Macbook Pro (2017) und Elgato Dock: Mein kurzer Flirt mit Thunderbolt 3

Never buy a first generation product. Sei es die Apple Watch, 3D-Touch oder neue Retina-Displays am Macbook: Oft hatten Apple-Produkte der ersten Generation so ihre Startschwierigkeiten. Dementsprechend habe ich in all diesen Fällen erst später zugegriffen und u.a. statt der ersten Apple Watch erst bei der Series 1, statt beim iPhone 6S erst beim iPhone 7 und beim Macbook mit Retina-Display erst bei der 2015er Generation zugegriffen. Als Apple im vergangenen Jahr sein Macbook Angebot modernisierte und dabei alle Ports auf Thunderbolt 3 umstellte, war daher für mich klar: Der neue Standard darf gern erst einmal reifen. Auf der diesjährigen WWDC stellte Apple nun die zweite Generation Macbooks mit Thunderbolt 3 Ports sowie (endlich) Kaby Lake Prozessoren vor und ich entschloss mich zum Upgrade. Zu meiner Enttäuschung sollte es aber ein sehr kurzer Ausflug werden. Das Macbook sowie das ebenfalls angeschaffte Thunderbolt 3 Dock von Elgato gingen nach kurzer Zeit wieder zurück an die Verkäufer. Schuld ist der – meiner Meinung nach – noch nicht ausreichend verlässliche Thunderbolt 3 Standard.

Das neue Macbook Pro (2017) ohne Touchbar

Seit etwa zweieinhalb Jahre nutze ich das 2015er Macbook Pro Retina mit 13 Zoll. Es ist das letzte Modell, dass noch normale Anschlüsse wie HDMI, SD-Kartenleser oder USB-A hatte. Gleichzeitig war es auch das erste Modell, das die Force Feedback Technik bei Trackpads einführte. Insgesamt war das Gerät für mich ideal und in den Jahren habe ich mich immer extrem wohl mit der Anschaffung gefühlt. Details findet ihr im entsprechenden ausführlichen Testbericht. Im Grunde gab es auch überhaupt keinen Anlass, ein neues Gerät anzuschaffen.

Seit einem Jobwechsel Anfang des Jahres pendle ich allerdings mehrmals die Woche längere Strecken mit dem Zug. Die Zeit habe ich genutzt, um u.a. für diesen Blog zu schreiben oder fachliche Dinge zu erledigen. Und dabei wurde mir dann doch recht schnell klar, dass das 2015er Macbook Pro in Sachen Gewicht und Größe nicht mehr taufrisch ist. Schon länger habe ich daher auf leichtere, handlichere Notebooks geschielt. Das 12 Zoll Macbook kam dabei genauso in Betracht wie die letztes Jahr neu vorgestellten dünneren Macbook Pro Modelle. Aber das 12 Zoll Macbook schien mir mit seinem einzelnen USB-3.1 Typ C Anschluss stets zu limitert, wenngleich ansonsten sehr verlockend. Die neuen schlankeren Macbook Pro Modelle hingegen waren letztes Jahr eher eine Enttäuschung. Ältere (Skylake) Prozessoren von Intel, schräge Features wie die Touchbar und verbreitete Berichte von klemmenden Tasten sowie mein Leitsatz, nie die erste Generation von Apple Geräten zu kaufen, ließen mich stillhalten.

Tastatur und großes Trackpad der neuen Macbook finde ich richtig klasse!

Vor Kurzem habe ich dann doch zugegriffen und zwar bei einem Macbook Pro (2017) ohne Touchbar. Ein bekannter Mac-Fachhändler hatte gerade eine Rabattaktion am Laufen, dank Kaby Lake Chips waren die Macbooks endlich auf Höhe der Zeit und außerdem senkte Apple gerade beim Macbook Pro ohne Touchbar ohnehin die Preise. Ein bisschen mehr RAM und SSD-Speicher hatte ich mir hinzu konfiguriert und hoffte nun, dass das Gerät genau das liefern würde, was ich brauchte: Weniger Gewicht als mein jetziges 2015er Macbook und trotzdem mit zwei Thunderbolt 3 Ports mehr Flexibilität als mit einem 12 Zoll Macbook. Ein passendes Thunderbolt 3 Dock habe ich mir ebenfalls sofort dazu bestellt. Meine Wahl fiel dabei auf das Dock von Elgato, das als eines der wenigen (derzeit verfügbaren) Docks das angeschlossene Macbook auch mit Strom versorgt.

