Das Multi Geräte Instant Messaging Problem (Update)
Ich gebe zu, der Titel klingt enorm sperrig. Hintergrund dieses Artikel ist ein Phänomen, das mir in letzter Zeit verstärkt untergekommen ist. Ich habe kürzlich das Lumis 520 gegen das iPhone 5 und das Moto G antreten lassen und deshalb häufig mehrere Geräte parallel genutzt. Das Problem: Unter welchem Dienst bin ich auf allen Geräten parallal erreichbar? Meine Gesprächspartner hatten verständlicherweise keine Lust, diverse Nummern und Messaging Apps abzuklappern, je nachdem welches Gerät ich gerade aktiv nutzte. Das Ganze lässt sich mit Tablets und anderen mobilen Begleitern bequem erweitern. Das Ergebnis ist das, was ich im Titel zu beschreiben versuche: Ein Multi Geräte Instant Messaging Problem.
Instant Messaging Dienste sind ein Segen, keine Frage. Nicht umsonst hat zum Beispiel Whatsapp mittlerweile die klassische SMS überholt, was die Anzahl der versandten Nachrichten angeht. Natürlich kommen mit diesen digitalen Übermittlungsmöglichkeiten auch ganz neue Probleme des Datenschutzes und der Sicherheit auf uns zu, aber das ist ein ganz anderes Thema. So sehr diese Dienste also unser Leben vereinfachen, sie sind nach wie vor im Kern darauf ausgelegt auf einem einzelnen Gerät genutzt zu werden.
Man muss nun kein Krösus sein, um mehr als zwei mobile Geräte zu nutzen. In Zeiten, in denen das Moto G absurd viel Wert für wenig Geld bietet, Smartphones als Beilage zum Fernseher üblich werden und zunehmend mindestens ein Tablet in jedem Haushalt rumliegt, kommt auch ein Normalo irgendwann zu der Frage: Wie bin ich auf allen Geräten unter demselben Dienst erreichbar? Die Antwort ist trotz massenhaftem Angebot an sozialen Apps erstaunlich schwierig.
1. Die klassische SMS
Räumen wir den klassischen Kandidaten zu allererst aus dem Weg. Die SMS ist schön und gut, aber auf Tablets oft nicht zu gebrauchen. Selbst bei Verträgen mit Multi-SIM, also zwei SIM-Karten für den gleichen Vertrag (geteilte Telefonnummer, Daten- und Gesprächsvolumen) ist immer nur eine SIM für den Empfang von SMS aktiv. Die klassische SMS hilft also nicht weiter, wenn man sicher gehen will, dass man stets unter einer Adresse erreichbar ist, egal welches Gerät man in der Hand hat.
2. Whatsapp
Das zweite Dickschiff müssen wir auch direkt versenken. Whatsapp bindet sich stets an eine IMEI, also an die spezifische Gerätenummer. Selbst, wenn ich zwei Geräte mit der gleichen Nummer habe, kann ich die Whatsapp App zwar auf beiden installieren. Whatsapp verlangt aber eine Kontroll-SMS, die natürlich nur bei einem Gerät ankommt (siehe Punkt 1). Diese Bindung an den Empfang von SMS verhindert dann auch die Nutzung auf allem, was Tablet ist. Abhilfe würden hier verschiedene Handynummern schaffen, aber die machen es meinen Kontakten auch nicht einfacher und spalten die Unterhaltungen zudem auf die einzelnen Nummer auf. Auch Whatsapp konnte mir bei meiner Suche nach dem „einen Kanal“ also nicht helfen.
3. iMessage
Als nächstes möchte ich kurz iMessage ansprechen, Apples eigenen Messaging-Dienst, der auf allen aktuellen iOS und MacOS X Geräten läuft. Mit diesem Nachsatz ist eigentlich alles gesagt. Wer auf WP8 oder Android setzt, kommt an iMessage nicht ran. Das ist bedauerlich, denn iMessage macht eigentlich alles richtig. Egal ob am iPad, Macbook oder iPhone. Der Absender schickt eine Nachricht und sie kommt auf allen Geräten an. Auch der Gesprächsverlauf ist überall synchron (von gelegentlichen Synchronisationsproblemen abgesehen, die auch Apple manchmal hat). Wer in einer reinen Apple Welt lebt, kann sich also problemlos irgendeines seiner Geräte schnappen ohne bei seinem Gesprächspartner für Verwirrung darüber zu sorgen, wie man erreichbar ist.
4. Google Hangouts
Kommen wir zu Google Hangouts. Dieser iMessage Rivale aus dem Hause Google macht eine Sache besser als Apples Dienst: Er ist nicht auf Android festgelegt, sondern auch auf iOS Geräten intallierbar. Trotzdem bleiben zwei Probleme: Erstens ist hier wieder Windows Phone 8 (jedenfalls in Bezug auf eine offizielle App) außen vor und zweitens verlangt auch Hangouts eine Bestätigungs-SMS wie Whatsapp. Wer Hangouts auf mehreren Smartphones nutzen will, ist also schlecht beraten und muss abermals verschiedene SIMs mit verschiedenen Nummern nutzen. Immerhin ist man dann für seine Gesprächspartner unter einem einheitlichen Google Account sichtbar … allerdings mit verschiedenen Nummern. Also wieder nix.
5. Blackberry Messanger
Blackberrys Messenger erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Zwar hat der Dienst viel gute Kritik erhalten und geht bei Datenschutz und Verschlüsselung mit gutem Vorbild voran. Leider setzt er aber ebenfalls auf ein Authentifizierungskonzept, dass die Nutzung eines BBM Accounts an je ein Gerät bindet. Der eigentlich Grund, BBM nicht zu nutzen, ist aber klar die fehlende Verbreitung in meinem Umfeld. Der beste soziale Dienst bringt eben nichts, wenn er mich auf eine einsame Insel versetzt.
