Apple iPhone 6S Event Nachlese: Was landet in meinem Warenkorb und was nicht?

AppleEvent

Das jährliche Schaulaufen der Hersteller ist fast beendet. Nach Motorola, Samsung, Sony und Co hat Apple die Saison der Neuvorstellungen mit seinem traditionellen iPhone Event Mitte letzter Woche abgeschlossen. Lediglich von Microsoft werden im Oktober noch neue Geräten erwartet. Das Apple Event, das ich live verfolgt habe und das ihr mittlerweile bei Youtube sehen könnt, läutet nun die Zeit ein, in der die Technikszene anfängt Fazit zu ziehen: Was hat das Jahr an technischem Fortschritt gebracht und wo ordnet sich Apple ein? Zusätzlich steht natürlich auch die Frage an: Welche der vorgestellten Apple-Neuheiten landen in meinem Warenkorb und wird das iPhone 6S dazu gehören? Willkommen also zu meiner Apple Event Nachlese.

Apple Watch: Endlich interessant?

Dass ich kein großer Fan der Apple Watch bin, habe ich unter anderem hier begründet. Daran haben auch die auf dem Apple Event vorgestellten Neuerungen nichts geändert: Es gibt ein Update für das Betriebssystem, watchOS 2, der Uhr sowie neue Armbänder. An meinen grundlegenden Kritikpunkten ändert das alles wenig. Die Uhr ist mit seiner abgerundeten Kastenform noch immer nicht gerade elegant und die Probleme der verwirrenden Bedienung aus ForceTouch, Tap, Doppel-Tap und Kronen-Gedrehe behebt die neue Software nicht.

AppleWatchHermes

Für die Apple Watch gab es neue Software und neue Armbänder.

Stattdessen hatte Jeff Williams die undankbare Aufgabe, Dritt-Anbieter-Complications, als „Incredible“ und Benachrichtigungen am Handgelenk als“Big thing“ zu verkaufen.  Gerade jetzt, wo mit Android Wear auf iOS und natürlich der gelungenen Pebble Time massenhaft Konkurrenz bereitsteht, sehe ich noch weniger Anlass, die Apple Watch in irgendeiner Weise besonders hervorzuheben. In Zeiten, in denen die zweite Generation der Moto 360 für unter 300 € ein 42mm Edelstahlgehäuse inklusive Lederarmband bietet, muss man sich ganz neu fragen, wie eine 38 mm Apple Watch Sport aus Aluminium mit Kunststoffarmband zum höheren Preis mithalten will. Die Apple Uhr wird jedenfalls auch nach den angekündigten Updates nicht an meinem Handgelenk landen.

iPad Pro und Mini 4: Keine Tablets für mich

Der nächste Tagesordnungspunkt war dann das iPad Pro, das ich auch Tage nach der Vorstellung nicht wirklich verstehe. Wie vielen anderen Technikbloggern kommt mir das 12 Zoll iPad Pro schlicht wie ein größeres iPad vor, also eher wie ein iPad „Plus“. Weshalb ein recht hässliches Faltcover mit Tastatur und ein ApplePencil aus einem Gerät ein produktiveres Gerät machen sollen, will mir nicht in den Kopf. Oder anders gesagt: Wieso macht Zubehör, das es ähnlich schon vorher gab, aus einem iPad auf einmal ein professionelleres iPad Pro? Zuletzt hatte ich in meinem Artikel über die Post-Tablet-Ära erklärt, was ich mittlerweile von Tablets erwarte, nämlich mehr als eine Surfmaschine für die Couch. Gerade die Surface Reihe von Microsoft hat in der Hinsicht für mich neue Erwartungshaltungen geschaffen. Und genau die erfüllt das iPad Pro nicht. Auf ihm läuft normales iOS 9, dessen Fortschritt hinsichtlich Produktivität sich auf die Einführung von Side-by-Sidy-Apps beschränkt. Weshalb beispielsweise die auf dem Event demonstrierten medizinischen Anwendungen auf einem 12 Zoll iPad produktiver als auf einem 10 Zoll iPad sein sollen, wird mir nicht klar.

