Android Apps unter Windows Phone 8: (k)eine gute Idee?

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„Was zum Henker?!“. So oder ähnlich dürften viele Windows Phone Fans auf das jüngste Gerücht reagiert haben, das behauptet, Microsoft würde daran arbeiten,  Android Apps auf Windows Phone 8 zu bringen. Für die einen ist es ein sinnvoller Schritt zu mehr App-Vielfalt, für die anderen der Anfang vom Ende. Ich gehöre zu letzteren und erkläre gern warum.

Worum gehts?

Apps sind kleine Programme, geschrieben in einer bestimmten Programmiersprache. iOS Apps sind gemeinhin in Objective C programmiert, Android Apps laufen auf Java Basis und Windows Phone 8 Apps in C++. Zusätzlich haben alle Appstores oder „Ökosysteme“ ihre Designvorgaben. iOS Apps nutzen meist Kontrollflächen innerhalb der Apps (Zurück-Button usw.), während Android Apps auf die vorgegebenen Navigationstasten von Android zurückgreifen. Windows Phone 8 hingegen präsentiert sich meist in kantiger, abstrakter Optik mit App-Ebenen in horizontaler Anordnung.

Diese Fragmentierung in Code und Design führt notwendigerweise dazu, dass eine App nicht auf allen Betriebssystemen läuft. Ein Entwickler muss also schauen, wie er seine Ressourcen einsetzt, wenn er seine Apps maximal profitabel verwerten will. Es ist daher nicht überraschend, dass viele Entwickler zuerst für iOS und Android programmieren, denn dort ist die Nutzerzahl und damit die Zahl potentieller Käufer am Größten.

Windows Phone 8 bleibt dabei auf der Strecke, wie ich selbst in meinem Vergleich zwischen dem Lumia 520 und dem iPhone 5 feststellen musste. Ist es dann nicht eine gute Idee, über Softwaretricks Apps fremder Plattformen auf Windows Phone 8 laufen zu lassen? Ich bin der Meinung: Nein!

Falsches Signal für Entwickler

Der Vizepräsident und Manager für Windows Phone 8, Joe Belfiore, twittere Ende November 2013, dass 2015 das „App-Gap“, also der Abstand in Quantität und Qualität des App-Angebots zwischen den App-Stores von iOS und Android zu Windows Phone 8 geschlossen sein würde. Ob er dabei gemeint hat, das „Gap“ mit schnellen Portierungen über-tapezieren zu wollen? Für Entwickler, die bereits heute für Windows Phone 8 programmieren, ist die Portierung von Android Apps jedenfalls das denkbar schlechteste Zeichen. „Seht her, wir brauchen euch nicht mehr, wir haben jetzt Android-Apps“. Das führt nur dazu, dass sich das App-Gap vergrößert und sendet ein völlig falsches Signal. Windows Phone 8 braucht meiner Meinung nach kein schnelles Flicken der Löcher, sondern eine tiefgreifende und enge Unterstützung von Entwicklern, die mit ganzem Herzen für Windows Phone 8 schreiben.

Mieses Nutzererlebnis

Emulierte, und virtualisierte Apps sind nie so gut, wie Apps, die nativ für ein System entwicklet wurden. Wer schon einmal versucht hat, alte DOS-Spieleklassiker auf aktuellen Windows Rechnern laufen zu lassen, weiß, dass im günstigsten Fall nur viel Gebastel notwendig ist. In den meisten Fällen leidet aber die Performance und das Spielgefühl. Nichts anderes ist zu erwarten, wenn Android Apps unter Windows Phone 8 laufen.

Bald voller Android Apps? Der WP8 Store

Bald voller Android Apps? Der WP8 Store

Auch hier ist meine Meinung: Windows Phone 8 braucht keinen schnellen Kick seiner App-Anzahl, sondern gute Apps, die sauber laufen und Spaß bringen. Instabile und langsame Apps sorgen nur dafür, dass Windows Phone 8 Nutzer einen schlechten Eindruck davon bekommen, was ihre Gerät eigentlich kann. Natürlich muss man Microsoft hier den „Benefit Of A Doubt“ gewähren, gerade weil Java bereits eine eigene kleine virtuelle Maschine ist. Trotzdem: Windows Phone 8 braucht gute Apps, nicht viele Apps.

Schlecht für das Ökosystem

Android Apps haben eine völlig andere Designsprache als Windows Phone 8 Apps. Die Kontrolle und Optik unterscheidet sich grundlegend. Windows Phone 8 Nutzer, die Android Apps auf ihren Geräten nutzen, werden so an Android gewöhnt, statt an WP8. Beim nächsten Gerätekauf sind sie daher umso mehr gehalten, gleich auch ein Android Gerät zu kaufen, schließlich kennen sie die Apps ja schon von ihrem Windows Phone. Wer sein Betriebssystem bewerben will, sollte dies nicht mit den Programmen eines fremden Systems tun.

Und noch was lässt mich hier zweifeln: Wenn Windows Phone 8 Nutzer plötzlich Android Apps kaufen, wer kriegt dann das Geld? Android Entwickler! Und für welches System entwickeln diese Entwickler dann? Sicher nicht Windows Phone 8. Gleiches gilt für In-App-Käufe. All das führt wieder nur dazu, dass WP8 Nutzer ihr Geld nicht in das Windows Phone Ökosystem, sondern in das von Android investieren. Das Resultat ist ein Kreislauf weg von Windows Phone.

Aus der Geschichte lernen

Die Geschichte hat zudem gezeigt, dass derartige Unterfangen selten Erfolg haben. Blackberry hat es mit Blackberry 10 und Jolla mit ihrem Sailfish OS vorgemacht. Beide Betriebssystem können Android Apps laufen lassen. Beide Systeme zeigen dabei die typischen Probleme wie mangelnde Performance und Instabilität. Nach allem, was ich höre, laufen Android Apps zwar nicht allzu schlecht auf BB10 und das Sailfish OS ist im Grunde viel zu jung, um bereits zu behaupten, hier würde sich ein Fehler abzeichnen. Jedenfalls Blackberry konnte bisher aber nicht von den Android Apps profitieren, wie der anhaltene Absatzkampf zeigt

blackberry

Blackberry 10 macht es vor, gewinnt aber wenig

Alles in allem denke ich, dass Microsoft besser beraten wäre, wenn es alle Energie auf qualitativ hochwertige Apps und eine loyale Entwicklerbasis verwendet, die das Beste von Windows Phone 8 einzigartigem Bediengefühl und Nutzererlebnis bieten. Was meint ihr? Würden Android Apps Windows Phone eher schaden, oder nützen?

See you in the comments!

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