Nokia Lumia 630 im Test: Starker Auftritt in der Einstiegsklasse

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Es gibt  immer wieder Momente im Leben eines Technikbloggers, in denen man angenehm überrascht wird. Das Lumia 630 war für mich das seit Langem stärkste Erlebnis dieser Art. Mit diesen Worten will ich mein Review zum (fast) günstigsten Windows Phone von Microsoft beginnen und nehme mein Fazit etwas vorweg: Überzeugender Auftritt! Natürlich ist das Gerät aber nicht frei von Kompromissen. Ob das Smartphone auch etwas für euch ist, lest ihr im Detail im folgenden Testbericht.

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung: Die Lumia Familie 2014

2. Wieviel Hardware bietet das Lumia 630
2.1 Optik, Design und Bedienung
2.2 Das Display
2.3 Die Kamera
2.4 Akkulaufzeit und sonstige Daten
2.5 Hardware Fazit: Kompromisse an den richtigen Stellen

3. Windows Phone 8 auf dem Lumia 630
3.1 Nutzererlebnis und Performance
3.2 Wie viel Lumia ist im Lumia 630?
3.3 Software Fazit: Windows Phone in Bestform

4. Fazit: Es trifft den richtigen Nerv

1. Einführung: Die Lumia Familie 2014

Das Lumia 630 war im April 2014 das erste Gerät der 30er-Serie und löste das Lumia 620 ab. Es war gleichzeitig das erste Windows Phone, das mit der Software Version 8.1 verkauft wurde (hier mein ausführlicher Artikel zu allen Neuerungen von Windows Phone 8.1). Mittlerweile ist die Lumia Familie aber weiter aufgefüllt worden und Microsoft hat das 2014er Portfolio nach unten mit dem noch günstigeren Lumia 530 abgerundet und erst kürzlich auf der IFA auch nach oben hin mit den Lumia 730 und 830 für hochwertigere Auswahl gesorgt. Das aktuelle Flagschiff, das Lumia 930, ist ebenfalls seit ein paar Monaten erhältlich. Da die Gerätesparte von Nokia mittlerweile vollständig von Microsoft übernommen wurde, verzichte ich ab sofort darauf, Nokia zu nennen, obwohl das Lumia 630 noch unter Nokia-Führung designt wurde. Der Absender meines Testgeräts war auch tatsächlich noch Nokia, an das ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank für die unkomplizierte Zusammenarbeit richte.

Die Fragen, die sich für dieses Review stellen, sind natürlich, wie sich das Lumia 630 einerseits gegenüber den anderen Windows Phone Geräten abgrenzt und welche Alternativen in der gleichen Preisregion bei Android bestehen. Zur groben Einordnung hier erst einmal die Leistungsdaten des Lumia 630 zusammengefasst:

Die Daten zum Lumia 630 im Überblick
Display 4,5 Zoll, IPS-Display
Auflösung 854 x 480 Pixel (217 PPI)
Gehäuse 129.5 x 66.7 x 9.2 Millimeter  (134 Gramm)
Prozessor Qualcomm Snapdragon 400 (4x 1,2 GHz)
Grafik Adreno 306
Arbeitsspeicher 512 MB
verbauter Speicher 8 GB, erweiterbar mit SD-Karte
Kamera 5 MP Rück- und keine Vorderseitekamera, kein LED-Blitz
Akku 1830 mAh (wechselbar)
Farben Grün, Orange, Gelb, Schwarz, Weiss (wechselbare Rückschale)
Datennetz max. HSDPA+, LTE im Lumia 635
WLan 802.11 b/g/n
Bluetooth 4.0 mit A2DP
GPS A-GPS und GLONASS
NFC Nein
Betriebssystem (Stand: 06.09.2014) Windows Phone 8.1
Preis ca. 125 €

2. Wieviel Hardware bietet das Lumia 630

Das Lumia 630 ist ein Einstiegsgerät, soviel ist klar. Wer hier High-End-Hardware und edelste Verarbeitung erwartet, erwartet natürlich zu viel. Die Frage ist aber, wieviel Premium-Feeling das Lumia 630 in die Einstiegsklasse herunterretten kann und an welchen Stellen Kompromisse eingegangen werden müssen.

