Über Leihgeräte und die Unabhängigkeit eines Bloggers
|Seit nun fast einem Jahr blogge ich unter www.deathmetalmods.de und habe jeden Tag sehr viel Freude mit dem Schreiben von Artikeln, den Gesprächen mit Lesern und natürlich auch mit dem Testen und Ausprobieren der diversen Testgeräte. Für mich war der Start dieses Blogs aber keine Ausrede, um Herstellern Testgeräte abschwatzen zu können, sondern vor allem auch ein Experiment: Was passiert mit der eigenen Objektivität, wenn derartige „Geschenke“ eintrudeln? Falls ihr schon immer in den Kopf eines selbstkritischen Bloggers blicken wolltet, dann begleitet mich auf dieser Selbstreflexion.
Klarstellung
Zunächst möchte ich einmal Eines klarstellen: Bisher nehme ich für mich in Anspruch, alle meine Reviews völlig ehrlich geschrieben zu haben. Dieser Artikel hat keinen konkreten Hintergrund und steht in keinerlei Zusammenhang zu irgendeinem Hersteller oder Testgerät. Zudem sind die Geräte auch nicht wirklich gratis, denn oft genug muss ich sie jedenfalls auf eigene Kosten zurücksenden. Da summiert sich bei zwei oder drei Geräten im Monat durchaus etwas zusammen. Die Themen dieses Artikels bewegen mich schlicht seit einer Weile und haben es nun endlich in Textform geschafft.
Warum macht man sowas?
Für mich war der Moment, als dieser Blog online ging, vor allem ein Sprung ins kalte Wasser. Liest überhaupt jemand, was ich schreibe? Und gibt es nicht schon genug Blogs „da draußen“? Ich denke, nach nun fast einem Jahr kann ich die erste Frage mit „Ja“ beantworten und auf die zweite Frage kann ich nur sagen: Es kann nie genug Meinungen auf dieser Welt geben. Ich ermutige jeden, der meint, etwas zu sagen zu haben: Sag es!
Ein Ziel hatte ich allerdings nie mit meiner Website: Geld verdienen und berühmt werden. Mir ging es von Anfang an vor allem darum, die ganzen eigenen Gedanken mit einer Szene zu teilen. Wie ich in der Rubrik „Über diesen Blog“ gesagt habe, wollte ich mir vor allem ein Ventil für meine Hobbys schaffen, gewissermaßen als Entlastung für meinen augenrollenden Freundeskreis.
Das bedeutet für mich: Leihgeräte sind für mich tatsächlich vor allem eine tolle Gelegenheit, mein Interesse an mobiler Technologie in einem Umfang auszuleben, der unmöglich wäre, wenn ich jedes dieser Geräte selber kaufen müsste. Übrigens: Ich teste lediglich Geräte, die mich wirklich selbst interessieren. Auch das beeinflusst mein Verhältnis zu Leihgeräten sehr: Ich freue mich auf die Leihgaben. Aber: Ich sehe mich zu keinem Urteil verpflichtet.
Die Werte eines Bloggers
Ich lese sehr viele ausländische Blogs und bin natürlich auch über die großen Player der deutschen Technikszene informiert. Früher oder später kommen viele Webseiten, Portale und Blogs mit üblen Vorwürfen in Berührung. Kein Outlet, dass nicht früher oder später mit Vorwürfen über Ausverkauf und Parteilichkeit konfrontiert wird. Auch ich habe – ganz persönlich – so meine Vorbehalte gegen gewisse Seiten, aber eines ist doch klar: Die Zuverlässigkeit eines Bloggers, Redakteurs oder Youtubers sollte eines seiner höchtsen Güter sein. Schließlich will man als Leser und Zuschauer echte ehrliche Meinungen, keine bezahlte Reklame.
Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Vorstellung von Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit und ich will auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, bestimmte Formen des Seitenbetreibens zu verurteilen. Für mich spielte aber seit Anfang an eine ganz wichtige Rolle: Welche Werte möchte ich mit meinem Blog vertreten? Damit eng verbunden ist die Frage, wie ich meinen Blog finanziere. Anders gesagt: Wieviel Gewissen kann man sich leisten, wenn man abhängig von einzelnen Herstellern oder einzelnen Werbenetzwerken ist? Bisher überwiegt für mich der Spaß bei Weitem den finanziellen Aufwand, den ich in diesen Blog stecke, aber auch ich stelle mir die Frage, wie lange ich mir dieses Hobby noch gönnen kann, ohne irgendeine Form von Einnahmequellen aufzutun. Da ich persönlich besonders kritisch beim Thema Datenschutz bin, scheiden die meisten Werbenetzwerke beispielsweise bereits aus, da diese unkontrollierte Persönlichkeitsprofile meiner Besucher erstellen würden.
Die ersten Leihgeräten waren daher etwas ganz Sensibles für mich, weil ich mich bei jeder Zeile Text selbst hinterfragt habe: Würde ich das genau so sagen, wenn ich mir das Gerät selbst gekauft hätte? Würde ich dieses oder jenes Detail genauso kurz abhandeln, wenn ich nicht wüsste, dass ein Marketing-Vertreter vielleicht auf Basis meiner Review entscheidet, ob es später wieder Testgeräte gibt? Zur Verteidigung aller Marketing-Mitarbeiter: Bisher habe ich nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Stets war die Zusammenarbeit sehr herzlich und es gab immer ein zweites und drittes Testgerät, auch wenn in vorherigen Artikeln Kritik an Details geäußert wurde.
Trotzdem: Für mich ist jedes Leihgerät eine neue Herausforderung für die eigene Unabhängigkeit. Ich hoffe, dass ich auch neben der Reviewexemplare Möglichkeiten finde, diesen Blog weiter zu betreiben, ohne Teile meiner Glaubwürdigkeit verkaufen zu müssen. Denn letztlich will ich doch nur Eines: Einfach schreiben!
See you in the comments!
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.
Hallo,
habe bei deinen Reviews auch nie das Gefühl gehabt, dass hier etwas „schöngeschrieben“ wird. Deine Reviews sind echt Klasse. Mach einfach weiter so. Wenn es deine Zeit erlaubt, dürften es auch ruhig ein paar mehr Reviews sein.
See you im Hardwareluxx-Forum.
Besten Dank für das motivierende Lob.
Natürlich würde ich gern mehr Zeit in den Blog stecken, aber – wie gesagt – die täglichen Ressourcen sind begrenzt und 2 bis 3 Wochen sind pro Testgerät für mich auch das Minimum, um die Geräte halbwegs beurteilen zu können.
Aber wer weiß, vielleicht sollte ich im kommenden Jahr mal ein Redakteur-Casting durchführen 😉