Samsung Galaxy S6: Eine zweiter Blick mit Android 6.0 Marshmallow

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Das Galaxy S6 gehört zum Besten, was das Technik-Jahr 2015 hervorgebracht hat. Bis zur Veröffentlichung des Nexus 6P hätte ich es sogar als die Nummer 1 des Jahres betitelt. Zu den wenigen Kritikpunkten in meinem Testbericht gehörte im Mai 2015 die bekannte Achillesverse von Samsung: Die Software. Seit einigen Wochen ist nun endlich das Update auf Android 6.0 „Marshmallow“ verfügbar und zeitglich wurde auch der Nachfolger, das Galaxy S7 vorgestellt. Höchste Zeit also für einen zweiten Blick auf das Galaxy S6, seinen Softwaresupport seit Release und die aktuelle Konkurrenz.

Unverändert wundervoll: Die Hardware

Im vergangenen Mai konnte ich mich vor Lob für die grandiose Hardware des Galaxy S6 kaum wieder einkriegen. Der gelungene Mix aus iPhone-6-Klon und Nexus-4-Anleihen überzeugt auch über ein Jahr später noch ohne Abstriche. Nach wie vor finde ich, dass das Galaxy S6 dank des ebenen Metallrahmens deutlich angenehmer in der Hand liegt als etwa das rundliche iPhone 6S. Die Verarbeitung ist unverändert gelungen, hochwertig und edel. Die Tasten sitzen bombenfest im Gehäuse, lösen mit fast perfektem Druckpunkt aus und dank der schmalen Displayränder gehört das Galaxy S6 mit seinem 5,1 Zoll Display weiterhin zu den wenigen Ein-Hand-tauglicheren High-End-Androiden.

Nicht an Reiz verloren hat auch das Display, das fast ein Jahr später kaum nennenswert Konkurrenz bekommen hat und wohl lediglich durch das Display des Nachfolgers übertroffen wird. Pixeldichte, Blickwinkel, Farbdarstellung, Helligkeit: Wer auf Displayqualität Wert legt, der hat auch ein Jahr später allen Grund zur Freude. Ihr merkt also: An meiner Schwärmerei für das tolle Hardwarepaket hat sich nichts geändert. Lediglich der unten verbaute und viel zu leicht verdeckbare Lautsprecher wirkt angesichts der zunehmenden Stereo-Front-Bestückung der Konkurrenz etwas überholt.

Die Hauptkamera des Galaxy S6 habe ich damals ebenfalls mit reichlich Lob überhäuft und habe heute nichts Gegenteiliges zu berichten. Der Shortcut über den doppelten-Home-Button-Klick und die insgesamt extrem zuverlässige Kamera machen das Galaxy S6 nach wie vor zu einem der zuverlässigsten Foto-Begleiter. Die Kamera-Software wurde durch das Android 6 Update ebenfalls noch einmal aufgewertet und erlaubt beispielsweise im Pro-Modus nun die Anpassung der Verschlusszeit. Auch das Speichern im Raw-Format ist nun nativ möglich und benötigt keine Drittanbieter-Tools mehr.

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Die nach wie vor grandiose Kamera hat (etwas) Konkurrenz bekommen.

Unter guten Lichtbedingungen gehört das Galaxy S6 nach wie vor zum Besten, was Smartphone-Kameras zu bieten haben. Einigen Stimmen zufolge stellt das Galaxy S6 sogar noch immer seinen Nachfolger, das Galaxy S7, in den Schatten, wenn es um natürliche, scharfe und kontrastreiche Aufnahmen bei Tageslicht geht. Davon werde ich mir selbst ein Bild machen, sobald mein Galaxy S7 Testgerät eingetroffen ist. Bis dahin bleibt es aber dabei, dass das Galaxy S6 dank der großen Blendenöffnung, der hohen Auflösung und des guten Sensors konsequent erstklassige Fotos mit schönem Bokeh schießt (Beispielfoto auf 50 % verkleinert).

