XBox One S, Ultra-HD und Elite Controller: Alltagsbericht eines Gelegenheits-Gamers

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Wenn man mich für ein neues Gadget begeistern will, dann geht das am Besten über Pixel. Hohe Auflösungen, scharfe Bilder und extreme Pixeldichten lassen mich meist sofort hellhörig werden. Es dürfte also niemanden wundern, dass mich der Release der neuen, schlankeren XBox One S vor allem wegen ihrer Unterstüzung für 4K-Inhalte interessiert hat. Nach einem Monat mit der XBox One S möchte ich nun einen kleinen Erfahrungsbericht abgeben zu 4K und HDR im Alltag sowie ganz allgemein dem Weg, den Microsoft mit seinem Gaming-Ökosystem nimmt. Den Elite Controller habe ich mir bei der Gelegenheit auch gleich angeschaut. Willkommen also zu meinem überfälligen Rundum-Artikel zur XBox One (S): Viel Spaß!

Ich bleibe Konsolenspieler

Das letzte Mal habe ich mich dem Thema „Spielekonsole“ im Juni 2014 gewidmet. Damals habe ich erklärt, warum ich nach Jahren Jahrzehnten als Hardcore-PC-Gamer meine Tastatur und Maus an den Haken gehängt und gegen Spielekonsole und Gaming-Controller getauscht habe. Kurz gesagt: Man wird älter, man hat weniger Zeit und mit Pausieren meines Wasserkühlung-Bastel-Hobbys sowie dem Umstieg auf ein Macbook ließ sich der teure Gaming-PC unterm Schreibtisch immer weniger rechtfertigen. Konsolen hingegen bieten im Wesentlichen Plug-and-Play: Kein Treibergefummel, kein Stress mit überreagierendem Punkbuster und kein Ärger mit dem DRM der diversen Online-Spielebibliotheken. Stattdessen heißt es bei XBox und Co: Konsole an, Spiel rein, losspielen. Und das sogar mit Leihspielen oder Games von Freunden.

Dieser Wandel vollzog sich bei mir noch mit der XBox 360, der ersten halbwegs aktuellen Konsole, die den Weg zu mir fand. Bis dahin hielten tatsächlich mein erwürdiges orginal Super Nintendo sowie die erste Sony Playstation die Stellung in der TV-Bank. Für die XBox 360 habe ich mich vor über 2 Jahren primär deshalb entschieden, weil sich die Konsole zu irrwitzigen Preisen im Abverkauf befand (die XBox One war gerade brandneu) und weil die meisten meiner Freunde XBox 360 Spieler waren. Multiplayer-Sessions waren auf der XBox 360 einfach wahrscheinlicher, als mit einer Playstation oder der neuen XBox One. Den Vergleich zu aktuellen Playstation Geräten möchte ich mir ansonsten weitgehend sparen: Weder die Playstation 3 noch 4 habe ich länger als für ein paar Sessions bei Bekannten erlebt und kann mir daher kein wirkliches Urteil erlauben. Wohl sagen kann ich aber, dass mir die Controller der XBox 360 und XBox One stets deutlich besser gefielen als jene der Playstation.

Vor einigen Monaten konnte ich bei einem der zahlreichen Angebote für die XBox One dann aber doch nicht mehr widerstehen. Nichtsahnend, dass Microsoft nur wenige Monate später die neue schlanke XBox One S vorstellen würde, griff ich im März 2016 zur aktuellen Microsoft-Konsole. Eigentlich wollte ich für die XBox One dann auch einen eigenen Artikel schreiben, aber daraus wird nun – überholt von den Ereignissen – eben ein Blogbeitrag zur XBox One S. Geändert hat sich in all den Jahren an meinem Wandel zum Konsolenspieler ansonsten nichts. Ich habe zwar immer wieder mit dem Aufbau eines neues Gaming-PCs geliebäugelt. Insbesondere die neue GTX 1080 von NVidia hat den Basteldrang in mir kurzzeitig gehörig angefacht. Aber die Vernunft hat gesiegt und ich bin vorerst bei der aktuellen Konsolengeneration von Microsoft geblieben.