2.1. Optik, Design und Bedienung

Nach 2 Wochen mit dem Lumia 630 kann ich bezüglich Haptik und Bedienung im Alltag ein ganz großes Lob aussprechen. Ich bin ein bekennender Fan der kantigen Optik des Lumia 930 oder iPhone 4S. Die klaren Schnitte im Stile des „industriellen Designs“ verleihen dem Lumia 630 nicht nur ein sehr frisches und modernes Aussehen, sondern auch eine angenehm griffige Handhabung. Glücklicherweise setzt Microsoft bei allen Farben auf einen matten Ton und hat damit dem iPhone 5C viel voraus (die Ähnlichkeit ist ansonsten aber nicht zu leugnen, was für Microsoft wie auch Apple spricht).

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Die kantige Optik verleiht dem Lumia 630 eine frische Optik, die – zugegeben – sehr an das iPhone 5C erinnert

Die Verteilung der Knöpfe und Ports ist standardmäßig. Oben findet sich ein 3,5mm Klinkenanschluss, unten der microUSB-Stecker und an der rechten Seite Power-Button und Lautstärke-Wippe. Leider verzichtet Microsoft auf den dedizierten Kamera-Button, der zu einer Art Trademark der Windows Phones geworden ist: Sehr bedauerlich und unnötig, wie ich finde.

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Rechts: Power und Lautstärke-Knöpfe

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Oben: 3,5 mm Klinkenanschluss

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Unten: micro-USB Anschluss

Das verbaute 4,5 Zoll Display ist noch recht gut mit einer Hand bedienbar und dank der nicht übertriebenen Seitenränder (Bezel) wirkt das Gerät für die gebotene Displaygröße auch nicht unangemessen groß. Zusammen mit dem sehr angenehmen Gewicht ist das 630 insgesamt einfach gut bedienbar. Ich nutze aktuell noch mein Lumia 920 und dazu habe ich in meinem Review gesagt, dass dessen hohes Gewicht eindeutig einer der größten Nachteile ist. Anders das Lumia 630, das mit seiner griffig kompakten Bauform und schlichten Optik wirklich Spaß macht.

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Rückseite: Wechselbar und mit Zugang zu SD- und SIM-Karte

Die Rückschale ist wechselbar und gibt Zugang zum SD-Kartenslot und der micro-SIM Karte. Die Rückseite kann damit schnell gegen andere Farben getauscht werden und auch Kratzer sind schnell durch neue Rückschalen vergessen gemacht. Die Rückschale sitzt zudem sehr stramm und vermittelt ein solides Gefühl. Insgesamt ist das Äußere für mich eine sehr positive Überraschung. Microsoft hat hier ein klasse Design am Wickel, das zudem hervorragend zur kantigen Optik von Windows Phone passt.

2.2 Das Display

So sehr man bei der Haptik und dem Design vergessen kann, dass es sich beim Lumia 630 um ein Geräte der Einstiegsklasse handelt, so sehr holt einen diese Wahrheit beim Display wieder ein. Egal wie man es dreht und wendet: 854×480 Pixel auf 4,5 Zoll Displaydiagonale ergeben immer 217 PPI. Diese resultierende Pixelpunktdichte ergibt besonders bei Textdarstellung und Bildern ein deutlich unscharfes und pixeliges Bild. Im Vergleich zum Lumia 920, das auf gleichem Displayplatz ein 720p Display verbaut, sieht man die Unterschiede sehr gut:

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Die Pixeldichte ist mau: links das 630, rechts das 920

Aber: Das ist keine Überraschung, sondern gehört in diesem Preissegment einfach dazu. Etwas abmildernd kommt hinzu, dass das deutlich pixelige Bild bei Windows Phone 8 weniger negativ auffällt als etwa bei Android und iOS, weil Windows Phone in seinem Design sehr viel mehr auf abstrakte Flächen, gerade Schnitte und schnörkellose Schritften setzt. Bei iOS, das viel filigranere Schriftarten nutzt, würde die geringe Schärfe deutlich negativer auffallen. Positiv möchte ich auch die gute Helligkeit, den guten Kontrast und den guten Schwarzwert erwähnen. Im Vergleich zum Lumia 520, das ich vor knapp unter einem Jahr getestet habe, wirkt das Bild beim Lumia 630 deutlich klarer und brillianter. Abgesehen von der fehlenden Schärfe kann ich daher wenig Kritik am Display üben.