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Immer noch Spitzenklasse: Die Kamera des Galaxy S6

Während das Galaxy S6 bei Release eines der wenigen Androiden war, das es im Automatik-Modus mit der Zuverlässigkeit und Bildqualität des iPhones aufnehmen konnten, hat sich seitdem bei der Konkurrenz doch etwas getan. Allerdings kommt diese Konkurrenz aus einer etwas unerwarteten Ecke. Nicht etwa Motorola, HTC oder LG haben das Galaxy S6 im weiteren Verlauf des Jahres 2015 angegriffen, sondern – man glaubt es kaum – Google selbst mit seinen beiden Nexus-Geräten, dem LG Nexus 5X und dem Huawei Nexus 6P. Vor allem bei schlechten Lichtbedingungen schaffen es die Nexus-Geräte, das Galaxy S6 mit natürlicheren Farben und weniger Bildrauschen zu übertreffen (beide Beispielfotos auf 2000 Pixel Breite angepasst).

Leider nicht verbessert hat sich seit Release die einzige echte Hardware-Schwäche des Galaxy S6. Der 2550 mAh kleine Akku ist mit der zu versorgenden Technik noch immer überfordert. Trotz aller Verbesserungen, die Android 6.0 mit seinem Doze-Modus für die Akkulaufzeit hätten bringen sollen, schafft es auch mein zweites Testgerät nur selten über die 3 Stunden Display-On-Time Marke. Praktisch zeigt sich das darin, dass ich den Akku immer noch regelmäßig am frühen Nachmittag nachtanken muss. Das geht dank Quick-Charging zwar nach wie vor extrem flott und ich würde die maue Akkuleistung weiterhin nicht als Dealbreaker bezeichnen. Aber wer nicht – wie ich – praktisch immer eine Steckdose in der Nähe hat, der dürfte unter der schlechten Laufzeit zu leiden gehabt haben.

Spät, aber gelungen: Das Update auf Android 6.0

Das Galaxy S6 war bis Februar 2016 das Spitzenmodell von Samsung. Und trotzdem war der Softwaresupport alles andere als spitzenmäßig. Bereits im Oktober 2015 veröffentlichte Google offiziell das finale Android 6.0 „Marshmallow“. Noch Ende 2015 rollten dann LG und Motorola für ihre Flagschiffe das entsprechende Update aus. HTC folgte im Januar und stellte im Februar sogar ein Update für das 2014er Vorjahresmodell, das HTC One M8, zur Verfügung. Auch Motorola aktualisierte zwischenzeitlich seinen 2014er Preiskracher, das Moto G 2014, auf Android 6.0. Bei Samsung herrschte hingegen lange Stillstand. Das providerunabhängige deutsche Galaxy S6 musste bis Anfang März auf das offizielle Update warten. Das ist viel zu lange, viel zu spät und eines Flaggschiffs unwürdig. Nicht zu Unrecht wird Samsung in den Niederlanden deshalb aktuell wegen seines katastrophalen Softwaresupports von den dortigen Verbraucherschützern verklagt.

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Update für das Galaxy S6: Android 6 kam spät

So deutlich wie mein Lob für die gelungene Hardware ist, so deutlich muss man diese Kritik aussprechen. Nachdem ich das nun losgeworden bin, will ich aber auch deutlich sagen: Das Resultat dieses – wenn auch späten – Updates auf Android 6.0 ist durchaus gelungen. Das Galaxy S6 hat von seiner großartigen Performance nicht ein Bisschen eingebüßt und steht dem König der Android-Performance, dem Nexus 6P, meiner Meinung nach in Nichts nach. Aber auch die Integration der vielen neuen Android 6.0 Funktionen ist gut geglückt. So ist etwa die neue Möglichkeit, nachträglich die Zugriffsrechte einzelner Apps anzupassen, sogar einfacher erreichbar als bei purem Android, wo diese unnötig tief in den Einstellungen vergraben liegt. Bei Samsung hingegen findet sich der Zugriff auf die einzelen Rechte-Kategorien sinnvollerweise direkt unter dem Menüpunkt „Datenschutz & Sicherheit“. Bravo, Samsung!

