Sony Smartwatch 3 im Test: Mit Metallarmband ein Kandidat für die Android Wear Spitze

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Mitte des Jahres 2014 habe ich mich gefragt, ob Smartwatches wirklich einmal mehr sein würden als Gadgets für Technikfans. Und so sehr ich diese Frage als überzeugter Pebble Steel Nutzer gern mit einem „Ja“ beantworten würde: So richtig fehlt mir auch Mitte 2015 noch das schlagende Argument für die Anschaffung einer Smartwatch. Daran ändert auch die Sony Smartwatch 3 zunächst nur wenig. Wer dem Konzept Smartwatch hingegen bereits zugeneigt ist, sollte sich Sonys Uhr genauer ansehen. Wie mir die Version mit Metallarmband gefallen hat, lest ihr in diesem Review.

Die Geschiche von Sonys Engagement im – immer noch jungen – Smartwatch-Markt ist zunächst schnell erzählt: Version 1 und 2 der Uhr liefen mit einem eigenen Betriebssystem, erst die hier getestete Version 3 setzt auf Googles Android Betriebssystem für Wearables. Die Sony Smartwatch 3 wurde im Herbst 2014 zunächst mit bunten Kunststoffarmbändern vorgestellt. Zur CES 2015 folgte dann ein Modell mit Metallarmband. Sony hat mir für diesen Testbericht freundlicherweise ein solches Modell zur Verfügung gestellt. Dafür abermals besten Dank an das dortige Presseteam.

Design und Tragekomfort

Als die Sony Smartwatch 3 mit Kunststoffarmband vorgestellt wurde, habe ich sie aufgrund des wenig anziehenden Designs nicht wirklich beachtet. In einem Android Wear Umfeld, das zu der Zeit optisch von der Motorola Moto 360 und der LG G Watch R dominiert wurde, konnte mich das Quadrat-Display und das Gummi-Armband nicht wirklich begeistern. Die jetzt erhältliche Version mit Metallarmband hingegen spielt in einer ganz anderen Liga und trifft meinen Geschmack schon deutlich mehr.

Das Metallarmband würde ich von allen bisherigen Armbändern der Android Wear Uhren tatsächlich als das hochwertigste bezeichnen. Das matte Stahlfinish, die leichtgängige Hochglanz-Schließe und die massiven Glieder wirken durchaus luxoriös (Allerdings: Aus der falschen Perspektive könnten auch Assoziationen mit den Raupenketten eines Panzers entstehen). Nimmt man die Front der Uhr mit in die Bewertung auf, verliert die Sony Smartwatch 3 dann etwas an Eleganz. Leider ist nämlich auch die Sony Uhr recht groß geraten. Die kompakte Größe einer Apple Watch oder der Pebble Steel erreicht Sony nicht.

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Besonders klein ist die Smartwatch 3 leider nicht.

Normale Handgelenke werden auch bei der Sony Smartwatch 3 nahezu komplett vom Uhrenkörper verdeckt. Damit setzt auch Sonys Modell die Reihe der Android Wear Uhren fort, die dem Träger ein bisschen Kompromissbereitschaft hinsichtlich der Optik abverlangen. Mit Blick auf die exzellente Xperia Z(3) Compact Reihe von Sony würde man es dabei doch gerade den Japanern zutrauen, Vorreiter für kompakte Android Wear Uhren zu sein. Zum Teil hat sich Sony bei der Smartwatch 3 auch selbst das Leben schwer gemacht, denn der eigentliche Uhrenkörper ist tatsächlich recht klein. Es ist also vor allem das wechselbare Armband, das der Smartwatch 3 ihre üppigen Ausmaße beschert. Immerhin: So lässt sich auch ein sportliches Kunststoffarmband anlegen.

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Der Uhrenkörper ist entnehmbar und kann in jedes andere Sony Armband gesteckt werden.

Letztlich läuft es auch bei der Smartwatch 3 auf den persönlichen Geschmack hinaus. Was die Größe angeht, muss man natürlich berücksichtigen, dass es in der analogen Uhrenwelt Modelle gibt, die es locker mit der bulligen Form aufnehmen können. Auch das quadratische Display hat Vor- und Nachteile: So schön runde Uhren, wie die Moto 360, aussehen: Außerhalb runder Ziffernblätter merkt man deutlich, dass Android Wear für eckige Displays entwickelt wurde. Letztendlich überwiegen für mich hinsichtlich Design und Tragekomfort klar die positiven Aspekte: Die Uhr sieht dank des tollen Armbands sehr edel aus, der Tragekomfort ist tadellos und bezüglich der Größe sticht Sonys Uhr jedenfalls nicht besonders negativ aus dem Android Wear LineUp heraus.