Flacher, leichter  und kleiner als mein 2015er Macbook ist das neue Modell

Statt vielfältiger Anschlussauswahl bietet Apple am Macbook Pro nur noch Thunderbolt 3 mit USB-C Stecker

Ich habe das Macbook aus gleich zu erörternden Gründen leider nur kurz genutzt, aber in der Zeit habe ich mir jedenfalls in Sachen Design, Haptik, Tastatur und Display eine Meinung bilden können. Kurz gesagt: Besser verarbeitete Notebooks findet man meines Erachtens nach weiterhin nirgendwo. Das Display ist bei unveränderter Auflösung spürbar heller und kontrastreicher. Die kontroverse flache Tastatur gefiel mir mit den großen Tasten und dem knackig-kurzen Tastenhub extrem gut und auch das extragroße Trackpad kam mit als routiniertem Nutzer der macOS Trackpad Gesten nur entgegen. Etwas leichter und kleiner als mein 2015er war es auch. Im Grunde also ein Volltreffer und – soviel kann ich sagen – das Macbook selbst war nicht der Grund dafür, dass ich kurz nach dem Auspacken alles wieder zurückschickte.

Thunderbolt 3 am Elgato Dock

Mindestens genauso gespannt wie auf das neue Macbook war ich auf das Dock von Elgato. Der Plan: Morgens würde ich das Macbook vom einzelnen Thunderbolt 3 Kabel abstöpseln, in die Tasche stecken und in den Arbeitstag aufbrechen. Abends könnte ich dann einfach das Macbook mit einem Kabel wieder ans Dock hängen und sofort Monitor, Ethernet, USB & Co einsatzbereit haben. Zunächst zeigt sich das Elgato Dock auch von seiner besten Seite. Schon während der Einrichtung meines neuen 2017er Macbook Pro wurde die angeschlossene Time Machine Festplatte ohne Weiteres erkannt und ich konnte das Macbook mit sehr guten 130 MB/s aus dem frischen BackUp meines 2015er Macbooks einrichten. Ein gelungener Einstieg also.

Mein Schreibtisch-Setup: Vorher mit dem 2015er Macbook Pro und direkter Verkabelung

Mein Setup mit Dock und neuem Macbook Pro (2017)

Etwas getrübt wurde die Freude nur durch das bemerkenswert große Netzteil des Elgato Docks. Zwar wirkt das Dock auf dem Tisch sehr elegant, aber wenn unter dem Tisch dann ein noch einmal genauso großes Netzteil verstaut werden muss, erreicht man letztlich doch eher eine Kabelsalat-Verlagerung als eine Kabelsalat-Minderung. Störend ist auch der Widerstand kurz vor dem Anschlussende des Kabels. Will man das Dock optisch hübsch durch Kabeldurchführungen verkabeln, hängt das Kabel so gern vor oder nach der Durchführung fest.

Das vermeintlich schlanke Dock benötigt ein beeindruckendes Netzteil

Das eigentlich Problem trat dann auf, als ich meinen Monitor, den Dell P2715Q mit Ultra-HD-Auflösung, mit dem Dock verbinden wollte. Egal in welcher Reihenfolge ich Display, Dock und Macbook einsteckte oder anschaltete: Der Monitor blieb schwarz. Es benötigte einige Recherche, bis ich darauf stieß, dass es scheinbar nur möglich ist, meinen Monitor ohne Multi-Stream-Transport mit lediglich 30 Bildern pro Sekunde zu betreiben. Und tatsächlich: Entsprechend konfiguriert, zeigte der Monitor zwar ein (4K-) Bild, aber dank nur 30 Bildern pro Sekunde war die Bedienung mit der Maus ein ruckeliger Graus.

