Klappern, Dellen, Macken: Wie penibel darf man als Gadget-Käufer sein?
|Ich gebe zu, dass dieser Beitrag derzeit wohl den Spitzenplatz in meinem persönlichen „First-World-Problems“-Ranking hier im Blog einnimmt. Es geht um Kleinigkeiten wie Dellen, Macken oder sonstigen Mängeln bei Gadgets. Egal ob klappernde Tasten, unsaubere Lackierung, Displayfehler oder schnöde Farbabweichungen: Jeder hat wahrscheinlich schon einmal ein Smartphone gekauft und sich hinterher gefragt: Muss ich das so hinnehmen oder kann ich das tauschen lassen? Aus meiner eigenen jüngsten Erfahrung mit dem Huawei Nexus 6P habe ich mir ein paar Gedanken zu der Frage gemacht: Wie pingelig und anspruchsvoll darf (odee muss) man als Käufer eigentlich sein?
Klappern, Dellen, Macken
Im Review zum Huawei Nexus 6P habe ich bereits davon gesprochen, dass Geräte der Nexus Serie in den letzten Jahren eine recht umrühmliche Vorliebe für Qualitätsschwankungen hatten. Mein Nexus 5 habe ich diverse Male wegen klappernder Tasten oder defektem Vibrationsmotor tauschen lassen. Auch mein brandneues Nexus 6P wies zunächst ein unsauber verklebtes Display und dann eine klingelnd-klappernde Lautstärkewippe auf. Aber die Beispiele sind natürlich vielfältiger: Das Scuffgate beim iPhone 5? Verfärbung auf dem Display vom Oneplus One? Verschobene Kameralinse beim iPhone 6S? Keine Hardware ist perfekt und jedes Gerät scheint seine ganz eigenen charakteristischen Macken zu haben.
Die Frage bei alledem ist: Was passiert, wenn das neue Gadget endlich in den eigenen Händen ist und nicht dem entspricht, was man erwartet hat? Was, wenn hart erspartes Geld und ungeduldiges Warten auf die Lieferung nicht mit einem tadellosen Produkt belohnt werden?
Stell dich nicht so an!
Meine persönliche Reaktion ist in der Regel zunächst, dass ich mir die kleinen Unzulänglichkeiten schönrede. Das gelingt in den ersten Tagen mit dem neuen Gerät natürlich auch recht einfach. Was stört der Gelbstich im Display, wenn man endlich die verbesserte Kamera testen kann? Was kümmert der rauschende Lautsprecher, wenn man sich endlich über das neue schicke Design freut? Und – ganz ehrlich – wer will schon direkt nach dem Auspacken in der Call-Center-Warteschleife hängen und sich beim Kundendienst beschweren? Nein, zunächst werden die kleinen Unstimmigkeiten soweit es geht wegrationalisiert und zu vergessen versucht.
Je nachdem, wie gravierend diese Kleinigkeiten sind, kann das natürlich auch funktionieren. Technik ist trotz allem eben ein Gebrauchsgegenstand und wenn sich in naher Zulkunft zu einem Lackkratzer ohnehin weitere hinzugesellen, macht es wenig Sinn, sich über Liefermängel aufzuregen. So habe ich zum Beispiel bis heute die etwas lockere Standby-Taste bei meinem iPhone 5S nicht bei Apple moniert, einfach weil ich die Taste kaum nutze, sie keine nervigen Geräusche macht und das Gerät gebraucht auch nicht sehr teuer war.
Anspruchsvoll oder kleinlich?
Aber in der Regel kommt es – jedenfalls bei mir – dann doch anders. Nach ein paar Tagen oder Wochen ist die erste Verliebtheit verblasst, alle neuen Features sind zur Normalität geworden und die Kleinigkeiten fangen wieder an zu nerven. Und dann beginnt die Abwägung: Wie teuer war das Gerät? Wie lange will ich es nutzen? Und natürlich erinnere ich mich irgendwann auch wieder an die Versprechen, die der Hersteller gemacht hat. Marketing, das Gehäuseverarbeitung auf Raumfahrtniveau oder vollendete Handwerkskunst anpreist, lässt mich tendenziell eher etwas anspruchsvoller werden. Mich stören dabei in der Regel auch solche Dinge mehr, die ich hören oder fühlen kann: Lockere Tasten, klapperndes oder knarzendes Gehäuse und üppige Spaltmaße zum Beispiel. Optische Mängel wie ein Gelbstich im Display oder Kratzer kann ich da eher verzeihen.