Ebenfalls positiv ist, dass Samsung augenscheinlich die neue offizielle Android 6.0 Fingerabdruck-Schnittstelle in seine Software integriert hat. Die ehemals proprietäre Softwareumsetzung wurde also offenbar durch den neuen Google-Standard ersetzt. Leider hat sich Samsung dazu bisher nicht offiziell geäußert, so dass ich diesbezüglich nur mutmaßen kann. Im offiziellen Changelog zum Android 6.0 Update heißt es jedenfalls nur, dass die Fingerabdruck-Technik weiter abgesichert wurde. Dafür, dass Samsung tatsächlich die neue offizielle Android Schnittstelle nutzt, spricht allerdings, dass der Fingerabdruck – ganz dem Android-Standard entsprechend – nun systemweit als Alternative zur PIN nutzbar ist. Wenn also zum Beispiel das nützliche Smartlock Feature eingesetzt werden soll, das bekannte Bluetooth-Gerät zu „vertrauenswürdigen Geräten“ erklärt und das Galaxy S6 während der Kopplung entsperrt hält, dann ist es nun möglich, diese Geräte auch über den Fingerabdruck zu authentifizieren.

Update (01.04.2016): Via Twitter hat mir der deutsche Samsung-Account offiziell bestätigt, dass sowohl das Galaxy S6 als auch das Galaxy S7 seit Android 6 dessen offizielle Google Fingerabdruck-Schnittstelle nutzen.

Sofern Samsung tatsächlich den neuen offiziellen Android-Standard nutzt, dann hätte das einen klaren Sicherheitsvorteil: Statt weiter seine eigene Biometrie-Suppe zu kochen, hätte sich Samsung damit den von Google definierten Sicherheitsstandards verpflichtet, was den Einsatz des Scanners zwar nicht unbedenklich, aber doch ein ganzes Stück vertrauenswürdiger macht. Anders als noch vor einem Jahr habe ich mich deshalb dazu entschlossen, den Sensor diesmal tatsächlich auch zu nutzen. Er funktioniert meiner Meinung nach ausreichend zuverlässig, wenn auch nicht mit der Treffsicherheit eines iPhones oder auch der aktuellen Nexus-Geräte.

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Mit Android 6 basiert der Scanner softwareseitig nun (vermutlich) auf Googles offizieller Schnittstelle

Die restlichen Änderungen an der Software des Galaxy S6 sind vor allem kosmetischer Natur. Nicht alle Veränderungen sind dabei hin zum Guten. So hat Samsung mit seiner Android Marshmallow Variante (auch bekannt als „TouchWiz“) den Icons einen hässlich eckig-runden Look verpasst. Trotz aller Tendenzen hin zu einem neutraleren, schlichteren Design, wirkt auch die Android 6 Oberfläche des Galaxy S6 an vielen Stellen noch immer unpassend schrill und verspielt. Und dann gibt es da noch so nervige Details, wie die Zuweisung von Standard-Apps, die bei Samsung sofort als dauerhaft eingestellt wird, während ich bei purem Android stets die Wahl habe, einen Link beispielsweise auch nur einmalig in Firefox zu öffnen.

Weitestgehend ist das Update aber gelungen: Die gesamte Oberfläche hat einen helleren Anstrich bekommen und Samsung hat viele der eigenen Apps um nützliche Funktionen erweitert. So hat der Samsung-eigene Browser einen eigenen Adblock-Support erhalten. Auch stellt die Multi-Tasking-Übersicht die vorherige App nun größer dar. Mir gefällt auch, dass das Benachrichtigungs-Menü sofort Zugriff auf fünf Schalter erlaubt, ohne es – wie bei reinem Android üblich – erst ein weiteres Mal ausklappen zu müssen. Insgesamt gefiel mir Samsungs Android 6.0 Version während meiner erneuten Testzeit sogar so gut, dass ich zwar den TouchWiz Launcher gegen meinen bevorzugten Google Now Launcher getauscht habe, aber die – ebenfalls weiterhin vorhandene – Möglichkeit, Themes zu installieren, nicht genutzt habe. Würde Samsung nur endlich seine pathalogisch lahme Updateversorgung in den Griff kriegen, ich hätte softwareseitig kaum noch etwas zu meckern.

