Das Meisterstück: Der Silverstone FT 02 DeathMetal Mod

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Nachdem ich mit dem Cooler Master RC 680 II bereits erste Erfahrungen mit interner Wasserkühlung gesammelt hatte und in meinem zweiten Projekt „Quiet Simply“das Corsair 700D ausgereizt hatte, wurde es im Januar 2012 Zeit für das vorläufige Highlight meiner Wasserkühlung- und Bastelphase. Das Ziel: Maximale Raumausnutzung und maximale Kühlleistung bei möglichst dezenter äußerer Erscheinung. Das Ergebnis: Mein Mod auf Basis des Silverstone FT02. Der Clou: Vertikal angeordnete Grafikkarten, Mainboard- und Ramkühlung sowie externe Monsterkühlung. Wer alle Einzelheiten des Worklogs nachlesen will, kann dies in meinem Basteltagebuch im Hardwareluxx tun. Hier nun die aufgeräumte und nicht minder umfangreiche Dokumentation zum Silverstone FT02 DeathMetal Mod. Es hat unglaublich Spaß gemacht und diese Kiste vermisse ich auch mit Abstand am Meisten. Aber wer weiß, welche Projekte in Zukunft noch kommen.

1. Inhaltsverzeichnis

Dieses Projekt hat im Laufe der Zeit einige interne Änderungen erfahren. Nach den ersten finalen Bildern kamen mir immer mehr Ideen, das Vorhandene auszureizen. Deshalb und weil das Projekt ohnehin schon sehr detailliert im Worklog beschrieben wurde, gibt es wieder ein Inhaltsverzeichnis. Wer also direkt zu den Metallarbeiten, zum Einbau der zweiten Grafikkarte oder der Ramkühlung springen will: Nur zu!

1. Konzept und Komponenten

Die Idee hinter dem Projekt war es, ein elegantes Gehäuse so zu bearbeiten, dass innen möglichst viel Platz für Hochleistungskomponenten geschaffen wurde, außen aber schlichte Eleganz herrscht. Dafür ist das Silverstone FT02 sehr geeignet, weil es praktisch ein einzelner großer Innenraum ist, der mit etwas Arbeit gut entkernt und zweckentfremdet werden kann. Das um 90 ° gedrehte Mainboard verleiht dem Aufbau eine angenehm einzigartige Optik und grenzt sich dadurch bereits deutlich von den beiden klassischen Anordnungen meiner Vorprojekte ab. Die Möglichkeit, über einen Fillport im Dach den Ausgleichsbehälter zu befüllen, machte vieles einfacher und dank des Deckels auf dem Dach verschwandt alles fein säuberlich im verbauten Zustand. Der horizontale Ausgleichsbehälter war ein Experiment, das ich als gelungen bezeichnen würde. Die Farbwahl schwarz-blau habe ich bewusst getroffen und letztlich ja auch für diesen meinen Blog beibehalten.

Für alle, die sich für die Details interessieren, hier die Auflistung der verbauten Hardware und Wasserkühlungs-Komponenten:

Die Hardware im FT02 DeathMetal Mod
Gehäuse Silverstone FT02 schwarz
Mainboard Gigabyte Z68XP-UD5 (zuletzt unter EK-Kühlblock)
CPU Intel i7 2600K (unter Watercool HC 3.0)
RAM 16 GB Corsair Dominator (unter EK-Dominator Kit)
Grafikkarten 2x EVGA GTX 580 (unter EK-Kühlblöcken inkl. Backplate)
Netzteil Corsair AX 850 W (mit MDPC-X Sleeves)
Messelektronik Aquaero 4.0 samt Powerboost, PowerAmp, DFM und Tempsensoren
AGB Phobya 150 Balancer
Anschlüsse Alphacool, EK und Bitspower
Radiatoren Phobya G-Changer 420er und Mo-Ra 3
Lüfter 3x Noiseblocker PK2 140er, 4x Phobya 180er Slim
Speicher Samsung 830 128 GB SSD (System) und WD Caviar Green 1 TB (Daten)
Pumpen 2x Laing DDC 1T unter AC DualTop
Kupplungen Koolance VL3N
Optisches Laufwerk Sony Optiarc 7690H

