Oneplus 2 im Test: Ein Midrange-Killer mit Flagschiff-Allüren

OPO2Header

Ich war kein großer Fan des letztjährigen Oneplus One. Es wirkte auf mich unfertig, unhandlich und vor allem unzuverlässig. Dafür bot es aber Leistungsdaten auf Augenhöhe mit den damaligen Flagschiffen von Samsung, HTC oder Motorola; und das zum stellenweise halben Preis. Ein Jahr später kommt nun die zweite Generation des „Flagschiff-Killers“ aus dem Hause des chinesischen Herstellers Oneplus auf den Markt. Nach einigem Hin- und Her habe ich mich entschieden, auch dem Oneplus 2 ein Review zu widmen. Gut so, denn diesmal ist mein Eindruck deutlich besser. Was sich bei Technik, Design und Software getan hat, lest ihr in diesem Review. Viel Spaß!

Überblick

1. Ein Flagschiff-Killer 2016 sieht anders aus

2. Wo glänzt das Onpelus 2?
2.1 Technik, Design und Verarbeitung
2.2 Die Software: Oxygen OS statt Cyanogenmod
2.3 Akkulaufzeit und USB-C

3. Wo enttäuscht das Oneplus 2?
3.1 (Un)nötige Abstriche?
3.2 Kamera-App und kapazitative Tasten mit Problemen
3.3 Das ehlende Thema der Invites

4. Fazit: Besseres Gesamtpaket, aber auch viel stärkere Konkurrenz

1. Ein Flagschiff-Killer 2016 sieht anders aus

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Der selbstverliehene Titel eines „Flagschiff-Killers 2016“ ist natürlich eine wahnwitzige Anmaßung. Der Blick auf das Datenblatt (siehe unten) zeigt, dass das Oneplus 2 in vielerlei Hinsicht bereits Ende 2015 nicht auf Augenhöhe mit den Flagschiffen der Konkurrenz ist. Das Galaxy S6 sowie das LG G4 oder das Moto X Style werden etwa mit Quad-HD Display ausgeliefert, bieten NFC, Quickcharging oder noch höher auflösende Kameras. Nein, anders als beim Vorgänger, dem Oneplus One, kann das Oneplus 2 technisch nicht mehr in jeder Hinsicht mit der Konkurrenz mithalten. Dass das im kommenden Jahr noch deutlicher werden wird, dürfte jedem klar sein, der die rasende Entwicklung der Smartphone-Technik kennt.

Andererseits: Jedenfalls bezüglich der verbauten Rechenpower und der Speicherausstattung kann das Oneplus 2 aktuell noch Flagschiff-Niveau vorweisen. Der Snapdragon 810 ist der aktuell schnellste Chip, den Qualcomm anbietet. Und eine Speicheraustattung von bis zu 4 GB Arbeits- sowie 64 GB Festspeicher bieten aktuell nur sehr wenige Smartphone. Das Oneplus 2 ist damit zwar trotzdem noch kein Flagschiff-Killer, aber könnte in den kommenden Monaten zumindest ein ganz heißer Kandidat für den Titel „Midrange-Killer“  werden.

Das Oneplus 2 auf dem Papier
Displaygröße 5,5 Zoll
Auflösung 1920 x 1080 Pixel (401 PPI)
Gehäuse 151,8 x 74,9 x 9,85 mm
Prozessor Qualcomm Snapdragon 810 (4 x 2 GHz und 4 x 1,6 GHz)
Grafik Adreno 430
Arbeitsspeicher 3 oder 4 GB
verbauter Speicher 16 oder 64 GB, nicht erweiterbar mit SD-Karte
Kamera 13 MP Rück- und 5 MP Vorderseite, LED-Blitz
Akku 3300 mAh (fest verbaut)
Farben Schwarz mit wechselbaren Rückseiten
Datennetz LTE mit 850, 900, 1800, 1900 MHz
WLan 2,4 GHz b/g/n und 5 GHz a/n/ac
Bluetooth Bluetooth 4.1
GPS A-GPS und GLONASS
NFC Nein
Betriebssystem (Stand: 11.10.2015) Oxygen OS 2.1 auf Basis Android 5.1.1.
Preis 339 € oder 399 €

2. Wo glänzt das Oneplus 2?

Oneplus setzte bei dem Vorgänger einzig und allein darauf, mit einem beeindruckenden Datenblatt zu glänzen. In meinem Review zum Oneplus One habe ich erklärt, warum mich diese Strategie nicht überzeugt hat. Ein gutes Smartphone ist mehr als eine Sammlung technischer Bauteile. Der Vorgänger bot aber nur wenig mehr als das: Zahlenblendwerk, das über fehleranfällige Software und ein gewöhnungsbedüftiges Design hinwegzutäuschen versuchte. Der Nachfolger, das Oneplus 2, macht das zum Glück besser. Er glänzt mit einem neuen hochwertigen Design und einer (meist) geglückten Konzentration aufs Wesentliche.