Warum ich zur XBox One S gegriffen habe

Nur wenige Monate nach dem Kauf meiner XBox One habe ich tatsächlich noch einmal Geld in die Hand genommen und sie durch die XBox One S ersetzt. Warum? Wie oben schon gesagt, hat mich dabei vor allem die Aussicht auf 4K gelockt. Schon eine ganze Weile habe ich erwogen, im Wohnzimmer auf 4K bzw. U(ltra-)HD aufzurüsten, konnte den Schritt mangels 4K-fähiger Inhalte aber kaum rechtfertigen. Außerdem schien mir der gesamte 4K-Standard lange Zeit noch viel zu ungar, um mich darauf einlassen zu können. HDMI 2.0 oder HDMI 2.0a? Wann und wie kommt HDR? Was ist mit HDCP 2.2, dem UHD-BluRay-Kopierschutz? Letztes Jahr war es für mich teilweise einfach noch zu unvorhersehbar, ob ein neuer 4K Fernseher die nötigen Standards mitbringen würde, um langfristig auf der sicheren Seite zu sein.

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Vor allem mit seinem 4K (Ultra-HD) Support hat mich die XBox One S gepackt

Aber das hat sich mittlerweile geändert. Die XBox One S ist nach allen Regeln der Kunst 4K-fähig. Die Ausgänge bieten mit HDMI 2.0a volle Unterstützung sowohl für 4K (3840 x 2160 Pixel) als auch für HDR-Inhalte und der in der One S verbaute UHD-BluRay-Player liest die neuen 4K-Scheiben ebenfalls entsprechend aller Spezifikationen. Vor allem aber der Display-Markt hat endlich den Punkt erreicht, an dem jedenfalls ich ruhigen Gewissens zugreifen konnte, ohne mich entweder arm machen zu müssen oder Unsicherheiten bei den unterstützten Standards in Kauf zu nehmen. Geworden ist es bei mir übrigens ein LG 49UH7709, der mit ca. 50 Zoll und 4K-Auflösung für mich die ideale Kombination darstellt, mit HDR 10 und Dolby Vision alle nötigen Extras mitbringt und verhältnismäßig bezahlbar war (zur Klarstellung: LG als Hersteller war an diesem Blog-Beitrag nicht beteiligt, den Fernseher habe ich komplett eigenständig ausgewählt und selbst bezahlt). Versorgt wird der LG-TV von meinem AVR, einem Marantz NR-1506. Mehr dazu, was ich nun im Alltag von 4K-Fernsehen halte, lest ihr aber weiter unten.

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Trotz nach innen verlegtem Netzteil ist die Box jetzt 40 % kleiner

Der zweite Grund für den Wechsel auf die XBox One S ist dann natürlich die geschrumpfte Größe. Microsoft gibt eine Größenreduktion um 40 % an. Wer nun eine in allen Abmessungen fast halbierte XBox One erwartet, hat im Geometrie-Unterricht offensichtlich nicht aufgepasst (bzw. sich von Microsofts zugegeben absurder Darstellung täuschen lassen). Die Reduktion von 40 % bezieht sich natürlich auf das Gesamtvolumen und obwohl die XBox One S somit im Vergleich zur normalen XBox One gar nicht so viel schmaler und flacher wirkt, ist die insgesamt eingesparte Größe beachtlich. Vor allem ist das ehemals notorisch laute externe Netzteil nun auch intern verbaut. Obendrein kann man die One S nun endlich vertikal aufbauen und das schwarze Hochglanz-Plastik ist einem matt-weißen Finish gewichen. Ich gebe es daher offen zu: Der zweite Grund für den Wechsel war primär ein ästhetischer.