2. Gehäuse ausräumen

Jeder Mod beginnt mit Auf- und Ausräumarbeiten. Beim FT02 galt es vor allem die am Boden vormontierten Lüfter, Lüfterhalterungen und -rahmen zu entfernen. Daneben gab es einen weiteren Lüfter unter dem Deckel, die kleine Lüftersteuerung, den Festplattenkäfig und einen Staubfilter loszuwerden. Die äußere Alu-Hülle musste natürlich auch erstmal weichen. Vorher aber ein Blick auf den Originalzustand:

Das Silverstone FT02 im Originalzustand

Das Silverstone FT02 im Originalzustand

Die integrierte Lüftersteuerung wurde rausgeschraubt und verschwandt in der Kiste. Der obige 120er durfte auch unbenutzt verschwinden.

Dann ging es an die Lüfter unten. Die 180er waren auf einer Art Staubfilter-Plateau verschraubt, die in 3 Schritten entfernt werden mussten. Erst mussten die Lüfter abgeschraubt, dann die Plateaus abgeschraubt und schließlich die Haltenippel der Plateaus reingedrückt werden.

Schließlich entfernte ich die äußere Aluschale und das Frontpanelbauteil. Die waren glücklicherweise allesamt nur mit vielen Schrauben gesichert. Weichem musste natürlich auch der HotSwap Einschub, um beim Rausnieten des HDD-Käfigs nicht im Weg zu sein.

Am Ende waren noch die Laufwerkblenden und die Halterungen zu entfernen und schon stand das Case in ganzer Blöße dar: Ausgeweidet und nackig.

Völlig ausgeweidet und bereit für die Metallarbeiten

Völlig ausgeweidet und bereit für die Metallarbeiten

 

3. Metallarbeiten

Alle Metallarbeiten beginnen mit sauberer Vorarbeit: Also Schnitte einzeichnen, Bohrungen planen und Einbau skizzieren.

Danach ging es erst einmal dem Festplattenkäfig an den Kragen. Dessen Nieten wurden mit einem handelüblichen Handbohrer rausgebohrt und der Käfig verschwandt danach vollständig.

Nach diesen Vorarbeiten begann endlich der eigentlich Spaß: Der Ausschnitt im Boden. Nicht weiter schwierig mit einem passenden Dremel! Zum Schluss mussten noch die entstandenen Beulen, auf denen die vormontierten 180er zuvor lagerten, begradigt werden.

Etwas delikater waren da schon die Löcher in der Aluwanne. Nicht, weil man mit passendem Werkzeug nicht problemlos durch Alu bohrt, sondern weil hier keine Fehler passieren durften. Die Löcher im Stahlgehäuse mussten passgenau zu den Löchern in der Aluschale sein. Mit Kegelbohrer, ruhiger Hand und gutem Augenmaß klappte es am Ende zum Glück sehr gut.

Zum Abschluss musste noch unter dem Deckel Platz für die Halterungen des Ausgleichsbehälters und den Fillport gemacht werden.

Zum Schluss wurde der Ausschnitt am Boden noch mit einer Blende verkleidet und das Resultat war bereit für einen ersten Einbau der Hardware.

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Nach allen Metallarbeiten ist das Gehäuse fertig für die Hardware

4. Erster Einbau und Verschlauchung

Zuerst musste natürlich die grundlegende Wasserkühlung Hardware eingepasst werden: Radiator und Ausgleichsbehälter.

Das Gigabyte Mainboard saß einmal Probe und Erleichterung: Bis dahin ging die Planung auf. Grafikkarte, CPU und CPU-Kühler wurden auch bereits probeverbaut.

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Probesitzen der Hardware und Erleichterung: Alles passt!

Die Festplatten im vorderen Bereich waren etwas tückisch. Ich wollte zu Beginn zwei Platten mit Sharkoon Entkopplern verbauen. Erstes Probem: Die Silverstone-Frontblenden mussten ja auch noch rein. Zweites Problem: Kabel im Sichtfeld. Beide Probleme haben sich später durch die einheitliche Martma-Frontplatte gelöst, weil dann die Frontblenden wegfielen und die Sharkoon Schienen weiter in den Schacht konnten. Die Systemplatte flog ohnehin später zu Gunsten einer SSD raus. Bis dato musste ich es aber irgendwie provisorisch lösen.