2.1. Technik, Design und Verarbeitung

Wenn man das Oneplus 2 zum ersten Mal in die Hand nimmt, fällt der im Vergleich zum Vorgänger neue Metallrahmen auf. Damit räumt Oneplus einen großen Mangel des 2014er Erstlings aus dem Weg, das sich wie ein in Sandpapier gewickelter Speckstein anfühlte. Das Oneplus 2 wirkt nun um Welten griffiger, hochwertiger und sieht vor allem richtig gut aus.

Auch die ebenfalls aus Metall gefertigten Tasten sind angemessen präzise und solide. Vor allem der kleine Lautstärke-Schalter an der linken Seite ist im Alltag äußerst praktisch. In 3 Stufen kann man mit ihm zwischen den 3 Lautstärkeprofilen wechseln, die Android seit Version 5.0 mitbringt, und muss dafür nicht extra das Gerät entsperren.

Auch die merkwürdige Stufe um das Displayglas findet sich beim Oneplus 2 nicht mehr. Stattdessen schließt die Front nun mit dem Rahmen ab, was das Gerät zusätzlich kompakter und schlichter wirken lässt. Obendrein ist das Oneplus 2 trotz des neuen Metallrahmens und des gleich großen 5,5 Zoll Displays sogar einen Millimeter schmaler als sein Vorgänger. Die beliebte Sandstein-Rückseite ist dabei glücklicherweise übernommen worden, ist nun aber ganz einfach wechselbar und kann gegen andere Rückseiten z.B. aus Holz getauscht werden. Vorbei sind also die Zeiten des Oneplus One, in denen der Wechsel der Rückschale die Gefahr mit sich brachte, das Smartphones zu beschädigen.

OPO2Backcover

Die Rückseite lässt sich nun ganz einfach wechseln

In Sachen Design und Haptik ist das Oneplus 2 also ein ganz klarer Fortschritt und es darf sich getrost neben aktuellen Flagschiffen sehen lassen. Der neue Nachfolger kann zudem mit Details glänzen, die man bei vielen Konkurrenten vergeblich sucht. Hinter der Rückseite verstecken sich beispielsweise nicht nur ein, sondern zwei SIM-Slots im nano-Format. Das ist für Smartphones auf dem Leistungsniveau des Oneplus 2 auf jeden Fall ungewöhnlich. Ich konnte so meine Haupt-SIM von T-Mobile für Anrufe und SMS sowie das monatliche Gratisvolumen meiner Netzclub(O2)-SIM parallel nutzen. Der Empfang war mit dem Oneplus 2 in beiden Netzen übrigens tadellos.

OPO2DualSim

Zwei SIM-Karten sind besser als eine … oder so ähnlich

Die internen Werte des Oneplus 2 sind – zumindest momentan noch – auf Höhe der Zeit. Die in meiner Version verbauten 4 GB Ram sind sogar ein Stück weit der Konkurrenz voraus und während der gut einwöchigen Testperiode mit dem Oneplus 2 habe ich gemerkt, was für eine Freude es ist, auch bei viel Multitasking keinerlei Ladezeiten zu haben. Auch der – als Hitzkopf verschriene – Snapdragon 810 fiel mir nicht negativ auf. Das Gerät wurde jedenfalls nicht wärmer als andere Geräte, die ich zuletzt getestet habe. Ob das an der angeblich leicht verbesserten Version 2.1 des Chips liegt oder an der Heatpipe-Konstruktion im Inneren ist mir letztlich egal. Für mich gab das Oneplus 2 jedenfalls zu keinem Zeitpunkt Anlass dazu, den Snapdragon 810 kritisch zu beäugen.

