Pebble Time Steel Smartwatch im Test: Edler, teurer … besser?

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Ich bin ein Smartwatch-Fan. Smartwatches am Handgelenk sind für mich so normal geworden, wie Smartphones in der Hosentasche. Ich bin derart gewöhnt an meine vernetzten Uhren und ihre sanften Vibrationen, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte mal den Klingelton meines Telefons gehört habe. Smartwatches sind für mich echter Mehrwert und hübsches Spielzeug zugleich. Die meiste Zeit trage ich eine Uhr der amerikanischen Smartwatch-Pioniere Pebble. Akkulaufzeit, haptische Bedienung und E-Paper-Display empfinde ich im Alltag als so praktisch, dass mich bisher kein Konkurrent von den Pebble Uhren wegbekommen hat.

Dementsprechend war ich auch in meinem Testbericht zur Pebble Time, dem aktuell günstigsten Vertreter der neuen „Time“-Generation, voller Lob. Das Display ist endlich farbig, der Akku hält dreimal so lange durch wie bei der Konkurrenz und der neue Look gefällt mir überraschend gut. In diesem Testbericht habe ich aber auch gesagt, dass ich die günstigere Kunststoff-Variante eigentlich überspringen wollte, denn das wirkliche Highlight der diesjährigen Pebble-Kollektion ist natürlich die Pebble Time Steel. Seit Mitte September trage ich meine per Kickstarter unterstützte Pebble Time Steel nun am Handgelenk und sage euch, ob die Edelstahl-Version der Pebble Time ihren teuren Preis und die lange Wartezeit wert waren.

Lieferverzögerung, Ungeduld und Warten auf das Armband

Die Pebble Time landete eher zufällig während eines USA-Aufenthalts an meinem Handgelenk. Ich hatte sie zwar kurz im Blick, bin aber sofort auf die Steel Variante umgeschwenkt, als Pebble auch diese auf Kickstarter anbot. Das war irgendwann im Frühjar 2015 und ich war guter Dinge, meine klassische Pebble Steel bald durch die neue Pebble Time Steel ablösen zu können.

Damals hieß es noch, die Pebble Time Steel würde im Juli erscheinen. Als ich Anfang August während eines USA-Trips aber noch immer ohne meine neue Metall-Version dastand, habe ich kurzentschlossen zur normalen Pebble Time gegriffen und den Spontankauf seitdem nicht bereut. Bis weit in den September hinein musste ich dann aber – zusammen mit vielen anderen ungeduldigen Kickstarter-Unterstützern – auf meine Pebble Time Steel warten. Als sie endlich eintrudelte, war die Enttäuschung noch einmal groß, denn das den Kickstarter-Förderern versprochene Metall-Gliederarmband war nicht enthalten, sondern kam – abermals verspätet – erst Anfang November (!) hinterher.

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Lieferung: Aus Juli wurde November

Diese ständigen Verzögerungen und der meiner Meinung nach völlig unnötige „Missbrauch“ der Kickstarter-Plattform hatten mich zwischenzeitlich ziemlich griesgrämig werden lassen. Geholfen hat dabei natürlich auch nicht, dass nur eine Woche nach Zustellung meiner Pebble Time Steel bereits eine neuere Uhr vorgestellt wurde, die Pebble Time Round. Fast hätte ich meine nagelneue Pebble Time Steel direkt Retour geschickt und mich verstimmt mit meiner Pebble Time zurückgezogen. So genervt war ich von den ständigen Verzögerungen und so gut gefiel mir mein als Notlösung gedachter Spontankauf, der mich zu diesem Zeitpunkt schon fast 2 Monate begleitet hatte. Zum Glück habe ich das nicht getan, denn die Pebble Time Steel war das Warten – bei allem Gezerre an meinem Nervenkostüm – tatsächlich wert.

