LG G3 offizell vorgestellt: Willkommen im Smartphone-Wunderland

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Als vierter der großen vier Smartphone-Produzenten im Android-Bereich hat LG gestern Abend seine Version eines „2014 Flagschiff“ vorgestellt: Das LG G3. Nach dem HTC One M8, dem Galaxy S5 und dem Xperia Z2 sind damit endlich alle Karten auf dem Tisch und der geneigte Käufer hat die ganze Palette an Möglichkeiten. Nach allem, was gestern vorgestellt wurde, dürfte sich das Sprichwort „last but not least“ bestätigen, denn LG hat eine wahre Wundertüte an Features aus dem Hut gezaubert. Aber der Reihe nach:

1. Das Launch Event an sich

Zu jedem Produktlaunch gehören mittlerweile groß aufgezogene Events mit ordentlich Tammtamm und Brimborium. Zum Glück kam LG aber sehr schnell zum Punkt und handelte relativ ruhig alle wichtigen Punkte des Geräts ab. Nachdem die Konkurrenz in der Vergangenheit so manch peinliches Events abgespult hatte, war ich ganz froh, dass LG sich sehr auf das Produkt konzentriert hat und nicht so sehr auf pompöses Drumherum.

Das einzige, was aber natürlich auch bei dem LG G3 Launch nicht fehlen durfte, war das einleitende, eher künstliche „Interview“ mit dem „Head Of Smartphone Production“ von LG: Dr. Ramchan Woo. Aber derartiges Marketing muss man scheinbar durchstehen, bis die tatsächlich involvierten und informierten Mitarbeiter auf die Bühne dürfen.

2. Die Hardware

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Das mit Abstand herausragendste Features der LG G3 Hardware ist natürlich das Display. Von allen bisher veröffentlichen Flagschiffen ist das LG G3 das erste, dass die klassische Full HD Auflösung noch übertrifft und mit 2560 x 1440 Pixeln auf 5,5 Zoll eine Pixeldichte von 538 PPI bietet. An dieser Stelle bitte einmal tief Luft holen und die Daten setzen lassen. Im Vergleich: Diese Auflösung bieten nur wenige 27 Zoll Displays oder Tablets wie etwa die akteulleren iPads. Ich persönlich bin ein absoluter Pixelfan und schwöre bei jeder Gelegenheit auf das viel angenehmere Bild, das derart hohe Pixeldichten bieten. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum das Display des LG G3 so viel Aufmerksamkeit verdient.

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LG G3: Das Display dürfte unstreitig der Star sein

Für mich ist das Display vor allem eine Kampfansage, wenn nicht sogar ein K.O. Schlag für Apples überholte „Retina„-Philosophie. Völlig zu Recht sprach der „Head Of Mobile Product Marketing“ James Marshall in einer klaren Anspielung auf Apples Retina-Grenze von 300 PPI davon, dass das menschliche Auge durchaus in der Lage ist, weit höhere Pixeldichten wahrzunehmen. Für mich persönlich besteht nach einem halben Jahr Nexus 5 Nutzung keinerlei Zweifel mehr daran, dass Apples Retina-Grenze ein guter Marketing Gag war, aber mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Stattdessen hat sich Apple mit dieser Festlegung selbst gefangen und steht beim iPhone 6 vor dem Dilemma, ein größeres Display bieten zu müssen, ohne einerseits massive Umstellungen in der Programmierung der Apps in Kauf zu nehmen oder die alte Retina-Nummer über Bord zu werfen. Ich bin in dem Artikel über das iPhone 6 Display Dilemma bereits dafür eingetreten, dass Apple seine aktuelle Auflösung schlicht noch einmal für das iPhone 6 verdoppeln sollte. Damit käme das iPhone 6 auf eine ähnliche Pixeldichte wie das LG G3. Aber allem Anschein nach wird Apple einen anderen Weg gehen (aktuell im Gespräch: 1704 x 906). LG war mit dem LG G3 für meinen Geschmack mutiger.

Zudem hat LG auch mit einem Verhältnis des Displays zur Gehäusegröße von über 76 % eine neue Bestmarke hingelegt und quetscht ein 5,5 Zoll Display in ein Gerät von bisher nicht gekannter Kompaktheit. Mit einer adaptiven Technik, die bei unbewegten Bildern die Bildwiederholrate senkt, scheint LG auch an die Energieeffizienz gedacht zu haben.