Im Falle meines Nexus 6P habe mich – wie im Review angekündigt – deshalb entschlossen, mir noch einmal ein Austauschgerät schicken zu lassen. Leider hatte auch das dritte Nexus 6P die gleiche klappernde Lautstärkewippe, wie die zwei Modelle davor. Im Ergebnis geht das Nexus 6P deshalb jetzt gänzlich an Google zurück.
War ich zu pingelig oder berechtigt anspruchsvoll? Wie handhabt ihr diese kleinen und großen Mängel, Dellen, Macken und Fehler bei euren Anschaffungen?
See you in the comments!
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.
Schöner Artikel,
im großen und ganzen sehe ich das nicht anders. Ein Kratzer oder eine kleine Delle an unscheinbarer Stelle, da wird zukünftig mehr hinzukommen. Anders sieht es bei Mängeln aus, welche mir täglich bei der Bedienung auffallen: Hörbare Bedienelemente, wackelige Bauteile usw. Das stört einfach nur!
Wow, dass du das Nexus nach all dem Lob wegen einer wackligen Lautstärkewippe zurückschickst, hätte ich nicht erwartet. Klingt zunächst schon sehr pingelig. 😉 Ich denke das ist ein Mangel, den viele Leute gar nicht als solchen wahrnehmen würden, aber wenn man ihn mal registriert hat und sich jedes Mal ärgert, wenn man die Lautstärketaste betätigt, dann kann er einem schon den Spaß am Phone verderben. Dann ist es auf jeden Fall das gute Recht des Kunden, das Gerät umzutauschen oder ganz zurückzugeben. Bei einem 700€ Flaggschiff darf man schon pingelig sein.
Moin Königsstein,
Ja, ich habe auch sehr mit mir gehadert, aber wenn ich das Nexus 6P genauso lange nutze, wie mein 5er (2 Jahre etwa), dann würde mich die klingelnde und klappernde Taste einfach ständig stören. Wie gesagt: Vielleicht bin ich da auch zu pingelig gewesen 😉
Gruß
DMM
n’Abend.
Ich hatte vor einigen Wochen auch mal das 6P – hab es aber zurückgeschickt und nutze weiterhin (seit September 2014) mein Xperia Z3.
Ich Stufe mich selbst als äußerst kleinlich ein was Kratzer, Dellen usw betrifft – ohne Folien und Hülle (übrigens eine von Adore June ;D) nehme ich ein Smartphone nichtmal in die Hand.
Nun also zum 6P: vorne hatte ich also die Folie drauf, das ganze Gerät in eine durchsichtige Hülle. Doch das „nervige“ folgte prompt.
Und zwar die herausstehende Kamera, hauptsächlich weil die ganze „Leiste“ verglast war…und diese wurde eben nicht geschützt..am ende war auch das Grund für mich das Gerät zurückzuschicken (auch wenn sich das total dämlich anhört). Primär geht es darum, dass ich in meinem Beruf oft in Gruben hocke oder dreckige, fettige Hände habe (arbeite an Telefonkabeln) und mein Handy oft benötige (habe kein Arbeitstelefon, also muss das private herhalten).
Bei meinem Z3 hat sich das mit der Zeit von selbst irgendwie geregelt, weil es halt schon eine Weile in Verwendung ist und selbstverständlich auch schon sichtbare Kratzer am Rahmen hat (und im Inneren klappert irgendwas, aber keine Ahnung was genau).
Mit „frischen“ Smartphones gehe ich seeehr zimperlich um, weswegen es mir da schon schwer viel das 6P in der Grube zu verwenden.
Aktuell suche ich nach einem neuen Smartphone (dieses mal aber wirklich!^^) und bin vom Moto Z Play ganz angetan…aber diese verglaste Rückseite…für die es keine Folien gibt..ach mann! (habe übrigens heute mal Mumbi angeschrieben und gefragt, ob es eventuell Rückseitenfolien geben wird – er fragt morgen nach, ob es vielleicht auch eine Spazielanfertigung für mich geben könnte (wenn das klappen würde..WOW)).
Es lässt sich wohl einfach nicht vermeiden, dass das Smartphone komplett ohne Dellen bleibt (frag mein LG G2, das fiel mir aus der Jackentasche direkt auf den Estrich..RIP Display). Umso mehr bin ich beeindruckt, wie einige mit ihren teils 800€ teuren Geräten umgehen…“Gebrauchsgegenstand“, ja klar.
Wünsch dir nen angenehmen Sonntag Abend.
Moin Blauwal,
da scheinst du ja noch anspruchsvoller zu sein als ich. Schade eigentlich, denn das 6P (mein 4tes Gerät, ein gebrauchtes) ist jetzt richtig klasse und ich bin sehr zufrieden. Wüsste nicht, welches andere Gerät ich aktuell lieber hätte.
Gruß
DMM