Die restlichen Veränderungen hingegen haben mich weniger interessiert. Die XBox One S hat beispielsweise endlich einen Front-USB-Port, was das spontane Anschließen externer Festplatten vereinfacht und der neue Controller funkt nun via Bluetooth, was die Kopplung mit Windows 10 Rechnern erleichtert. Und es gibt an der Front einen Infrarot-Sender. Warum interessiert mich das alles weniger? USB-Festplatten nutze ich persönlich z.B. kaum und für die Kopplung mit meinem Intel NUC hatte ich ohnehin schon einen offiziellen XBox-Wireless-Adapter im Haus. Der Infrarot-Sender ist ebenfalls nur für wenig mehr gut als andere Geräte automatisch mit einzuschalten. Hier hätte mir ein Infrarot-Empfänger mehr gebracht, um mit meiner Universalfernbedienung auch durch das Menü der XBox One S navigieren zu können. Korrektur: Nach Berichten in den Kommentaren ist der Infrarot-Port tatsächlich ein Empfänger und jedenfalls über Logitech Universalbedienungen steuerbar. Ich selbst konnte mit einer 0815-MCE-Remote leider nichts ausrichten, möchte das aber doch klarstellen.

Enttäuscht wurde auch meine Erwartung, akustisch einen Fortschritt zu machen. Zwar ist durch das nach Innen verlegte Netzteil eine Lärmquelle beseitigt worden, aber der Hauptlüfter meiner XBox One S neigt leider zu hörbarem Klackern (wenngleich ich den Lüfter insgesamt nicht als lauter, sondern nur als „anders laut“ bezeichnen würde). Eine deutlich wahrnehmbare Geräuschpegel-Reduktion – wie vom Schritt von der ersten XBox 360 zur XBox 360 Slim – ist also beim Schritt von der XBox One auf die XBox One S (bei mir jedenfalls) ausgeblieben.

Die XBox One als Gaming Konsole

Obwohl der 4K-Support einer der Hauptgründe für den Wechsel war, ist auch die XBox One S natürlich primär eine Gaming-Konsole. Und als eine solche habe ich die XBox One (S) auch vorrangig angeschafft. Seit Release habe ich vor allem das großartige Doom, den zweiten Teil des Tomb Raider Reboots (ebenfalls sehr gelungen), Sunset Overdrive (naja) sowie den dritten Teil einer in Deutschland leider beschlagnahmten Zombie-Reihe gespielt. Die Titanfall 2 Techdemo und die Open Beta von Battlefield 1 habe ich mir die letzten Tage auch genauer angesehen und bin als Fan der jeweiligen Vorgänger sehr gespannt auf die finalen Releases im Herbst. Bei alledem bleibt mein Standpunkt unverändert: Ja, die Spiele sehen auf einem hochgezüchteten Gaming-Rechner oft besser aus. Aber den Komfort, abends nach einem Arbeitstag an Tastatur und Maus einfach den Controller in die Hand zu nehmen, die Box zu starten und ohne Umwege loszocken zu können, bietet mir eben eine Spielekonsole eher.

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Aktuell spiele ich vor allem DOOM

Bisher bin ich auch trotz des oft spürbaren technischen Vorsprungs der Playstation 4 mit meiner Treue zum XBox-Ökosystem zufrieden. Das liegt vor allem an dem Angebot an Exklusiv-Titeln, das meinen Geschmack derzeit eher trifft: Das kommenden Gears Of War 4 hält mich genauso auf der Microsoft-Seite wie das erwartete Dead Rising 4 (das allerdings nur ein timed-exclusive ist, hoffentlich aber erstmals offiziell auch in Deutschland veröffentlicht wird). Ich persönlich habe bisher auch keine negativen Erfahrungen mit XBox Live Gold gemacht. Die monatlichen Gratis-Games nehme ich immer gern mit und der Multiplayer-Service funktioniert bei mir in der Regel so zuverlässig, dass mir der Dienst die ca. 30 € im Jahr durchaus wert ist. Die immer weiter ausgebaute Abwärts-Kompatibilität zu XBox 360 Spielen tut dann für meinen positiven Eindruck sein Übriges.

Natürlich gibt es dann auch noch die spärlichen, aber vorhandenen Synergien des gesamten Microsoft-Kosmos. So kann man Gaming-Screenshots leicht direkt von der XBox One in seinen OneDrive Ordner hochladen. Als Office 365 Kunde mit reichlich ungenutztem OneDrive Speicher freut mich das natürlich. (Sehr unglücklich finde ich dabei aber, dass man Screenshots ausschließlich in Games, nicht auf dem Dashboard und in Apps machen kann. Aus diesem Grund seht ihr hier noch keine erklärenden Screenshots von Details, die ich anspreche. An einem Workaround arbeite ich aktuell.)

