Youtube Premium ausprobiert: Werde ich bei der Bezahlversion bleiben? (Update)

Seit Mitte Juni 2018 gibt es YouTube Premium nun auch in Deutschland. Direkt zum Start bot Google eine dreimonatige Testphase an (mittlerweile ist der Testzeitraum auf einen Monat reduziert worden). Ich habe direkt zugegriffen und teste YouTube Premium daher seit Juni und noch bis Mitte September gratis im Abo. Nach nun über zwei Monaten bin ich mir fast sicher: Ich werde das Abo nach Ablauf der Testphase verlängern und für YouTube Premium bezahlen. Warum mich die Premium-Version überzeugt, welche Vorteile für mich entscheidend sind und was man überhaupt für 11,99 € im Monat bekommt, will ich in diesem Beitrag kurz zusammenfassen.

Was bietet Youtube Premium?

YouTube Premium löst YouTube Red ab, das in Deutschland nie offiziell angeboten wurde. Die Vorteile sind praktisch die gleichen: Vorrangig wird jede Art von Werbung vor oder während der Videos gestrichen. Die Videos starten also sofort, ohne dass man (bald noch seltener überspringbare Werbeclips) schauen muss. Eingebettete Sponsor-Nachrichten, die die jeweiligen YouTuberinnen in ihre Videos einbauen, werden davon natürlich nicht beeinflusst.

Außerdem darf man mit dem Premium Abo in der App einzelne Videos zur späteren Offline-Wiedergabe herunterladen. Neu ist auch der Zugriff auf „Originals“, also auf eigenproduzierten exklusiven Content von YouTube. Zu den derzeit verfügbaren Shows gehört unter anderem die Serien-Fortsetzung der Kult-Filme aus der Karate Kid Reihe, inklusive Originalschauspieler und echter Fortsetzung der Story von damals.

Zu den Premium-Vorteilen gehört(e) auch die Möglichkeit, Videos im Hintergrund wiederzugeben. Das sage ich deshalb in der Vergangenheitsform, weil diese Funktion (jedenfalls ansatzweise) mittlerweile auch für Nicht-Premium-Nutzerinnen verfügbar ist. Seit Ende Juni 2018 hat Google nämlich die Bild-In-Bild-Wiedergabe für alle Nutzerinnen freigeschaltet. Damit kann man jetzt also sein Smartphone immerhin in aktiven Zustand weiter nutzen, während die Wiedergabe läuft. Wer hingegen sein Display komplett ausschalten und trotzdem weiter den Ton der YouTube-Videos hören will, braucht weiterhin das Premium Upgrade.

Schließlich beinhaltet Youtube Premium auch Zugriff auf YouTube Music Premium, wo man noch einmal Zugriff auf andere Videos als bei Youtube hat, z.B. auf offizielle Musikvideos, Live-Konzerte und Alben sowie Songs von Künstlerinnen. Tatsächlich kann man YouTube Music Premium auch isoliert für 9,99 € buchen, was aber nur für die Wenigsten Sinn ergeben dürfte, da man für 2 € auch werbefreies YouTube obendrauf bekommt. Als reinen Musik Dienst hat Google daneben erstaunlicher Weise auch weiterhin Google Play Music zum gleichen Preis im Angebot, was die Produktpalette von Google derzeit etwas verwirrend macht. Kosten tut YouTube Premium derzeit 11,99 € im Monat. Es gibt übrigens auch ein Familienabo für 17,99 €, bei dem man bis zu sechs Familienmitglieder hinzufügen kann und wie üblich ist das Ganze monatlich kündbar.

Update: Achtet darauf, das Abo nicht über ein iPhone/iPad abzuschließen. Da Apple bei Abos, die über seinen Store oder Apps aus dem Store abgeschlossen werden, immer 30 % Anteil will, kostet das Abo dort 15,99 €. Das gleiche Problem haben etwa Netflix oder Spotify. Amazon erlaubt z.B. deshalb gar nicht erst, dass ihr Bücher in der Kindle App kauft, weil man Apple seinen Anteil nicht zahlen will.