Hochwertiges Gehäuse und besseres Display

Obwohl ich den matten Metallrahmen an meiner weißen Pebble Time bereits gelobt habe, besteht doch kein Zweifel daran, dass die Pebble Time Steel die Kunststoff-Variante optisch klar in den Schatten stellt. Der Uhrenkorpus der Stahl-Variante ist aus mattiertem Edelstahl gefertigt und nur der äußere Rahmen der Display-Einfassung ist hochglanzpoliert. Dieses Detail gefiel mir schon an der Pebble Time sehr gut. Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, aber die Pebble Time Steel holt aus dem quadratischen Look das Maximum an edlem Design raus, wie ich finde.

Die äußere Aufwertung setzt sich auch nach innen fort. Die unverändert positionierten Tasten sind gegenüber der Kunststoff Pebble Time spürbar leichtgängiger und definierter im Druckpunkt. Mit einem klar erfühlbaren Klicken lösen die Knöpfe aus. Ich persönlich bin vom Konzept des Touchscreens auf einer Smartwatch noch immer nicht völlig überzeugt und bevorzuge das blinde Bedienen über erfühlbare Tasten. Die Pebble Time Steel ermöglicht diese taktile Bedienung nun mit seinen hochwertigen Tasten auf noch angenehmere Weise.

Das Display ist zwar hinsichtlich Auflösung und Größe unverändert, aber deutlich näher an das Displayglas gerückt. Wo man bei der Pebble Time noch einen deutlichen Abstand wahrnehmen konnte, ist das Display der Steel-Variante nun direkt unter das Glas laminiert. Damit sind auch die teilweise merkwürdigen Reflexionen der Pebble Time Geschichte und vor allem kann das e-Paper-Display bei der Edelstahl-Variante so noch mehr Licht einfangen und reflektieren.

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Das Display der Pebble Time Steel ist direkt unter das Glas laminiert.

Unverändert ist natürlich der üppige Displayrahmen um das verhältnismäßige kleine Display. Wo die Kunststoff-Variante dies mit einem breiten Metallband kaschieren konnte, wirkt der Rahmen der Stahl-Variante natürlich auffälliger. Das ist für mich wohl der einzige Kritikpunkt in Sachen Design. Wenn ihr mich fragt, hat Pebble hier wohl bereits Platz für ein größeres Display beim (spekulativen) Nachfolger eingeplant. Derzeit muss man diesen optischen Lapsus aber noch hinnehmen. Ich persönlich habe jedoch keine Probleme damit, zudem kann man – je nach Ziffernblatt – die Übergänge zwischen Display und Glaseinfassung ohnehin nicht immer erkennen.

Ein wirklich gutes Metall-Armband

Das oben angesprochene ewige Warten auf das Metall-Armband hat sich ebenfalls gelohnt. Für mich persönlich gehörte der Titel des besten Armbands einer Smartwatch bisher der Sony Smartwatch 3. Das Gliederarmband der dortigen Edelstahl-Version war hochwertig, elegant und sehr bequem. Diesen Titel muss ich jetzt tatsächlich der Pebble Time Steel zusprechen. Der Grund dafür ist einfach: Das Armband des Pebble Time Steel ist dem der Sony Smartwatch 3 sehr ähnlich, macht aber die Details noch ein Stück besser.

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Die Pebble Time Steel mit Metallarmband

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Die Metallschließe

Die einzelnen Glieder sind in der Fläche mattiert und seitlich poliert. Die Schließe ist leicht zu öffnen, riegelt zuverlässig und öffnet das Armband weit genug für größere Hände. Anders als bei dem Armband der Sony Uhr sind die Stifte, die die einzelnen Glieder zusammenhalten, nicht gesteckt, sondern geschraubt. Man kann das Armband also problemlos mit einem handelsüblichen kleinen Kreuz-Schraubendreher (etwa aus Brillenreparatursets) kürzen. Negativ könnte man höchstens bewerten, dass die Faltschließe relativ lang ist und damit in geschlossenem Zustand etwas aufträgt, wenn man dünnere Handgelenke hat. Auch ist die gesamte Uhr samt Metallarmband nicht gerade leicht. Mein um drei Glieder gekürztes Armband bringt samt Uhr 138 Gramm auf die Waage. Pebble gibt für die Metallversion nur 116 Gramm an. Wie Pebble auf dieses deutlich geringere Gewicht kommt, möchte ich gern einmal wissen.