iPadPro

Für mich ist das iPad Pro nichts weiter als ein großes iPad

Natürlich hat das iPad Pro berechtigerweise heftigen Spott aus dem Microsoft Lager erhalten. Von der Angewohnheit alte Technik als neue Genialität zu verkaufen bis zur absurden Kehrtwende in Sachen Stylus hat das iPad diesen Hohn auch völlig verdient. All diese Kritik wird im November sicher wieder ausgegraben, wenn das iPad Pro tatsächlich erhältlich sein wird. Und dann wird man sehen, was das iPad Pro für ein Zielpublikum erreicht. Vor allem wird das iPad Pro dann aber gegen ganz neue Konkurrenz antreten müssen. Das Miix 700 von Lenovo oder das Dell XPS 12 werden das bewährte Surface Konzept aufgreifen und mit vollwertigem Windows 10 versuchen, das iPad Pro zum aufgeblasenen Candy-Crush-Spielegerät zu degradieren. Meiner Meinung nach dürften sie damit auch Erfolg haben. Hätte Apple dem iPad Pro ein für Touchbedienung optimiertes Mac OS X beschert, dann sähe das ganze anders aus, aber momentan wirkt es eher so, also wolle Apple ein altes Produkt durch ein bisschen Zubehör aufwerten, während Microsoft den „Pro-Faktor“ bereits in den Geräten selbst anlegt. Lobenswert ist für mich einzig, dass das iPad Pro scheinbar mit 4 GB RAM ausgestattet sein wird, während Microsoft uns beim tollen Surface 3 noch 2 GB RAM in der Grundausstattung zumutet.

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Wieso macht ein Stylus aus einem iPad ein neues Gerät: iPad Pro?

Kurz gezuckt habe ich hingegen beim neuen iPad Mini 4, das noch dünner und leichter ist und im 8 Zoll Format jetzt die Technik des größeren iPad Air 2 bietet. Aber ich habe mein iPad Mini 2 nicht umsonst kürzlich erst verkauft. So sehr ich manchmal gerade das iPad Mini schätze, so sehr bin ich mir sicher, dass auch das iPad Mini 4 in ein paar Monaten vor allem herumliegen würde.

Apple TV 4: Wird gekauft!

Die dritte Neuvorstellung betraf tatsächlich den Apple TV. Was wurde nicht seit dem Release des mittlerweile 3 Jahren alten Apple TV 3 alles spekuliert und gehofft: Von einem eigenen Apple Fernseher mit 4K Auflösung bis zum Einstieg ins Kabelfernsehen hat man Apple so ziemlich alles zugeschrieben. Was nun am Ende daraus geworden ist, ist im Grunde nichts weiter als ein etwas pummeligerer Apple TV 3 mit Siri-Fernbedienung und einem lange überfälligen Appstore. Völlig zu Recht werden hier Vergleiche zum Google Nexus Player und zum Amazon Fire TV gezogen. Auch ich meine: Der Apple TV 4 ist bei Leibe nichts besonders, er schließt funktional lediglich die zuletzt kaum noch zu leugnenden Lücken zur Konkurrenz.

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Neuer Apple TV, neue Siri-basierte Fernbedienung und endlich ein Appstore. Keine Revolution, aber genug, um in meinem Einkaufskorb zu landen.

Und trotzdem wird der Apple TV 4 wohl das einzige Gerät des Events sein, das in meinen Warenkorb wandern wird. Ich habe den Apple TV 3 seit Jahren in Benutzung und unter anderem intenisv mit dem Chromecast verglichen. Die Zuverlässigkeit, mit der mir der Apple TV 3 in den letzen Jahren Watchever, Youtube, Netflix und Co präsentiert hat und den Komfort der schlichten Fernbedienung hat der Chromecast nie erreicht. Und auch die genannte Konkurrenz wollte mir nie recht ans Herz wachsen. Der Nexus Player scheidet für mich allein deshalb aus, weil er über keinen Ethernet-Port verfügt und beim Fire TV schreckt mich der nötige Sprung in ein neues Ökosystem ab. Trotzdem wurden die Mängel des alten Apple TV 3 zuletzt immer deutlicher. Vor allem ein Appstore, und allen voran die öffentlich-rechtlichen-Mediatheken, haben wir immer mehr gefehlt. Dieses Manko wird der Apple TV 4 mit dem neuen Appstore nun schließen und ich bin bereit, dem 32 GB Modell eine Chance zu geben. Zum Verkaufsstart Ende Oktober wird er also in meinem Einkaufswagen landen. Skeptisch bin ich derzeit nur, was die Touch-basierte Fernbedienung des neuen Apple TV 4 angeht. Eigentlich bevorzuge ich haptische Tasten. Ein Urteil werde ich mir aber für mein kommendes Review zum Apple TV 4 vorbehalten.

