine Pebble Time trage, ist das Resultat von Zufall, Gelegenheit und urlaubsbedingter Kauflaune: Während meines jüngsten US-Aufenthalts gab Pebble bekannt, die Pebble Time bei Best Buy zu verkaufen. Der dortige Preis von nur 199 US-Dollar ist vergleichsweise günstig im Vergleich zu dem offiziellen Deutschland-Preis von 250 €. Kurzerhand habe ich so eine weiße Pebble Time für umgerechnet 190 € mitgenommen und werde später entscheiden, ob ich diese oder die Pebble Time Steel behalte.

Das Design: Liebe auf den zweiten Blick

Wie angedeutet, hat mich die Pebble Time nicht direkt umgehauen. Der ausladende Metallrahmen und die vermeintlich Spielzeug-nahe Optik waren nicht das, was ich mir erhofft hatte. Wie so oft bin ich aber froh, ein Produkt doch in Fleisch und Blut gesehen zu haben. So sehr die obigen Kritikpunkte auf dem Papier zutreffen mögen, so sehr ist der Eindruck in der Praxis doch ein anderer:

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Der Rahmen mit matter Front und glänzendem Rand gefällt.

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Das Armband ist angenehm flexibel und weich.

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Die flache und gewölbte Bauform sorgt für hohen Tragekomfort.

Die Uhr ist mit 42 Gramm angenehm leicht, die Wölbung des (wasserdichten) Uhrenkorpus passt ideal zum Handgelenk und das mitgelieferte Armband ist bemerkenswert weich und flexiblel. Das Ergebnis ist ein meiner Meinung nach außergewöhnlich hoher Tragekomfort. Zudem ist die Uhr sehr flach und etwa so klein wie die Apple-Watch. Damit ist die Pebble Time für mich neben der Apple Watch nicht nur die einzige moderat große Smartwatch, sondern auch die einzige, die an dünneren Handgelenken nicht völlig deplaziert wirkt. Bezüglich Tragekomfort schlägt sich die Pebble Time schon mal deutlich besser als ich es erwartet hatte.

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Auch für dünnere Handgelenke nicht ungeeignet: Die Pebble Time

Die Verarbeitung und das Design schätze ich mittlerweile ebenfalls anders ein. Der Metallrahmen ist mit seiner mattierten Oberfläche und dem glänzenden Rand tatsächlich sehr hübsch. Die Tasten haben eine Keramik-artige Oberfläche und bieten einen guten Druckpunkt. Dass ich mich für die weiße Variante entschieden habe, ist übrigens kein Zufall: Die Reviews anderer Blogs beziehen sich vor allem auf die schwarze und rote Version. Die schwarze Variante wirkt in der Tat recht farblos und kontrastarm, während die rote Variante am Deutlichsten in Richtung Spielzeug-Look geht.

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Die weiße Version ist für mich die gelungeste.

Die weiße Version halte ich hingegen für das eleganteste Modell der verfügbaren Farbpalette. Die schwarze Glasfront, der Metallrahmen und das matt-weiße Gehäuse ergeben für mich den optisch besten Mix, den die Pebble Time zu bieten hat. In Sachen Design und Verarbeitung hat die Pebble Time bei mir also einiges an zuvor verlorenem Boden gut gemacht. Jedem, der wie ich zunächst skeptisch war, kann ich nur empfehlen, sich doch einen Praxiseindruck zu verschaffen. Es lohnt sich!

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Geladen wird per magnetischem Anschluss auf der Rückseite.

Die Uhr wird übrigens noch immer per magnetischem Ladekabel geladen. Nicht unähnlich den Magsafe-Steckern der Apple Macbooks „klebt“ es an der Rückseite der Pebble Time. Der Magnet könnte stärker sein, aber grundsätzlich hält das Kabel gut an Ort und Stelle. In Sachen Optik noch ein abschließendes Wort zum Metallrahmen: Nur ein Tag nach dem Auspacken habe ich mich auf Twitter erbost über schnelles Verkratzen geärgert. Nach nun 3 Wochen kann ich aber Entwarnung geben. Weitere Macken sind nicht aufgetaucht und der damals bemerkte Kratzer hat sich mittlerweile zu einem fast nicht erkennbaren „Krätzerchen“ zurückentwickelt. Ein Vorteil der mattierten Oberfläche?