Ich habe hier allerdings das Gefühl, dass Microsoft deutlich mehr tun könnte. Als Beispiel würde ich dabei etwa das Streaming von Spielen auf andere Geräte nennen. Das funktioniert bisher nur von der XBox One zu Windows 10 PCs. Sony (um den Vergleich hier doch einmal aufzugreifen) ist da deutlich weiter: Playstation 4 Spiele kann man dank Remote Play relativ leicht auch von unterwegs nicht nur auf Windows 8 Rechnern, sondern auch auf dem Mac spielen. Die Beschränkung auf Windows 10 bei der XBox One finde ich hier ärgerlich. Zusätzlich zeigte sich das Feature im Zusammenspiel mit meinem Intel NUC bisher auch eher zickig und buggy.

Trotzdem: Die XBox One ist die für mich derzeit geeignetste Spiele-Konsole. Sein größter Feind ist wahrscheinlich die bereits angekündigte kommende XBox „Project Scorpio“, die ab Ende 2017 mit deutlich mehr Leistung auch Spiele in 4K bieten soll. Denn – soviel muss man vielleicht nochmal klarstellen – die 4K-Fähigkeiten der XBox One S beschränken sich bisher nun einmal auf Videos und Filme. Spiele hingegen werden höchstens hochskaliert, aber nicht wirklich in 4K berechnet. Ich persönlich finde die Offenheit von Microsoft hier aber eher förderlich. Als Käufer der XBox One S kann ich jedenfalls eine informierte Entscheidung treffen, ohne in einem Jahr von einem überraschenden Release einer noch neueren Konsole überrascht (oder gar verärgert) zu werden.

Der Elite Controller

Microsoft musste sich lange vorwerfen lassen, die eigentliche Kernkompetenz der XBox, Spiele und Spieler_Innen, aus den Augen verloren zu haben. Cortana, Kinect, TV-Reciever: All das waren Features, die Microsoft lange als mindestens ebenso zentral betonte und dabei vielen Gamern das Gefühl gab, der Spiele-Konsole-Anteil würde vernachlässigt. So richtig kann ich das rückblickend nicht mehr beurteilen, da ich schließlich erst dieses Jahr zur XBox One Schar gestoßen bin, aber wie wir wissen hat Microsoft sowohl Kinect als auch einige TV-Funktionen (etwa: DVR) wieder deutlich in der Priorität reduziert. Stattdessen wurde mit dem Elite-Controller jüngst sogar ein echtes Bekenntnis zu den Gaming-Wurzeln abgegeben: Ein etwa 150 € teurer, teilweise aus Metall gefertigter Controller, der neben wechselbaren Sticks- und Pads auch vier Bauchtasten sowie massenhaft Anpassungsbedarf bietet.

EliteController

Elite Controller: Ein Bekenntnis an die Gaming-Community?

Ich habe mir diesen Controller allerdings nicht selbst gekauft, kann das gute Stück aber dank der Leihgabe eines großzügigen Twitter-Followers testen. Und ehrlich gesagt, halte ich den Kaufpreis auch nur für sehr wenige Nutzer rechtfertigbar. Trotzdem muss ich zugeben, dass der Elite Controller durchaus seinen Mehrwert hat. Er fühlt sich zu allererst natürlich erheblich solider an und ist mit ca. 350 g (je nach verwendeten Tasten) auch gut 130 g schwerer als der normale drahtlose Controller der XBox One. Zusammen mit dem griffigen Gummi auf der Rückseite und den metallenen Elementen ist der Elite Controller also in jedem Fall das hochwertigere Eingabegerät.

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Die Tasten haften magnetisch und lassen sich tauschen

Wirklich glänzen kann der Elite Controller aber natürlich aufgrund seiner Modularität und Anpassbarkeit. Alle Tasten sind wechselbar. Das schützt langfrisitig davor, dass – wie nicht selten bei mir – nach einiger Zeit die Daumensticks ihren Grip verlieren und macht es außerdem möglich, deren Höhe anzupassen (unterschiedlich lange Sticks sind im Lieferumfang enthalten). Das Steuerkreuz kann man ebenfalls vom klassischen Kreuz zu einem runden Pad wechseln, was ich vor allem in Beat-‚em-ups wie Street Fighter 4 sinnvoll finde.