Inkompatibel: Mein Dell P2715Q funktioniert am Elgato Thunderbolt 3 Dock nicht

Es begann dann ein kurzer Dialog mit dem (sehr reaktionsschnellen und freundlichen!) Support von Elgato sowie Diskussionen mit anderen Mac-Nutzern in meinem Online-Stammforum. Das Ergebnis: Tatsächlich gibt es je nach verbauten Thunderbolt 3 Chips in den Docking-Stations, den Controller-Chips in den unterschiedlichen Macbooks und den angeschlossenen Displays Probleme. Unter anderem die mangelnde Kompatibilität mit meinem Monitor war bei Elgato schon bekannt. Ob und wann ein Firmware-Update des Docks hier Besserung bringen würde, konnte man mir nicht sagen. Man empfahl mir zwar, den Monitor testweise nicht via Displayport, sondern via Thunderbolt 3 am Dock anzuschließen, aber das hätte eine zusätzliche Anschaffung eines Kabel für etwa 30 Euro bedeutet. Mittlerweile hatte ich mich auch mit anderen Thunderbolt 3 Nutzern unterhalten können und wurde trotz viel positivem Feedback doch darin bestätigt, dass Displays aktuell von Thunderbolt 3 eher noch unzuverlässig unterstützt würden.

Kommando zurück und Plan B

An diesem Punkte galt es für mich dann eine Entscheidung zu treffen. Sollte ich auf ein Update meines Docks warten? Vielleicht ein anderes Dock probieren? Oder einfach erst einmal ohne Dock arbeiten? All diese Lösungen schienen mir unbefriedigend. Mit Blick auf die anhaltenden Kontroversen um wenig nachvollziehbare Inkompatibilitäten mit Thunderbolt Adaptern und Docks, beschlich mich das Gefühl, dass der Standard für mich einfach noch nicht alltagstauglich ist. Es kommt – jedenfalls in meinem Alltag – durchaus vor, dass ich mein Macbook im Hotel an den Fernseher anschließe oder es für Vorträge mit einem Beamer verbinde. Hier nun immer im Hinterkopf zu haben, ob und wie gut die verbundenen Displays wohl funktionieren würde, war mir einfach eine zu unsichere Geschichte.

Und auch das Macbook selbst erwies sich letztlich als nicht ganz der durchschlagende Erfolg. Mit 1,37 kg ist das neue Macbook Pro zwar messbar leichter als mein 2015er Macbook Pro, das auf etwa 1,58 kg kommt. Die messbaren 200 g wirken sich in der Handhabung aber leider deutlich weniger aus, als ich es erhofft hatte. Schweren Herzen hieß es dann also Kommando zurück: Macbook sowie Elgato Dock sind derweil wieder auf dem Rückweg und ich habe mich meinem Plan B zugewandt.

Der lautet derzeit, es vielleicht doch mit dem neuen 2017er Modell des 12 Zoll Macbooks zu versuchen, und zwar als separates Zweitgerät. Das kleinere und mit 0,92 kg tatsächlich deutlich leichtere 12 Zoll Modell scheint mir für meine mobilen Bedürfnisse einfach die beste Wahl zu sein. Mit einem kleinen Trick soll das 12 Zoll Macbook sogar in der Lage sein, auch 4K-Displays mit 60 Hz zu betreiben. Im Grunde hatte ich mir gewünscht, dass Apple auch beim 12 Zoll Macbook dieses Jahr auf Thunderbolt 3 umgerüstet hätte. So wäre ich jedenfalls in Zukunft nicht abgeneigt, einer vollwertigen Docking-Station eine neue Chance zu geben und könnte dann mein kräftiges 2015er Modell dem Gebrauchtmarkt anvertrauen. Vorerst bleibt mein Ausflug in die schöne neue Anschlusswelt aber ein kurzer Flirt.

See you in the comments!

 

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