2.2 Die Software: Oxygen OS statt Cyanogenmod

Während der Vorgänger noch voll auf die Kooperation mit Cyanogenmod setzte, läuft auf dem Oneplus 2 nun „Oxygen OS“. Beides sind mehr oder weniger pure Android-Versionen mit kleinen Extras. Allerdings geschieht die Entwicklung von Oxygen OS nun In-House bei Oneplus, während die Cyanogenmod Software des Vorgänger noch von der Cyanogen Inc. geliefert wurde, mit der man sich zwischenzeitlich aber zerstritten hat.

Meine damalige Befürchtung, dass der Softwaresupport beim Oneplus One die Achillesverse sein würde, hat sich rückblickend gewissermaßen bestätigt. Beim Nachfolger scheint man nun von vornherein mehr Wert auf eine stabile Software zu legen. Die vielen Bugs und Macken, die das Oneplus One lange mit sich herumschleppte, sind beim Oneplus 2 nicht zu finden. Das gesamte Gerät läuft flüssig, sauber, stabil und ohne Fehler. Während etwa der Vorgänger durch einen Bug lange nicht in der Lage war, die Geräte-Verschlüsselung zu aktivieren, war dieses Feature beim Oneplus 2 sofort einsatzbereit. Gemessen an dem schlechten Eindruck, den das Oneplus One damals auch Monate nach Marktstart ablieferte, wirkt das Oneplus 2 nun wie ein großer Fortschritt. Dieser Qualitätssprung dürfte vor allem daran liegen, dass Oneplus im Frühjahr 2015 seine interne Software-Abteilung um die führenden Köpfe aus dem Team des Paranoid Android Roms ergänzt hat, die seitdem das Oxygen OS pflegen.

OPO2System

Android 5.1.1 ist die Basis für das Oxygen OS auf dem Oneplus 2

Dieses Oxygen OS selbst lief auf meinem Testgerät mit Version 2.1 und beruhte auf Android 5.1.1. „Lollipop“. Optisch muss man die Unterschiede zu purem Android mit der Lupe suchen. Funktional gibt es aber einige Extras, die Oneplus in die Software eingebaut hat, die ich wirklich sehr begrüße und die allesamt zuverlässig liefen. So lässt sich beispielsweise ein systemweiter „Dark Mode“ (ähnlich dem Look der Android M Preview) und eine Design-Farbe wählen. Es gibt einen Equalizer, der mir bei einigen übertrieben basslastigen Lautsprechern sehr gelegen kam und es gibt reichhaltige Möglichkeiten für die Nutzung von Gesten und die Umbelegung der Navigationstasten. Integriert ist auch ein Rechte-Management, um nachträglich die Zugriffsrechte der installierten Apps zu verwalten.

Besonders gelungen finde ich die softwareseitige Umsetzung der Dual-SIM-Unterstützung. In einem einfachen Untermenü lässt sich für jede SIM-Karte eigenständig wählen, welche der beiden für Anrufe, Mobildaten oder SMS genutzt werden soll. Ist das monatliche Datenvolumen einer Karte aufgebraucht, kann unkompliziert und vor allem ohne Neustart auf die andere Karte umgeschaltet werden.

Was die grundlegende Performance angeht, kann ich ebenfalls nicht meckern. Mit dem von mir stets genutzten Google Now Launcher waren keinerlei Überforderungserscheinungen (Ruckler, Lags) feststellbar. Ein ganz so rasantes Bediengefühl, wie es zum Beispiel das betagte Nexus 5 mit Android 6.0 „Marshmallow“ noch an den Tag legt, erreichte Oxygen OS hingegen nicht.

Alles in allem machte die Software zu jedem Zeitpunkt einen verlässlichen und stabilen Eindruck. Mit Blick darauf, dass genau das für mich der größte Schwachpunkt des Vorgängers war, freut mich das besonders. Natürlich muss man aber auch beim Oneplus 2 die Frage stellen, welche Ressourcen Oneplus in Zukunft in die Pflege seiner Software stecken wird und wie schnell man beispielsweise mit einem Update auf Android 6.0 „Marshmallow“ rechnen kann. Diese Fragen müssen sich aber alle Hersteller gefallen lassen. Und immerhin hat Oneplus dem Oneplus 2 relativ schnell einen Patch für die (erste) Stagefright-Sicherheitslücke spendiert, während die Flagschiffe vieler anderer Hersteller noch darauf warten müssen.