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Rückseite mit Bauchtasten und Anschlag-Umschaltern

Die für mich größten Pluspunkte sind aber der anpassbare Triggeranschlag und die wechselbaren Profile. Auf der Rückseite gibt es für beide Trigger einen Schalter, der den klassischen langen Anschlag („Gaspedal“) in einen sehr kurzen, harten Anschlag wechselt. Für Doom zum Beispiel habe ich den Anschlag immer auf kurz gestellt, weil das Abfeuern der Waffen damit direkter gesteuert werden kann. Gerade in Spielen, in denen Ego-Shooter-Elemente und Fahrzeug-Elemente kombiniert werden, ergibt das tatsächlich Sinn. In Battlefield 1 konnte ich beispielsweise als Soldat den harten, kurzen Anschlag wählen und als Pilot von Flugzeugen oder Panzern mit dem klassischen langen Anschlag das Gaspedal besser steuern.

Im gleichen Szenario (Battlefield 1 o.ä.) kommt dann auch die Möglichkeit zum Zuge, Profile mittels einer neuen Front-Taste im laufenden Spiel wechseln zu können. Mittels der XBox Zubehör App kann man nicht nur die Tastenbelegung ändern (das geht auch mit dem klassischen Controller), sondern die Sensibilität der Daumensticks anpassen, alle Anpassungen in verschiedenen Profilen sichern und ingame zwischen ihnen wechseln. Wieder habe ich persönlich da Spiele wie Battlefield oder auch Titanfall vor Augen, in denen es nützlich ist, zwischen einem sehr smoothen Verhalten und einem eher aggressiven, schnellen Verhalten der Daumensticks wechseln zu können, je nachdem ob man zu Fuß unterwegs ist oder gerade Fahrzeuge steuert.

Etwas merkwürdig finde ich lediglich, dass der Elite Controller noch „nur“ mit dem alten Funkstandard der XBox One funktioniert, also noch ohne Bluetooth daherkommt. Man braucht also zwingend den seperat erhältlichen USB-Dongle, wenn man den Elite Controller an einen Windows-PC anschließen will. Das führt zu der kuriosen Situation, dass der bei der XBox One S mitgelieferte Controller in dieser Hinsicht eigentlich „elitärer“ ist als der Elite Controller. Es würde mich nicht wundern, wenn wir hier zeitnah ein Update für den Elite Controller nachgeschoben wird.

Alles in allem hätte ich nicht erwartet, dass der Controller so viel Spaß macht. Natürlich profitieren Vielspieler und gewisse Games am Meisten von der Steuerungsvielfalt, aber ich konnte in meiner Zeit mit dem Edel-Gamepad schon gewisse Vorteile für mich identifizieren. Die UVP von 150 € wäre er mir ganz klar trotzdem nicht wert, aber ich werde sicher meine Augen nach Angeboten offenhalten.

Die XBox One als Multimedia-Zentrale

Derzeit ist die XBox One S aber nicht nur meine Gaming-Maschine, sondern – tatsächlich sogar die meiste Zeit – meine Multimedia Zentrale. Das heißt: Amazon Prime, Youtube und Netflix schaue ich derzeit primär über die XBox. Und genau das hat Microsoft ja auch im Hinterkopf gehabt: Die XBox One sollte neben der besseren Spieleleistung vor allem auch noch mehr Multimedia im Wohnzimmer bieten, als es der Vorgänger tat.

Und so sehr ich mit den Basics soweit zufrieden bin, so sehr frage ich mich, was aus den Versprechen von Microsoft bisher geworden ist. Die Youtube App der XBox One ist beispielsweise an Hässlichkeit genauso wie die Amazon Prime App kaum zu überbieten. Und im Grunde ist das Angebot mit den aufgezählten Namen auch schon erschöpft. Spotify? KODI? Magine TV? Fehlanzeige!

