Warum Windows Phone 8 (für mich) endlich alltagstauglich ist

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Besonders viele gute Nachrichten kann Windows Phone 8 in letzter Zeit nicht für sich verbuchen. Die erhofften Verbesserungen durch Windows Phone 10 sind noch in weiter Ferne, Tom Warren verkündet seinen frustrierten Abschied von Windows Phone und die jüngsten Zahlen der Marktforscher lesen sich alles andere als ermutigend. In genau diesem Klima habe ich meine Reviews zum Lumia 930 und Lumia 830 verfasst. Das Lumia 830 hat mir dabei so gut gefallen, dass es seit Kurzem mein neues Windows Phone Referenzgerät ist. Dabei habe ich in den letzten Tagen eine erstaunliche Beobachtung gemacht: Windows Phone 8 ist für mich erstmalig alltagstauglich. Warum das so ist und was sich geändert hat, möchte ich kurz erklären.

Endlich gute Hardware

Als ich im März diesen Jahres meine Rückblick-Review zum Lumia 920 geschrieben habe, sah es um brauchbare Windows Phone 8 Hardware sehr düster aus. Das damalige Flagschiff, das Lumia 920, war hoffnungslos überaltert und konnte kaum mit den Flagschiffen der Konkurrenz aus dem Apfel- und Androidenlager mithalten. Mein sehr frustriertes Flehen um bessere Hardware wurde glücklicherweise erhört und mittlerweile sind mit dem Lumia 630, dem Lumia 830 und dem Lumia 930 drei Geräte verfügbar, die allesamt in ihrem Marktsegment eine sehr gute Figur machen. Details findet ihr jeweils in den Reviews, aber bei allen drei Geräten fiel mein Fazit sehr positiv aus. Das Lumia 630 ist aktuell eines der besten Einsteiger-Smartphone-Pakete. Das Lumia 830 ist das erste Lumia, das für mich einen konkurrenzfähigen Spagat zwischen Gewicht, Geräteausmaßen und robuster Verarbeitung schafft. Das Lumia 930 schließlich ist trotz des leichten Hangs zur Wuchtigkeit ein wirklich attraktives Smartphone mit tollem Display.

Natürlich wird sich besonders das Lumia 630 bald in einem Direktvergleich gegen das Motorola Moto G (2. Generation) behaupten müssen, aber ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass man als Windows Phone 8 Käufer wirklich gute Hardware zur Auswahl hat. Beim Lumia 630 und 830 spielt zudem die extrem gute Integration der SD-Karte ihre Stärken aus, alle genannten Geräte sind hinsichtlich Display-zu-Gehäuse-Verhältnis auf der Höhe der Zeit und die Kameras sind – jeweils mit Abstrichen – wirklich gelungen. Ich nutze wie gesagt aktuell das Lumia 830 und habe die letzten Tage ausschließlich mit diesem Windows Phone verbracht. Obwohl zu Hause ein iPhone 5C und ein Nexus 5 einsatzbereit sind, habe ich gemerkt, dass mich das Gesamtpaket des Lumia 830 aus Alurahmen, sauberen Tasten und bunter Rückseite derzeit am meisten anspricht.

Es geht voran im App Store

Beim App-Angebot will ich nicht um den heißen Brei herumreden. Die wohl beste Nachricht im Windows Phone 8 Store war für mich die Veröffentlichung der Threema App. Nicht erst seitdem Whatsapp von Facebook gekauft wurde, sind alternative Messenger für mich unverzichtbar. Da mein soziales Umfeld sehr frühzeitig meine Bedenken hinsichtlich Whatsapp & Co geteilt hat, ist Threema seit Langem der entscheidende Messenger für mich. Wann immer ich auf eines meiner Lumia Testgeräte wechseln wollte, musste ich entweder auf SMS, Whatsapp oder Hangouts umsteigen. Nach langem Warten wurde Ende November aber endlich die offizielle Threema App für Windows Phone veröffentlicht und trotz aller Krankheiten, die eine Version 1.0 nunmal mitbringt, wirkte die App bereits zum Release erstaunlich ausgegoren. Für mich schloss sich damit eine entscheidende Lücke.

einige Dealbreaker haben den Sprung zu Windows Phone 8 geschafft

Threema: Der Dealbreaker endlich auf Windows Phone 8

Aber auch abseits dieser Dealbreaker-App hat sich in letzter Zeit überraschend viel getan. Nein, Instagram verharrt immer noch in seinem grotesk peinlichen Beta Status und auch von eBay Kleinanzeigen, Geizhals oder der für mich sehr wichtigen Comixology App ist nichts zu sehen. Aber dafür hat es myDeals endlich ins Microsoft Lager geschafft und auch die Netflix App wurde jüngst entscheidend aufgewertet. Ebenso haben die Tapatalk App, die unter Android bisher völlig unbrauchbar geupdatet wurde, und viele kleine Verbesserungen an Apps wie Package Tracker oder dem Nextgen Reader mich spüren lassen, was für ein Potential in Windows Phone 8 Apps steckt. Das ebenfalls erschienene Candy Crush hat mich sogar erstmalig dazu gebracht, eben dieses Spiel unter Windows Phone 8 auszuprobieren. Das alles sind angesichts der gigantischen Lücken und Herausforderungen im Store nur Tropfen auf den heißen Stein, aber bekanntlich hölt genau dieser Tropfen den Stein ja aus.