Danach ging es an die Verschlauchung und eine erstn Befüllung über den Fillport. Alles noch nicht sehr hübsch, aber der erste Testlauf verlief erfolgreich!

5. Erste Finale Bilder

Nachdem die restliche Hardware eingezogen war und diverse Wasserlecks geflickt wurden (Anschlüsse *seufz*), kam ich dazu, erste vorzeigbare Bilder zu schießen: In der ersten Version noch in Minmalausführung mit einer Grafikkarten, altem GPU-Kühler und ohne Mainboard und RAM-Kühlung. Die rückseitigen Anschlüsse, der horizontale AGB und die grundlegende Verschlauchung waren aber schon einmal sauber und gut gelungen, wie ich finde.

Der Feinschliff fing danach natürlich erst an. Gerade der Bereich um die Festplatten brauchte einige Aufmerksamkeit und die geplante Front-Blende wurde auch komplizierter als gedacht.

6. SlotIn Laufwerk und martma Blende

Von Anfang an war geplant, die Front komplett mit einer Blende zu versehen und nur den Aquaero 4.0 sowie einen Slot-In Laufwerk sichtbar zu lassen. Das Laufwerk zu besorgen, war dabei die leichteste Aufgabe, wobei SlotIn-Laufwerke wahrlich nicht in Massen verfügbar sind und auch nicht gerade besonders zuverlässig sind. Aber zugunsten der Optik nimmt man ja viel in Kauf. Komplizierter war es dann, das SlotIn zu verbauen. Meine Lösung: Ein altes 5 1/2 Zoll Laufwerkgehäuse, das aufgesägt und schwarz gepulvert wurde. Die Pulverung des Laufwerkgehäuses hat ein guter Bastelkollege erledigt.

Das Laufwerk wird schlicht mit doppelseitigem Klebeband in die Wanne geklebt und im Laufwerksschacht des Gehäuses verschraubt. Die Frontblende hat dann Stempel-Hauser oder vielmehr der gute „Martma“ aus dem HardwareLuxx für mich nach Maß gefertigt. Als die endlich ankam, musste nur der Aquaero 4.0 verschraubt werden und das Laufwerk von seiner eigenen Blende befreit werden. Der Laufwerksschlitz war dabei der kritische Part, aber zum Glück hatte ich mich nicht massiv vermessen und Schlitz und Laufwerk reihten sich brav auf gleicher Höhe hintereinander. Der Plan, den Auswurfschalter des Laufwerks durch die Blende hindurch zugänglich zu machen ging leider nicht auf. Ohne den werkseitig verbauten Auslöser des Laufwerks war da nur schwer ranzukommen.

 

7. SSD, neuer EK Kühlblock und Backplate

Während ich auf die gerade beschriebene Frontblende wartete, passiert im Innenleben so Einiges. Die lahme System-HDD wurde gegen eine SSD getauscht, die Grafikkarte bekam einen neuen EK-Plexi-Kühler samt schwarzer Backplate und das Netzteil wurde für die kommende zweite Grafikkarte aufgerüstet.

8. Mainbord unter Wasser

Ein echtes Novum gegenüber meinen vorherigen Projekten war der Einbau der Mainboard-Wasserkühlung. Das Mainboard ist als Herz des gesamten Systems eines der kritischsten Bauteile. Sowohl beim Wechsel der Kühler auf den sensiblen Onboard-Chips als auch beim Betrieb kann bei Mainboard Wasserkühlung eine Menge schief gehen. Rein physikalisch ist die Kühlung des Mainboard dabei ohnehin völlig unnötig. Die in modernen CPUs auftretenden Spannungen und Temperaturen lassen die werkseitig verbaute Kühlung handelsüblicher Mainboard selbst bei Overclocking kaum ins Schwitzen geraten. Zwar lief meine CPU stets auf weit über 4 GHz, aber die Temperaturen der Spannungswandler und Steuerchips waren trotzdem nie im roten Bereich. Hier ging es also ganz primär um die Optik. Die profitierte aber erheblich, wie ich finde.

9. Zweite Grafikkarte und RAM-Kühler

Die Krönung des Ganzen war dann der Einbau der zweiten Grafikkarte und der Ramkühlung.