Das Display: Nicht alles rosig, was bunt ist

Das wohl prominenteste Upgrade gegenüber den Vorgängern ist das neue Farbdisplay. Wie einleitend erwähnt, bin ich noch immer nicht ganz sicher, ob ich nicht ein größeres und schärferes Panel bevorzugt hätte. Ich kann aber verstehen, dass Pebble einem Farbdisplay den Vorzug gab. Die Uhr wirkt damit einfach moderner und vielseitiger. Twitter-Nachrichten, Threema-Chats oder Mails sind mit grünen, blauen und roten Farbakzenten auf den ersten Blick unterscheidbar und für die Ziffernblätter ergeben sich mehr Möglichkeiten. Apps wie Wetter- oder Karten-Apps können das bunte Display endlich nutzen, um blauen Himmel oder Straßenzüge farbig zu untermalen. Von daher: Mit dem Farbdisplay hat Pebble letztlich wohl die bessere Wahl getroffen. Im Vergleich zur Android Wear und Apple Watch Konkurrenz konnte man sich ein weiteres Jahr in Schwarz-Weiß schlichtweg nicht leisten.

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Das Display der Pebble Time: Bunter, aber nicht schärfer.

Das Resultat der derzeitigen „Kompromisslösung“ ist somit ein Farbdisplay, das mit der gleichen Auflösung (144×168 Pixel), der gleichen Größe (1,27 Zoll) und der gleichen Technik (E-Paper) wie beim Vorgänger daherkommt. Das heißt: Noch immer sind die Details recht grob aufgelöst und können gerade bei filigranen Ziffernblättern nicht mit der Sony Smartwatch 3 oder der Apple Watch mithalten. Dafür ist das Display aber jederzeit ohne aktive Hintergrundbeleuchtung ablesbar. Jedenfalls dann, wenn es genügend Licht zum Reflektieren gibt. Je heller die Umgebung, desto besser ist das Display ablesbar, ohne dass Energie für die Beleuchtung verbraucht werden muss. In hellem Sonnenschein ist die Uhr also voll in ihrem Element. Ganz anders viele Android Wear Uhren und der Apple Watch, die im  Sonnenschein vor allem als Spiegel taugen. Die Kehrseite: Sobald passive Lichtquellen fehlen, geht dem E-Paper schnell die Puste aus. Das Resultat ist ein besonders in dunklen Räumen mitunter kontrastarmes und fades Bild. Sowieso sind die „bunten“ Farben eher pastell als knallig. Je nach Reflexionsrichtung sind die Blickwinkel auch mal besser, mal schlechter.

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Bei wenig Licht ist die Pebble Time dunkler als ihre Vorgänger.

Im Vergleich zu den LCD-Displays der Konkurrenz ist das natürlich immer noch ein Vorteil, denn die zeigen die meiste Zeit überhaupt nichts an. Um etwa auf einer Apple Watch etwas ablesen zu können, muss grundsätzlich deren Hintergrundbeleuchtung aktiviert werden. Und über eine solche verfügt die Pebble Time natürlich auch. Per Knopfdruck oder Drehbewegung des Handgelenks erleuchtet auch die Pebble Time. Im Ergebnis kann das alles zwar nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pebble Time gerade im Vergleich zum eigenen Vorgänger etwas an Strahlkraft eingebüßt hat, aber es bleibt dabei: Die Pebble Time meistert als einzige Smartwatch die „Uhren“-Disziplin ohne mit einer anderen Hand oder eine auffälligen Geste aktiviert werden zu müssen.