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Mangels Helligkeitssensor muss der Schnellzugriff genutzt werden

Nervig ist allerdings, dass das Lumia 630 keinen Helligkeitssensor hat und nur manuell in den Stufen Niedrig, Mittel und Hoch geregelt werden kann. Um hier abends im Bett nicht geblendet zu werden oder draußen noch etwas erkennen zu können, muss man zwangsweise die Helligkeitsregelung auf einen der Schnellzugriffe im Action Center legen. Damit ist dann einer der dort verfügbaren Plätze unweigerlich und unnötigerweise verloren.

2.3 Die Kamera

Das Kapitel Kamera kann man schnell abhandeln. Mangels LED-Blitz und Frontkamera gibt es nur etwas zur Hauptkamera auf der Rückseite zu sagen. Die ist nicht unbrauchbar, neigt aber zu blassen Farben, pixeligen Details und schlechten Kontrasten.

Bei guten Lichtverhältnisse reicht es für die üblichen Schnappschüsse sicherlich aus, aber sobald das Licht nicht mitspielt, ist die Kamera praktisch unbrauchbar. Die fehlende Frontkamera kann man seit Kurzem aber mit der Lumia Selfie App etwas ausgleichen. Die früher unter „Lumia Glam“ bekannte App ermöglicht es über akustisches Feedback die Rückkamera „blind“ auf das eigene Gesicht auszurichten. Die Kamera App startet übrigens immer noch sehr langsam und braucht quälende Sekunden, um ein Foto zu schießen. Das wird sich wohl erst mit dem nächsten Update für Windows Phone 8.1, dem „GDR1 Update“ und den zugehörigen Verbesserungen des „Denim“-Update-Pakets bessern.

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Der dedizierte Kamerabutton fehlt (unten Lumia 920, oben Lumia 630)

Obwohl die Kamera also nicht gerade zu den Stärken des Lumia 630 zählt, vermisse ich doch den (bereits angesprochenen) Kamera Button. Mir ist nicht klar, warum Microsoft auf die Möglichkeit verzichtet, sich durch dieses sinnvolle Feature abzugrenzen. Egal, wie unspektakulär die Kamera ist, die Möglichkeit, das Gerät bequem mit dem Kamera Button direkt in die Kamera-App zu starten und über einen zweistufigen Auslöseknopf zu nutzen, war immer eine der großen Stärken von vielen Lumia Geräten.

Da Windows Phone bisher noch keine Möglichkeit vorsieht, die Kamera aus dem Sperrbildschirm heraus zu starten, muss man der Kamera einen weiteren der Schnellstartplätze zuweisen, was zusammen mit der Helligkeitsregelung dann nurnoch zwei Plätze frei lässt (siehe oben). Hier hätte ich mir gewüscht, dass dem Lumia 630 etwas mehr „Lumia Gen“ gelassen worden wäre und auch im Einstiegssegment kann der Kameraknopf nicht unbezahlbar gewesen sein, liebes Microsoft.

2.4 Akkulaufzeit und sonstige Daten

Nach der Kritik am Display und der Kamera kann ich beim Akku wieder etwas freundlicher werden. Der ist mit 1830 mAh angemessen groß und bringt mich auch bei starker Nutzung entspannt durch den Tag. Ich gehe meist voll geladen aus dem Haus, streame viel Musik über Spotify und MixRadio, führe Telefonate und besuche Foren sowie Soziale Netze. Trotzdem bringt mich der Akku abends immer mit einer entspannten Restladung von gut 30 % nach Hause. Den restlichen Tag überlebt es damit noch ganz gut. Bei weniger intensiver Nutzung komme ich noch bequemer über den Tag und sehe kein Problem, mit moderater Nutzung auch mal 2 Tage durchzuhalten.

