iPhone SE Mod: Silbernes Gehäuse und schwarze Front

Dieses Blog trägt die Silbe „Mods“ nicht umsonst im Namen. Auch wenn Blogbeiträge zu Modding- und Bastelprojekten hier eher in der Minderheit sind, gehören sie doch zu meinen Liebsten. Nachdem ich zuletzt im Dezember 2017 meine Intel CPU geköpft und mit Flüssigmetall nachgerüstet habe, geht es in diesem Beitrag um das iPhone SE.

Leserinnen des Blog wissen, dass ich erstens das kleine iPhone SE noch immer – auch 2018 – für eines der besten Apple Smartphones halte und zweitens ein großer Fan von Geräten mit hellem Gehäuse und schwarzer Front bin. Leider verkauft Apple das iPhone SE nur in Versionen die jeweils eine helle oder dunkle Front mit gleichfarbigen Gehäusen verbinden. Da mein SE mittlerweile aus der Garantie ist und ich es ohnehin nur gebraucht bei eBay für einen „Appell und ’n Ei“ ersteigert habe, nahm ich all meinen Mut zusammen und entschied mich, einfach selbst tätig zu werden. Wie ich mir nun ein silbernes iPhone SE mit schwarzer Front gebaut habe, lest ihr in diesem Beitrag.

Apple macht es schwer

Das Ziel ist, wie gesagt, ein iPhone SE zusammen zu basteln, das die dunkle Front meines space-grauen Modells mit dem hellen Gehäuse des silbernen Modells kombiniert. Das lässt sich auf zwei Arten erreichen. Entweder man besorgt sich ein dunkles Displaymodul und schraubt das auf sein silbernes iPhone oder man zieht mit dem gesamten space-grauen Modell (also Display samt Innereien) in ein separates silbernes Gehäuse um. Ersteres ist natürlich der einfachere Weg. Notgedrungen habe ich mich dennoch für den komplizierteren Weg entscheiden müssen. Der Grund: Touch ID.

Der Fingerabdrucksensor des iPhone SE ist untrennbar mit einem bestimmten Mainboard verschmolzen. Deshalb ist es nicht möglich, einem iPhone SE nachträglich einen anderen Home-Button zu verpassen, da nur Apple den Touch ID Sensor mit dem Mainboard und dem Sicherheitsmodul verheiraten kann. Mainboard und Sicherheitsmodul müssen also immer eine Einheit bleiben. Darum konnte ich nicht einfach ein silbernes iPhone SE kaufen und das Display ersetzen, denn dabei hätte ich zwingend den weißen Home-Button des silbernen Geräts behalten müssen. Das hätte ziemlich doof ausgesehen. Stattdessen musste ich praktisch mit dem gesamten Innenleben meines space-grauen Modells in ein nachgekauftes silbernes Gehäuse umziehen.

Bei aller Kritik an Fingerabdrucksensoren als Authentifizierungsmethode für Smartphones mache ich Apple da aber keinen Vorwurf: Der Fingerabdrucksensor bildet zusammen mit dem Sicherheitsmodul (der sogenannten „Secure Enclave“) in den modernen iPhones ein kryptografisches Paar, das für viele Bereiche des iPhones wichtig ist. Von der Verschlüsselung des Speichers bis hin zu verifizierten iTunes-Käufen will und muss Apple sicher gehen, dass der Speicher und die Verifikation abgesichert sind. Trotzdem macht das den Umzug natürlich ungleich aufwändiger (wer das Projekt hingegen mit einem iPhone 5 nachmachen will, hat das Problem mangels Touch ID im 5er natürlich nicht und kann im Grunde einfach ein dunkles Drittanbieter-Display auf sein silbernes iPhone 5 schrauben.)

Die fummelige Umsetzung

Bei dem eigentlichen Umzug konnte ich zum Glück auf erfahrene Hilfe zurückgreifen. Rasmus (@realogel), ein befreundeter nebenberuflicher iPhone-Schrauber und hier im Blog kein Unbekannter, übernahm mitsamt seines Werkzeugs und dem iFixit-Teardown im Rücken die gesamten Feinarbeiten. Hilfreich war dabei insbesondere die magnetische Schraubenmatte, auf der wir alle Schrauben sicher verwahren und zuordnen konnten (#noad).

Die Technik meines space-grauen iPhones (rechts) soll ins neue silberne Gehäuse (links).

Um den Umzug zu erleichtern, haben wir uns entschieden, direkt ein weitgehend vorbereitetes helles Ersatzgehäuse zu kaufen. Das hat den Vorteil, dass Dinge wie Lightning-Port, Tasten und diverse Kabel bereits im neuen Gehäuse verbaut sind und nur die wesentlichen Innereien meines iPhones aus- und neu eingebaut werden müssen. Trotzdem ist so ein iPhone natürlich nicht für seine Reparierbarkeit bekannt, was bei den ungewöhnlichen Schraubentypen beginnt und den vielen verklebten Bauteilen endet. Um das iPhone zu öffnen, muss man die beiden Pentalobe-Schrauben neben dem Lightning-Port herausschrauben und dann mithilfe eines Saugnapf-Tools das Display aus dem Gehäuse lösen.

Wir fangen mit den Schrauben neben dem Lightning Port an.

Mit dem richtigen Werkzeug ist das Display schnell vom Gehäuse gelöst (aber gut auf das TouchID-Kabel aufpassen).

Bevor das Display abgenommen werden kann, müssen diverse Halterungen rausgeschraubt werden,

Nachdem alle Verbindungen gekappt sind, löst man das Display vom Gehäuse.