Die neue Pebble „Timeline“ Software

Neben dem Farbdisplay und dem neuen Design hat Pebble frühzeitig auch die neue Software in den Vordergrund gerückt: Die Timeline. Statt wie früher mit den Auf- und Ab-Tasten durch die Ziffernblätter zu wechseln, wandert man nun zeitlich durch seinen Kalender. Zwar führe ich nicht gerade ein Kalender-zentriertes Leben, aber der schnelle Zugriffe auf meine Termine scheint mir doch eine bessere Nutzung der Vertikalebene als das Scrollen durch Ziffernblätter. Zudem kann man die Timeline mit weiteren Apps anreichern, die dann z.B. Sportergebnisse, eine Wettervorhersage oder auch Gezeiten ergänzen.

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Mit den Auf- und Ab-Tasten wandert man jetzt durch seinen Kalender.

Die grundlegende Bedienung ist insgesamt zum Glück unverändert: Die linke Zurück- und die rechten Auf-, Ab- und Auswahltaste führen intuitiv durch die Timeline und die Untermenüs. Vor allem aber ist die vormals spröde Bedienoberfläche deutlich lebendiger und schneller geworden. Generell gilt daher für die Pebble Time das Gleiche wie für die vorherigen Pebble Uhren: Die Lernkurve ist extrem flach. Binnen Minuten hat man das System verstanden und klickt sich blind durch die Menüs. Das Stichwort „blind“ ist dabei ganz entscheidend. Anders als Uhren mit Touchscreens beruht die Bedienung der Pebble Time eben nicht auf Wisch- und Tippgesten.

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Die Tasten-basierte Bedienung ist immer noch kinderleicht.

Während ich bei Android oder Apple also zumindest kurzzeitig auf mein Handgelenk schauen muss, um mit dem Finger die Menüpunkte auf dem Touchscreen zu treffen, gelingt das mit einer Pebble blind über das Erfühlen der Tasten. Das ist einer der Gründe, weshalb ich die Pebble Uhren im Alltag deutlich praktischer finde. Egal ob auf dem Rad, in einer Besprechung oder auf der Couch: Mit einem schnellen Griff zum Handlegenk sind Benachrichtigungen gelöscht oder Anrufe abgelehnt, ohne je auf die Uhr schauen zu müssen.

Die wesentliche Stärke des E-Paper Display ist bei alledem unverändert: Die Pebble Time hält wie seine Vorgänger je nach Nutzung bis zu 7 Tagen. Das bedeudet: Einmal Sonntags während des Besuchs in der Fitnessbude oder Dienstags während des Team-Meetings Laden reicht für viele Nutzer aus. Das ist eine Ansage und mir das etwas weniger knackige Display durchaus wert.

Funktionen unter iOS und Vergleich zur Apple Watch

Die Pebble Time läuft wie ihre Vorgänger sowohl unter iOS als auch unter Android. Wie zuvor gibt es aber einige Unterschiede in den Funktionen. Das ist bei der Pebble Time noch deutlicher geworden. Stichwort: Mikrofon.

Das neue Mikrofon an der rechten Seite ist derzeit unter iOS leider praktisch nutzlos, da die offizielle Schnittstelle zu Apples Betriebssystem nicht die Möglichkeit von Sprachinput bietet. Apples goldener Käfig steht hier eindeutig im Weg. Das Antworten auf Nachrichten oder das Diktieren von E-Mails ist mit der Pebble also nicht möglich, wenn man ein iPhone nutzt. Das ist ein klarer Nachteil gegenüber der Apple Watch und reduziert die Vorteile der Pebble Time im Vergleich zu den Pebble-Vorgänger derzeit im Grunde auf das neue Farbdisplay und den neuen Look der Hardware.