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Die Akkulaufzeit ist ordentlich

Bei der Akkulaufzeit profitiert das Lumia 630 ganz klar von dem Snapdragon 400, der zu Recht als sehr effizient gilt. Im Vergleich zum Android Smartphone Moto G, das für mich noch immer der Laufzeitkönig ist, merkt man, dass es noch besser geht. Das Moto G hat aber schließlich auch einen 2200 mAh Akku. Der Lautsprecher auf der Rückseite erfüllt seinen Job und klingt dank des etwas größeren Gehäuses auch nicht so blechern, wie andere flachere Smartphones. In Zeiten von Boomsound und portablen Bluetooth Lautsprechern ist der verbaute Speaker aber kaum mehr als ein akzeptabler Wecker.

Die sonstigen Bereiche wie Telefonie, Verbindungsqualität und Empfangsstärke bieten wenig bemerkenswertes. Die Gesprächsqualität, die ich im Telekom-Netz getestet habe, war grundsolide, die Stimmen der Gesprächspartner gut verständlich und auch meine Stimme am Ende gut hörbar. Die WLan-, Bluetooth- und mobile Datenverbindung war stabil. Das 630 bietet zwar kein LTE, die gebotene maximale mobile Datengeschwindigkeit von HSDPA + mit knapp über 21 MBit/s sollte aber für die allermeisten ausreichen.

2.5 Hardware Fazit: Kompromisse an den richtigen Stellen

Mein Fazit zur Hardware kann zwar die Kompromisse bei Kamera und Display nicht ignorieren, fällt aber trotzdem ausgesprochen positiv aus. Die Optik trifft meinen Geschmack einfach sehr gut, das Gerät liegt angenehm in der Hand und versteckt seine preisliche Einordnung als „Einstiegsgerät“ mehr als gut. Beim Display kann ich auf die guten Helligkeits- und Kontrastwerte verweisen und komme dank der abstrakten Nutzeroberfläche auch erstaunlich gut mit der mageren Auflösung klar. Insgesamt ist das Lumia 630 ein Gerät, das auf dem Leistungsblatt eher unspektakulär rüberkommt, in der Benutzung aber erstaunlich überzeugt. Das Sprichwort „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ beschreibt das Lumia 630 sehr passend.

Trotz all des Lobes muss ich Microsoft aber auch dafür kritisieren, sich zu sehr auf die Ebene der Konkurrenz herabgelassen zu haben. Ja, im Einstiegssegment ist eine Kamera mit Blitz, eine Frontkamera oder ein hochauflösenderes Display nicht selbstverständlich. Aber Microsoft steht beim Marktanteil eben nicht auf einer Stufe mit der Konkurrenz. Warum Microsoft nicht einfach etwas mehr Geld in Hand genommen hat und bewusst mehr als die Konkurrenz in dieser Preisregion bietet, weiß ich nicht. Geräte wie das Galaxy Ace 3 von Samsung sind nicht weit entfernt und bieten bereits für 20 € mehr (gegenüber der UVP des 630) Extras wie LTE oder Frontkamera.

3. Windows Phone 8 auf dem Lumia 630

Auf dem Lumia 630 läuft Windows Phone 8, das mobile Betriebssystem von Microsoft, das sich mit einem globalen Marktanteil von 2,5 % und einem deutschen Marktanteil von 7,5 % zu Recht noch als Underdog bezeichnen lassen muss. Allerdings hat Windows Phone 8 in Italien und Griechenland sogar bereits iOS von Apple überholt und legt auch in entwickelnden Märkten wie Vietnam stark zu. Die Frage ist also: Wieviel Smartphone bekommt man im Lumia 630? Und wie ist die Performance im Alltag?

3.1. Nutzererlebnis und Performance

Bezüglich der Performance kann ich gleich zu Anfang Entwarnung geben. Obwohl das 630 ein Einsteigergerät ist, läuft das Betriebssystem wie am Schnürchen. Ich habe den verbauten Prozessor, den Snapdragon 400, ja bereits bei der Akkulaufzeit gelobt und tue es hier wieder. Die Rechenpower ist mehr als ausreichend für Windows Phone 8, das ohnehin als genügsam gilt. Das System läuft sogar besser als auf alten Flagschiffen wie dem Lumia 920, was schlicht daran liegt, dass zwischen dem 630 und dem alten 920 fast 2 Jahre Entwicklungszeit liegen. Einzig die nur 512 MB Ram sind bei häufigem Multitasking spürbar, wenn eine App im Hintergrund geschlossen wird, weil der Arbeitsspeicher zu voll wurde.