Beim Öffnen des iPhones muss man insbesondere auf das Kabel aufpassen, das den TouchID-Sensor mit dem Mainboard verbindet. Also sollte man das Display nicht direkt hochklappen, sondern zunächst vorsichtig das Kabel lösen. Danach muss dann erst einmal der Akku raus. Der ist – wie es sich für „moderne“ Geräte gehört – natürlich verklebt und muss daher vorsichtig mit einem Heber aus dem Gehäuse gehoben werden. Vorher darf man auch hier diverse Metallplatten und winzige Schrauben lösen.

Der verklebte Akku wird mit dem richtigen Werkzeug sanft aus dem alten Gehäuse entfernt.

Nach dem Akku geht es dann endlich dem Innenleben an den Kragen. Da wir uns für dieses Projekt für ein weitgehend vormontiertes Wechselgehäuse entschieden haben, müssen im Grunde nur das Mainboard, die Kamera und einige Kleinigkeiten umziehen.

Das Herz des iPhones: Sein Mainboard.

Kleinigkeiten, wie das Kameramodul sind durchaus etwas mühevoll.

Alt und neu entkernt nebeneinander: bereits für den Umzug.

Nachdem das alte silber-graue iPhone entkernt ist, ist alles für den Einzug ins neue silberne Gehäuse bereit. Dazu wiederholt man im wesentlichen die Schritte des Ausbaus in umgekehrter Reihenfolge. Es bewahrheitet sich aber doch das alte Sprichwort: Auseinanderbauen ist einfach als Zusammenbauen. Besonders die vielen kleinen Kabel, Stecker und Abschirmungen erfordern einiges an Feingefühl.

Das Kameramodul zieht um.

Als nächstes muss das Mainboard sich neu einfinden.

Nachdem alles wieder an Ort und Stelle ist, muss dann natürlich auch der Akku ins neue Gehäuse verbaut werden. Dafür liefert das von uns besorgte silberne Gehäuse neue Klebestreifen mit, die den Akku auch im neuen Gehäuse verkleben.

Unser Wechselgehäuse lieferte auch neue Klebestreifen für den Akku mit.

Der alte Akku wird im neuen Gehäuse ebenso verklebt wie im alten.

Der Umzug ist erst einmal geglückt. Jetzt wird es spannend.

Fast geschafft.

Nachdem alles wieder an Ort und Stelle ist, wird das Display wieder verkabelt und im neuen Gehäuse verschraubt. Insgesamt hat der Umzug etwa eine Stunde gedauert, inklusive herunterfallenden Kleinteile, Kampf mit winzigen Schrauben und immer wieder nötigen Kontrollblicken in die Vergleichsbilder bei iFixit.

Das (nicht ganz) perfekte Resultat

Spannend wird es natürlich beim ersten Anschalten. Zum Glück ging alles gut. Das Gerät bootet ohne Murren und alles funktioniert als wäre nichts gewesen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn das Innenleben interessiert sich natürlich kein Stück dafür, welches Metallgehäuse es umgibt, solange sensible Bauteile wie Mainboard und TouchID-Sensor übernommen werden. Zur Sicherheit haben wir das Gerät natürlich erst einmal gebootet, bevor wir das Display wieder final verschraubt haben. So spart man sich ein erneutes Öffnen des Geräts, falls man irgendwas übersehen hat.

Es lebt!

Rein optisch ist das Experiment meiner Meinung nach ein voller Erfolg. Der Kontrast aus dunklem Displayrahmen und silbernem Gehäuse ist ein Hingucker. Mehrfach wurde ich mittlerweile angesprochen, was das für ein „neues iPhone“ sei. Allein die Farbkombination erweckt sofort den Eindruck, dass es sich um einen Nachfolger zum mittlerweile leicht betagten SE aus 2016 handelt, einfach weil mein SE nun den aktuellen iPhone XS und XR Geräten ähnelt, bei den Apple unabhängig von der Farbwahl mittlerweile ja auch stets eine schwarze Front verbaut.

Für meinen Geschmack wäre es auch ein feiner Zug von Apple, uns doch noch einen Nachfolger zum SE zu bescheren, der nicht nur diesen neuen Look mitbringt, sondern die Technik auf – meinetwegen – iPhone 8 Niveau anhebt und den Home Button durch die Force Feedback Taste ersetzt. Sogar das neue iPad Pro hat ja wieder die flachen Seitenränder bekommen, wie sie das iPhone 5, 5S und SE haben. Ein neues „iPhone SE 2“ wäre also im Grund voll auf der neuen optischen Linie von Apple. Wenn dann noch das Display im gleichen Gehäuse etwas vergrößert würde: Shut up and take my money 💸.

Einen kleinen Wermutstropfen hat mein Mod aber doch: Das silberne Nachbaugehäuse ist natürlich kein Original Apple Gehäuse und die vormontierten Bauteile wie Standby-Schalter, Lautstärke-Tasten sowie die Anschlüsse nicht in jedem Fall auf dem Qualitätsniveau des silber-grauen Originalbauteils. Mein gemoddetes schwarz-weiß iPhone hat nun jedenfalls zwei Macken: Erstens will es in 4 von 5 Fällen im laufenden Betrieb nicht laden, sondern muss erst ausgeschaltet werden. Stecke ich das Ladekabel dann ein, lädt es. Außerdem scheint meine Lautlos-Wippe einen Wackelkontakt zu haben. Drücke ich etwas fester auf den Bereich, reagiert das iPhone kurz so, also ob ich von Lautlos auf Laut wechseln würde. Beides werde ich mir zusammen mit meinem Helfer noch einmal ansehen, aber wirklich den Spaß verdirbt es mir auch nicht. Für mich ist mein „Panda SE“ ein erfolgreiches Bastelprojekt. Danke an Rasmus und …

See you in the comments!

2 Kommentare

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