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Die Pebble Time App für iOS: Wenig Einrichtungsaufwand

Im Übrigen läuft die Pebble Time App, die Einrichtung und die Nutzung unter iOS aber kinderleicht und problemlos ab. Einmal gekoppelt, kann man in der iPhone App neue Programme für die Smartwatch laden, neue Ziffernblätter installieren und diverse Details wie die Sprache des Bildschirmtexts einstellen oder sich Test-Benachrichtigungen schicken. A pro pro Benachrichtungen: Die Pebble Time zeigt alles an, was in den Einstellungen des iPhones für die Mitteilungszentrale freigegeben ist. Die Möglichkeit, Benachrichtigungen nur auf dem iPhone und nicht auf der Pebble zu erhalten, gibt es nicht. Auch das liegt an den begrenzten Möglichkeiten der iOS-Schnittstellen.

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Die Einrichtung- und Benutzung ist unter iOS problemlos.

Wie bei Apple üblich sind die Funktionen damit etwas begrenzter aber eben auch intuitiver. Eine gesonderte Einrichtung der Pebble Time entfällt. Man kann sofort loslegen und seine Benachrichtigungen auf dem Handgelenk lesen. Per Knopfdruck kann man sie auch direkt als gelesen markieren mit der Folge, dass auch auf dem iPhone die Benachrichtigung als gelesen verschwindet. Genauso funktioniert auch das Steuern jedweder Musikwiedergabe Out-Of-The-Box.

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Unter iOS kann die Pebble Time (Rechts) nicht in jeder Hinsicht mit den Funktionen der Apple Watch (Links) mithalten.

Der Elefant im Raum ist natürlich die Frage: Kann es die Pebble Time mit der Apple Watch aufnehmen? Größtenteils ja: Grundfunktionen beherrscht die Pebble genauso wie die Apple Watch, die Akkulaufzeit ist deutlich besser, die Ablesbarkeit im Sonnenlicht unerreicht und vom Preis müssen wir gar nicht erst anfangen. Sobald aber die Siri-Integration, der Fitness-Aspekt oder das unzweifelhaft deutlich hochwertigere App-Angebot der Apple Watch ins Spiel kommen, wird die Frage sehr viel schwieriger. Meine Erfahrung ist, dass die Apple Watch zwar sehr viel kann aber auch deutlich komplizierter ist. Meine Wahl würde deshalb jederzeit auf die Pebble Time fallen. Einfach deshalb, weil die Apple Watch derzeit mehr eine Preview dessen ist, was Apple mit Wearables in Zukunft vorhat. Die Apple Watch mag die Smartwatch der Zukunft sein. Die Pebble Time ist eine Smartwatch für die Gegenwart. Die wirklichen Gegenspieler unter iOS sind für die Pebble Time daher eher die hauseigenen Konkurrenz-Uhren, allem voran die Pebble Steel. Da das Mikrofon der Pebble Time unter iOS derzeit funktionslos ist, lässt sich bei Verzicht auf das Farbdisplay einiges an Geld sparen.

Benutzung unter Android und Vergleich zu Android Wear

Unter Android ist die Einrichtung und Nutzung der Pebble Time App zwar auch kein Hexenwerk, aber benötigt doch etwas mehr Mühe. Zunächst muss unter der Rubrik „All Notifications“ manuell eingestellt werden, welche Apps Benachrichtigungen an die Uhr senden dürfen. Anders als im Zusammenspiel mit einem iPhone lässt sich damit aber auch vorgeben, welche Apps nur auf dem Handy und welche auch auf der Uhr Infos anzeigen dürfen.

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Das Zusammenspiel mit Android ist etwas komplexer.

Der große Vorteil des Zusammenspiels mit Android ist aber die Nutzung der Android Wear Schnittstelle. Google hat Dritt-Entwicklern frühzeitig die Nutzung der eigenen Smartwatch-APIs gestattet. Obwohl die Pebble also keine Android Wear Uhr ist, kann sie doch praktisch alles, was Android Wear kann. Das bedeutet einerseits, dass das Mikrofon genutzt werden kann um auf Benachrichtigungen direkt von der Uhr aus zu antworten. Die Spracheingabe funktioniert auch in deutscher Sprache tadellos und per Tastendruck lassen sich Tweets retweeten und favorisieren oder E-Mails archivieren. Dazu kommen all die Möglichkeiten, die Pebble unter Android schon immer bot: Mit genügend Gebastel ist praktisch alles möglich.