Windows Phone 8 selbst ist das einzige Betriebssystem, dass mehr bietet als endlosen Reihen von App-Symbolen. Wer lange iOS und Android genutzt hat, wird verstehen, was ich meine. Das Konzept der „Live-Tile“ ist dabei ein Kernelement von Windows Phone und vereint App-Symbol und Widget in einem Objekt. Der Homescreen von Windows Phone 8 wirkt damit um Welten lebendiger als der von iOS (*hust* Staub *hust*) und auch Android. Die Fotos Kachel zeigt eine Zufallsauswahl der gespeicherten Bilder, die Twitter Kachel gibt eine Vorschau auf kürzliche Interaktionen und die Spotify Kachel zeigt mir das Album-Cover der aktuellen Wiedergabe.

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Der Homescreen lebt!

Mit Version 8.1 hat zudem auch endlich eine zentrale Benachrichtigungszentrale Einzug gehalten und es gibt die Möglichkeit, hinter die Kacheln ein Hintergrundbild zu legen. Die Texteingabe über die neue Wischtastatur ist nach wie eine Referenz in Sachen Worterkennung und absolut einzigartig ist auch die Einbindung der SD-Karte. In keinem Betriebssystem ist es derart einfach, Apps auf die SD-Karte auszulagern. Die 8 GB verbauter Speicher sind deshalb absolut kein Manko für mich.

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Toll: Nirgends ist die SD-Karte so nützlich wie bei WP8

Windows Phone 8 ist mittlerweile als Betriebssystem so weit gereift, dass auch ich als anspruchsvoller Nutzer nurnoch Details zu meckern habe. Viele dieser Details können allerdings durchaus störend werden, wenn man speziellere Bedürfnisse hat. VPN-Verbindungen über die populären Protokolle PPTP und L2TP sind aktuell genauso unmöglich wie es keinen einfachen Weg gibt, CardDAV Server einzubinden. Wem das nichts sagt, der kann getrost weiterlesen und sich mit der Erkenntnis zufrieden geben: Windows Phone 8 ist im Großen und Ganzen reif für alles, was ein moderner Smartphone-Nutzer braucht. Kritik kann und muss man natürlich auch am Angebot der Apps üben, aber auch hier gilt: Für normale Ansprüche ist mittlerweile alles vorhanden, je spezieller aber die Wünsche, desto eher kann es vorkommen, dass eine App fehlt, die auf iOS und Android problemlos zu finden wäre. Ganz klar die größte Lücke sind die Google Dienste. Weder Google Drive, noch Google Hangouts noch Youtube gibt es offiziell im Windows Phone Store. Für vieles gibt es zwar brauchbare Alternativen von Drittentwickler, aber wer tief in Googles Welt integriert ist oder gar Smartwatches mit Android Wear nutzt, der hat keine Chance. Wer hingegen neu in die Welt der Smartphone startet, bekommt mit Microsofts Diensten rund um OneDrive, OneNote und Skype alles Nötige. Wer mehr zu meiner grundsätzlichen Meinung zu Windows Phone lesen möchte, dem empfehle ich die folgenden drei Artikel über die Stärken von Windows Phone 8 (5 Dinge, die Windows Phone 8 richtig macht), die aktuellen Herausforderungen (Windows Phone 8 2014: Am Scheideweg?) und die Lücken im App Angebot (Windows Phone 8: Wird aus dem Appgap jetzt ein Identitygap?).