Fazit und Vergleich zur Konkurrenz und dem eigenen Nachfolger

Wie gut sich das Galaxy S6 seit seinem Release Anfang Mai 2015 behauptet, hängt natürlich maßgeblich von den mittlerweile verfügbaren Konkurrenzgeräten ab. Neben den damals zeitnah veröffentlichen Geräten von LG und HTC sind das vor allem die im Herbst vorgestellten Topmodelle von Apple (iPhone 6S), Motorola (Moto X Style) und Google (Nexus 6P).

Gegen alle kann sich das Galaxy S6 auch im Frühjahr 2016 noch exzellent behaupten. Vor allem, weil Samsung beim Galaxy S6 in Sachen Display so ein Overkill bot, wirkt das gesamte Gerät aktuell kein bisschen weniger High-End als es das bei Release tat. Das Gesamtpaket aus Design, Verarbeitung und Haptik wurde im weiteren Verlauf von keinem Konkurrenten maßgeblich übertroffen. Das iPhone 6S schleppt sich weiterhin mit Midrange-Display durch die Lande und das Moto X Style kann weder optisch noch haptisch mithalten. Das Nexus 6P kann zwar optisch und technisch gleichziehen, verlangt aber einige Kompromisse aufgrund der Größe. Für mich persönlich ist das Nexus 6P zwar der eigentliche König von Android (vor allem aufgrund des Softwaresupports), aber in vielerlei Hinsicht ist das Galaxy S6 bis zum Release seines eigenen Nachfolger unerreicht geblieben.

Der härteste Konkurrent ist sich Samsung damit selbst. Kein Wunder also, dass das neue Galaxy S7 praktisch ein leicht aufgewertetes Galaxy S6 ist. Bis ich mir das S7 genauer angesehen habe, würde ich daher sagen: Wer 2015 zum Galaxy S6 gegriffen hat, der muss kein bisschen Reue haben. Nachdem nun endlich Android 6.0 verfügbar ist, schlägt sich das S6 auch Anfang 2016 noch souverän gegen alle Konkurrenz, auch die hauseigene.

Die eigentliche Frage, die ich bei meinen Rückblick-Reviews gern anspreche ist aber, ob sich der Kauf des Galaxy S6 auch heute noch lohnt. Preislich lässt sich gegenüber dem hauseigenen Nachfolger einiges sparen. Meine persönliche Antwort lautet: Ja. Von der weiterhin mauen Akkulaufzeit abgesehen, bekommt man für die aktuell knapp 400 €, die das Galaxy S6 derzeit kostet, noch immer eines der besten Android-Smartphones. Nur eines gilt es zu bedenken. Beim nächsten großen Android-Release ist das Galaxy S6 dann fast zwei Jahre alt, also so alt wie das Galaxy S5 jetzt. Zwar bekommt das Galaxy S5 ebenfalls noch ein Update auf Android 6, aber dafür ist noch mehr Geduld als schon beim Galaxy S6 nötig. Für die Zukunft heißt das: Wer heute ein Galaxy S6 kauft, darf sich darauf einstellen, auf die kommende Android Version lange warten zu müssen und danach wohl keine weiteren Updates mehr zu erhalten. Wer damit leben kann, der kann derzeit aber noch bedenkenlos zugreifen.

In diesem Sinne: Viel Spaß weiterhin mit eurem Galaxy S6. Gern würde ich von euren eigenen Langzeiterfahrungen hören. Und vielleicht plant ja jemand, auf den Nachfolger umzusteigen?

See you in the comments!

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