2.3 Akkulaufzeit und USB-C

Sehr überzeugt hat mich in meiner Zeit mit dem Oneplus 2 auch die Akkulaufzeit. Der 3300 mAh große Akku und die vernünftige Auflösung von „nur“ 1920×1080 scheinen in der Summe einen sehr ausdauernden Mix zu ergeben, den nicht mal der Snapdragon 810 verderben zu können scheint. Während ich mit vielen Smartphones schon zur Mittagszeit nachtanken muss, komme ich mit dem Oneplus 2 bequem in den Abend. Mein Alltag bestand dabei vor allem aus viel Streaming via Spotify, einer ständig gekoppelten Pebble Time Steel und viel Surfen im Netz und auf Twitter. Das Oneplus 2 erreichte trotzdem fast 5 Stunden Display-On-Time, eine Zeit, die bei mir zuletzt nur das extrem ausdauernde Xperia Z3 Compact erreicht hat. Die mageren 3 Stunden des Galaxy S6 stellen beide jedenfalls absolut in den Schatten.

OPO2Akku

Der Akku hat in meinem Alltagstest nicht enttäuscht

Geladen wird der Akku über einen USB-C Anschluss am unteren Rand. Dieser USB-C-Anschluss ist eine weitere Besonderheit des Oneplus 2, denn bisher ist dieser neue Formfaktor kaum verbreitet. Der große Vorteil ist seine beidseitige Steckbarkeit. Wie der Lightning-Anschluss der iPhones kann man ihn also jederzeit blind und ohne das übliche Trial-And-Error-Gefummel des micro-USB-Steckers anstöpseln.

OPO2USBC

Praktisch: Der USB 2.0 Stecker in USB-C Form

Etwas getrübt wird die Freude über das neue Steckerformat leider dadurch, dass es sich bei der Umsetzung im Oneplus 2 technisch lediglich um einen gewöhnlichen USB 2.0 Stecker in USB-C Form handelt, der nicht alle Möglichkeiten des neuen USB-C Standards ausnutzt. Insbesondere werden Daten nur im USB 2.0 (Schnecken)-Tempo übertragen und es gibt keine Schnellladefunktion.

3. Wo enttäuscht das Oneplus 2?

Bei all den Verbesserungen, die Oneplus seinem zweiten „Flagschiff-Killer“ spendiert hat, klang ja bereits an, dass einige Abstriche nötig waren. Anders als beim Vorgänger kann das Oneplus 2 nicht in jeder Disziplin Spitzenwerte vorweisen. Das provoziert natürlich die Frage, welche Flagschiffe Oneplus im kommenden Jahr überhaupt ins Visier nehmen will? Wo also enttäuscht das Oneplus 2?

3.1. (Un)nötige Abstriche

Die offensichtlichsten Abstriche sind unter Technikbloggern bereits ausgiebig thematisiert worden. Es fehlt Quick-Charging, es fehlt NFC und es fehlt die Erweiterbarkeit via SD-Karte. Gerade ersteres ist ein bitterer Wehrmutstropfen für mich, weil das Aufladen des 3300 mAh über den mitgelieferten 2 A Netzstecker so bis zu 3 Stunden dauert. Zum Vergleich: Die Schnellladefunktion im Galaxy S6 füllt den dortigen 2550 mAh Akku in knapp über 70 Minuten vollständig auf. So praktisch der oben gelobte USB-C Anschluss also ist, so sehr wundere ich mich, warum Oneplus die im Snapdragon 810 integrierte Schnelllade-Fähigkeit nicht genutzt hat.

Ähnlich kritisch sehe ich das Fehlen von NFC. Oneplus 2 selber verteidigt diese Unterlassung damit, dass Statistiken vom Oneplus One gezeigt hätten, dass die Kunden den NFC-Chip kaum genutzt hätten. Das deckt sich zwar mit meiner eigenen Nutzungserfahrung mit NFC, aber diese Erklärung überzeugt mich trotzdem nicht. Seitdem man in Lollipop sein neues Smartphone über NFC vom alten Smartphone wiederherstellen kann und spätestens seitdem Google in Android 6.0 „Marshmallow“ mit Android Pay einen eigenen Bezahldienst anbietet, gehört NFC für mich zur Grundausstattung eines Smartphones und erst Recht eines „Flagschiff-Killers“. Wer mit diesem Selbstverständnis die Werbetrommel rührt, darf nicht bei einem 10 Cent Bauteil sparen.