Allerdings hat dieser Display-Wahnsinn nicht nur Licht-, sondern auch einige Schattenseiten. Vor allem wird es spannend werden, wie das Android Ökosystem reagieren wird. Bisher sind kaum alle Apps für Displays mit Full HD Auflösung optimiert. Es droht also die Gefahr, dass das LG G3 zunächst nicht viel mehr zu bieten hat als einen scharfen Homescreen. In den Apps wird die 1440p Auflösung vermutlich wenig spürbar sein. Anders als Apple haben Google und LG schließlich keinen so harten Griff um das Android-Betriebssystem und können nicht mal eben binnen Wochen die Optik auf Auflösung nahezu aller Apps erzwingen. Ich bin deshalb nicht besonders hoffnungsvoll, dass sich im normalen App-Gebrauch in naher Zukunft viele Vorteile des Displays nutzen lassen werden. Nun gut, jedenfalls der Text wird noch eine Spur schärfer.

Das zweite Hauptfeature wird der Laser-Fokus der Kamera sein. Jedenfalls in den Verkaufsräumen der Elektronikriesen dürfte LG mit einem derartigen Schlagwort einen Trumpf haben. Und nach meinem Ausflug in die Mythen aktueller Smartphone-Kameras kann auch ich mich nicht davor verschließen, dass die versprochene kurze Fokuszeit von ca. 200 ms äußerst verlockend klingt. Zusammen mit der bereits beim LG G2 sehr gelobten Kamera sehe ich eigenen Foto-Versuchen mit dem LG G3 mit Freude entgegen.

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Die wichtigsten Daten zusammengefasst: Einmal Sabbern bitte!

Das Gehäuse ist letztlich leider nicht aus Metal und bietet auch nicht das vom LG G Flex bekannte selbstheilende Material, hat aber immerhin ein mattes Plastikgehäuse. Der Akku ist mit 3000 mAh zudem nicht unterdimensioniert und dank Wireless Charging auch fummelfrei zu laden. Abschließend noch ein Kuriosum: Das LG G3 wird es wahlweise mit 2 GB Ram/ 16 GB Speicher und 3 GB RAM/ 32 GB Speicher zu geben. Was genau die Idee dahinter sein soll, ist mir noch nicht klar. Eine derart künstliche Preisstufe macht für mich jedenfalls keinen Sinn.

3. LGs neue Software

Natürlich spielt die Software bei diesen Launch Events immer ein bisschen die zweite Geige, aber im Falle des LG G3 gab es doch das ein oder andere Interessante zu sehen. Damit meine ich weniger die diversen Spielereien wie Knock Code, höhenanpassbarer Tastatur oder Tap-To-Capture, sondern die von LG runderneuerte Smartphone Oberfläche.

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LG G3: Mit neuer flacher Bedienoberfläche

Die noch beim LG G2 kritisierte verspielte, knallbunte Bedienoberfläche ist ganz dem aktuellen Trend entsprechend flacher und abstrakter geworden: Mit LGs Worten „simpler“. Das Ergebnis sieht für mich aus wie eine Komination aus den bekannten App-Icon-Packs „Stark“ und „ClickUI“, die ich persönlich beide in Benutzung habe (hier ein Beispiel aus meiner Twitter-Timeline). Das Ergbnis ist zwar schön anzusehen, aber nicht neu. Vor allem aber birgt eine derart radikale Eigenentwicklung immer die Gefahr, sehr schnell von den Android-eigenen Designvorgaben überholt zu werden. Das nächste Redesgin kündigt sich bei Android bereits an (dazu mein Artikel: Android ReDesign? Ja gern, aber bitte richtig!) und ich fürchte, dass die heute hübsche LG Optik sehr schnell unpassend wirken könnte, wenn Google sich entschließt, optisch radikal neu zu starten. Eine näher an pures Android angelegte Optik hätte mir daher besser gefallen. Aber auch bis dahin ist bei jedem App-Start der Designbruch deutlich, wenn der Nutzer die flache LG Oberfläche verlässt und in seiner Lieblingsapp den üblichen Android-Design-Mix vorfindet.

4. Meine Meinung

Als Pixeljunkie bin ich vor allem vom Display begeistert. Aber auch im Gesamtpaket finde ich das LG G3 extrem reizvoll. Als Nexus Nutzer schiele ich aber auf eine Variante des LG G3, die näher an der puren Google-Software ist. Schade nur, dass gerade jetzt die Gerüchte die Runde machen, dass Google das Nexus-Programm einstampfen will. Ein LG G3 basiertes Nexus 6 wäre wirklich was gewesen. Aber auch so wie es ist, verdient das LG G3 einen großen Teil vom Android-Kuchen. Bleibt nur zu hoffen, dass LG das Kapital und den Willen hat, die Vorteile seines Produkts auch mit breitem und anhaltendem Marketing in die Köpfe der Käufer zu kriegen. Es wäre nicht das erste Gerät, das technisch überzeugt, aber nicht die Käuferschaft findet, die es verdient.

Was denkt ihr? Welche Funktionen haben eure Aufmerksamkeit gefangen? Und was sagt ihr zu dem Display-Hype? See you in the comments!

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