Abhilfe soll hier aber der neue Appstore schaffen, der zusammen mit dem „Anniversary Update“ im Sommer 2016 ausgerollt wurde. Parallel erhielt die XBox One auch eine viel zu lange vermisste weitere Multimedia-Kernkompetenz: Wiedergabe von Musik im Hintergrund. Derzeit sind Groove Music (der Nachfolger von XBox Music) und Pandora aber die einzigen namhaften Musik-App, die als Teil der Universal App Plattform um die Hintergrund-Wiedergabe aktualisiert wurden.

Nun will ich Microsoft aber auch nicht zu sehr schelten. Der Apple TV 4 etwa (für mich lange der König der Streaming-Boxen) brauchte auch einigen Anlauf, bis er es zu dem lebendigen Ökosystem geschafft hat, das er heute genießt. Und selbst heute findet sich auf dem Apple TV 4 noch immer keine Spur von Spotify oder Amazon Prime. Die XBox One hat hier im Grunde also einen weit weniger steilen Weg vor sich als es Windows 10 Mobile im Vergleich zu Android und iOS hat. Ich wünsche mir einfach, dass die Gerüchte um eine KODI-UWP-App genauso schnell Realität werden wie jene um eine XBox One App von Magine TV oder eine 4K-taugliche Youtube App.

Nicht wirklich warm werde ich aus Multimedia-Sicht allerdings mit dem neuen Dashboard der XBox One, das mit der Umstellung auf „Konsolen Windows 10“ Einzug hielt. Im Vergleich zur ehemals übersichtlichen Unterteilung in diverse Desktops, sammelt sich nun alles auf nur drei Panels. Mir persönlich gefiel das sehr viel sortiertere Dashboard der XBox 360 und auch der ersten Software-Versionen der XBox One Version besser. Vor allem wäre es wirklich nützlich, wenn man nicht alle Arten von Apps und Software zusammen mit den Spielen in eine lange Liste von angepinnten Kacheln quetschen müsste, sondern einfach einen eigenen Homescreen nur für Multimedia-Apps anlegen könnte.

4K und HDR auf der XBox One S

Und damit kommen wir dann auch gleich zum (gar nicht so) heimlichen Star dieses Artikels: Den 4K-Fähigkeiten der XBox One S. Derzeit streamen nur die Netflix und die Amazon Prime App 4K-Inhalte und das Laufwerk gibt UHD-Blurays wieder. Alles drei habe ich bereits ausführlich getestet. Während man bei Netflix die 4K-Option extra buchen muss (die UHD-Option ist untrennbar mit dem 12 € Paket verbunden, das Streaming auf 4 Geräte gleichzeitig erlaubt), muss man bei Amazon Prime manuell nach dem Suchbegriff „4K“ gucken. Die dann gebotenen Inhalte sind aber in beiden Fällen noch sehr spärlich. Netflix streamt derzeit vor allem die Eigenproduktionen (Stranger Things, House Of Cards oder Daredevil) und bei Amazon beschränkt sich das Angebot witzigerweise sehr auf Bill Murray (Ghostbusters und Groundhog Day spuckt die Suche nach „4K“ beispielsweise aus).

Netflix4KOption

4K kostet extra, obwohl es bisher kaum Content gibt

Was man dann zu sehen kriegt, hängt natürlich extrem vom angeschlossenen Fernseher sowie dem AVR ab. Während die Netflix App aber bereits automatisch auf HDR umschaltet, gibt mein LG 49UH7709 eine entsprechende Info bei Amazon Prime noch nicht aus. Ich kann daher noch nicht einmal genau sagen, ob Amazon Prime tatsächlich in 4K streamt. Bei Netflix hingegen gibt es eine ausdrückliche Rubrik an 4K-Inhalten, die nicht nur in vollen 3840 x 2160 Pixeln, sondern eben auch in HDR gesendet wird. Am Besten eignet sich derzeit natürlich eine UHD-Bluray, um das Maximum aus der XBox One S herauszuholen. Dafür habe ich mir extra die Deadpool UHD-Bluray besorgt, um mir einen Eindruck zu machen.