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Dank Android Wear Integration kann man mit der Pebble Time direkt auf Nachrichten antworten und sogar Diktieren.

Allerdings kämpft die Pebble Time unter Android tendenziell mit ein paar mehr Kinderkrankheiten als unter iOS. So klappt die Musiksteuerung je nach Musik-App unter Android nicht immer zuverlässig und die Akkulaufzeit ist unter Android tendenziell etwas kürzer. Das dürfte an der vermutlich energiehungrigeren Integration in Android Wear liegen. Trotzdem: Unter Android gelingt es Pebble deutlich besser, sich gegen Googles hauseigenes Angebot an Wearables zu behaupten. Die Lücke hinsichtlich der möglichen Funktionen ist wesentlicher kleiner, die Stärken der Pebble Uhr ungebrochen und optisch gibt es schlicht keine Android Smartwatch, die ähnlich klein und dezent daherkommt. Nicht umsonst habe ich meine Moto 360 längst verkauft und war lange mit der Pebble Steel glücklich. Genauso bin ich es jetzt mit der Pebble Time.

Fazit zur Pebble Time: Nicht perfekt, aber trotzdem Referenz

Reichen ein neues buntes Display und ein Mikrofon aus, um in der Welt von Android Wear und Apple Watch zu bestehen? Für mich persönlich lautet die Antwort: Ja! Die für mich entscheidenden Stärken der Vorgänger setzt die Pebble Time konsequent fort. Das Design gefällt mir überraschend gut, die Akkulaufzeit ist unverändert stark und das E-Paper-Display ist das einzige, das den Uhren-Aspekt  der Smartwatch im Alltag sinnvoll umsetzt. Die Pebble Time integriert sich wie keine andere Uhr ohne Aufwand in das Leben seines Nutzers und bietet mit seinem Fokus auf ausgewählte, aber gut umgesetzte Funktionen, einen echten Mehrwert ohne Fummelfaktor.

Natürlich teilt aber nicht jeder meinen Geschmack und wer (besonders als iPhone-Nutzer) mehr als Grundfunktionen benötigt, der darf sich fragen, weshalb er knapp 250 € für eine Uhr ausgeben sollte, die jedenfalls auf dem Papier kaum gegen die High-Tech-Konkurrenz aus dem Android und Apple Lager bestehen kann. Gerade der derzeitige Preisverfall der Android Wear Uhren, der etwa die Moto 360 oder die Asus Zenwatch deutlich unter die 200 € Marke hat purzeln lassen, macht den Kauf der Pebble Time schwerer. Auch ich muss gestehen, dass mir der volle Preis im deutschen Online-Handel wohl zu hoch wäre. Die Pebble-Vorgänger wurden im Laufe der Zeit allerdings stetig günstiger und genau das Gleiche wird mit der Pebble Time passieren. Wer nach diesem Testbericht also grundsätzlich überzeugt aber durch den Preis verunsichert ist, dem empfehle ich: Habt Geduld.

Allen anderen, die in den sauren Apfel beißen (müssen) und weder zu Kickstarter- noch zu US-Preisen zugreifen können, bleibt mir nur der Rat: Augen zu und durch. Die Pebble Time ist trotz aller Konkurrenz und trotz des derzeit etwas hohen Preises die derzeit einzige Smartwatch, die wirklich Sinn macht. Während viele Apple Watch und Android Wear Uhren früher oder später in den Schubladen verstauben, ist sie die einzige Uhr, die auch nach Monaten noch am Handgelenk bleibt. Sie ist praktisch, nützlich und unauffällig. Die Pebble Time ist eine Smartwatch für den Alltag. Sie ist nicht perfekt, aber sie macht so vieles richtig, dass sie für mich die Referenz bleibt. Das letzte Stück Technik, über das ich so etwas sagen konnte, war das erste iPhone. Und das sagt viel aus.

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