Display, Akku und Nutzung im Alltag

Im Alltag zeigt die Sony Uhr weitgehend Referenzleistung. Das Display ist mit 1,68 Zoll eines der größeren im Android Wear Umfeld und kommt mit 320 x 320 Pixeln auf gute 270 PPI. Damit ist das Display sogar schärfer als das der LG G Watch R. Trotz meiner Vorliebe für hohe Pixeldichten geht das bei einer Smartwatch absolut in Ordnung. Das Problem der Smartwatch 3 ist auch nicht die Schärfe des Display, sondern die Tatsache, dass es eher mäßige Blinkwinkelstabilität bietet. Gerade bei einer  Smartwatch, die öfter seitlich betrachtet werden, ist das bedauerlich.

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Die Ablesbarkeit bei Tageslicht könnte besser sein.

In hellem Tageslicht hat die Sony Smartwatch 3 zudem das klassische Problem vieler Smartwatches mit LCD-Display: Schlechte Ablesbarkeit. Allerdings schlägt sich Sonys Uhr hier noch recht gut. Das Display ist für LCD-Verhältnisse vergleichsweise hell und gerade im „Aktives Display“-Modus, in der die Uhr in einen Hochkontrast-Schwarz-Weiß-Modus schaltet, kann die Uhr sich in der Sonne erstaunlich gut schlagen.

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Deaktiviert man WLan und GPS hält die Smartwatch 3 tatsächlich locker 2 Tage.

Sony verspricht auf seiner offiziellen Produktseite eine Akkulaufzeit von durchschnittlich 2 Tagen und kann dieses Versprechen erfreulicherweise auch halten. Im normalen Betrieb, also ohne WLan und GPS, aber mit „aktivem Display“ komme ich tatsächlich locker auf 2 Tage. Tendenziell geht sogar mehr. Mit aktiviertem WLan und GPS hingegen geht der Uhr zum Abend rapide der Saft aus. Geladen wird der Akku übrigens über einen ganz normalen micro-USB Anschluss an der Innenseite des Uhrenkorpus. Damit ist die Sony Uhr bisher einzigartig. Auf Reisen kann man also einfach das Ladekabel vom Smartphone benutzen. Die Klappe, die auf der Rückseite den Port verdeckt, ist aber leider eher fummelig zu öffnen. Anders wäre die IP68-Wasserdichte jedoch nicht möglich.
In der Sony Smartwatch 3 arbeitet im Übrigen die von Android Wear Uhren gewohnte Technik: 512 MB Arbeitsspeicher, 4 GB Festspeicher und der bekannte Snapdragon Prozessor. Wie alle anderen Uhren auf dieser Grundlage, etwa die LG G Watch R, führt das zu tadelloser Performance. Toucheingaben werden problemlos und ohne Ruckler erkannt. Das System läuft butterweich und die Animationen werden flüssig dargestellt.

Android Wear auf der Sony Smartwatch 3

Für die Sony Smartwatch 3 wurde erst kürzlich das aktuellste Update für Android Wear ausgerollt. Für mich ist es die erste Android Wear Uhr, die ich mit Version 5.1.1 benutzen konnte. Gegenüber der bisherigen Version des Betriebssystems ändert sich durch Version 5.1.1 durchaus einiges.

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Neu bei Android Wear 5.1.1: Emojis zeichnen und als Antwort versenden.

So kann man nun mit dem Finger Emoji zeichnen und als Antwort auf Nachrichten verschicken. Allerdings versucht die Uhr, das gezeichnete Strichgesicht nur bekannten Emojis zuzuordnen, eigene Zeichnungen versenden kann man nicht. Sinnvoller finde ich deshalb die neue Geste, mit der man durch die verschiedenen Benachrichtigungen huschen kann. Mit einer Drehbewegung des Handgelenks wirft man die einzelnen Karten quasi nach unten und oben. Das klappt tatsächlich erstaunlich gut und ging mir binnen kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Das hätte ich nicht erwartet, wirkte diese Funktion auf mich zunächst doch eher wie ein Gimmick.

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Neu bei Android Wear 5.1.1: WLan. Und bisher exklusiv in der Smartwatch 3: GPS.