Abseits des technisch Messbaren kommt man bei 4K bzw. UHD natürlich schnell in esoterische Gefilde. Ich persönlich gehöre mit überdurchschnittlicher Sehschärfe eher zu der Sorte, denen es nie scharf genug sein kann. Grundlegendes dazu, was ein Bild letztlich „scharf“ macht und meine persönliche Meinung zum Thema Pixeldichte, Auflösungen & Co habe ich deshalb schon in verschiedenen Beiträgen zusammengefasst. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, ob er den Unterschied zwischen Full HD und Ultra-HD wirklich als ausreichend deutlich wahrnimmt, um auf den UHD-Zug aufzuspringen.

Ich persönlich sitze etwa 3 Meter von meinem 50 Zoll 4K-TV entfernt und kann nur ganz ehrlich sagen: Ja, ich nehme den Unterschied wahr. Bei hochskaliertem Pseudo-4K, wie ihn Amazon derzeit wohl nur bietet, ist der Qualitätsgewinn natürlich vernachlässigbar, aber das 4K-HDR-Bild von Netflix ist schon eine andere Hausnummer. Neue Produktionen wie Stranger Things sehen einfach irre gut aus. Die Farben und Kontraste sind dank HDR irre knackig, die Details zum Heulen scharf und das ganze Bild wirkt in einer Art brilliant, wie es Full HD nicht ohne Weiteres schafft. Das Bild der Deadpool UHD-Bluray schließlich ist – für mich jedenfalls – der echte Beweis, was an Bildqualität möglich ist. Das knallrote Kostüm mit seinen feinen Nähten springt einen förmlich an. Natürlich: All das hängt ungemein vom verwendeten TV ab (glaubt mir, ich wünschte fast, ich hätte mir von LG ein paar Euro für dieses Lob bezahlen lassen), aber von Seiten der XBox One S bekommt man schlicht das, was man erwartet: Ein erstklassiges Bild auf der Höhe der Zeit. Lediglich der Lüfter, der bei 4K-Streaming nochmal eine Schippe drauf legt und das nicht gerade flüsterleiste UHD-Bluray-Laufwerk könnten sensible Ohren stören.

Fazit: Ein lohnendes Upgrade für mich

Für mich hat die XBox One S daher alles gehalten, was Microsoft versprochen hat. Vorbei die Zeiten des hochglanz-schwarzen Staubfängers in klobigem 80er Jahre-Look und des summenden externen Netzteils. Willkommen, matter weißer Charm und zeitgemäßer Platzbedarf. Äußerlich und technisch ist die XBox One S im Grunde das, was man vor 3 Jahren schon erwartet hätte. Und selbst, wenn bereits mit der XBox „Projekt Scorpio“ der Nachfolger lauert: Hier und heute ist die XBox One S aus Hardwaresicht ein gelungenes Gerät.

Das Gaming-Angebot von Microsoft ist natürlich Geschmackssache. Abhängig von den eigenen Vorliebenen, zieht die XBox One entweder mit seinen Exkluxiv-Titeln oder vergräzt mit fehlenen Playstation-Exclusives wie Unchartered oder Last Of Us. Auf dieses uralte Dilemma hat die XBox One S natürlich keine neue Antworten. Wobei der Elite Controller vielleicht erstmals ein echtes kleines Alleinstellungsmerkmal ist (abgesehen von Third-Party-Nachahmungen, die es auch für die Playstation 4 gibt).

Für mich ist die XBox One S vor allem der Einstieg in das neue scharfe 4K Fernsehen. Blurays werden in Zukunft – wenn möglich – in der UHD Variante angeschafft und bei Netflix, Youtube & Co hoffe ich einfach auf schnell wachsenden UHD-Bibliotheken (bzw. überhaupt erst einmal 4K-Fähigkeit bei der Youtube-App).

Würde ich nochmal von der XBox One zur S-Variante wechseln? Ja, aber auch nur, weil ich mit dem 4K-Charme ein „echtes“ Argument habe. Für reine Gamer gibt es hingegen kaum zwingende Gründe. Nur wer sich wirklich an den größeren Dimensionen stört oder das externe Netzteil ganz besonders scheusslich findet, hat wohl Anlass auf die XBox One zu wechseln. Für alle, die derzeit eine neue Konsole kaufen, ist die Wahl aber klar: Die bessere Konsole ist die XBox One S. Für mich jedenfalls war es ein lohnendes Upgrade.

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