OPO2Header2

Das Display könnte schärfer sein, ist aber angenehm hell

Etwas bedauerlich finde ich als Pixeljunkie auch die Entscheidung gegen ein Quad-HD-Display. Auf 5,5 Zoll beginnt für mich auf jeden Fall das Territorium, bei dem ein Flagschiff – und als ein solches muss sich das Oneplus 2 nun einmal behandeln lassen – mit Full-HD etwas unpassend wirkt. Klar, der Akku freut sich und so mancher meint ja sogar ab 300 PPI keine Unterschiede in der Schärfe mehr erkennen zu können, aber zu dem Thema habe ich mich bereits ausgiebig im Artikel „Retina, Quad HD & Co: Wieviele Pixel braucht ein Smartphone?“ geäußert. Ein Flagschiff-Killer, der diesen Titel in diesem Jahr und erst Recht im nächsten verdienen will, muss für mich ein Quad-HD Display haben, fertig.

3.2. Kamera-App und kapazitative Tasten mit Problemen

Keinen Preis gewinnt Oneplus bei mir auch im zweiten Versuch bei der Kamera. Das liegt abermals mehr an der Kamera-App als an den resultierenden Fotos. Die Kamera selbst ist mit 16 Megapixel, 2.0er Blende und Laserfokus jedenfalls technisch über jeden Zweifel erhaben.

OPO2Style2

Die Kamera ist zu tollen Bildern fähig, krankt aber an der Software

Die App startet eher mit gemächlichem Tempo, der Sucher zeigt das anvisierte Bild regelmäßig nur ruckelig an und die Bedienung wirkt eher unzuverlässig. Oneplus kopiert beispielsweise die Wischgesten vom iPhone, mit denen man dort zwischen Panorama, Foto, Video usw. wechseln kann. Beim Oneplus funtkioniert das aber derart unzuverlässig, dass ich meist nicht dort landete, wo ich hin wollte und oft auch einfach nur die Benachrichtigungsleiste herunterwischte.

OPO2Kamera2

Die Kamera-App macht eher einen unfertigen Eindruck.

Das ist alles kein großes Drama. Im Grunde kommt man mit etwas Übung durchaus klar, aber das Nutzererlebnis leidet für meinen Geschmack doch erheblich. Immerhin sind die resultierenden Bilder aber sehr ordentlich, wobei ich in Details mir auch hier gern etwas mehr Schärfe wünschen würde. Das Problem sind aber nicht fertigen Bilder, sondern dass die Kamera nicht zuverlässig in jeder Situation sofort einsatzbereit ist.

Von der Kamera kommen wir auch gleich zu einem zweiten, eng verwandten Kritikpunkt. Softwareseitig lässt sich für das Starten der Kamera nämlich die physische Home-Taste nutzen. Wahlweise via Doppel-Tap oder Gedrückthalten kann man die Kamera startet. Das funktioniert allerdings nicht aus dem Sperrzustand hinaus und auch im aktiven Zustand erkennt der Home-Button die Berührungen des Daumens eher in 8 von 10 Fällen. Sehr häufig musste ich die kapazitative Fläche zwei- oder dreimal berühren, bis die Taste reagiert. Das ist bei der links- und rechtsliegenden Menü- und Zurücktaste nicht der Fall. Ich vermute, das liegt daran, dass sich hinter dem Home-Button nun ein neuer Fingerabdruckleser verbirgt.

OPO2Fingerprint

Die kapazitative Home-Taste erkennt den Finger nicht zuverlässig

Den Fingerabdruckleser habe ich zwar – wieder einmal – nicht zum Entsperren des Smartphones benutzt. Zu unsicher ist mir derzeit die technische Umsetzung der biometrischen Datenerfassung in Android. Aber die im Home-Button verbaute Technik muss nun eben nicht nur Berührungen erkennen, sondern auch den Abdruck scannen. Woran auch immer es liegen mag: Will man via Finger-Tap zurück zum Homescreen oder die Kamera durch Doppel-Tap starten, nervt es extrem, wenn die Berührung nicht erkannt wird. Kurzzeitig bin ich deshalb auf die zuschaltbaren On-Screen-Tasten ausgewichen.

