Warum das iPhone 5C mit 8GB doch (keinen) Sinn macht (Update)
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Apple Freunde und iOS Nutzer haben es aktuell nicht leicht. Das nächste iPhone 6 ist noch Monate entfernt. Das Update auf iOS 7.1 hat nur kurzzeitig für Neuigkeiten gesorgt und auch sonst ist wenig in Sicht, was derzeit für Gesprächsstoff sorgen könnte. Was also macht man, wenn man nichts Neues zu bieten hat? Ganz einfach: Man wärmt Altes auf. So geschah es auch heute, als Apple mit relativ kurzem „Gerüchtevorlauf“ eine (noch) abgespecktere iPhone 5C Variante vorstellte.
Das iPhone 5C hatte es vom Start an schwer. Die Reviews waren eher zurückhaltend, die Verkäufe liefen schleppend und zuletzt hieß es, dass Apple auf über 3 Millionen unverkauften Geräte sitzt. Das alles traf das iPhone 5C nicht zu Unrecht. Apple hatte zwar vor der Vorstellung im Herbst 2013 nie gesagt, dass es ein günstigeres iPhone parallel zum Flagschiff, dem 5S, vorstellen würde. Trotzdem hatte niemand erwartet, dass Apple so dreist sein würde, das iPhone 5 von 2012 eins-zu-eins zu recyclen und dabei auch noch einen der größten Pluspunkte des 5er, die großartige Aluminiumverarbeitung, gegen shiny, greasy Kunststoff zu tauschen. Das Maß voll machte dann aber der Preis von 599 €, der für 1 Jahr alte Technik den Vollpreis eines High-End Modells verlangte. Viele und auch ich hatten daher erwartet, dass Apple das Experiment früher oder später als gescheitert akzeptieren und die Reste unter starken Preisnachlässen verramschen würde.
Ich stelle vor: Das iPhone 5C mini
Doch weit gefehlt. Stattdessen stellte Apple heute am 18.03.2013 das iPhone 5C mit 8 GB vor. Über den Preis wird noch gemunkelt, aber die meisten tippen auf knapp über 500 €. Ich mach es kurz: Ich verstehe diesen Schritt kein bisschen und frage mich, was um alles in der Welt Apple sich dabei denkt!
Der Preis hätte vom Verkaufsstart an nicht weit über 400 € liegen dürfen, schließlich kostete das damals ein Jahr alte originale 5er auch nicht viel mehr und bot statt Plastik die gewohnte hochwertige Aluverarbeitung. Das ist heute um so mehr der Fall, als das die Neupreise des 5er weiter sinken. Statt also die veraltete Hardware endlich mit einem angemessenen Preisschild zu versehen, wird das Gerät noch weiter abgespeckt und verliert damit für mich völlig die Relation zwischen Leistung und Gegenleistung.
Schlimmer noch: Das iPhone 5C wird damit zur absoluten Steilvorlage für alle, die bisher schon der Ansicht waren, religiös verwirrte Apple Jünger würden eh alles kaufen, was mit dem Apple-Logo verziert wird. Traurig aber wahr: Diesem Vorurteil hat Apple heute mit dem 8 GB Modell des iPhone 5C ein großes Stück mehr Futter gegeben. Während ich persönlich sehr viel von Apple halte und denke, das iOS sehr viel richtig macht, ist meine Reaktion in diesem Fall klar: Nicht kaufen!
Was aber könnten Apples Gründe für diesen unverständlichen Schritt sein?
1. Schwache Märkte sollen bedient werden
Zusammen mit den Gerüchten um ein günstiges iPhone, war vor der Vorstellung des 5C immer die Rede davon, dass Apple schwache, sich entwickelnde Märkte in Schwellenländern erreichen wollte, um dort nicht zu viel Raum gegen günstige Geräte wie das Lumia 520 zu verlieren. Ist das der Grund für das günstigere iPhone 5C? Ich meine: Nein. Das macht aus drei Gründen keinen Sinn. Erstens dringt das 5C mit seinem neuen Preisschild nicht einmal in die Nähe der nötigen Preisregionen vor und zweitens ist dafür nach wie vor das iPhone 4 vorhanden. Ich teile die Ansicht vieler, dass sich Apple gerade weil das iPhone 4 in Schwellenmärkte so gut ankommt, noch die Mühe hat, durch iOS 7.1 dessen Performance aufzubessern. Vor allem aber ist das 5C drittens nur für UK, Frankreich, Deutschland, Australien und China vorgesehen. Das Schwellenmarkt Argument zieht also nicht.
2. Apple glaubt tatsächlich an diesen Schritt
Die zweite Möglichkeit wäre, dass Apple tatsächlich glaubt, das Problem im Verkauf und Marketing des 5C wäre bisher der zu große Speicher und der zu hohe Preis gewesen. Ersteres ist natürlich Unsinn und auch das Zweite ist nicht wirklich richtig. Ja, der Preis war und ist zu hoch, aber auch eine Senkung auf knapp über 500 € ist nicht die entscheidende Preissenkung, schon garnicht für ein Gerät mit lächerlichen 8 GB Speicher. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass DAS der Grund für diesen Schritt sein soll.
3. Apple sitzt auf einer Abnahmepflicht
Ich glaube viel mehr, dass Apple nicht nur auf riesigen Mengen an nicht verkauften Geräten, sondern auf noch größeren Mengen an vertraglichen Abnahmeverpflichtungen sitzt. Während der Verkaufskrise gab es immer wieder Gerüchte, dass Apple zu Gunsten des 5S die Produktion des 5C runterschraubt. Apple fertigt das iPhone aber nicht selbst, sondern bestellt gewisse Kontingente bei Foxconn und anderen. Ohne große Kenntnisse der vertraglichen Möglichkeiten in solchen Fertigungsvertragsverhältnissen zu haben, vermute ich trotzdem, dass es nicht so einfach ist, versprochenen Abnahmemengen kurzerhand zu reduzieren. Verträge sind eben Verträge. Möglicherweise gab es hinter den Kulissen deshalb einfach die Entscheidung, die Geräte wie bestellt abzunehmen, aber dabei so günstig wie möglich zu halten, ergo: den verbauten Speicher zu reduzieren.
Was meint ihr? Was hat Apple zu dieser Entscheidung getrieben oder seht ihr das 5C generell weniger kritisch? See you in the comments!
Update
Seit gestern gab es zwei kleine Neuigkeiten, die ich nicht verschweigen möchte: Zum einen ist der Preis nun auf 549 € festgelegt, was einer Preissenkung von 50 € gegenüber dem 16 GB iPhone 5C entspricht und zum anderen lässt Apple jetzt verlauten, dass der Sinn hinter dem abgespeckten iPhone 5C sei, dass man eine günstiges Gerät für LTE anbieten wolle. Beides macht die Entscheidung für mich nicht nachvollziehbarer. Die 50 € Preissenkung sind im Grunde witzlos und dadurch wird aus dem 5C noch lange kein „günstiges“ LTE-Gerät. Zwar ist LTE auf dem 5C in der Tat der einzige Vorteil gegenüber dem ursprünglichen 5er, dass nur im Telekomnetz LTE bot, aber was Apple dazu bewegt bei einem 549 € Gerät von einem günstigen Einstiegsgerät für LTE zu reden, will mir nicht in den Kopf.
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.