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Die Glieder des Metallarmbands sind mit Schraubstiften verbunden und leicht entnehmbar

Das standardmäßig mitgelieferte Lederarmband ist ebenfalls sehr ordentlich. Es ist weicher, aber auch steifer als das Lederarmband der klassischen Pebble Steel und trägt sich dank der weichen, angerauten Unterseite sehr angenehm. Es wirkt allerdings sehr schlicht und bietet im Verhältnis zum hellen Stahlkörper der Uhr keinen besonderer Kontrast.

Pebble verzichtet diesmal beim Lederarmband auf jede Art von Sattelnähten, weshalb das Armband zusätzlich etwas gewöhnlich und fast langweilig aussieht. Zu dem hochwertigen Design des Uhrenkorpus hätte meiner Meinung ein etwas schmuckvolleres Armband besser gepasst. Das Leder-Armband der Moto 360 (2015) finde ich da erheblich eleganter. Beide Armbänder sind mittlerweile mit einem normalen 22mm Steg und einem Schnelltrenn-Mechanismus versehen. Die Armbänder lassen sich also nicht nur schnell tauschen, sondern verzichten auch auf den proprietären Bandanstoß, den die erste Pebble Steel besaß.

10 Tage Laufzeit … mit einer Akkuladung

Schon die normale Time war mit ihren bis zu 7 Tagen Laufzeiten allen Konkurrenten um ein Vielfaches voraus. Diese Laufzeitangaben sind bei Pebble auch kein theoretischen Messwerte unter Laborbedingungen, sondern konnten von mir im Alltag regelmäßig reproduziert werden. Ich kam tatsächlich auf durchschnittlich 6 Tage Laufzeit bis ich mit einer Akkuwarnung zurück ans Ladekabel gerufen wurde.

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Die versprochenen 10 Tage Laufzeit mit einer Ladung konnte ich tatsächlich erreichen

Genau diese Erfahrung habe ich auch bei der Pebble Time Steel gemacht.  Die dort versprochene Laufzeit von 10 Tagen erreiche ich tatsächlich. Damit toppt die Pebble Time Steel die Werte der Pebble Time noch einmal deutlich. Und das bedeutet, dass die Pebble Time Steel sogar auf längere Reisen ganz selbstverständlich mitgenommen werden kann, ohne dass man vorher Gedanken an ein weiteres Ladegerät verschwenden muss. Damit ist die Time Steel mit Abstand die Uhr, die sich am Ehesten in den Alltag eines normalen Uhrenträgers integriert. Der aktuelle Nervfaktor strombettelnder Smartwachtes tritt so derart zurück, dass auch technikferne Käufer ohne Umstellung ihres Alltags in die neue Smartwatch-Welt hineinschnuppern können.

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Der dickere Akku hat die Time Steel etwas aufgebläht.

Den größeren Akku erkauft sich die Pebble Time Steel allerdings mit einem im Vergleich zur Pebble Time um 1 Millimeter dickeren Gehäuse. Auf den ersten Blick wirkte die Stahl-Version auf mich kurz deshalb tatsächlich etwas klobiger, aber der Eindruck wird durch den hochwertigen Look und den abermals geschwungenen, anschmiegsamen Korpus schnell relativiert. Ja, die Pebble Time ist etwas schlanker. Aber die Time Steel macht es einem mit ihrem hochwertigen Design leicht, den dezenten Zuwachs im Volumen zu verzeihen.

Apple Watch, Moto 360 und andere Konkurrenten

Mein Review zur ersten Pebble Steel habe ich damals mit dem Titel „(Noch) keine Angst vor Android Wear“ versehen. Das lag zum Einen daran, dass von der Apple Watch noch nichts zu sehen war und zum Anderen daran, dass Android Wear gerade erst das Licht der digitalen Welt erblickt hatte. Mittlerweile hat die Smartwatch-Welt mit der Apple Watch aber einen streitbaren neuen (Stückzahl-) König und auch Android Wear hat sich weiterentwickelt.