3.3. Oneplus und seine Invites

Zuletzt wäre da auch beim Oneplus 2 das leidige Thema „Invites“. Auch das Oneplus 2 kann man nicht kaufen, sondern muss hoffen, einer der wenigen Glücklichen zu sein, denen per E-Mail die frohe Botschaft übermittelt wird: „You’re invited“.

OPO2Invite

Auch beim Oneplus 2 geht nix ohne „Invite“

Dieses Review ist auch nur deshalb möglich gewesen, weil Oneplus für Pressevertreter Priority-Invites ausgibt (nur die Invites wohlgemerkt, nicht das eigentliche Gerät). Wie beim Vorgänger musste ich mir also einen Mitstreiter suchen, der die Invite für sich einlöst und mir das Oneplus 2 dann für die Zwecke dieser Review überlässt. Die Account-Bindung der Einladungen ist zwar umgehbar, macht das Ganze aber zusätzlich schwer.

Warum Oneplus auch beim Nachfolger wieder auf das verhasste System der Invites zurückgreift, kann viele Gründe habe. Mir als Kunde sind sie egal. Genauso wie ich die erneute Kickstarter-Kampagne, die Pebble bei der Pebble Time gestartet hat, unpassend finde, finde ich das Invite-System von Oneplus unnötig. Nicht ausreichend viele Geräte herstellen zu  können, mag kreativere Vetriebswege erfordern, aber Lieferengpässe sind in der Branche nichts Neues. Und mir ist ein transparentes Pre-Order-System mit langer Lieferlaufzeit alle mal lieber, als dieses unwürdige Gebettel nach Einladungen.

4. Fazit: Besseres als der Vorgänger, aber auch mehr Konkurrenz

Am Ende bleibt für mich aber ein unerwartet positives Fazit. Das Oneplus One war vor allem ein technisches Feuerwerk, welches das Oneplus 2 nicht vollständig wiederholt kann. Das muss es aber auch nicht, wenn am Ende dabei ein gutes Smartphone herauskommt. Und genau das scheint das Oneplus 2 zu sein: Es ist weniger das Datenmonster, das der Vorgänger war, aber dafür ein verlässliches und schickes Smartphone für den Alltag.

Damit ist aber auch klar, dass das Oneplus 2 sich einer ganz anderen Konkurrenz stellen muss. Mit dem Moto X Play, dem neuen Nexus 5X und sogar Geräten wie dem Asus ZenPhone 2 gibt es mittlerweile deutlich mehr Smartphones, die im Sweetspot zwischen 300 € und 400 € gehobene Midrange-Hardware liefern. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass das Galaxy S6 mittlerweile aufgrund seines Alters ebenfalls für deutlich unter 400 € zu haben ist, ist die Entscheidung für das Oneplus 2 nicht mehr so einfach zu begründen, wie noch beim Vorgänger.

Was das Oneplus 2 letztlich für mich über die Zielgerade rettet, ist die in Details dann doch bessere Ausstattung. Einen Snapdragon 810 oder 4 GB Speicher findet man in Kombination mit Dual-SIM und USB-C dann eben doch nicht so einfach. Für mich persönlich sind Geräte oberhalb der 5,5 Zoll zwar nichts, aber ich habe längst erkannt, dass ich damit zu einer Minderheit gehöre. Das Oneplus 2 hat wie das Oneplus One vor allem in Sachen Software noch einiges an Vertrauen aufzubauen, aber die Ausgangsposition stimmt. Für 399 € fällt mir auf die Schnelle kaum ein Smartphone ein, dass technisch mit dem Oneplus 2 mithalten kann. Zusammen mit dem neuen Look und der spürbar besseren Software, sehe ich keinen Grund, das Oneplus 2 nicht zu weiter zu empfehlen. Wenn da diese Einladungen nicht wären …

See you in the comments!

 

Noch kein Kommentar

Artikel kommentieren

Dein Kommentar wird in der Regel sofort veröffentlicht. Bei erhöhtem Spam-Aufkommen kann es aber zu Verzögerungen kommen. Hab dann bitte einfach Geduld. Zur Erkennung von Spam verwendet das Blog ein Plugin, das den Inhalt des Kommentars, seine Uhrzeit sowie einige weitere Daten, wie zB enthaltene URLs, berücksichtigt. Bitte beachte deshalb die Datenschutzhinweise zur Kommentarfunktion.

Notwendige Felder sind mit * markiert.