Alle Vorteile sind übrigens auf allen Plattformen verfügbar, auf der man sich mit seinem YouTube/Google-Konto einloggt, also auf dem Smartphone genauso wie auf dem Apple TV, der XBox oder im Browser.

Warum werde ich für YouTube bezahlen?

Der entscheidende Vorteil ist für mich mit Abstand die Werbefreiheit. Ich schaue durchaus viel YouTube, vor allem Videos aus dem Bereich Technik und Gadgets. Die Kanäle von Michael Fisher (MrMobile), David Lee (Dave2D) oder dem Team von Gamers Nexus habe ich fest abonniert und beziehe nicht wenige meiner Informationen und Anregungen auch für dieses Blog aus ihren Videos. Aber auch die Pop-Wissenschaft Show von Because Science, die witzigen Filmreviews auf Channel Awesome oder die VLogs von Hannah Hart schaue ich regelmäßig und gern. Dabei nicht vor und zwischen jedem Clip Werbung sehen zu müssen oder sogar in langen Videos abrupt durch entsprechend reingequetschte Clips unterbrochen zu werden, empfinde ich als echten Vorteil. Natürlich mag das jede von euch anders empfinden und manch eine von euch mag sogar sagen: „Sorry, aber die drei Sekunden, bis ich eine Werbebotschaft wegklicken kann, habe ich über“. Ich persönlich jedenfalls habe mich in den zwei Monaten derart an das nahtlose ungestörte YouTube-Erlebnis gewöhnt, dass ich wohl nicht mehr ohne möchte.

Ein kleiner Einschub: Ich gehe nicht davon aus, dass Google bei YouTube Premium deshalb nun aufhört, weiter personalisierte Werbe-Profile über mich zu erstellen. Zwar bekomme ich keine Werbung mehr angezeigt und damit wäre es eigentlich auch nicht mehr erforderlich, die entsprechenden Profile zu erstellen, um mir maßgeschneiderte Clips zu zeigen. aber das dürfte kaum dazu führen, dass Google entsprechende Daten nicht trotzdem weiter im Hintergrund über mich sammelt und auswertet. Die Datenschutzhinweise von Google lassen jedenfalls an keiner Stelle vermuten, dass man sich mit YouTube Premium nicht nur davon freikauft, Werbung sehen zu müssen, sondern sogar der Erstellung der entsprechenden Werbeprofile entkommt. Dass ich von dem Deal „Geld gegen Privatsphäre“ ohnehin nichts halte, könnte ihr im Übrigen hier nachlesen.

Die anderen Vorteile sind für mich klar zweitrangig. Mit den Originals kann ich zum Beispiel wenig anfangen. Die Cobra Kai Serie ist zwar wirklich gelungen und rechtfertigt meiner Ansicht nach bereits für sich das Testabo, aber dauerhaft sind die anderen schrulligen Nischen-Shows für mich kein Grund für YouTube Premium. Die Hintergrund-Wiedergabe hat für mich ebenfalls wenig Wert, da ich in der Regel Videos schauen, die ich gerade wegen der Bildinhalte sehen will, nicht allein nur wegen der Audioinhalte. Einzig bei Shows wie dem wöchentlichen „Podcast“ (die WAN Show) von Linus Tech Tips kommt die Hintergrund-Wiedergabe gelegen, da sich Linus leider nach wie vor weigert, eine Podcast-Feed für normale Podcast-Apps bereitzustellen.

Von der Download-Funktion hatte ich mir ebenfalls mehr erhofft. Erstens erlaubt YouTube Premium nur den Download mit maximal 720p, was auf dem winzigen iPhone SE ausreicht, da das alte Ding ohnehin nicht mehr Pixel darstellen kann. Auf dem knackig-scharfen QuadHD Display meines Pixel 2 XL entspricht das allerdings gerade einmal einem Viertel der verfügbaren Displayauflösung. Auch kann man keine automatischen Downloads einrichten. Gern würde ich der App sagen, dass ich immer die letzten zwei Videos meiner abonnierten Kanäle offline verfügbar haben möchte, die dann zuhause automatisch im WLan geladen werden. Stattdessen muss ich (derzeit noch) manuell daran denken, dass ich mir gewisse Videos vor einer Zugfahrt herunterlade. Das vergesse ich in der Regel allerdings und ziehe aus der Download Funktion deshalb bisher kaum Mehrwert.