Große und kleine Updates und

Langsam aber stetig geht es im App Angebot voran

Aktuell würde ich mir natürlich noch viele Apps herbeiwünschen und vermisse besonders meine Pebble Steel Smartwatch mehr als schmerzlich, aber zum ersten Mal habe ich das Gefühl, beim Wechsel auf Windows Phone nicht auf einem Auge blind und einem Ohr taub zu werden. Das Appgap ist weit davon entfernt, als „geschlossen“ bezeichnet werden zu können und ich glaube, dass Joe Belfiore mit seiner optimistischen Vorhersage zu viel gewagt hat, aber im Vergleich zur Situation Ende 2013 ist der Fortschritt unverkennbar und fast überraschend ermutigend. Angesichts der unsicheren Aussicht, die Windows Phone 10 hinsichtlich der App-Kompatibilät bringt, bin ich regelrecht erstaunt, wie viele namenhafte Dienste zum Jahresende noch den Sprung zu Windows Phone 8 gewagt haben.

Windows Phone 8 ist und bleibt einzigartig

Ein ganz wesentlicher Aspekt ist natürlich das Betriebssystem. Egal wie sehr ich mich über das halbherzig umgesetzte Action Center aufrege oder wie oft ich kleine und große Versäumnisse augenrollend schlucken muss: Windows Phone 8 ist das einzige Betriebssystem, das eine Alternative zur Langeweile von iOS und Android bietet. Trotz iOS 8 und Android Lollipop zieht es mich weiterhin immer wieder zu Windows Phone 8. Die neu gestaltete Netflix App zeigt mir wechselnd eine Vorschau meiner zuletzt gesehenen Videos, die Spotify-App ruft mir die Playlist in Erinnerung, die derzeit bei mir rotiert, und die Fotos Kachel belebt den vergangenen Urlaub wieder. Bei all seinen (unverständlichen) Schwächen, ist Windows Phone 8 das einzige System, das eine wirklich andere Bedienung bietet. Die Kacheloberfäche, so abgedroschen es sich anhören mag, ist und bleibt die wesentliche Stärke von Windows Phone 8.

Das Display ist angenehm scharf und kontrastreich,

Kein Vergleich zu iOS und Android: Der Homescreen von Windows Phone 8

Zusätzlich hat das Denim / GDR1 Update von Windows Phone 8.1 auch viele Kleinigkeiten nachgeliefert, die mir bisher gefehlt haben. Vor allem die Unterstützung des L2TP-VPN-Protokolls kommt mir als US-Netflix-Nutzer sehr entgegen. Auch Cortana, die jüngst als Alpha-Version für deutsche Nutzer freigegeben wurde, bringt Abwechslung in die Microsoft Welt. Es macht mir einfach deutlich mehr Spaß, den lebendigen Windows Phone 8 Homescreen durchscrollen, als ein statisches 4×4 App-Raster anzustarren. Windows Phone 8 hat als Betriebssystem mittlerweile aber nicht nur diesen bekannten optischen Trumpf in der Hand, sondern eine Reife erreicht, die es auch mir als Android und iOS Nutzer erlaubt, jedenfalls grundsätzlich allein mit Windows Phone leben zu können.

Ist jetzt alles gut?

Ich habe die Überschrift für diesen Artikel bewusst gewählt, als ich schrieb, dass Windows Phone 8 erstmalig für mich (!) alltagstauglich ist. Diese bewusste Einschränkung führt zu zwei Erkenntnissen:

Erstens zeigt sie, wie unglaublich wichtig jede einzelne App ist. Nur darauf zu verweisen, dass die bekannte App X oder Y an Board ist, hilft rein gar nichts, wenn für jemanden App Z entscheidend ist. Microsoft darf daher auf keinen Fall nachlassen und muss um jede einzelne App kämpfen und dabei besonders auch Nischenangebote im Auge behalten, denn schon die nächste tolle App auf iOS und Android kann diese fragile Balance wieder zerstören.

Zweitens zeigt sie aber auch, welchen Erfolg Windows Phone haben könnte, wenn nur  die App Situation und das Betriebssystem mehr gepflegt würden. Microsoft hat mit der Kacheloberfläche und der horizontalen App-Hierarchie einen unschätzbaren Vorteil. Gut designte Windows Phone Apps zeigen, wie herrlich das Nutzererlebnis sein kann. Sobald Windows Phone die individuelle Alltagstauglichkeitsschwelle überwunden hat, kann sich der ganze Charme des Systems offenbaren. Dass Windows Phone genau das für mich endlich geschafft hat, ist einigen wenigen Apps zu verdanken und hat nur wenig Aussagekraft für die Lage von Windows Phone 8 an sich. Es zeigt aber, dass Windows Phone 8 immer noch in Bewegung ist und Momentum hat. Für mich ist das eine wirklich ermutigende Erkenntnis zum Jahresende und ich hoffe und flehe, dass Microsoft das Jahr 2015 mit doppeltem Elan beginnt und Windows Phone 8 nicht bloß „bis zum Release von Windows 10 verwaltet wird„.

See you in the comments!

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