Ein Jahr nach meinem Testbericht zur klassischen Pebble Steel hat sich an meiner Beurteilung im Ergebnis trotzdem nicht viel geändert. Die Apple Watch ist ein fehlgeschlagenes Alles-auf-einmal-Experiment, das kein wirklich schlüssiges Konzept zustande gebracht hat. Optisch ein Reinfall und funktional eine Bedien-Katastrophe war die Apple Watch für mich nie eine Option und ihren Absatzerfolg erkläre ich mir vor allem mit der Markenkraft von Apple. Einen genaueren Vergleich zwischen dem Funktionsumfang der Pebble Time und der Apple Watch findet ihr im Pebble Time Testbericht.

Dort habe ich auch bereits gesagt, dass die wahre Konkurrenz für Pebble eher aus Richtung Android Wear kommt. Genau wie die Pebble sind die aktuellen Android Wear Uhren sowohl mit Android Smartphones als auch mit iPhones kompatibel, bieten stellenweise Akkulaufzeiten von mehr als 2 Tagen und haben immerhin optisch deutlich mehr zu bieten als die Apple Watch. Auch preislich sind die edleren Android Wear Uhren der Pebble Time Steel viel näher. Die neue Moto 360 kostet in der 42 Millimeter Version beispielweise genauso viel wie die Pebble Time Steel ohne Metallarmband: Etwa 300 Euro UVP.

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Streiten um die Smartwatch-Krone: Links die Moto 360 und rechts die Pebble Time Steel

Trotzdem hat Pebble noch immer die unbestreitbaren Trümpfe des gut ablesbaren e-Paper-Displays und der unerreicht langen Laufzeit in der Hand. Zudem ist Android Wear auch in seiner neuesten Version nicht so intuitiv bedienbar wie die komfortable Pebble-Tastenbedienung. Jedenfalls für mich ist die Pebble daher auch im Verhältnis zur aktuellen Android Wear Generation die vorzugswürdigere Wahl. Aber diese Wahl fällt mir durchaus schwerer als noch vor einem Jahr. Die neuesten Android Wear Uhren sind hübscher geworden und das Appangebot rund um Android Wear entwickelt sich spürbar schneller als das Appangebot im Pebble Appstore.

Fazit: Für mich die (noch) beste Smartwatch

Viel mehr gibt es aus meiner Sicht zur Pebble Time Steel nicht zu sagen. Sie ist für mich ein lohnenswertes Upgrade gegenüber der Kunststoff Pebble Time und wird trotz aller Konkurrenz meine Smartwatch der Wahl für den Alltag sein. Aber meine Anforderungen sind nicht zwangsläufig die gleichen wie die jedes anderen Smartwatch-Käufers. Ich möchte primär meine Benachrichtigungen auf der Uhr lesen, meine Musik steuern können und hin und wieder auf den Kalender zugreifen. All das bietet mir Pebble mit seiner neuesten Edelstahl-Uhr in der mit Abstand alltagstauglichen und hübschesten Form. Akkulaufzeit, Outdoor-Tauglichkeit und der edle Look würden mich jederzeit wieder zur Pebble Time Steel greifen lassen.

Auf meinem Schreibtisch wartet aber auch die zweite Generation der Motorola Moto 360 auf einen ausführlichen Test. Und ich kann jeden verstehen, der das vermeintlich hübschere runde Design der Moto 360 der Pebble Time Steel vorzieht oder auf moderne Features wie den Google-Sprachassisten am Handgelenk wert legt. Mehr denn je ist die Frage der Smartwatch-Wahl derzeit eine Frage der Prioritäten. Wem es primär um die hübscheste Smartwatch geht, dem muss man wohl zur vielfältigen Android Wear Kollektion raten. Wem es vor allem um maximalen Funktionsumfang geht, den muss man in Richtung Apple Watch schicken. Wem es aber vor allem um das Hier und Jetzt geht, um eine Uhr, die heute praktisch ist und morgen auch noch Akkuladung hat, dem kann ich weiterhin nur eine Pebble Uhr ans Herz legen. Für mich ist die Pebble Time Steel deshalb ihren Preis wert gewesen. Nur auf Kickstarter, darauf ist mir die Lust gründlich vergangen. In diesem Sinne:

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