6. Die Klassiker
Als letzte Zuflucht habe ich mich dann den Klassikern wie Skype oder ICQ zugewandt. Der Vorteil an Skype ist, dass die App für alle Betriebssysteme verfügbar ist. Der Nachteil an Skype ist, dass die Zustellung von Nachrichten noch immer nicht tadellos läuft, wenn einer der Gesprächspartner offline ist oder man zeitgleich auf mehreren Geräten mit dem gleichen Account eingeloggt ist. Ich kann mich also nicht drauf verlassen, dass mein Gesprächsverlauf immer den aktuellsten Stand hat, egal zu welchem Gerät ich greife. Die gleichen Probleme gelten für ICQ.
Meine derzeitige Lösung
So recht haben mich also alle Möglichkeiten nicht überzeugt. Ich habe mir daher aktuell so beholfen, dass ich Drittanbieter Apps wie IM+ nutze, in die eine Vielzahl von Chatdiensten integrierbar sind. Der Vorteil an solchen Apps ist, dass sie erstens oft für alle Betriebssystem verfügbar sind und zweitens über offene Schnittstellen für fast alle Dienste empfangsbereit sind. So hat Google beispielsweise die Hangout Dienste soweit geöffnet, dass sie in IM+ eingebaut werden können, und zwar ohne Aktivierungs-SMS. Mein Problem: Egal ob Skype, ICQ oder Hangouts, keiner dieser Dienste ist bei allen meinen Gesprächspartnern so weit verbreitet wie Whatsapp und iMessage. Derzeit komme ich also nicht umhin, bestimmte Kontakte über bestimmte Kanäle zu verwalten. Die Suche nach der großen einheitlichen Lösung ist also noch nicht beendet. Dabei zeigt Apple mit iMessage durchaus, dass so eine Lösung absolut machbar ist.
Was meint ihr? Wie löst ihr das? Ist dieses Problem überhaupt eins oder findet ihr es sogar gut, verschiedene Kontakte über unterschiedliche Wege zu erreichen? Habt ihr vielleicht einen Tipp, den ich übersehen habe? See you in the comments!
Update (06.05.2014):
Über 3 Monate sind vergangen, seitdem ich mir diese Gedanken zur geräteübergreifenden Erreichbarkeit gemacht habe und leider fällt mein Fazit im Mai nicht viel besser aus als im Januar. Ein paar neue Möglichkeiten haben sich aber doch aufgetan:
Zu allererst einmal muss ich natürlich meine Ausführungen zu Google Hangouts korrigieren. Sowohl unter Android als auch unter iOS ist die Verbindung mit mit einer Telefonnummer freiwillig. Wer sich nur mit seiner Google-ID einloggen will, kann das tun und ist für alle Hangout Nutzer darunter erreichbar. Auch der beschriebene Umweg über Drittapps wie IM+ unter Windows Phone 8 funktioniert gut und damit ist Hangouts tatsächlich ein Universaldienst. Das Problem bleibt: Fast niemand nutzt Hangouts.
Die große Überraschung war für mich aber Threema. Den schweizer Messagingdienst habe ich bereits in meinem Artikel zur Übernahme von Whatsapp durch Facebook gelobt. Nicht nur ist Threema Ende-zu-Ende verschlüsselt (bisher haben sich jedenfalls keine weitergehenden Bedenken gegen Threemas Verschlüsselung ergeben), sondern Threema erlaubt auch die parallele Nutzung einer Identität auf mehreren Geräten. Ganz dem Konzept der Anonymität folgend, muss man bei Threema weder Telefonnummer oder E-Mail-Adresse angeben, sondern man erhält eine eindeutige Threema-ID. Um unter dieser ID überall erreichbar zu sein, kann man diese ID schlicht per BackUp Funktion exportieren und per QR-Scanner auf anderen Geräten importieren. So nutze ich jetzt die gleiche Threema ID auf dem iPhone 4S, dem Nexus 5 und sogar meinem Nexus 7. Ganz perfekt ist Threema aber noch nicht. Erstens braucht man auch dort Gesprächspartner (wobei Threema in meinem Umfeld tatsächlich – bis auf wenige Ausnahmen – Whatsapp eingeholt hat). Zweitens erlaubt Threema zwar die parallele Installation der gleichen ID, man kann aber immer nur mit einem Gerät auf den Servern von Threema eingeloggt sein. Das heißt: Nehme ich mein iPhone mit und war zuletzt mit dem Nexus 5 in einer Threema-Unterhaltung, dann muss ich auf dem iPhone erst einmal die App starten, um mich auf dem Threema-Server einzuloggen. Der bisherige Gesprächsverlauf bleibt dabei auf dem Nexus 5, das mir den Login auf einem anderen Gerät auch mit einer Meldung quitiert. Drittens und letztens ist Threema leider nicht für Windows Phone 8 verfügbar und laut FAQ von Threema bisher auch nicht geplant. Aber immerhin arbeitet man laut FAQs daran, die geräteübergreifenden Nutzung zu verbessern.
Soviel zu meinem Update. Hat sich bei euch etwas getan in dieser Hinsicht? See you in the comments (again)!
Ich bin Malte, der Chefredakteur hier bei DeathMetalMods.de. Ich bin beruflich als Jurist tätig und lebe in diesem Blog meine Lust an Technik, digitaler Welt und Gadgets aus. Ich schreibe hier die meisten Artikel und organisiere die Arbeiten im Hintergrund. Ihr findet mich auch privat bei Mastodon und Twitter.