Update zur Klarstellung: Das im Preis enthaltene YouTube Music Premium spielt bei alledem für mich absolut gar keine Rolle. Ich bin seit Jahren zufriedener Spotify Kunde und habe weder vor, den exzellenten Musikstreaming-Dienst zu verlassen noch mir YouTube Music Premium überhaupt genauer anzuschauen. Es geht mir tatsächlich einzig um YouTube Premium als Videoplattform.

Extra: Dark Theme für Android freischalten

Wer sich übrigens wundert, wie ich auf meinem Pixel 2 XL  bzw. unter Android das Dark Theme für YouTube aktiviert habe, den möchte ich vertrauensvoll auf die Anleitung bei XDA Developers verweisen. Anders als unter iOS hat Google den dunklen Look für YouTube bisher nicht offiziell für Android freigeschaltet. Und zwar auch nicht für Premium-Kundinnen. Man muss also selbst Hand anlegen, um den tief im Code versteckten Schalter umzulegen, der das Dark Theme freischaltet.

Dafür benötigt ihr keine Root-Rechte oder besondere Hacking-Künste, aber doch den Mut, euer Handy an einen Computer anzuschließen und via ADB eine Datei in der YouTube App auszutauschen. Die Anleitung bei XDA erklärt das aber alles der Reihe nach und ich habe so in Windeseile bei all meinen Androiden den augenfreundlichen dunklen Modus aktiviert.

Es dürfte allerdings auch nur eine Frage der Zeit sein, bis man den Dark Mode in den Einstellungen der App regulär aktivieren kann, vielleicht ist das zum Zeitpunkt, zu dem ihr diesen Artikel lest, sogar schon der Fall. In diesem Fall: Go Dark! Und bei der Gelegenheit auch überall sonst nach einem Dark Theme schauen, z.B. in Threema, Signal, Fenix oder sonstigen Apps, die ihr nutzt.

Fazit

Sind meine Gründe für YouTube Premium besonders überzeugend? Ich vermute nicht. Ich kenne jedenfalls nicht viele Leute, die bereit sind für „Werbefreiheit“ Geld zu bezahlen. Ich habe das aber stets anders gesehen und fand Werbebanner, -Clips und Anzeigen immer fürchterlich störend. Auch bei anderen Apps kaufe ich häufig das Werbefrei-Paket. Da ich – wie gesagt – auch recht oft Inhalte von YouTube schaue, werde ich mir das Premium Upgrade für knapp 12 € aber wohl leisten. Wer weniger häufig schaut, für die ist das sicher weniger attraktiv. Vielleicht locken euch ja aber die anderen Vorteile? Falls Ihr mögt, lasst gern eure Meinung darüber da, ob und warum euch das Premium Paket überzeugt oder nicht. In diesem Sinne:

See you in the comments!

Update: 31.01.2019

Nach gut fünf Monaten mit Youtube Premium ist es soweit: Ich habe das Abonnement wieder gekündigt. Der Grund ist einfach: Ich schaue aktuell (leider) weniger Content als noch vor einem halben Jahr. Am Anfang 2019 wurden wieder einmal die 11,99 € abgebucht und erstmals musste ich mich doch fragen, wann ich eigentlich das letzte Youtube Video gesehen hatte.

Ich schaue zwar immer noch unregelmäßig die diversen Technik-Kanäle, die ich abonniert habe, aber mein Konsum ist definitiv weniger geworden. Ich bin sicher, dass mich besonders die Werbung extrem stören wird, wenn der jetzige Abrechnungszeitraum endet, aber aktuell glaube ich, dass ich die 11,99 € nicht rechtfertigen kann. Ich kann aktuell also einigen Kommentaren hier unter dem Beitrag zustimmen: Würde die Werbefreiheit nur 5 – 8 € kosten, würde es mir leichter fallen, dabei zu bleiben. Für fast 12 € bin ich derzeit aber erstmal wieder raus.

Und ihr?

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