Bevor ich aber zum Einbau der zweiten Grafikkarte (baugleich zur ersten mit identischem Kühler und Backplate) schreiten konnte, galt es eine selbstgemacht Hürde zu überwinden. Die Mainboard-Wasserkühlung kam nämlich teilweise zu nah an den unteren PCI-e Slot heran. Lange habe ich überlegt, wie es löse: Mainboard wieder auf Luft umrüsten? Auf SLI verzichten? Nein, das waren keine Optionen. Streng nach dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ kam damit nur in Frage den überstehenden Nippel an der neuen Grafikkarten abzusäbeln. Der spätere Wiederverkaufswert hat davon natürlich nicht gerade profitiert, das sage ich euch 😉

Das Ergebnis hat mir sehr gut gefallen. Mehr Komponenten konnte ich dann beim besten Willen auch nicht unter Wasser setzen. Festplatten und Netzteil Wasserkühlung sind schlicht so unsinnig, dass ich dort die Grenze der Vernunft gezogen habe. Die Verschlauchung war zuletzt zwar wirklich fummelig, aber das Resultat war eine hochkompakte Hochleistungsmaschine, die in allen Leistungs- und Lebenslagen genug Power hatte. Meine gleichzeitig stattfindende Battlefield 3 Phase konnte ich danach in downgesampelter Ultra-Über-Qualität genießen, ohne je Sorge zu haben, dass die FPS den oberen zweistelligen Bereich verließen. Videokodierung rannte dank übertaktetem i7 und das alles war dank der Wasserkühlung flüsterleise und kühl. Wer wissen möchte, wie ich das Netzteil gesleevt habe oder wie die Verschlauchung zum externen Mo-Ra 3 gelöst wurde: Beides habe ich im Artikel zum Corsair 700D Mod erklärt und bebildert.

Ich habe nach dem Stand, der hier bebildert ist, noch ein paar Details geändert, wie zum Beispiel die internen Lüfter über statt unter dem Radiator montiert und das Doppelpumpensystem zu einer einzelnen Pumpe runtergerüstet. Beides habe ich aber nicht mehr mit Vorzeigebildern dokumentiert. Wer sich für diese abschließenden Ergänzungen interessiert, dem lege ich das noch ausführlichere Worklog im HardwareLuxx ans Herz. Zum Abschluss aber noch ein schöner Einzelshot des fertigen Systems:

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10. Das Ende (… ?)

Nach der Fertigstellung ca. im Sommer 2012 lief die Kiste noch einige Monate problemlos unter meinem Schreibtisch und erfreute mich täglich mit leisem Hochleistungsbetrieb. Aber das Leben ging weiter, ein Umzug stand an, der Wertverfall der Komponenten war extrem und vor allem: Der eigentlich Spaß ist doch das Basteln. Als diese Phase vorbei war und auch meine aktive Gamerphase einige Umbrüche erlebte (dazu mehr in einem späteren Beitrag), wurde klar: Im Alltag ist ein derart teures und vor allem stromhungriges System doch ein wenig unvernünftig. Nur zum Surfen sind knapp 110 W im Leerlauf/Browsen/Texteditor doch reichlich viel.

Zeitgleich hatte ich leider auch massiven Ärger mit einem Wasserkühlungsausrüster, was mir zwischenzeitlich arg die (Wasserkühlungs-) Laune verhagelte. Es kam daher, was im Leben immer kommt: Das Ende. Im November 2012 habe ich die Entscheidung gefällt, das System zu zerlegen und in mehr oder weniger großen Portionen zu Geld zu machen. Ich denke immer noch sehr gerne an gerade dieses System zurück und wenn das passiert, dann juckt es mich natürlich in den Fingern, wieder ein (vielleicht etwas weniger aufwändiges) hübsches kleines Projekt anzugehen. Derzeit habe ich zwar keine konkreten Pläne, aber man weiß ja nie.

Mein Dank geht an die großartige Wasserkühlungs-Community im HardwareLuxx, alle Sponsoren und an dich, werter Leser, weil du dich durch die 2063 Wörter dieses Bastelberichts gequält hast. Feedback und Kommentare sind wie immer gern gesehen. Auch Nachfragen zu Details, die ich nicht ausführlich beschrieben habe, könnte ihr gern hier hinterlassen. Daher:

See you in the comments!

4 Kommentare

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