Die dritte praktische Neuerung ist der WLan-Support. Im Wlan-Automatik-Modus verbindet sich die Uhr mit Netzen, die dem Handy bekannt sind und wird so von der kurzen Reichweite der Bluetooth-Verbindung unabhängig. Zusammen mit den Sprachbefehlen und den Antwortmöglichkeiten der Uhr kann man so tatsächlich recht viel anstellen und sich dabei frei in der Wohnung bewegen.
Die restlichen Veränderungen in Version 5.1.1 betreffen vor allem die Benutzeroberfläche. Meine anfängliche Befürchtung, dass Google sich langsam vom angenehm simplen Aufbau seines Uhren-Betriebssystems entfernen könnte, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Trotzdem muss Google aufpassen, nicht ebenfalls in die Apple Watch Falle zu tappen, denn je mehr Ebenen und Einstellungskategorien auf der Uhr hinzukommen, umso mehr droht die Smartwatch zu einem weiteren nervigen Computer zu werden, statt sich nahtlos in den Alltag zu integrieren und eine sinnvolle Ergänzung zum Smartphone zu sein.

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Der neue Launcher macht über Seitwärts-Wischeingabe den Zugriff auf Apps und Kontakte einfacher.

Konkret hat Google eine neue Wischgeste integriert, mit  der man von der rechten Seite ein Liste alle Apps reinwischen kann. Weitere Seitwärtsbewegungen führen zu einer Liste von Favoriten-Kontakten und schließlich zum Schnellzugriff auf die Googles Sprachassistenten. Das alles finde ich tatsächlich immer noch recht intuitiv und übersichtlich. Im Vergleich zum konfusen WatchOS der Apple Watch sehe ich Android Wear deshalb aktuell in jedem Fall auf dem besseren Weg, was Bedienfreundlichkeit angeht. Das Mikrofon für die Spracheingabe befindet sich übrigens an der Front der Smartwatch 3 und hat meine Suchanfragen oder diktierten Eingaben gut erkannt. Lautsprecher hat die Sony Smartwatch 3 nicht.
Zuletzt wäre da noch die Frage, was die Smartwatch 3 eigentlich von anderen Android Wear Uhren unterscheidet. Das ist schnell erklärt: Sonys Uhr ist eines der wenigen Android Wear Geräte mit integriertem GPS. Dafür lässt sie aber den Herzschlagsensor vermissen. Das führt zu einer recht merkwürdigen Zielgruppe von Sportlern, die zwar ihren Laufweg verfolgen, aber nicht gleichzeitig ihre Anstrengung messen wollen. Da die mir vorliegende Metallversion aber ohnehin nicht auf das Fitnesspublikum abzielt, gehe ich auf den Bereich nicht weiter ein.

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Die vorinstallierten Ziffernblätter passen nicht so recht zur edlen Optik, meine ich.

Die einzige Modifikation, die Google an seinem Uhren-Betriebssystem zulässt, sind  die Ziffernblätter. Hier liefert Sony leider für meinen Geschmack wenig originelles und vor allem nur wenig, das zum eleganten Look der Metallversion der Smartwatch 3 passt. Es finden sich vorrangig recht langweilige Ziffernblätter mit Zeigern und nur wenige, die mit großer Digitalanzeige zum quadratischen Look oder luxoriösem Design passen würden.

Mein Urteil: Die edle Optik ist die größte Stärke der Smartwatch 3

Nach knapp 2 Wochen mit der Sony Smartwatch 3 bleibt mir vor allem die wirklich edle Optik in guter Erinnerung. Bezüglich der Funktionen und der Benutzung im Alltag gleicht sie anderen Android Wear Uhren ohnehin wie ein Ei dem anderen. Was aber den Tragekomfort angeht, muss ich zugeben: Das Metallarmband gehört zum Besten, was Android Wear derzeit zu bieten. Leider ist die Sony Uhr nicht gerade klein, aber in einem Umfeld von Moto 360 und Asus Zenwatch ist sie damit in guter Gesellschaft.

Wenn Smartwatches für euch noch immer nicht reizvoll genug sind, dann wird Sony eure Meinung mit der Smartwatch 3 wohl nicht ändern. Wenn aber eine Android Wear Uhr ohnehin auf eurem Wunschzettel steht, dann sollte Sonys Uhr defintiv auf die oberen Plätze: Die Akkulaufzeit ist Spitzenklasse, die Performance tadellos und das Laden über micro-USB-Port ein sehr praktisches Detail. Aktuell kostet die Variante mit Metallarmband gute 250 €. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz nicht gerade wenig, aber im Vergleich zu einer Apple Watch mit Metallarmband (ca. 1150 €) fast lächerlich günstig.

Entscheidet also selbst, ob euch das Armband den Aufpreis zur Smartwatch 3 mit Kunststoffarmband wert ist. Mir wäre es das in jedem Fall. Der Rest ist dann eher eine Grundsatzfrage pro und contra Smartwatch im Allgemeinen. Aber das Thema spare ich mir für einen anderen Artikel auf. Bis dahin:

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6 Kommentare

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