3.2. Wie viel Lumia ist im Lumia 630

Das Lumia 630 ist aber nicht nur ein Windows Phone, sondern auch ein Lumia Phone und kommt daher mit ein paar Besonderheiten, die es bei den Windows Phones von zum Beispiel HTC nicht gibt. Allen Voran ist natürlich der Nokia Kartendienst Here zu nennen (der Kartendienst ist mittlerweile fast der einzige Bereich, der noch bei den Finnen verblieben ist). Der ermöglicht das Speichern ganzer Kartenbereiche auf dem Gerät und benötigt dann für die Navigation keine Datenverbindung mehr. Auf dem Lumia 630 ist zudem auch die Plus Version des Dienstes verfügbar, der alle Karten weltweit bietet und nicht auf die D, A, CH Region beschränkt ist.

Andere Extras wie etwa „Blick“, das im Standby auf dem Display Kurzinformationen zu eingegangen Nachrichten anzeigt, fehlen leider. Diese sind immer noch höherpreisigen Lumia Geräten vorbehalten.

3.3. Software Fazit: Windows Phone in Bestform

Zur Software kann ich im Grunde nur sagen, dass das Lumia 630 Windows Phone 8 in Bestform zeigt. Das System ist auf der Höhe seiner Zeit und überzeugt im Alltag mit allen Funktionen und Möglichkeiten, die Käufer im Einstiegssegment erwarten. Die Kombination aus Windows Phone typischer Effizienz und moderner Bauteile wie dem Snapdragon 400 ermöglichen eine flüssige Bedienung, die selbst so mancher High-End Androide vermissen lässt. Nur die 512 MB Ram sind mittlerweile unnötig schwach. Auch hier meine ich, dass Microsoft sich durchaus etwas aus dem Fenster hätte lehnen können und auch im Einstiegssegement ein volles Gigabyte Ram hätte springen lässen können.

Die wahre Entscheidung für oder gegen die Software des Lumia 630 findet aber nicht auf der Performance-Ebene, sondern auf der Inhaltsebene statt. Nach wie vor rate ich jedem, der von Android oder iOS zu Windows Phone 8  wechselt, sich vorher einmal anzuschauen, ob die persönlichen Lieblingsapps auch für Windows Phone verfügbar sind. Wer hier aber aus Interesse an Windows Phone 8 einmal hineinschnuppern will oder als Einsteiger ins Thema Smartphone zu Windows Phone greift, bekommt im Lumia 630 einen sehr guten Eindruck und Einstieg.

4. Fazit: Es trifft den richtigen Nerv

Meinen Test zum Lumia 630 schließe ich mit einer klaren Kaufempfehlung. Derzeit ist das 630 praktisch dauerhaft für 99 € oder 109 € zu bekommen und zu dem Preis bekommt man viel Smartphone für wenig Geld. Aber auch zu seinem Normalpreis von um die 125 € schafft das 630 das Kunststück, trotz seiner unscheinbaren Leistungsdaten ein Paket zu bieten, dass mehr Spaß macht als erwartet. Nur wenn die Priorität auf einem scharfen Display oder einer guten Kamera liegt, muss man beim Lumia 630 Zurückhaltung üben, aber beide Disziplinen sind im Bereich um 120 € und abwärts kaum irgendwo wirklich brauchbar.

Im Vergleich zu den restlichen Lumia Geräten, gerade dem nächstbesseren Lumia 730 ist das 630 gut positioniert. Im Vergleich zu Konkurrenz aus anderen Betriebssystemen kommen zwar Geräte wie das Galaxy Ace 3 oder das Motorola Moto G (erste Generation) in Betracht, aber beide kosten spürbare 20 bis 40 € mehr. Das mag relativ wenig klingen, stellt für viele Käufer aber eine spürbare Mehraufwendung dar. Für mich trifft das Lumia 630 einfach den richtigen Nerv und zum ersten Mal bedauere ich es wirklich, ein Testgerät zurückschicken zu müssen. Wäre da nicht die schwache Kamera, würde ich sofort von meinem Lumia 920 wechseln. So wie es ist, bleibt es aber ein klasse Gerät zum tollen Preis mit akzeptablen Schwächen und praktisch meine neue Standardempfehlung für Smartphone-Einsteiger.

Habt ihr das 630 schon probiert? Wie ist eure Erfahrung? Oder fällt es in eure nähere Wahl für einen Neukauf? Wie immer gilt: See you in the comments!

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