iPhone 6S: Warum ich nicht vorbestellt habe

Der Star des Events war natürlich das iPhone 6S. Als ich anfing, diesen Artikel zu schreiben, schlug es gerade 09.00 Uhr am Morgen des 12.09.2015 und der Sturm auf die Vorbestellung-Server hatte begonnen. Letztes Jahr habe auch ich das iPhone 6 vorbestellt. Dieses Jahr habe ich das nicht getan. Für mich war bereits das iPhone 6 eine Kröte, die ich letztlich nicht schlucken wollte. In meinem Review zu iPhone 6 habe ich meine damalige Kritik begründet. Es war zu breit für sein 4,7 Zoll Display, zu glitschig, um ohne Hülle komfortabel benutzt zu werden und der Mehrwert, den das größere Display bieten sollte, war zu klein. Vor allem aber habe ich die – noch immer kontroverse – Position vertreten, dass das Display des iPhone 6 nicht scharf genug war. An alledem hat sich leider nichts geändert: Das iPhone 6S gleicht äußerlich seinem Vorgänger wie ein Ei dem anderen und die Verbesserungen (so spannend sie sind) machen die Schwächen für mich nicht wett.

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Außen kaum anders, innen aber durch interessanter: Das iPhone 6S.

Die neue 12 MP Pixel Kamera macht sicher großartige Bilder und der neue Prozessor samt (hoffentlich) 2 GB RAM werden wieder einmal für das wohl flüssigste Bedienerlebnis der Smartphone-Welt sorgen, aber für mich scheiterte das iPhone 6S in dem Moment, in dem klar wurde, dass Apple auch 5 Jahre nach dem iPhone 4 nichts an der Schärfe des iPhone Display geändert hat. In meinem Artikel „Retina, Quad HD & Co: Wieviele Pixel braucht ein Smartphone?“ habe ich meine Lust auf hohe Pixeldichten bereits ausgiebig verteidigt. Natürlich ist mir auch klar, dass der überwältigende Teil der Käufer mit den 326 PPI des iPhone 6S mehr als gut bedient sein wird, aber für mich muss ein Smartphone in der 800 € Preisklasse (ich hätte selbstverständlich nicht zur sinnlosen 16 GB Version gegriffen) einfach in jeder Hinsicht Bestleistung bieten. Für diesen Preis bekomme ich aber nur ein Display, das meinen Ansprüchen nicht genügt und damit war die Entscheidung gefallen.

iPhone6S3DTouch

Wirklich spannend ist vor allem das drucksensitive Display des iPhone 6S.

Zugegeben: Kurz ins Wanken kam die Entscheidung dann doch, als ich mir die neue 3DTouch Technik genauer angesehen habe. Ich bin noch immer nicht sicher, ob die neuen Eingabemöglichkeiten nicht zu viel Komplexität in das Apple Betriebssystem einführen, aber ich kann mir die Vorteile des druckempfindlichen Displays durchaus vorstellen. Per festem Druck auf die Twitter-App direkt einen neuen Tweet beginnen zu können oder in der Tastatur per festem Druck einen Cursor zu aktivieren, klingt durchaus praktisch. Ich gehe sogar so weit, zu prophezeien, dass wir spätestens 2017 von Google eine offizielle Schnittstelle für eine ähnliche Technik in Android sehen. Aktuell ist mir dieses „Gimmick“ aber nicht den Kompromiss bei der Displayschärfe wert. Hätte das iPhone 6S das Full HD Display seines großen Bruders bekommen, hätte ich wohl zugegriffen. So bleibt mir hingegen nichts weiter, als auf das iPhone 7 zu hoffen. Obwohl … ? Nein! Aber … ?! Nein!!

One More Thing

Ein „One More Thing“ gab es am Ende nicht wirklich. Als Joker hoffe ich persönlich immer wieder auf ein 4K Thunderbolt-Display, aber das würde Apple sich wohl ohnehin eher für ein Macbook und iMac orientiertes Event aufheben. Stattdessen gabe es am Ende der Veranstaltung wieder einen musikalischen Gast: es spielten One Republic. Da hätte Apple besser Jennifer Folds vom Apple TV Team die Musikauswahl überlassen. Die ist nämlich bekennende Metal-Hörerin. In diesem Sinne:

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